Wann kommst du wieder?
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Mainz, den 6. April 1876.
Wann kommst du wieder?
Nun ist die Welt ein einzig Lied,
Ein Lied voll sel’gen Klängen;
Durch all’ die tausend Herzen zieht,
In allen Seelen flammt und glüht
Ein neues Schaffen und Drängen.
Nun muß im blüthenreichen Thal
Des Winters Duft, des Winters Qual
Zum Frühlingsglück sich wenden,
Und du, mein stilles Herzeleid,
Du trüber Freund aus trüber Zeit,
Willst noch nicht enden?
Ich schau’ zurück, und wie im Traum
Grüß’ ich entschwund’nes Leben;
Ich seh’ im duftverklärten Raum,
Entstiegen neu dem leichten Schaum,
Die alten Geister schweben.
Und doch, sänn’ ich auf neuen Sang,
Auf frischen Lebens frischen Klang,
Ich fände nicht die Lieder.
Du holdes Sinnen, heller Blick,
Mein ganzes fernes Frühlingsglück,
Wann kommst du wieder?
Hermann Hort.