Warhafftige Beschreibung der grossen und blutigen Schlacht bey dem Städtlein Lützen
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Eigendliche Abbildung vnd Der grossen vnd blutigen Schlacht / so zwischen Königl. Maj. zu Schweden vnd dem Keyserl. General von Wallenstein / den 6. Novembris[1], Anno 1632. bey dem Städtlein Lützen / 2. Meil von Leipzig vorgangen. In welcher Der Schwedischen Losungswort: GOTT IST MIT VNS / der Wallensteinischen: JESVS MARIA.
Bericht der Buchstaben in dem Kupfferstücke zufinden.[2] A. Beyder Partheyen Bataglien. NAch dem Kön. Maj in Schweden / weil General Wallenstein von Nürnberg vnverrichteter sachen auffgebrochen / vnd Churf. Durchl. zu Sachsen mit Mord / Raub vnd Brand ruiniren lassen / deroselben zu succuriren[5] / mit jhrer Armee in Beyern / gefolget / vnd die Marche durch Francken vnd Türingen nacher Sachsen angestellet / auch mit grosser geschwindigkeit / trefflicher mühe vnd Ordre den 30. Octob. zu Naumburg glücklichen angelanget / haben Sie daselbsten ein Lager vnd retrenchement[6] verfertigen lassen / auff des Feindes intension ein wachendes Auge zuhaben / inmassen es das ansehen / alß wann der Feind welcher sich damalß zu Weissenfels befunden / in betrachtung des starcken Paß vnd vielfältigen vortheils / stand halten würde. Ehe vnd bevor aber Ihr Maj. etwas häuptsachliches attentiren vnd zu werck richten wollen / haben Sie in dero Hauptquartier den 4. Novemb. Hertzog Bernhard von Sachsen Weinmar[7] / den Herrn General Wachtmeister Kniphausen[8] / Herrn Graff Nilessen / beneben andern vornehmen Obristen zu sich erfodert vnnd Kriegsrath gehalten / jhnen proponirende[9] / ob man dem Feind eine Feldschlacht lieffern solte oder nicht / darauff der meiste theil zur Schlacht gerahten / vnnd solches mit gewissen vrsachen behauptet / worauff Ihr Kön. Maj. geantwortet / wolan / wollen wir schlagen / vnd wir solten / das Gott gnädigst abwende / den kürtzern ziehen / vnd verlieren / so bleiben wir dennoch König in Schweden / da sollen sie vns mit der Hülffe Gottes solches wol lassen / aber wie es euch Teutschen ergehen möchte / solches habt jhr theils durch die erschreckliche Verfolgung schon erfahren / bleibe Ich vor meine Person / so sterbe Ich vor die Ehre Gottes / vor sein heiliges Wort / vnnd vor die teutsche Freyheit / Ich bin nur ein Mensch / vnd wird es GOtt der HERR alles ohn mich schaffen / wie es seine Göttliche Allmacht beschlossen. Etzliche der Officirer haben die Feldschlacht widerrahten / weil man sich nicht leichtlich zum General Treffen einlassen soll / da man nicht von Feind selbsten / oder durch Mangel an Geld vnd Proviant dazu genötiget wird / oder auch da kein grosser Vortheil vorhanden / daß man den Feind mit Gewalt vberlegen ist: Weil nun die Kön. Armee vom Feind nicht sonderlich angetrieben / noch einiger mangel oder necessitet[10] zum schlagen anreitzete / besondern die Wallensteinische Armee fast doppelt stärcker / vnd an der Menge weit vberlegen / auch allen Vortheil der Pässe vnnd örter eingenommen / erachten selbe zum wenigsten rathsam zu seyn / mit der Schlacht so lang inne zuhalten / biß die Chur Sächsische[11] vnd Lüneburgische[12] Troupen zu der Königl. Armee gestossen / vnd man sich dadurch gestärcket hette. Hierauff sollen Ihr Königl. Maj. geantwortet haben / daß es wol gerahten sey / Sie wolten solches ferner in deliberation[13] ziehen. Ist also darbey verblieben / biß Ihr Königl. Maj. den 5 Novemb.