Von dem Dummling (1812)
Die weiße Taube.
Vor eines Königs Pallast stand ein prächtiger Birnbaum, der trug jedes Jahr die schönsten [295] Früchte, aber wenn sie reif waren, wurden sie in einer Nacht alle geholt, und kein Mensch wußte, wer es gethan hatte. Der König aber hatte drei Söhne, davon ward der jüngste für einfältig gehalten, und hieß der Dummling; da befahl er dem ältesten, er solle ein Jahr lang alle Nacht unter dem Birnbaum wachen, damit der Dieb einmal entdeckt werde. Der that das auch und wachte alle Nacht, der Baum blühte und war ganz voll von Früchten, und wie sie anfingen reif zu werden, wachte er noch fleißiger, und endlich waren sie ganz reif und sollten am andern Tage abgebrochen werden; in der letzten Nacht aber überfiel ihn ein Schlaf, und er schlief ein, und wie er aufwachte, waren alle Früchte fort, und nur die Blätter noch übrig. Da befahl der König dem zweiten Sohn ein Jahr zu wachen, dem ging es nicht besser, als dem ersten; in der letzten Nacht konnte er sich des Schlafes gar nicht erwehren, und am Morgen waren die Birnen alle abgebrochen. Endlich befahl der König dem Dummling ein Jahr zu wachen, darüber lachten alle, die an des Königs Hof waren. Der Dummling aber wachte, und in der letzten Nacht wehrt’ er sich den Schlaf ab, da sah er, wie eine weiße Taube geflogen kam, eine Birne nach der andern abpickte und fort trug. Und als sie mit der letzten fortflog, stand der Dummling auf und [296] ging ihr nach; die Taube flog aber auf einen hohen Berg und verschwand auf einmal in einem Felsenritz. Der Dummling sah sich um, da stand ein kleines graues Männchen neben ihm, zu dem sprach er: „Gott gesegne dich!“ – „Gott hat mich gesegnet in diesem Augenblick durch diese deine Worte, antwortete das Männchen, denn sie haben mich erlöst, steig du in den Felsen hinab, da wirst du dein Glück finden.“ Der Dummling trat in den Felsen, viele Stufen führten ihn hinunter, und wie er unten hinkam, sah er die weiße Taube ganz von Spinnweben umstrickt und zugewebt. Wie sie ihn aber erblickte brach sie hindurch, und als sie den letzten Faden zerrissen, stand eine schöne Prinzessin vor ihm, die hatte er auch erlöst, und sie ward seine Gemahlin und er ein reicher König, und regierte sein Land mit Weisheit.
Die Bienenkönigin.
Zwei Königssöhne gingen auf Abentheuer aus, und geriethen in ein wildes, wüstes Leben, so daß sie gar nicht wieder nach Haus kamen. Der jüngste, der Dummling, ging aus und suchte seine Brüder; wie er sie fand, spotteten sie sein, daß er mit seiner Einfalt sich durch die Welt schlagen wolle, da sie zwei nicht
[297] durchkämen und wären doch viel klüger. Da zogen sie miteinander fort und kamen an einen Ameisenhaufen, die zwei ältesten wollten ihn aufwühlen, und sehen, wie die kleinen Ameisen in der Angst herumkröchen und ihre Eier forttrügen; aber der Dummling sagte: „laßt die Thiere in Fried, ich leids nicht, daß ihr sie stört.“ Dann gingen sie weiter und kamen an einen See, auf dem schwammen viele, viele Enten; die zwei Brüder wollten ein paar fangen und braten, aber der Dummling sagte wieder: „laßt die Thiere in Fried’, ich leids nicht, daß ihr sie tödtet.“ Endlich kamen sie an ein Bienennest, darin war so viel Honig, daß er am Stamm herunterlief; die zwei wollten Feuer unter den Baum legen, daß die Bienen erstickten, und sie den Honig wegnehmen könnten. Der Dummling hielt sie aber wieder ab und sprach: „laßt die Thiere in Fried’, ich leids nicht, daß ihr sie verbrennt.“ Da kamen die drei Brüder in ein Schloß, wo in den Ställen lauter steinerne Pferde standen, auch war kein Mensch zu sehen, und sie gingen durch alle Säle, bis sie vor eine Thüre ganz am Ende kamen, davor hingen drei Schlösser; es war aber mitten in der Thüre ein Lädlein, dadurch konnte man in die Stube sehen. Da sahen sie ein grau Männchen an einem Tische sitzen, das riefen sie an einmal, zweimal, aber es hörte
