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Von dem Aufenthalt und den Besitzungen der Grafen von Nassau in Franken

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Autor: Anonym
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Titel: Von dem Aufenthalt und den Besitzungen der Grafen von Nassau in Franken
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 2, S. 30–53
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
s. a. Von dem Aufenthalt und den Besitzungen der Grafen von Nassau in Franken (Teil 2)
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II.
Von dem Aufenthalt und den Besitzungen der Grafen von Nassau in Franken.


§. 1.
Die Berichtigung der Nassauischen Geschichte in Beziehung auf Franken hat schon mehrere Gelehrten beschäfftigt. Der geheime Rath Johann Jacob Reinhard in Carlsruhe, einer der trefflichsten Teutschen Geschichtforscher und Germanisten, hat manches hievon in seinen Jurist. und Histor. kleinen Ausführungen[1] untersucht, dem Geschichtforscher, der weiter untersuchen will, vorgearbeitet, u. andere zu solchen Untersuchungen aufgefordert. – Joh. Pet. Wagner, Rector des Idsteiner Gymnasiums, schrieb 1775 ein Programm de vita Adolphi Nassovii, regis Romanorum, worin er ebenfalls verschiedene| Irrthümer in der Nassauischen Geschichte rügte. – Diese beyden Vorarbeiten werde ich vornämlich benützen, das, was sonst gedruckte Hülfsmittel an die Hand geben, beybringen, die gemeinen Erzählungen streng prüfen, und mit ungedruckten Urkunden einige meiner Erzählungen belegen.[2] Vielleicht wird dieser Versuch eine Veranlassung, daß fleißige Archivare, welche ihre diplomatischen Schätze kennen und benützen wollen, diesen Gegenstand künftig noch mehr ins Licht setzen. Er kann inzwischen eine Probe seyn, wie viel sich auch nur aus schon gedruckten Quellen in der ältern Geschichte berichtigen lasse, und der sel. Kremer[3] würde etwan günstiger von demselben urtheilen, als von den beyden Nürnbergischen Handschriften, welche er angeführt hat.


§. 2.
Alle Begebenheiten, welche von den Grafen von Nassau vor der Mitte des XII. Jahrhunderts in Ansehung ihres Aufenthalts| in Franken erzählt werden, sind offenbar erdichtet: denn vor dieser Zeit nennte keiner von dieser Familie sich Herr oder Graf von Nassau, sondern sie hießen Herren und zuletzt Grafen von Laurenburg. Walram III. und Rupert II. haben zuerst nach der Mitte des XII. Jahrhunderts sich Grafen von Nassau genennt.[4] Schon aus diesem Grund also müssen folgende Angaben künftig aus der Geschichte ausgemerzt werden: daß Graf Otho von Nassau zur Zeit K. Heinrichs des Finklers wider die Ungarn gefochten habe, und 972 zu Nürnberg im hohen Alter gestorben sey; wo auch dessen tapferer Sohn, Walram 1020 sein Leben beschlossen haben soll;[5] daß Gundachar, welcher 1057 zum Bischoff in Eichstätt gewählt worden, und 1075 gestorben, ein geborner Graf von Nassau gewesen, dessen Vater Reginher hieß;[6] daß zu Anfang des XI. Jahrhunderts Grafen von Nassau an dem Hofgericht des Kaisers zu Nürnberg gesessen seyen, oder sich an des Kaisers Hoflager zu Nürnberg aufgehalten| und daselbst gewohnt,[7] oder zum Bau der Lorenzer Kirche im J. 1003 viel beygetragen haben.[8] – Es steht ausserdem noch diesen Nachrichten entgegen, daß die Existenz Nürnbergs, als einer Stadt, in dieser Zeit noch nicht bewiesen ist.


