Winterlied (Salis-Seewis)
1785.
Das Feld ist weiß, so blank und rein,
Vergoldet von der Sonne Schein,
Die blaue Luft ist stille:
Hell wie Krystall
Der Fluren Silberhülle.
Der Lichtstrahl spaltet sich im Eis,
Er flimmert blau und roth und weiß,
Und wechselt seine Farbe.
Ragt, nackt und kraus,
Des Dorngebüsches Garbe.
Die Zweige rings, die sanfte Wind’
Dort stäubt vom Baum
Der Flocken Flaum
Wie leichter Blüthenregen.
Tief sinkt der braune Tannenast
Den Wandrer zu beschütten;
Vom Frost der Nacht
Gehärtet. kracht
Der Weg von seinen Tritten.
Voll lauter blauer Zacken hängt
Das Dach; es stockt die Quelle;
Im Sturze harrt,
Zu Glas erstarrt,
Die blaue Meise piepet laut;
Der muntre Sperling pickt vertraut
Die Körner vor der Scheune.
Durch blätterlose Haine.
Wohlan! auf festgediegner Bahn
Klimm ich den Hügel schnell hinan,
Und blicke froh ins Weite,
Der rings so schön
Die Silberflocken streute.