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Wie viel wiegt die Luft?

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Wie viel wiegt die Luft?
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aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1863
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[575] Wie viel wiegt die Luft? das heißt die ganze Atmosphäre, welche die Erde umgiebt? In runder Summe: einmal hundert und zwanzigtausend Billionen Ctr., oder in Ziffern geschrieben: 120,000,000,000,000,000 Ctr.; – und das gewöhnliche Wetterglas ist die Wage, in welcher der obere Quecksilberspiegel die Zunge bedeutet, die uns mit größerer Sicherheit jenes Gewicht angiebt, als sie uns bevorstehende Witterungswechsel vorher verkündet.

[576] Die Höhe des Quecksilbers in der Barometerröhre ist auf der ganzen Erde, an der Oberfläche des Meeres genommen, ziemlich gleich: ohngefähr 28 Zoll. Ihre Schwankungen sind unbedeutend und gleichen sich in fortwährendem Wechsel immer wieder aus. Da nun das Quecksilber in der Glasröhre höher steht als außerhalb derselben, dasselbe aber nur durch den Druck der äußern Luft stattfinden kann, so muß diese Luft, sie mag sich so hoch über uns aufbauen, als sie immer will, eben so viel wiegen, als eine Quecksilberschicht wiegen würde, welche um die ganze Erde in einer Dicke von 28 Zoll gelagert wäre. Ein Quadratzoll dieser Schicht aber wiegt, wie man sich leicht überzeugen kann, 15 Pfund; ein Quadratfuß 2160 Pfund, eine Quadratmeile (die Meile zu 25,000 Fuß) 13500 Millionen Centner. Die ganze Atmosphäre, welche auf der über 9 Millionen Quadratmeilen großen Erdoberfläche ruht, repräsentirt demnach ein Gewicht von weit über 120,000 Billionen Centner.

Obwohl in der Luft nur gegen 5 Zehntausendstel Kohlensäure enthalten sind, jenes Gas, das sich aus dem perlenden Champagner, aus vielen Mineralquellen (sogenannten Säuerlingen) entwickelt, das bei der Gährung, bei der Verbrennung sich bildet und von den Lungen der Menschen und Thiere beim Athmen ausgehaucht wird, obwohl dieser Kohlensäuregehalt nur ein Zwanzigstel Procent beträgt, so schwebt davon doch allein über dem Königreiche Sachsen fortwährend ein Gewicht von 1836 Millionen Centner.

Aus dieser Kohlensäure der Luft bilden die Pflanzen ihre Organe; Holzfaser, Stärke, Zucker u. s. w. entstehen daraus, und weitergehend erhält sich das Thierreich durch ihren Consum. Denn die Kohlensäure enthält, wie schon der Name andeutet, Kohlenstoff, jenen schwarzen Körper, den wir in unsern Oefen verbrennen. Aus der Esse entweicht die Kohle in unsichtbarer Gasform und mischt sich der Atmosphäre bei; in solchem stetigen Kreislaufe erhält sich das wechselnde Leben.

Der Kohlenstoff- (nicht Kohlensäure-) gehalt der ganzen Atmosphäre beträgt mehr als 17 Billionen Centner! Es würde, wenn wir ihn gesondert darstellen könnten, daraus sich eine Kugel von 11/3 Meile Durchmesser bilden lassen; wenn wir ihn aber über die ganze Erde vertheilen wollten, so würde die Schicht doch nur die Dicke eines Messerrückens erhalten. Dagegen ließe sich eine Straße von 30 Fuß Breite und 300 Millionen Meilen Länge einen Fuß hoch damit belegen; das ist eine Länge, welche 15 Mal die Entfernung der Sonne und beinahe 6000 Mal den Abstand des Mondes von der Erde in sich faßt.

Das ist die Menge des Kohlenstoffs, welche in der Kohlensäure der Luft enthalten ist.