§. 3.
Die Nürnbergischen Chroniken[9] erzählen ferner von den Grafen von Nassau: Nach der Wiederaufbauung und Erweiterung der Stadt Nürnberg unter K. Conrad III. ums Jahr 1140 hätten die Grafen von Nassau, welche damahls schon zu Schwabach und Cammerstein ihre Residenzen gehabt, vom K. Conrad noch eine Hofstatt begehrt, darauf sie bauen und in der Stadt Hof halten möchten. Es sey ihnen daher ein grosser| Platz vom Molerthor hinauf an der Pegniz bis zu der Lorenzer Kirche, (die noch die Kirche zum h. Grab hieß) übergeben worden, welchen sie eingefangen, zu ihrem Nutzen gebraucht, und ansehnliche Gebäude, unter andern den Heilsbronner Hof daselbst aufgerichtet. – Dieses Vorgeben gründet sich aber auf kein tüchtiges Zeugniß, widerspricht allem, was man zuverläßiges von der Geschichte der Grafen von Nassau weiß, und beruht auf Anachronismen. Die Orte Schwabach und Cammerstein besaß vor 1299 kein Graf von Nassau. Eben so wenig wird jemahls erwiesen werden, daß sie 1140 die Lorenzer Kirche erweitert, und mit einem Thurm versehen haben.[10]


§. 4.
Ums Jahr 1255 können die Grafen von Nassau noch keine Güter in Franken, zu Nürnberg oder in der dortigen Gegend besessen haben: denn in der ausführlichen Theilungsurkunde, welche damahls die Stammväter der beyden Hauptlinien, Walram und Otto, unter sich errichteten, und in welcher| sie ihre Besitzungen genau anzeigten,[11] wird keiner solchen Güter gedacht. Auch sonst findet sich in den bisher gedruckten Nassauischen Urkunden[12] keine Spur davon, daß Walram oder Otto, oder irgend ein Graf von Nassau vor 1299 in Franken Besitzungen an sich gebracht hatten. Hieraus lassen sich nun die folgenden Angaben der Nürnbergischen Chroniken beurtheilen.


§. 5.

Das Barfüsser-Kloster zu Nürnberg soll im XIII. Jahrhundert von den Grafen von Nassau und Conrad Waldstromer erbauet worden seyn. Einige setzen dieß ins Jahr 1206[13] andere ins Jahr 1228. Nach einer andern Erzählung haben sie diesem Kloster nur ihre Gärten, die sie in dieser Gegend an der Pegnitz hatten, 1228 geschenkt. Meisterlein[14] setzt diese Schenkung noch später an, nämlich nach der Stiftung des Predigerklosters, also in die letzte Hälfte des XIII. Jahrhunderts.

| Den Grafen von Nassau wird auch die Erbauung des Augustiner-Klosters bey Nürnberg im J. 1218 oder im J. 1225 zugeschrieben.[15] Nach der Erzählung einiger Chroniken hätten sie zuerst vor der Stadt eine Capelle für reisende Augustiner gebauet, woraus 1230 erst ein Kloster geworden.[16] Dieß wird den Grafen Conrad und Rudolf von Nassau in einigen Nachrichten zugeschrieben.

Vielleicht ist an dem, was vom Barfüsser- und Augustiner-Kloster gesagt wird, gar nichts richtig; vielleicht gehört die Schenkung an das erste in spätere Zeiten. Die Verschiedenheit der chronologischen Bestimmung ist schon ein Kennzeichen der grossen Ungewißheit.


§. 6.
Lazius erzählt, daß Grafen Adolfs Vater, auch Adolf genannt, eine Burggräfin zu Nürnberg, von dem alten Vohburgischen Geschlecht, zur Gemahlin gehabt habe. Es ist aber dieß wohl nicht erweislich; Grafen von Vohburg waren nie Burggrafen zu Nürnberg; König Adolfs Vater hieß nicht| Adolf, sondern Walram;[17] dieser hatte aber eine Gräfin von Catzenelnbogen, Adelheid zur Gemahlin.[18]


§. 7.

