Warhafftige Beschreibung Von einer grossen Paß-Geigen zu Preßlau in Schlesien
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ERstlich ist bemeldte Paß-Geigen 37. Elen lang / aber 150. und eine halbe Elen / zwey Viertel und 5. sechzehen Theil breit. 2. Seynd auch 6761. Schock Laden darzu genommen worden / dann zu dem Sattel seynd allein 567. Schock Laden kommen. 3. Haben 100. Geigenmacher / 93. Tischler / und 54. Zimmerleuth gantzer neun Jahr darüber gearbeitet / und dises 1674. Jahr allererst verfertiget worden. 4. Seynd zu einem Schrauben vier Schock grosse Eichbäum kommen. 5. Seynd zum Fidlbogen 8. Schock grosse Lehrbäum kommen. 6. Seynd von 20000. Pferden die Schweiff oder Haar zum Fidlbogen kommen / und haben 200. Leinweber an den Haaren zwey Jahr lang gantz kunstreich geknüpfft. 7. Seynd zum Leimb / damit die Geigen ist fest gemacht worden / von acht hundert tausend Ungarischen Ochsen die Hörner genommen worden und haben zweyhundert Persohnen drey Jahr darüber in grossen Bräu-Pfannen gesotten / auch 40. Persohnen / aus Unvorsichtigkeit / in die Pfannen gefallen und todt geblieben. 8. Seynd zu den Schrauben bestellt 500. Mann / mit mächtigen grossen Instrumenten / wann die Geigen solle gestimmet werden / und wo man mit der Hand greiffen thut / ist ein mächtiges schweres Gewicht / daß man tretten muß / wie man wohl erachten kan / daß es nicht zu greiffen ist. 9. Seynd zu der allerkleinsten Seiten von 40798. edlen Schaafen die Därm darzu gebracht worden / was die anderen Seiten anbelangt / indem sie eine siben-seitige Paß-Geigen ist / kan nicht beschriben werden. 10. Wird bemeldte Paß-Geigen nur dreymahl in dem Jahr gezeigt / als zu Ostern / Pfingsten und Weyhnachten / es gibt von einem Fest zu dem andern den Klang so lang / daß mans nicht öffter geigen kan. 11. Seynd 680. Persohnen bestellt / die nur den Fidlbogen regieren. 12. Wann der Fidlbogen recht soll geschmiert werden / muß man 800. Centner Calvonium haben / müssen auch 80. Persohnen von einem Fest zu dem andern / Tag und Nacht den Fidlbogen schmieren. |
13. Im Jahr 1674. ist am Ostertag die Paß-Geigen zum allerersten mahl gegeiget worden / und die allerkleineste Seitte abgesprungen / hat doch 388. Mann erschlagen / ohne die / welche in die Lufft geflogen und beschädiget worden. 14. Weilen aber die Tieffe der Paß-Geigen nicht ist zu beschreiben / ist doch gewiß geschehen / daß ein Schneider aus Vorwitzigkeit / wie man wohl weiß / daß sie alles beschnarchen müssen / sich auf die Geigen bemüht zu steigen / und da er alles gut betrachtet / und durch ein Stern-Loch hinein schauete / bekam er den Schwindel / und strauchelte / fiel endlich gar hinein / ist zwey Tag gefallen / biß er auf den Boden ist kommen / aus welchem man leichtlich erachten kan / was das für eine Tieffe seyn muß / wie er aber wiederrumb hinaus ist kommen / oder mit was künstlichen Instrumenten er heraus gezogen worden / berichte mit nächstem. 15. Weilen aber die abgesprungene Seitten wiederumb aufgezogen / und ordentlich gestimbt / haben die Beywesende einen Versuch gethan / und mit dem Fidlbogen hin- und her gezogen / hat es einen so mächtigen Klang gegeben / daß der Elisabeth Kirchen-Thurn / so 50. Klaffter hoch ist / sich erschüttert und eingefallen / jedoch keinen Menschen / als einen Esel erschlagen / es seynd auch vor grossem Klang 499. Persohnen umb das Gehör kommen. 16. Es hatte / kurtz zu sagen / dise Paß-Geigen eine solche Grösse in sich / daß zwey wohl-berittene Männer / 28. Wochen / 3. Tag und 5. Minuten zu reiten gehabt / biß sie selbe rings umb geritten haben. Weilen nun solches Wunder-Werck niemahlen auf Erden gewesen oder von jemand gesehen / und mit grosser Mühe und Arbeit zusammen gebracht worden / soll ein jeder Kunst- und Rarität-liebender / sich nach Preßlau begeben / dise Kunst zu sehen / wird solches nicht allein ihnen willfährig gezeigt / mit einem Trunck Schebs-Bier beschenckt / auch allen Orthen / wo sie hinkommen / in Erzehlung diser wunderlichen Paß-Geigen / lieb und werth gehalten werden. |