[298] nicht; endlich riefen sie zum drittenmal, und da stand es auf und kam heraus. Es sprach kein Wort, faßte sie aber an und führte sie zu einem reichbesetzten Tisch, und als sie gegessen hatten, führte es einen jeglichen in ein eigenes Schlafgemach. Am andern Morgen kam es zu dem ältesten, winkte ihm und brachte ihn zu einer steinernen Tafel, darauf standen die drei Aufgaben geschrieben, wodurch das Schloß erlöst werden konnte. Die erste war: in dem Wald unter dem Moos lagen die tausend Perlen der Königstochter, die mußten aufgesucht werden, und vor Sonnenuntergang durfte nicht eine einzige fehlen, sonst ward der, welcher es unternahm zu Stein. Der Prinz ging hin und suchte den ganzen Tag, als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden, und ward in einen Stein verwandelt. Am folgenden Tag unternahm der zweite Bruder das Abentheuer; er ward aber wie der älteste zu Stein, weil er nicht mehr, als zweihundert gefunden. Endlich kam auch an den Dummling die Reihe, der suchte im Moos, es war aber so schwer, die Perlen zu finden, und ging so langsam, da setzte er sich auf einen Stein und weinte. Und wie er so saß kam der Ameisenkönig, den er einmal erhalten hatte mit fünftausend Ameisen, und es währte gar nicht lang, so hatten die die Perlen miteinander gefunden
[299] und auf einen Haufen getragen. Die zweite Aufgabe aber war, den Schlüssel zu der Schlafkammer der Prinzessin aus der See zu holen. Wie der Dummling zur See kam, schwammen die Enten, die er einmal gerettet hatte, heran, tauchten unter, und holten den Schlüssel aus der Tiefe. Die dritte Aufgabe aber war die schwerste: aus den drei schlafenden Töchtern des Königs sollte die jüngste und die liebste herausgesucht werden, sie glichen sich aber vollkommen, und waren durch nichts verschieden, als daß die älteste ein Stück Zucker, die zweite Syrup, die jüngste einen Löffel voll Honig gegessen hatte, und es war bloß an dem Hauch zu erkennen, welche den Honig gegessen. Da kam aber die Bienenkönigin von den Bienen, die der Dummling vor dem Feuer geschützt, und versuchte den Mund von allen dreien, zuletzt blieb sie auf dem Mund sitzen, der Honig gegessen, und so erkannte der Prinz die rechte, und da war aller Zauber vorbei, alles war aus dem Schlaf erlöst, und wer von Stein war, erhielt seine menschliche Gestalt wieder, und der Dummling vermählte sich mit der jüngsten und liebsten, und ward König nach ihres Vaters Tod; seine zwei Brüder aber mit den beiden andern Schwestern.
Es war einmal ein König, der schickte seine drei Söhne in die Welt, und welcher von ihnen das feinste Linnengarn mitbrächte, der sollte nach seinem Tode das Reich haben. Und damit sie wüßten, wo hinaus sie zögen, stellte er sich vor sein Schloß und blies drei Federn in die Luft, nach deren Flug sollten sie sich richten. Die eine flog nach Westen, der folgte der älteste, die andere nach Osten, der folgte der zweite, die dritte aber fiel auf einen Stein, nicht weit von dem Pallast, da mußte der dritte Prinz, der Dummling zurück bleiben, und die andern lachten ihn aus und sagten: er sollte bei dem Stein das Linnengarn aufsuchen. Der Dummling aber setzte sich auf den Stein und weinte, und wie er so hin und her wankte, schob sich der Stein fort, und darunter lag eine Marmorplatte mit einem Ring. Der Dummling hob sie auf, und da war eine Treppe, die führte hinunter, darauf ging er fort und kam in ein unterirdisches Gewölbe, da saß ein Mädchen und spann Flachs. Es fragte ihn, warum er so verweinte Augen hätte, da klagte er ihm sein Leid, daß er das feinste Linnen suchen solle, und doch nicht darnach ausziehen dürfe, da haspelte ihm das