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Vor der Schlacht bei Rothenthurm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: H.
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Titel: Vor der Schlacht bei Rothenthurm
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 701, 708
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[701]

Vor der Schlacht bei Rothenthurm.
Nach dem Gemälde von W. v. Vigier.

[708] Vor der Schlacht bei Rothenthurm. (Zu dem Bilde S. 701.) Nachdem die Waadt, die seit zweiundeinemhalben Jahrhundert ein bernerisches Unterland gewesen war, zur Befreiung vom verhaßten Joch der Berner im Jahr 1798 die Franzosen in die Schweiz gerufen hatte und diese die Berner in der Schlacht bei Neuenegg besiegt hatten, arbeitete das französische Direktorium unter der Mithilfe von schweizerischen Abgesandten eine neue Verfassung für die Schweiz aus. Dieselbe hob die bisherigen Grenzen und Unterschiede der eidgenössischen Stände auf und verschmolz sie zu einem Einheitsstaat. Unter dem Druck der politischen Lage beugten sich fast sämtliche Stände und nahmen die neue Verfassung an; nur Nidwalden und Schwyz wollten sich nicht fügen und beharrten bei ihrer alten von den Vätern ererbten Gesetzgebung. Da erhielt General Schauenburg den Auftrag, die Verfassung den beiden Ländern mit Waffengewalt aufzuzwingen. In wenigen Tagen war Nidwalden ein Trümmerhaufen, seine waffenfähige Mannschaft erschlagen, gegen Schwyz kam es am heftigsten bei Rothenthurm zum Kampf, wo eine „Letzimauer“, d. h. Wehrmauer, deren Thor jetzt noch erhalten ist, jahrhundertelang das Thal von Einsiedeln gegen die Zugänge aus der Mittelschweiz abschloß. Alles, was Waffen tragen konnte, sammelte sich hierher, ein Milizheer von 1200 Mann und etwa 1500 Landstürmler, Männer, Frauen, Knaben und Mädchen, die mit den Schlag- und Stichwaffen der alten Freiheitskriege ausgerüstet waren. Als die Franzosen in Sicht kamen, warf sich das Volk zum Gebet nieder, dann gab Alois Reding, der feurige Führer, mit den Worten: „Wir fliehen nicht, wir sterben“ das Zeichen zum Angriff. Im Andenken an den ersten schweizerischen Freiheitssieg, den die Väter am nahen Morgarten erstritten hatten, stürmte das Volk aufjauchzend und mit fliegenden Fahnen durch den französischen Kugelregen gegen den von der nördlichen Bergflanke niedersteigenden Feind. Die schwyzerischen Scharfschützen zielten gut, doch schrecklicher wüteten Bayonettangriff, Kolbenschlag und die Sensen der Frauen gegen das vorher nie besiegte Heer Schauenburgs. 2700 Franzosen deckten die Abhänge, Schwyz hatte nur 236 Tote. So lauten wenigstens die Berichte. Auf der Anhöhe von St. Jost, im Anblick des alten Schlachtfeldes von Morgarten feierte das Völklein den Sieg. Da kam die niederschmetternde Nachricht, daß der Feind vom Zürichsee her ins Innere des Landes gedrungen sei. Reding schloß mit Schauenburg einen ehrenvollen Frieden. Schwyz nahm die Verfassung an, die Franzosen aber zogen sich, die Tapferkeit des Völkchens ehrend, gleich über die Landesgrenze zurück. Jetzt geht über das Schlachtfeld die schweizerische Südostbahn, die den Zürichsee mit dem Rigi verbindet. H.