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Wettangeln an der Oberspree

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Wettangeln an der Oberspree
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 600–601, 612
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[600]

Wettangeln an der Oberspree.
Nach einer Originalzeichnung von C. H. Küchler.

[612] Wettangeln an der Oberspree. (Zu dem Bilde S. 600 und 601.) Wenn man an einem schönen Sommermorgen Berlin auf einem der Spreedampfer verläßt, die den Ausflügler ostwärts ins Freie führen, zu den reizenden Ansiedlungen und Vergnügungsorten längs der Oberspree, dann kann man dort, wo der Fluß die Stadt zu verlassen beginnt, am grünen Ufer eine endlose Reihe von Booten sehen, mit großer Regelmäßigkeit die Spitze auf den Strand gezogen, so daß das Steuerende frei ins Wasser hineinragt. Männer in regloser Haltung sitzen oder stehen in den Booten, eine lange Gerte in den Händen. Es sind Leute, die dem Sport des Angelns obliegen. Namentlich ist es jene Uferpartie der oberen Spree, die an der Oberbaumbrücke, bald nach der bekannten Pfuelschen Schwimmanstalt, beginnt, das Ufergebiet des Schlesischen Busches und des städtischen Villengeländes bis nach Treptow hin, das von den Freunden des Angelsports aufgesucht wird. Wie alles in Berlin, was sich auf irgend einem Gebiet zu gemeinsamer Beschäftigung zusammenfindet, sich zu Vereinen zusammenschließt, so giebt es natürlich auch mehrere Anglervereine, deren Mitglieder mit eifriger Beflissenheit und geradezu engelhafter Geduld dem Sport des Fischangelns mehrere Stunden des Tages oder richtiger des allerfrühesten Morgens widmen. Und wie jeder Kegelklub oder Ruderverein sein Wettkegeln oder Preisrudern hat, so natürlich auch jeder Berliner Anglerverein sein Wettangeln. Zu diesem Zweck begeben sich die „Angelbrüder“ bereits um Mitternacht auf ihre Fangplätze und werfen ihre Angeln aus. Schweigend sitzen oder stehen sie da, als gälte es einem großen Thun, und in gespannter Erwartung hinter ihnen Frauen und Kinder, im Festkleide, die den frühen Anglern den Morgenkaffee und das Frühstück nachgebracht haben, so daß sich der Uferrasen fast zum Volksfestplatz gestaltet. Plötzlich – allerdings oft erst nach stundenlangem Zuwarten – ein Jubelruf aus dem Munde eines der Sportbeflissenen: er hat den ersten Fisch an seinem Angelhaken! Es ist gleich, ob es ein brauchbarer Plötz oder Barsch oder gar ein stattlicher Hecht oder ob es nur ein ganz wertloser kleiner Weißfisch ist, den der glückliche Angler herauszieht – er hat den ausgesetzten Preis erobert, denn die erste Beute hat er gehabt. Ob verwertbar oder nicht, wenn es nur ein Fisch war, der an seinen Köder angebissen hat. Der gewonnene Preis stellt oft einen höheren Wert dar, als der Gewinner jemals in täglich sechsstündiger geduldiger Sitzung auf seinem Boot an Fischen erangelt hat.