Mädchen sein Garn [301] ab, das war das allerfeinste Linnengarn und hieß ihn das hinauf zu seinem Vater bringen. Wie er nun hinaufkam, war er lange Zeit weggewesen, und seine Brüder waren eben zurückgekommen und glaubten gewiß, sie hätten das feinste mitgebracht. Als aber ein jeder das seinige vorzeigte, da hatte der Dummling noch einmal so feines, und das Reich wär sein gewesen; aber die zwei andern gaben sich nicht zufrieden, und verlangten von dem Vater, er solle noch eine Bedingung machen. Der König verlangte nun den schönsten Teppich, und blies die drei Federn wieder in die Luft, und die dritte fiel wieder auf den Stein, und der Dummling durfte nicht weiter gehen, die andern aber zogen nach Osten und Westen. Er hob den Stein auf und ging wieder hinab, und fand das Mädchen geschäftig, einen wunderschönen Teppich aus den brennendsten Farben zu weben, und als er fertig war, sprach es: „der ist für dich gewirkt, den trag hinauf, kein Mensch auf der Welt wird einen so prächtigen haben.“ Er ging damit vor seinen Vater, und übertraf wieder seine Brüder, die die schönsten Teppiche aus allen Ländern zusammengebracht hatten, aber diese brachten den König doch dahin, daß er die neue Bedingung machte, wer das Reich erben wollte, müsse die schönste Frau mit nach Haus bringen. Die Federn [302] werden wieder geblasen, und Dummlings seine bleibt auf dem Stein liegen. Da ging er hinunter und klagte dem Mädchen, was sein Vater wieder für ihn so schweres aufgelegt habe, das Mädchen aber sagte, es wolle ihm schon helfen, er solle nur weiter in dem Gewölbe gehen, da werde er die schönste auf der Welt finden. Der Dummling ging hin und kam an ein Gemach, worin alles von Gold und Edelsteinen schimmerte und flimmerte, aber statt einer schönen Frau, saß ein garstiger Frosch mitten darin. Der Frosch rief ihm zu: „umschling mich und versenk dich!“ Er wollte aber nicht, da rief der Frosch zum zweiten und drittenmal: „umschling mich und versenk dich!“ Da faßte der Dummling den Frosch, und trug ihn herauf zu einem Teich, und sprang mit ihm hinein, kaum aber hatte das Wasser sie berührt, so hielt er die allerschönste Jungfrau in seinen Armen. Und sie stiegen heraus, und er führte sie vor seinen Vater, da war sie tausendmal schöner, als die Frauen, die sich die andern Prinzen mitgebracht. Nun wäre das Reich wieder dem Dummling gewesen, aber die zwei lärmten und verlangten, der sollte den Vorzug haben, dessen Frau bis zu einem Ring, der mitten im Saal festhing, springen könnte; der König willigte auch endlich darein. Die Frau des ältesten konnte aber kaum halb so hoch [303] hinaufkommen, die Frau des zweiten kam ein wenig höher, aber die Frau des dritten sprang bis in den Ring; da mußten sie endlich zugeben, daß Dummling nach ihres Vaters Tod das Reich erben solle, und als der starb, ward er König und hat lange in Weisheit regiert.
Es war einmal ein Mann, der hatte drei Söhne, der jüngste aber war ein Dummling. Eines Tags sprach der älteste: „Vater, ich will in den Wald gehen, Holz hauen.“ – „Laß das bleiben, antwortete der Vater, du kommst sonst mit einem verbundenen Arm heim.“ Der Sohn aber achtete nicht darauf, dachte, er wisse sich schon zu hüten, steckte einen Kuchen in die Tasche und ging hinaus. In dem Walde begegnete ihm ein graues altes Männchen, das sagte: „gieb mir doch ein Stück von dem Kuchen, den du in der Tasche hast, ich bin so hungrig.“ Der kluge Sohn aber sprach: „was soll ich dir meinen Kuchen geben, dann hab’ ich selber nichts, pack dich deiner Wege!“ und ging fort mit seiner Axt, und fing an einen Baum zu behauen, nicht lange aber, da hieb er fehl, die Axt fuhr ihm in den Arm, und er mußte heimgehen und sich verbinden lassen. Das [304] war aber von dem alten grauen Männchen gekommen.
