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Weintraubenverkäufer in Wolhynien

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Sch.
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Titel: Weintraubenverkäufer in Wolhynien
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 741, 756
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[741]

Weintraubenverkäufer in Wolhynien.
Nach einer Zeichnung von T. Rybkowski.

[756] Weintraubenverkäufer in Wolhynien (Zu dem Bilde S. 741.) Der Schauplatz, auf welchem sich der in unserem Bilde wiedergegebene Vorgang abspielt, ist eine jener düstern öden Moorgegenden, welche neben großem Waldreichthum das nördliche Wolhynien landschaftlich kennzeichnen und auf den Beschauer den Eindruck einer trostlosen Wüstenei machen.

So schlimm steht es jedoch in der That nicht. Im Gegentheil zählt die ehemals polnische, jetzt russische Provinz Wolhynien mit ihrer aus Rußniaken, Juden, Großrussen, Zigeunern, Rumänen, Tataren und selbstverständlich auch Deutschen bestehenden Bevölkerung zu den ergiebigeren und zugleich industriereicheren Bezirken des großen Czarenreiches.

Nein, die Wolhynier darben und verkümmern nicht in der Noth des Daseins, sie können sich wohl den Luxus gestatten, fern vom Süden hergeführte Weintrauben zu kosten. Aber wie ein schwerer Druck lastet der meist bleigraue Himmel über dem Ganzen, und so sieht selbst der Wohlstand kümmerlich, die Armuth doppelt ärmlich aus. Dumpf und stumpf knuspern die magern Gäule an ihrem Futter, sitzen die Männer bei ihrer Ware, betrachten die Bäuerinnen die seltenen Früchte des Südens und überlegen, ob die Befriedigung der Neugierde die geforderten Kopeken (russische Kupfermünze) auch werth sei. Und wenn sie sich dann endlich entschlossen haben, den Aufwand zu machen, dann schelten sie mürrisch über das schlechte grüne Zeug, für das man ihnen ihr gutes sauer verdientes Geld abnehme, und gehen brummend und fröstelnd auseinander. Es fehlt eben die allbelebende Sonne am Himmel, und dieser Mangel drückt der Landschaft und den Menschen ihr Gepräge auf. Sch.