Es ist ganz unwahrscheinlich, daß König Adolf vor seiner Gelangung zur Königswürde Güter in und um Nürnberg gehabt und sich in dieser Gegend gewöhnlich aufgehalten habe. Das, was wir mit Gewißheit von seiner Geschichte vor seiner Gelangung zum Thron wissen, beweist, daß er meist im Nassauischen und in den Niederlanden sich aufhielt.[19] Sein fleißigster Geschichtschreiber, Herr von Günderrode,[20] hat hievon nichts entdecken können, und hält diese Erzählung für ganz unwahrscheinlich. Die von ihm ausgefertigten Urkunden beweisen auch vielmehr das Gegentheil, daß er als König nur kurze Zeit in und bey Nürnberg sich aufgehalten.

| Übrigens ist es ein ofenbarer Anachronismus, wenn die Nürnbergischen Chroniken sagen: Adolf habe Güter um Nürnberg, insonderheit Schwabach und Cammerstein, an die Burggrafen zu Nürnberg verkauft, und etliche Dörfer und Güter Nürnbergischen Bürgern käuflich überlassen. Schwabach[21] und Cammerstein nebst allen Besitzungen der Grafen von Naßau in Franken kamen erst nach seinem Tod in deren Hände, und die Grafen von Nassau besaßen vor 1299 nichts in Franken, wie Herr Oetter[22] bereits ganz richtig bemerkt hat.


§. 8.
Graf Adolf, der nachmahlige Teutsche König, soll 1274 zu der Zeit, da K. Rudolf ein Hofgericht zu Nürnberg gehalten, demselben als oberster Richter präsidirt, und die Grafen von Nassau in Abwesenheit des Kaisers daselbst Gericht gehalten haben.[23] – Die neuern Nassauischen Geschichtforscher wollen dieß für eine Verwechslung erklären,| welche zwischen dem König Adolf im XIII. Jahrhundert und dem Grafen Adolf von Nassau-Wiesbaden, welcher unter K. Maximilian I. 1501 Kammerrichter gewesen, begangen worden.[24] Da aber jene Nachricht bereits im Meisterlein steht, so kann eine solche Vermischung diesen Irrthum nicht erzeugt haben: denn Meisterlein schrieb noch vor dem Anfang des XVI. Jahrhunderts.


§. 9.

Nach dem Bericht der Nürnbergischen Chroniken sollen die Grafen von Nassau 1274 zum Bau der Lorenzer Kirche in Nürnberg einen großen Beytrag gethan, und Graf Adolf die schon ehehin (1003) von seinen Vorfahren gebaute Kirche zum H. Grab, welche abgebrochen worden, weit größer wieder aufgebauet haben. Insonderheit soll 1283 der eine Thurm der Lorenzer Kirche gegen die Pegnitz zu, an welchem sich das Nassauische Wappen befinden soll, von Graf Adolf von Nassau oder dessen Sohn gleiches Namens,[25] dem nachmahligen Teutschen König gebaut worden seyn.[26]

| Allein diese Erzählung hat wenig Schein. In der Lorenzer Kirche selbst und ausser derselben findet sich vom Nassauischen Namen und Wappen keine Spur. Der in Stein gehauene Schild über dem Portal der Kirche gegen den Fischbach zu, zwischen den Thürmen, welcher den Nassauischen Löwen enthalten soll, ist nicht mit Schindeln bestreut; zu dessen linker Hand ist ein einfacher Adler, und über diesen beyden war ehehin ein zweyköpfigter Reichsadler in Stein gehauen, welchen der Blitz 1772 herab schlug, und welcher nicht mehr zu sehen ist, da vor einigen Jahren der ganze Gang, an welchem er sich befand, abgebrochen und neu gebaut worden ist. Diese drey Schilde bedeuteten vielleicht das Reichswappen, das Böhmische und Crainische Wappen.


