Von Schneidern
Von Schneidern lautet mein Gedicht,
Doch nicht vom Kakadu;
Von Kleidermachern sing’ ich nicht,
Die läßt mein Lied in Ruh.
Nicht nach Gebühr in Ehren hält;
Denn mancher Mann bleibt unbeacht’t,
Den nicht zum Mann der Schneider macht.
Der Schneidermeister giebt es viel',
Ein allgemeines Lieblinsspiel
Ist eine Schneiderscheer’.
Ob’s freilich oft in Kirch’ und Staat
Noth hat um eine gute Naht,
Und Jeder machet seinen Schnitt.
Thut so, als wär’ es Pflicht;
Der Nachbar sieht es neidisch an,
Er schneidet’s schief, er schneidet’s kraus,
Und sieht so dumm und traurig aus:
Laßt die Gesichterschneiderei,
Man wird nicht fett und froh dabei.
Uns schneidern um das Herz;
Wir lieben Glas- und Geisterkläng’,
Und leben auch vom Scherz;
Doch so, daß nach der Scherzerei
Stets, wenn der Zuschnitt wird gemacht,
Wird an den Petersfleck gedacht.
Nicht, wie die größte Zunft der Welt,
Die starke Winde liebt,
Und sich ein Ansehn giebt,
Als wenn ein Gott dahinter wär’,
Und Kopf und Beuter ist doch leer.
Aufschneidern glückt es zwar sehr oft,
Vor allen Dingen dann,
Wenn guter Braten ist beschert,
Wobei man froh sein kann.
Wir bitten schön dich, liebe Zeit;
Bewahr’ des Landes Lust und Flor,
Und schneid’ uns stets was Gutes vor.