[14] früe gewisse Kundschafft eingezogen / daß der General Wallensteiner durch ein intercipirtes[15] Königl. Schreiben vorleitet securo gemacht worden / auch daß er sich von Weissenfels nach dem er Stad vnd Schloß geplündert erhoben / vnd nach Lützen 2 meil von Leipzig sich gewendet / ingleichen daß er den Gen. von Pappenheim[16] mit 7 der besten Regim. nacher Halle den Paß an der Saale zu occupiren / außcommandiret hette. Worauff die Kön. Maj. jhre vorige Resolution gefasset / vnd die Sächsische Armee nicht erwarten wollen / sondern noch 3 Stund vor Tages / von Naumburg auffgebrochen / vnnd noch selben Tages nach Mittag dem Feinde sich praesentiret / jhn durch spielung kleiner Stück / zu rücke getrieben / etlich Volck erleget vnnd eine Standarda / darauff die Fortuna vnnd der ReichsAdler gemahlet gewesen / von Crabaten[17] vberkommen / vnd were es noch 2 Stund Tag gewesen / were der Feind mehrentheils ruiniret worden / weil aber die Nacht vnd ein starcker Nebel eingefallen / ist es beyderseits still worden. Königl. Maj. haben die gantze Nacht in Bataglia gehalten / vnd waren willens / den Feind noch etlich / Stunden vor Tag anzugreiffen / aber wegen des dicken Nebels / so eingefallen / haben Sie des hellen Tages erwarten müssen: Der Feind aber hat hierzwischen seinen Vortheil wohl ersehen / die beyden Graben am Wege (E) tieffer gemacht / vnd Mußquetirer[18] darein gelegt / daß sie gleichsam eine Brustwehr daran gehabt. Nachdem nun Kön. Maj. das Morgengebeth verrichten lassen / vnd der Nebel allgemach durch die Sonne vertrieben / vnnd ein gutes Zeichen eines schönen hellen Tages geben thate / haben Sie alles Volck zu Roß vnnd Fuß redlich zufechten mit beweglichen Worten ermahnet / zu den Schweden vnd Finnen gesagt: Ihr redlichen Brüder / haltet euch heute wol / fechtet redlich vor Gottes Wort vnd ewern König / werdet jhr solches thun / so werdet jhr vor Gott vnnd der Welt Gnad vnd Ehre haben / vnnd Ich wil es euch ehrlich belohnen: Werdet jhrs aber nicht thun / so schwer Ich euch / daß ewres Gebeines nicht soll wider in Schweden kommen Zu den Teutschen aber sagten Ihr Maj. Vnd jhr redlichen Teutschen Brüder / Officirer vnnd gemeine Soldaten / Ich bitte euch sämptlichen / haltet euch auch Männlich / fechtet redlich mit mir / welches nicht / wie Ich denn mein Leib vnd Blut euch zum besten mit auffsetze / werdet jhr bey mir stehen / so wird vns GOtt hoffentlich den Sieg geben / vnd werdet jhr vnd ewre Posteritet[19] es zugemessen haben / wo nicht / so ist es vmb ewre Religion vnnd Libertet geschehen. Nach solchem sagten Ihr Kön. Maj. Nun wollen wir dran / das walt der liebe GOTT / vnd rufft mit heller Stimm: JEsu / JEsu / JEsu hilff mir heute streiten zu deines heiligen Nahmens Ehr: Zogen also in voller Bataglia nüchtern / ohne niessung einig Speiß oder Trancks / gerade gegen dem Städtlein Lützen zu / da denn zu beyden seiten des Feindes Cavallerie sich praesentiret / biß so lang der General Wallensteiner das Fußvolck neben den Windmühlen F in Bataglie G gebracht hatte / da sie denn auff der seiten bey den Floßgraben L wider zu rück gangen / vnnd sich auff der rechten Hand bey dem Städtlein in voller Bataglie gestellet / auch zugleich das Städtlein Lützen in Brand stecken lassen / damit an selbigem Ortte der Schwedischen Einfall verhindert würde / welche nichts minder unverzagt in voller Bataglia auff der seiten des Städtleins vnd Floßgraben gerade zu avanciret / vnd der Keyserl. grossen Armee in guter Ordnung B sich praesentiret / da dann alsobald sie von des Feindes groben Stücken G bey den Windmühlen fast ernstlich empfangen / vnd nachdem ingleichen jhre Stücken sie gepflantzet / zu beyden seiten ein