§. 10.
Nach Müllners Erzählung in seinen ungedruckten Annalen Nürnbergs, gehörte die hohe Eckbehausung am Fischbach gegen St. Lorenzen über zu Nürnberg, oder das jetzige Schlüsselfelderische Stiftungs- und Fidericommißhaus den Grafen von Nassau. Es soll Graf Adolf von Nassau, nachmahliger Teutscher König, daselbst 1283 erbaut haben.| Unter dem Dache ist ein steinerner Gang, an welchem sich die sieben kurfürstlichen Wappen nebst dem Nürnbergischen Stadtwappen befinden. Dieser Gang ist eigentlich die Brusthöhe des ehemahls plattgebauten Daches nach Orientalischer Art, worauf in spätern Zeiten ein Teutsches Dach ist gesetzt worden. Man hat hier auch ehehin ein Nassauisches Wappen finden wollen; allein dieß war eine Verwechslung des Böhmischen und Pfälzischen Löwen mit dem Nassauischen. Im zweyten Stockwerk dieses Hauses soll sich eine Capelle befunden haben, welche Berthold XVIII. Bischoff von Bamberg, ein Graf von Leiningen, nebst andern Geistlichen bey St. Sebald und St. Lorenzen, zur Ehre des h. Lorenz geweihet haben, und worin Diether von Nassau, Adolfs Bruder seine erste Messe soll gehalten haben.[27] Diese Capelle ist jetzt in einen großen Saal verwandelt, und auf dem Chor an demselben, in welchem vermuthlich sonst der Altar der Capelle stand, befindet sich noch ein kleiner Glockenstuhl. Die Verzierungen dieses Chors mögen aus eben derjenigen Zeit seyn, in welcher das prächtige, von sehr guter Bildhauer-Arbeit| verfertigte steinerne Portal der Lorenzer Kirche gebaut ist, welches aber meines Erachtens nicht ins XIII. Jahrhundert gehören kann, da sich wohl solche vollkommene Denkmähler der Kunst aus diesem Jahrhundert schwerlich finden.


§. 11.

Im J. 1292 oder 1294 soll König Adolf dem Abt zu Heilsbronn Heinrich von Hirschlach seinen Sitz zu Nürnberg geschenkt haben. Hocker[28] führt diesen Umstand an, ohne einen andern Beweis beyzubringen, als eine Nürnbergische Chronik. Da inzwischen in diesem Kloster ein Jahrtag für die Nassauische Familie begangen wurde, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß eine solche Schenkung irgend einmahl geschehen, wenn sie gleich etwas später anzusetzen seyn, und vielleicht erst ins XIV. Jahrhundert gehören möchte. Eben so unsicher ist das Vorgeben, daß die Grafen von Nassau das Brodhaus zu Nürnberg, aus welchem nachher das ältere Rathhaus entstanden, dem Kloster Heilsbronn im XIII. Jahrh. geschenkt haben.

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§. 12.

König Adolf soll dem Barfüsser Kloster zu Nürnberg seinen lustigen Garten am Wasser geschenkt haben;[29] da hingegen nach andern Nachrichten dieß schon früher 1218 oder 1228 bey der Erbauung des Klosters soll geschehen seyn, wie ich oben (§. 5.) bemerkt habe. Wenn diese Schenkung überhaupt geschehen ist, so gehört sie wahrscheinlich erst ins XIV. Jahrhundert. Das Franciscaner Kloster rechnete wenigstens die Grafen von Nassau unter seine Wohlthäter.


