Wie viel Licht brauchen wir zum Lesen und Schreiben?
[64] Wieviel Licht brauchen wir zum Lesen und Schreiben? Wir messen das Licht nach „Normalkerzen“, das heißt wir vergleichen die Stärke einer Lichtquelle mit dem Schein der Flamme einer Normalkerze. In Deutschland gilt als solche eine Paraffinkerze von 20 Millimetern
[65] Durchmesser bei 50 Millimetern Flammenhöhe. Eine solche Normalkerze
wirft nun auf ein Blatt Papier, das wir ihr gegenüber halten, eine gewisse
Menge Licht, von der alsdann die Helligkeit des Papiers abhängt.
Diejenige Helligkeit, die entsteht, wenn wir das Blatt Papier in einem
Meter Entfernung senkrecht zu der Normalkerze halten, nennt man eine
„Meternormalkerze“ oder abgekürzt eine „Meterkerze“. Auf diese Helligkeit
einer Fläche kommt es nun an, wenn wir das Maß des für unsere
Arbeiten wie Lesen, Schreiben, Sticken etc. nöthigen Lichtes bestimmen
wollen. Versuche, die der berühmte Breslauer Augenarzt Herrmann
Cohn ausgeführt hat, haben ergeben, daß erst bei einer Helligkeit von
50 Meterkerzen das Auge ebenso leicht lesen kann wie bei Tageslicht
am Fenster. Daraus wurde als das geringste erforderliche Maß der
künstlichen Beleuchtung beim Lesen und Schreiben die Papierhelligkeit
von 10 Meterkerzen abgeleitet. Diese Helligkeit erzielt man ungefähr,
wenn man ein Blatt Papier wagrecht hinlegt und zwar 15 cm unter
und 20 cm seitlich von einer Stearinkerze. Es ist das, wie sich jeder
überzeugen kann, eine mäßige Beleuchtung. Geringere Grade der Helligkeit
sind für das Auge sehr schädlich und leisten namentlich der Kurzsichtigkeit
Vorschub.
Welche Helligkeit ergeben nun unsere Petroleumlampen? Von den besten sind es nur sehr wenige, welche die geforderte Lichtmenge noch auf dreiviertel Meter Entfernung auf das Papier werfen, und daraus ergiebt sich die hygieinische Regel, daß man eine Petroleumlampe nicht weiter als einen halben Meter von dem Lesebuch oder Schreibheft entfernt halten sollte. Diese Regel, eine Errungenschaft der letzten Jahre, sollte im Hause stets beachtet werden.*