zwey Stund lang auff einander gespielet worden / biß zwischen 9. vnd 10. Vhr das Treffen recht angangen / vnd marchirten also Ihr Kön. Maj. mit der Avantgvarde selbst gerade auff den Feind zu / welcher / wiewol er ohne die 2. Graben am Wege E mit den Mußquetirern sonst nicht geringe Vortheil innen gehabt / dennoch von der Schwedischen Briggada (12[20]) alles Schweden angefallen / aus den Graben ein wenig zu rück getrieben / vnnd der 7. Stücken so bey den Graben / alsobald verlustig gemacht worden. Nach diesem ist auch die andere Schwedische Briggada (13) die Guardie oder das gelbe Regiment genand / gefolget / welche schnell vber den Graben / vnd auff des Feindes Briggada (48) (vngeacht des Feindes jede Briggada wol 3 mal stärcker vnd mächtiger als der Schwedischen gewesen) mannlich getroffen / dieselbe gantz ruiniret vnd geschlagen / hernach auch auff die andere 49. mit gleicher Ruin vnd Thrennung derselben gangen / vnd biß auff die dritte 50. gelanget: weil sie aber von so langem chargiren[21] zimlich schwach worden / auch die angefallene des Feindes Briggada von einer andern Briggada 51. vnd 2. Squadronen Reutern 52. 53. secundiret worden / ist sie endlich nach scharffen Treffen mit sampt des Obr. Winckels Briggada 14. das blawe Regiment genand / welche jener secundiren wollen / zu rück getrieben / fast gantz ruiniret / vnd die 7. Keyserl. Stück wieder dem Feinde zu vberlassen gezwungen worden / in mittels aber hat Mann die Schwedischen Stücke / so vor den Briggaden sonst gehalten / auff die Windmühlen / da des Feindes Stücke gepflantzet / (mit denen sonst auff Hertzog Bernhardi von Weymar Briggada 15. dermassen gespielet worden / daß dieselbe sich hinder des Müllers Häußlein O. ein wenig nach der Leng zu rück begeben müssen zu richten vorgenommen / vnd nicht wenig Schaden beym Gegentheil damit verursachet. Es hat auch Anfangs alsobald Ihr Kön. May. mit etlichen Squadronen Reutern 1. 3. 5. 7. 9. 11. welche Squadronen aber gleichfals jhr / des Feindes / an Macht wol dreymal vbertroffen / in dem rechten Flügel auff des Feindes lincken Flügel 45. 46. 47. getroffen / vnd denselben dermassen angefallen / daß nicht allein der Hinderhald 58. 59. 60. also bald durch solche furie geschrecket / durchgangen / vnd die Flucht gegeben / sondern auch Ihr Kön. May. selbst / weil sie mit 11. als Schmaländern zu tieff hinein gesetzt / tödlich beschädigt / jren Geist in armis / so sie allein pro Deo et religione tuenda ergreiffen müssen / ritterlich vnd seliglich auffgeben / vnd der Königliche Cörper zimlich spolirt[22] / an welchen 5. Schösse vnd etzliche Wunden observirt / eine viertel Stunde hernach erst gefunden worden. Nichts desto weniger aber haben sich 2. grosse Trouppen Crabaten 44. 62. so gleich auch an des Feindes Lincken Flügel gehalten / vnterstanden des Königes rechten Flügel zu hinterschleichen / auch mit jhrer grossen furie vnd gewaltigen Geschrey so weit kommen / daß sie die Bagagi vnnd munition Wägen K erlanget / vnd dieselben / auch etliche von der Cavallerie in disordre gebracht / welche aber alsobald von 3 Suadronen Reutern 41 42 43. ([23]vnter welchen auch Obr. Leutenand von Rölingen darüber in Arm geschossen) secundiret worden / so die Crabaten mit zimlichem Verlust wieder zu rück getrieben. Mitler weil solches geschehen / hat auch Hertzog Bernhard mit dem lincken Flügel 16. 18. 20. 22. 24. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. nicht gefeyret / sondern mit denselben vnd bey sich führenden 1. Regiment Stücklein vnd commandirten Mußquetirern so zwischen der Cavallerie 17. 