§. 13.
Dem König Adolf wird nicht nur der Besitz von Altdorf ohne allen Beweis zugeschrieben,[30] sondern auch ohne Grund behauptet, er habe diesen Ort mit Mauern bevestigt[31], mit Freyheiten versehen, und der Name desselben rühre von ihm her, indem aus Adolphsdorf Altdorf geworden. Altdorf war wahrscheinlich schon vor K. Adolf vorhanden, und unter diesem Namen bekannt. Das Nürnbergische Saalbüchlein dessen Inhalt| wenigstens ins XIII. Jahrhundert gehören mag, scheint dieß zu bestättigen.[32]


§. 14.
Nach Meisterleins Erzählung[33] hat König Adolf sein feyerliches Beylager mit Maria aus dem Lützelburgischen Hause in Nürnberg gehalten.[34] Allein es hat noch niemand erweisen können, daß König Adolf mehr als eine Gemahlin hatte, diese aber war Imagina aus dem Limburgischen Hause[35], welche noch 1312 als Wittwe lebte.[36] Iohannes ab Indagine[37] hat schon bemerkt, daß hier vielleicht eine Verwechslung begangen worden, mit der Vermählung der Tochter König Adolfs, Mechtild, an Rudolf Pfalzgrafen am Rhein, welche 1294 im September zu Nürnberg vollzogen wurde.[38] Einen| ähnlichen Fehler eines Nürnbergischen Franciscaner Mönchs in libro anniversariorum hat bereits Köhler[39] gerügt. Er nennt die Gemahlin König Adolfs Margaretha. Vielleicht hat er die Margaretha, Gemahlin Grafen Adolfs von Nassau, der König Adolfs Enkel war, im Sinn gehabt.[40]


§. 15.

König Adolfs älterer Bruder, Diether, der nachmahls Erzbischoff zu Trier geworden, soll zu Nürnberg in den Dominicaner-Orden getreten seyn.[41] Diether ist allerdings, und zwar ohne Wissen seiner Mutter, Predigermönch geworden; aber nicht zu Nürnberg, sondern zu Mainz, wie aus einer archivalischen Nachricht vom Jahr 1314 erweislich ist,[42] welche weit mehr Glauben verdient, als der Chronist Meisterlein im XV. Jahrhundert. Müllner sagt daher mit Recht in seinen Annalen: Fides fit penes scriptorem.

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§. 16.

Nach Meisterleins[43] Bericht hat König Adolf 1292. eine Schwester, (Richarda) oder eine Tochter, (Adelheid) in das Kloster Gnadenthal gethan, und demselben zwey seiner Häuser zu Nürnberg geschenkt und übergeben. Müllner sagt schon: Fides fit penes scriptorem. Dieß ist in Ansehung beyder in so ferne nicht unwahrscheinlich, da sie beyde in Klöster gegangen sind; und zwar beyde in das 1296 vom König Adolf gestiftete Kloster Clarenthal, wie ihre Grabschriften beweisen.[44] Nur müßte erst erwiesen seyn, daß Adolf bereits Häuser in Nürnberg besessen, ehe man sagen kann, daß er sie verschenkt habe.


§. 17.
Der 1292 zum Teutschen König erwählte Graf Adolf von Nassau hielt im folgenden Jahr 1293 einen Reichstag (generalem curiam) zu Nürnberg, und errichtete auf demselben die bekannte Verordnung von dem Recht in Ansehung der auf dem Rhein oder einem andern Fluß entstandenen| Inseln, und über einige andere Gegenstände welche sehr oft abgedruckt ist.[45] Der Reinaldus Comes Gelrensis, welcher sie veranlaßt hat, soll auch ein Graf von Nassau gewesen seyn;[46] Herr von Günderrode nennt ihn seinen Vetter und Günstling.

Um diese Zeit, IX. Cal. Maii (24 April) indict. VI a. d. 1293. regni a I. belehnte er zu Nürnberg Gottfried von Eppenstein,[47] mit einigen von den Frankfurter Juden zu erhebenden Zinsen. Während dieses Aufenthalts bestättigte er auch der Stadt Nürnberg ihre Previlegien, III. Cal. Maii. 1293.[48]

In einer III. Non. Maii Ind. IV. a. 1293 zu Cadolzburg ausgefertigten Urkunden belehnte er Conrad Stromern[49] mit dem Nürnbergischen Forstamt.

