Wahre Abbildung Eines Teuffels
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[2] Monsieur!
DEmselben berichte mit wenigen / was für eine erschröckliche Begebenheit sich unlängstens mit einem vornehmen von Adel N. N. dessen Güter zwey Tagereisen von Pariß gelegen / zugetragen: Dieser als ein sonst wohlerfahrner Soldat / hält sich seiner Gewohnheit nach / Zeit währender Winter-Quartier meistens allhier in Pariß auf / umb seine Courage und Tapfferkeit auch bey dem allhiesigen Frauenzimmer zu erweisen / worinnen er sich dermassen vertieffet / so gar / daß er öffters des Tages zu zehen biß zwantzig hat zu sich bringen lassen / worunter er dann erwehlet / welche ihm zu seiner Bequemligkeit am geschicktesten gewesen; Alleine er wird endlich in der Wehlung so eckel / daß ihme seine Bedienten fast keine gut genug mehr bringen können: Und obwohl die Bedienten deßfals sehr unwillig worden / und keine mehr auffsuchen mögen / so hat doch sein lieber Getreuer / wo er anderst den Schlägen entkommen / und seines capriciösen[1] HErrn Befehl nicht kräncken wollen / fort gemust / da er denn mit höchstem Verdruß und Unwillen sich auff die Brücke verfüget / in Meynung / daselbst einiger Dames zu erwarten; Kaum hat er eine Viertelstunde da auffgepasset / so kömmt eine über alle massen schöne / und mit einer gantz sondern hohen Fontange[2] und rarer Kleidung von der neuesten Façon[3] wohlgezierte Dame zu ihm getreten / grüsset ihn mit einem freundlichen und lächlenden Bonjour, und fraget ihn / ob er ihr nicht ein gut Logier[4] wüste zuzuweisen / sie sey eine Dame ehrliches Geschlechts aus Portugal und also frembde / dabey habe sie auch ein solch schlechtes Logier / daß sie unmüglich darinnen bleiben könte; Hierzu ist nun dieser Diener willig / sagt / woferne sie mit ihme gehen wolte / so wolte er sie in ein solch bequem Logier führen / dergleichen sie in der gantzen Stadt nicht finden würde; Die Dame ist hierüber erfreuet / und folget dem Diener biß in seines Herrn Logier / welcher sie denn in höchster Freude auf das allerfreundlichste empfängt / [3] und weil diese Dame eine nach seinem Sinne ist / findet er auch die höchste Vergnügung bey ihr; denn alles an ihr ist schön und wohlgestalt in seinen Augen / alle ihre Reden klingen wohl in seinen Ohren / und in Summa / alle ihre Actionen erfreuen sein gantzes Hertz und Sinn / daß es also an nichts mehr mangelt / das ihn höher vergnügen könte. Alleine als er einige Tage seine Wollust zum Uberfluß in höchster Vergnügung mit ihr gepflogen / so gar / daß er fast einen Eckel bey sich empfindet / dann wird er erst gewahr / daß bey ihr nicht eine natürliche Wärme vorhanden / dahers er auch mit einem furchtsamen Grauen befallen wird; Als aber die Dame dieses mercket / scheidet sie sich / doch ohne eintzigen Molest[5] / von ihm. Weil aber die Furcht und Grauen bey dem Edelmann sich je mehr und mehr anhäuffet / so / daß er fast gar melancholisch darüber wird / entschliesset er / sich auff seine Güter zu begeben / welches er auch eilfertigst zu bewerckstelligen Anstalt machet. Als er nun auf dem Wege und sich eines Holtzes nähert / wird er eines Reuters gewahr / welcher mit voller Rüstung querfeld ein auf ihn zurennet: Er aber als ein wohlgeübter Soldat / greifft zu den Waffen / und vermeynet damit den Anlauff dieses Reuters abzuhalten; Alleine der Reuter verweist ihm / und sagt / seine Gegenwehr würde nichts seyn / er solte sich nur gefangen geben / denn er wäre ohn dem seyn / ziehet darauff die Larve ab / und zeiget ihm / daß er die Dame wäre / mit