Darauf ging der zweite Sohn in den Wald, wo ihn das Männchen auch um ein Stück Kuchen ansprach. Er schlugs ihm aber auch ab, und hieb sich dafür ins Bein, daß er sich mußte nach Haus tragen lassen. Endlich ging der Dummling hinaus, das Männchen sprach ihn, wie die andern, um ein Stück Kuchen an. „Da hast du ihn ganz,“ sagte der Dummling, und gab ihn hin. Da sagte das Männchen: „hau diesen Baum ab, so wirst du etwas finden.“ Der Dummling hieb da zu, und als der Baum umfiel, saß eine goldene Gans darunter. Er nahm sie mit sich, und ging in ein Wirthshaus und wollte da übernachten, blieb aber nicht in der großen Stube, sondern ließ sich eine allein geben, da setzte er seine Gans mitten hinein. Die Wirthstöchter sahen die Gans und waren neugierig, und hätten gar zu gern eine Feder von ihr gehabt. Da sprach die älteste: „ich will einmal hinauf gehen, und wenn ich nicht bald wieder komme, so geht mir nach.“ Darauf ging sie zu der Gans, wie sie aber kaum die Feder berührt hat, bleibt sie daran hängen; weil sie nun nicht wieder herunter kam, ging ihr die zweite nach, und wie sie die Gans sieht, kann sie gar der Lust nicht widerstehen, ihr eine Feder auszuziehen; die [305] älteste räth ihr ab, was sie kann, das hilft aber alles nichts, sie faßt die Gans an und bleibt an der Feder hängen. Die dritte Tochter, nachdem sie unten lange gewartet, ging endlich auch hinauf, die andern rufen ihr zu, sie sollt ums Himmels willen der Gans nicht nahe kommen, sie hört aber gar nicht drauf, meint, eine Feder müsse sie haben, und bleibt auch daran hängen. Am andern Morgen nahm der Dummling die Gans in den Arm und ging fort, die drei Mädchen hingen fest und mußten hinter ihm drein. Auf dem Feld begegnet ihnen der Pfarrer: „pfui, ihr garstigen Mädchen, was lauft ihr dem jungen Burschen so öffentlich nach, schämt euch doch!“ damit faßt er eine bei der Hand, und will sie zurückziehen, wie er sie aber angerührt bleibt er an ihr auch hängen, und muß nun selber hinten drein laufen. Nicht lang, so kommt der Küster: „ei! Herr Pfarrer, wo hinaus so geschwind? heut ist noch eine Kindtaufe!“ er läuft auf ihn zu, faßt ihn beim Ermel, bleibt aber auch hängen. Wie die fünf so hintereinander her marschiren, kommen zwei Bauern mit ihren Hacken vom Feld, der Pfarrer ruft ihnen zu, sie sollten sie los machen, kaum aber haben sie den Küster nur angerührt, so bleiben sie hängen, und waren ihrer nun sieben, die dem Dummling mit der Gans nachliefen. [306] Er kam darauf in eine Stadt, da regierte ein König, der hatte eine Tochter, die war so ernsthaft, daß sie niemand zum Lachen bringen konnte. Da hatte der König ein Gesetz gegeben wer sie könnte zu lachen machen, der sollte sie heirathen. Der Dummling, als er das hörte, ging mit seiner Gans und ihrem Anhang vor die Königstochter; wie diese den Aufzug sah, fing sie überlaut an zu lachen, und wollte gar nicht wieder aufhören. Er verlangte sie nun zur Braut, aber der König machte allerlei Einwendungen und sagte, er müßte ihm erst einen Mann bringen, der einen Keller voll Wein austrinken könnte. Da ging er in den Wald, und auf der Stelle, wo er den Baum abgehauen hatte, sah er einen Mann sitzen, der machte ein gar betrübtes Gesicht, der Dummling fragte, was er sich so sehr zu Herzen nähme? „Ei! ich bin so durstig, und kann nicht genug zu trinken kriegen, ein Faß Wein hab ich zwar ausgeleert, aber was ist ein Tropfen auf einen heißen Stein?“ – „Da kann ich dir helfen, sagte der Dummling, komm nur mit mir, du sollst satt haben.“ Er führte ihn in des Königs Keller, der Mann machte sich über die großen Fässer, trank und trank, daß ihm die Hüften weh thaten, und ehe ein Tag herum war, hatte er den ganzen Keller ausgetrunken. Der Dummling verlangte nun seine [307] Braut, der König aber ärgerte sich, daß ein schlechter Bursch, den jedermann einen Dummling nannte, seine Tochter davon tragen sollte, und machte neue Bedingungen: er müsse ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brod aufessen könnte. Der Dummling ging wieder in den Wald, da saß auf des Baumes Platz ein Mann, der schnürte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein grämliches Gesicht und sagte: „ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrod gegessen, aber was hilft das bei meinem großen Hunger, ich spür doch nichts davon im Leib und muß mich nur zuschnüren, wenn ich nicht Hungers sterben soll.“ Wie der Dummling das hörte, war er froh und sprach: „steig auf und geh mit mir, du sollst dich satt essen.“ Er führte ihn zu dem König, der hatte alles Mehl aus dem ganzen Reich zusammenfahren, und einen ungeheuern Berg davon backen lassen, der Mann aber aus dem Wald stellte sich davor, und in einem Tag und einer Nacht, war der ganze Berg verschwunden. Der Dummling forderte wieder seine Braut, der König aber suchte noch einmal Ausflucht, und verlangte ein Schiff, das zu Land wie zu Wasser fahren könnte; schaffe er aber das, dann solle er gleich die Prinzessin haben. Der Dummling ging noch einmal in den Wald, da saß das alte graue Männchen, [308] dem es seinen Kuchen gegeben, und sagte: „ich hab für dich getrunken und gegessen, ich will dir auch das Schiff geben, das alles thu’ ich, weil du barmherzig gegen mich gewesen bist.“ Da gab er ihm das Schiff, das zu Land und zu Wasser fuhr, und als der König das sah, mußte er ihm seine Tochter geben. Da ward die Hochzeit gefeiert, und er erbte das Reich, und lebte lange Zeit vergnügt mit seiner Gemahlin.