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§. 18.

Im Jahr 1294 hat König Adolf verschiedene Urkunden ausgefertigt, theils zu Nürnberg, theils Nürnberg betreffend. Die erstern beweisen seinen Aufenthalt in Nürnberg um diese Zeit, zu Ende des Augusts und im Monat September. Dergleichen ist:

Epistol. dissidationis ad Philippum Pulchrum. Dat. Nuremberge II. Cal. Sept. a. D. 1294. regni vero nostri a. III,

in Leibnitii Cod. dipl. iur. gent. p. 30. Lünig P. Spec. Contin. I. p. 32 Martene Thes. anecd. T. I. p. 1270. Hist. dipl. Nor. p. 192.

Privilegium für die Stadt Augspurg, worin sie von fremden Gerichten eximirt wird. dat. ap. Nuremberg non. Sept. Ind. VII. a. d. 1294 regni III.

Lünig P. spec. Cont. IV. T. I. p. 90.

Concession, daß die Stadt Augspurg von Karren und Wagen ein Jahr Lang 1 Pf. Zoll nehmen möge. Dat. ibid. eod.

Lünig l. c.

Die Verordnung, die Nurung und Fürreüt im Nürnberg. Wald betr. dat. ap. Rotenburg VIII. Id. Aug. regni III.

| Hist. dipl. Nor. p. 188.

Dipl. quo officium foresti confirmatur. dat. Norimb. VIII. Id. Sept. 1294.

Waldstrom. Orat. de curiis Norimb. celebr. p. 56.

Ein Privilegium für das Prediger Kloster zu Nürnberg, die Holzensfreyheit im Nürnbergischen Reichsforst betr. welches Müllner in annal. T. I. anführt, ist auch vom Jahr 1294. Ausserdem finden sich keine diplomatischen Beweise von dem Aufenthalt König Adolfs zu Nürnberg oder in dessen Gegend.


§. 19.
Bey einer auf der Reichsveste gehaltenen fürstlichen Hochzeit und Tanz im XIII. Jahrh. soll ein Saal eingefallen seyn, und viele Fürsten und Herren erschlagen haben. Einige setzen diese Begebenheit in die Zeiten K. Friedrichs II. 1225, andere in die Zeit Kaiser Rudolfs 1284. Bey diesem Unglück sollen auch zwey Grafen von Nassau, Rudolf und Conrad, das Leben verloren haben, deren Schilde, jedoch ohne Unterschrift, in der 1671 abgebrannten Barfüsser Kirche sollen gehangen haben. Allein diese Geschichte| ist noch zu wenig berichtigt, als daß man darauf etwas bauen könnte.[50]


§. 20.

Daß die Grafen von Nassau, und insonderheit König Adolf, Bürger zu Nürnberg gewesen, ist die gewöhnliche Sage der Nürnbergischen Chroniken, und Köhler[51] hat sich viele Mühe gegeben, dasselbe zu beweisen, aber vielleicht es nicht einmahl wahrscheinlich gemacht. Es sind schon öfter gegen diese Behauptung Zweifel erregt worden,[52] und man muß sich wundern, daß Köhler nicht durch die Gründe Müllners, die ich nachher anführen will, von seiner Meinung zurückgekommen ist.