der er bißhero so vergnügliche Wollust gepflogen / und daß er mit einem Teuffel gebuhlet hätte. Hierauff ruffet und seufftzet der gute Edelmann in höchster bestürtzung / Furcht und Zittern seinen HErrn JEsum an / bittet diesen / er möchte ihn doch umb seiner heiligen Wunden willen nicht in die Klauen des grimmigen Teuffels fallen / noch seine Seele darinnen verderben lassen. Worauff denn der Teuffel verschwunden / und er also ohne fernern Anlauff / jedoch in höchster Angst und Todesfurcht / nacher Hause kommen / woselbst er auch noch in solchem Grauen und Furcht / und fast wie in einer Verwirrung hinlebet / da ihme denn das schöne Gesicht mit der wohlgefertigten Fontange / wie er selber spricht / stetig für seinen Augen schwebet; Immittelst wird er von denen Herren Patribus[6], auch Vornehmen fleißig besuchet; Was ferner mit ihme passiren wird / stehet künfftig zu berichten. Siehet man demnach / was der Teuffel vor ein listiger Affe ist / so gar / daß er seine Büberey auch unter die edlen Fontangen versteckt / und in seiner heßlichen Gestalt / vermittelst seiner tausendfältigen Künste / eine solche schöne Dame repræsentiren kan; Zwar sind seine Hörner von Natur zur Fontange gar gefüglich / und darff er nicht [4] erst einen Drath darzu biegen lassen / es mögen auch solche wohl von ihme herrühren. Und ob gleich die Natur so wohl in Gewächsen als unvernünfftigen Mißgeburthen / uns dieser übermüthigen Hoffarth wegen einige Warnung dargestellet / so ist doch niemand / der sich daran kehret / sondern heist auch bey denen Aschenbrödeln und Mistfincken: Wer nicht mit macht / wird ausgelacht. Alleine / wehe / wehe denen Hoffärtigen und Stoltzen! Wehe denen Hurern und Ehebrechern / etc. etc. denn diese sollen nicht in das Reich Gottes kommen; Und wird es dermaleinst leider mit ihnen heissen / woferne sie nicht wiederkehren und Buße thun: Gehet hin von mir ihr Verfluchten in das ewige Feuer / welches bereitet ist den Teuffeln und seinen Engeln. Daß auch der Teuffel sich ehmals denen wollüstigen fleischlich-Gesinneten so wohl in weiblicher als männlicher Gestalt præsentiret / ist aus denen alten und neuen Geschichten zur Genüge bekant / deren hier nur etliche mit anzufügen: So lieset man beym Heil. Bernhardo, daß zu seiner Zeit der Teuffel viel Jahr lang mit einem Weibe Buhlschafft getrieben / da ihr Ehmann bey ihr im Bette gelegen / und doch um diese Büberey nichts gewust: Als aber die Frau endlich eine Reue ankommen / daß sie ihren Buhlen abschaffen wollen / hat sie es zu thun nicht vermocht / derohalben es dem Heil. Bernhardo geklaget / welcher dann den Teuffel beschworen und von ihr getrieben. So meldet auch der Heil. Augustinus, daß zu seiner Zeit die bösen Geister unterschiedliche Weibes-Personen geschwängert. Ferner ist auch nicht unbekant / daß eine Aebtißin / Magdalena vom Creutz genant / von Corduba aus Spanien gebürtig / bekennet / daß in ihrem instehenden zwölffjährigen Alter ein böser Geist in Mohren-Gestalt zu ihr kommen / und sie umb ihre Ehre angestrenget / deme sie auch zu Willen worden / und von der Zeit an in die 30. Jahr mit ihme zugehalten / und fleischliche Wollust mit ihme gepflogen: Anderer Exempel vor itzo zu geschweigen. Wolle derowegen ein iedweder / der in solchen Sünden wandelt / sich diese erschröcklichen Exempel zu einem Spiegel und Abscheu recommendiret seyn lassen / bey Zeiten ümbkehren / und den Mantel der rechtschaffenen wahren Buße ergreiffen / ehe er dem Teuffel in seine Klauen falle / und dermaleinst mit allen Verdammten ewig gequälet werde.