Anhang Band 1
I. Die weiße Taube hat im Eingang Aehnlichkeit mit dem goldenen Vogel. No. 57.
II. Die Bienenkönigin hat offenbar viel Uebereinstimmung in den Motiven mit dem Mährchen von Fix und Fertig (No. 16). III. Die drei Federn. Hier finden sich häufig kleine Abweichungen in andern Recensionen, besonders in den Aufgaben. Der Vater gibt jedem der drei Söhne einen Apfel, wer den seinen am weitesten wegwirft, soll das Reich erben. Der des jüngsten fliegt am weitesten, weil der aber gar zu dumm ist, will der Vater ihm das Recht nicht lassen und verlangt zwanzig Steigen Leinwand in einer Nußschale, der älteste reist nach Holland, der zweite nach Schlesien, wo feine Leinewand seyn soll, der dritte, der Dumme, geht in den Wald, da fällt eine Nußschale von einem Baum, worin das Linnen steckt. Darnach verlangt er einen Hund, der durch seinen Trauring springen kann, dann drei Zahlen Garn, die durch ein Nadelöhr gehen: alles bringt der Dummling. Nach einer andern Erzählung soll der des Königs Gut erben, der den schönsten Geruch mitbringt, der Dumme kommt vor ein Haus, da sitzt die Katz vor der Thür und fragt: „was bist du so traurig?“ – „Ach! du kannst mir doch nicht helfen!“ – „Nun hör einer! sag nur was dir fehlt.“ Die Katz verschafft ihm dann den besten Geruch. Wiederum ist die Einleitung mannichfach: der Vater jagt den dummen Hans fort, weil er gar zu dumm ist, da geht er an des Meeres Gestade, setzt [XLIII] sich hin und weint; da kommt die Kröte, die eine verzauberte schöne Jungfrau ist, mit der springt er auf ihr Geheiß ins Wasser und ringt mit ihr und erwirbt sich das Reich, indem sie ihre menschliche Gestalt dadurch wieder gewinnt. – In der braunschweiger Sammlung steht das Märchen S. 271-286. wieder mit andern Aufgaben 1) der Kahn zu dem kein Spänchen gehauen, den ein Greis ihm giebt, weil er ihn gelabt. 2) Die kleinste, feinste Webeleinwand. Diese giebt ihm eine kluge Katze in einer Nuß, als diese aufgemacht wird, liegt eine noch kleinere darin, in dieser endlich ein Gerstenkorn, und dieses enthält erst das Gewebe. 3) Die schönste Braut, in die sich die Katze verwandelt.
Anhang Band 2
[LXVIII] Num. 64. I. (Weiße Taube.) Das gedruckte dänische Märchen: Historie om trende Brödre, iblandt hvilke den yngste efter han havde af sine to brödre lidt stor foragt … omsider blev en Fyrste u. s. w. scheint in diesen Kreis zu gehören. Nyerup (Iris, Juny 1795. S. 281.) Der es zu schnell verurtheilte, hat sich nur kurz darüber ausgelassen.
Num. 64. III. (Die drei Federn.) Ueber das Federaufblasen denen man nachgeht. Vgl. Altd. Wälder I. 91. Und Aventin bair. Chronik S. 98b. „Es ist auch sonst ein gemein Sprüchwort vorhanden, das gemeiniglich diejenigen brauchen, so fremde Land bauen wollen oder sollen: „ich will ein Feder aufblasen, wo dieselbig hinaus fleugt, will ich nachfahren.“ – S. auch Völnndurs Lied, wo der eine Bruder nach Osten, der zweite nach Süden auszieht, der dritte aber daheim bleibt.
Num. 64. IV. (Goldne Gans.) Vgl.jüngere Edda Dämis. 51.