Es wäre zwar nichts unerhörtes, wenn die Grafen von Nassau Bürger in Nürnberg gewesen wären: da bis ins XVI Jahrhundert Grafen und Dynasten in Reichsstädten nicht nur das Bürgerrecht annahmen, sondern auch in deren Dienste traten, welches| letztere ich in Ansehung Nürnbergs künftig insonderheit noch erweisen will. – Allein man müßte hiezu bessere Beweise auffinden, als die Köhlerischen sind. Ein Hauptargument desselben ist der Verkauf des Nassauischen Hofs im J. 1363 an Hertwig Volkamer, welches wegen Graf Johann von Nassau Burgermeister und Rath zu Nürnberg ersucht, dem Käufer diesen Hof zu überlassen, als der Stadt zu Nürnberg Recht und Gewohnheit ist, wie unten vorkommen wird. Hieraus folgt aber noch lange nicht, daß die Grafen von Nassau Nürnbergische Bürger gewesen. Sie wollten ihren Verkauf gerichtlich bestättigen lassen. Wo hätten sie dieß näher thun können als in Nürnberg? Wir haben noch vom Ende des XIII. Jahrhunderts her die Nürnbergischen Bürgerbücher, in welchen sich keine Spur von diesen Grafen findet, und doch kann nicht eher als ganz zu Ende des XIII. Jahrhunderts die Existenz der Grafen von Nassau in der Nürnbergischen Gegend erwiesen werden. Köhler sagt: In Reichsstädten habe niemand Häuser und bewegliche Güter besitzen können, ohne Bürger zu seyn. Hierauf hat schon der Nürnbergische Annalist Müllner[53]| also geantwortet: „Daß die Grafen von Nassau Bürger in der Stadt Nürnberg gewesen, wie die Nürnbergischen Chroniken sagen, ist nicht glaublich, ob sie gleich Häuser zu Nürnberg gehabt haben: denn vor der Zerstörung der Stadt Nürnberg lag die ganze Lorenzer Pfarre, in welcher diese Grafen wohnten, ausser der Ringmauer, und zu Kayser Rudolfs Zeiten ist diese Pfarre noch nicht ganz mit der Mauer eingefangen gewesen. Vielleicht war eben dieß die Ursache, warum die Grafen sich von der Stadt wegbegaben, weil ihre Häuser und Höfe in die Ringmauer eingeschlossen worden. Sie haben aber doch noch viele Jahre nach Kayser Rudolfs Zeiten in der Nürnbergischen Gränze gewohnt, wie unter andern ihre Begräbnisse im Kloster Heilsbronn beweisen. Ihre Güter in der Stadt haben sie zum Theil dem Barfüsser-Kloster gegeben, zum Theil in Bürgershände kommen lassen: ihre Güter auf dem Lande aber haben die Burggrafen an sich gebracht.“
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Wenn auch die Grafen von Nassau vom Anfange des XIV Jahrhunderts an Bürger in Nürnberg gewesen wären, so müßte die Reichsstadt Nürnberg doch wenigstens| auf die Ehre Verzicht thun, unter ihren Bürgern einen Kaiser gehabt zu haben.