19. 21. 23. 25. an des Feindes rechten Flügel 53. 54. 55. 56. 57. einen Angriff getahn / welcher sich an die Windmühlen bey den Stücken G begeben / auch nach dem I. Fürstl. Gn. des Hertztrawrigen Niederschlags Kön. Maj. vernommen / Heroisch geantworttt: Sie begehrten bey diesem höchstbetrübten Zufall nicht lenger zu leben / sondern Ihr Kön. May. Gottseligsten Abtrit zufolgen / bevor aber das Königliche Blut ritterlich zurechnen / vnnd dem Feind doppelt bezahlen / vnd also haben Ihr Fürstl. Gn. benebenst den anderen hohen Officirern mit jhre Batallie der Wallensteinischen Armee in die flance vnd fronte tapffer eingesetzet / vnd mit solcher courage ein jeder gefochten / daß sie benebenst den vorigen 7. Stücken noch 13. grosse Canonen sampt der Wallsteinischen Munition erlanget / auch selbige mit den jhrigen Stücken also vnauffhörlich gebrauchet / daß die Wallsteinische Bataglie dadurch gebrochen / vnd in die Flucht gebracht worden / dahero ein halbe Stund lang das continuirliche schiessen auffgehöret / biß die Wallsteinische Armada durch deß Gen. Pappenheims Regimenter zu Fusse Ankunfft[24] gestärcket vnd secundirt / auff das newe sich gewendet / vnd mit furiensen salven wiederumb an die Schwedische Armee gesetzt / vnd tapffer gefochten habe / da dann die Königl. Armee vnerschrocken vnnd standhafftig in jhre vorige Postür stehende das scharffe Gefecht wieder angefangen / vnd mit einer tapffern courage jhren ankommenden Feind also attaquiret / daß die Wallsteinische Infanterie meisten theils darauff gangen / vnd nach neunstündigen Combatte gäntzlich in die Flucht geschlagen worden[25] / dadurch die Wallsteinische vnd Pappenheimische beyde Armaden ruiniret / vnd die vbrigen schwachen Regimenter bey Nacht in grosser Flucht vnnd disordre[26] sich nacher Leipzig salviret[27] / theils der cavallerie durch die Saale gesetzet / vnd biß nacher Wolffenbüttel geflogen[28] / jhr gantze Artolerie / Munition vnd Geschütz im Stich hinterlassende / viel Pagagie Wägen / nebenst 3. halben Carthaunen / seyn auff dem Wege naher Leipzig stehen blieben / vnnd ist dz gantze Wallsteinische Läger / nebenst das Städtlein Lützen[29] vnd Ranstadt in Brand gesetzet worden. Vnd sind auff Keyserl. Seiten geblieben[30] / der Apt von Fulda / Gr. von Pappenheim / Obr. Lau / Obr. Westumb / Obr. Leutenant Borda / Obr. Leutenant Taxheim / Obr. Leutenant Lampert / Obr. Leutenant Cammerhoff / Obr. de Foves / neben vielen andern Hohen- vnd Niedern Officirern vnd Soldaten / so nicht zu nennen; Anderseits seynd neben Ihr. Kön. May. General Major Ißler vnd Obr. Gerstorff geblieben / benebens Graff von Nilis / Obr. Winckel Obr. Wildenstein vnd andere mehr verwundet / vnd hat man von den Gefangenen vernommen / dz zwen dritten theil der Wallst. Armee bey dieser Schlacht ruiniret worden / auff der Wahlstad seyn zwar vber 4000. Mann nicht gelegen / aber vnzehlich viel gekquetzscht / deren meisten theils von den rottirten Sachsen Bawren in der Fluch vnd folgende retirada nieder gemacht / dazumal hat man 28. Cornet vnd bey den 50 Fähnlein Ihr Fürstl. Gn. Hertzog Bernhard praesentiret / aber wegen deß trawrigen hintrits ihres gloriosesten Königes vnd Haupts ist wenig solcher Sachen geachtet worden. GOtt dem Allmächtigen sey vor geschehe Victori ewiges Lob vnd Danck gesagt / der wolle nochmals ferner seiner Barmhertzigkeit eingedenck seyn / für vns gegen vnsere Feinde streiten / vnd vns einmal den edlen so lang gewündschten Friede geben vnd restituiren.
Anmerkungen (Wikisource)
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