  1. Im II. Theil, in der XI. XII. XIII. Ausführung, insonderheit S. 202.
  2. Ich verdanke diese, so wie einen großen Theil der aus gedruckten Hülfsmitteln gesammelten Nachrichten, der gütigen Mittheilung des Herrn Professor Wills zu Altdorf.
  3. in Orig. Nassoic. T. I. p. 14.
  4. Reinhard l. c. XI. Ausf. §. V. XV. XVII.
  5. Diese beyden unerweislichen Behauptungen findet man in Imhofii Notitia Procer. imp. Lib. V. cp. V. p. 410 der Köhler. Ausgabe.
  6. Falkensteins Antiq. Nordgau. im Bistum Eichstätt.
  7. Meisterlin in Ludewig. Reliq. MSt. T. VIII. p. 29.
  8. In dem Nürnberg. Zion (2te Ausg. von 1787.) heißt es: „die gewöhnlichen Nachrichten sagen, die Lorenzer Kirche sey von K. Heinrich, als er das Bistum Bamberg stiftete, in des Märtyrers Laurentius Ehre geweihet worden.“ Ein offenbarer Anachronismus, der des Anführens nicht werth war.
  9. Hist. Nachr. von Nürnberg S. 25. Sing. Norimb. S. 281. not. d) Dieß erzählt auch Crusius in Annal. Suev. Lib. X. P. II. fol. 388.
  10. Wie noch in der 2ten Ausgabe des Nürnberg. Zions S. 19. steht.
  11. S. Reinhard l. c. S. 272.
  12. Z. E. in Kremers Orig. Nass. P. II.
  13. Wagenseil S. 87 und Nürnb. Zion S. 48. 2te Ausg. S. 61.
  14. Würfels Dipt. des Francis. Klost. S. 77.
  15. S. 59.
  16. Sing. Nor. p. 255. Würfels Dipt. des Augustiner Klost. S. 3. Nürnb. Zion S. 50.
  17. Reinhard l. c. S. 299.
  18. Ebend. l. c. S. 292.
  19. Wagner p. 4. sqq.
  20. S. dessen Sämmtliche Werke I. B. welcher n. I. die vorher einzeln gedruckte Geschichte des röm. Königs Adolf, nach Urkunden und gleichzeitigen Geschichtschreibern enthält.
  21. Welches K. Rudolf 1281 dem Kloster Ebrach abgekauft hatte. Falkensteins Chron. Schwabac. p. 21. der II. Ausg.
  22. Burggräfl. Hist. III. S. 163. not. (d)
  23. Meisterlin ap. Ludew. p. 64. Histor. Nachr. von Nürnb. S. 53.
  24. Wagner. p. 10.
  25. Der Vater Kg Adolfs hieß nicht Adolf, sondern Walram. S. Reinhard l. c. S. 299.
  26. Meisterlein p. 67. Sing. Nor. p. 280. 281. not. d)
  27. Nürnb. Münzbel. IV. S. 54.
  28. Im Heilsbronn. Antiq. Schatz S. 72. Hist. Nachr. von Nürnb. S. 67.
  29. Sing. Nor. p. 256.
  30. J. J. Baiers Nachricht von Altdorf S. 2.
  31. Irenicus in Exegesi German. lib. II.
  32. Aber in Urkunden von 912. kommt es gewiß noch nicht vor, wie in der neuesten Ausgabe des Nürnb. Zions S. 100 gesagt wird.
  33. Ap. Ludewig. T. VIII. Reliq. MSt. p. 72.
  34. Hist. Nachr. von Nürnberg S. 53.
  35. Kremers Orig. Nassov. II. p. 406.
  36. Guden. Syll. dipl. p. 445.
  37. Beschreib. Nürnb. S. 365.
  38. Reinhard l. c. S. 303. von Günderrode Sämtl. Werke I. B. S. 55.
  39. in Pistor. Amoen. p. 2062.
  40. Wagner p. 11.
  41. Meisterlin p. 67. 72.
  42. Kremers Orig. Nass. T. II. p. 406.
  43. S. 72. Hist. Nachr. von Nürnbg. S. 67.
  44. s. Kremers Orig. Nass. II. S. 457. 458. s. auch S. 406.
  45. z. E. in Goldasts Constit. Imper. T. I. p. 315. in Ioh. ab Indagine Beschreib. von Nürnberg S. 363. in der Hist. dipl. Nor. S. 184 und in den Sammlungen der Reichsabschiede.
  46. Imhof. Not. Proc. Imp. Lib. V. cp. 5. Sing. Nor. p. 255.
  47. Senckenb. Sel. iur. et hist. T. I. p. 185.
  48. Waldstromeri Orat. de curiis Norimb. celebr. p. 56. führt diese noch ungedruckte Urkunde an.
  49. Doc. und Urkunden in Act. possess. die fraisl. Obrigkeit betr. Lit. P. P. Fol. 49. und daraus in der Hist. dipl. Nor. p. 187.
  50. Hist. Nachr. von Nürnberg, S. 65. Hist. dipl. Mag. II. B. S. 457.
  51. In Pistorii Amoen. T. VII. S. 1047.
  52. Ioh. ab Indag. Beschr. Nürnb. S. 885. Ioh. A. Colmar diss. de iure civit. Norimberg. §. ult.
  53. Ad a. 1292.