Zum Inhalt springen

Von Schneidern

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Karl Wilhelm Geisheim
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Von Schneidern
Untertitel:
aus: Gedichte, Zweites Bändchen.
S. 156–158
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: Josef Max & Komp.
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Breslau
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]
[156]
Von Schneidern.


Von Schneidern lautet mein Gedicht,
Doch nicht vom Kakadu;
Von Kleidermachern sing’ ich nicht,
Die läßt mein Lied in Ruh.

5
Wiewohl den Schneider oft die Welt

Nicht nach Gebühr in Ehren hält;
Denn mancher Mann bleibt unbeacht’t,
Den nicht zum Mann der Schneider macht.

Der Schneidermeister giebt es viel',

10
Der Pfuscher noch viel mehr.

Ein allgemeines Lieblinsspiel
Ist eine Schneiderscheer’.
Ob’s freilich oft in Kirch’ und Staat
Noth hat um eine gute Naht,

15
So flickt und pfuscht doch Jeder mit,

Und Jeder machet seinen Schnitt.

[157]
Und wer am besten scheiden kann,

Thut so, als wär’ es Pflicht;
Der Nachbar sieht es neidisch an,

20
Und schneidet ein Gesicht;

Er schneidet’s schief, er schneidet’s kraus,
Und sieht so dumm und traurig aus:
Laßt die Gesichterschneiderei,
Man wird nicht fett und froh dabei.

25
Wir lassen nie das Wamms zu eng’

Uns schneidern um das Herz;
Wir lieben Glas- und Geisterkläng’,
Und leben auch vom Scherz;
Doch so, daß nach der Scherzerei

30
Die Rechnung ohne Wirth nicht sei,

Stets, wenn der Zuschnitt wird gemacht,
Wird an den Petersfleck gedacht.

Nicht, wie die größte Zunft der Welt,
Die starke Winde liebt,

35
Stets auf den höchsten Platz sich stellt,

Und sich ein Ansehn giebt,
Als wenn ein Gott dahinter wär’,
Und Kopf und Beuter ist doch leer.
Aufschneidern glückt es zwar sehr oft,

40
Doch schneiden sie sich unverhofft.


[158]
Vorschneider sind uns lieb und werth,

Vor allen Dingen dann,
Wenn guter Braten ist beschert,
Wobei man froh sein kann.

45
O, halte den uns gern bereit,

Wir bitten schön dich, liebe Zeit;
Bewahr’ des Landes Lust und Flor,
Und schneid’ uns stets was Gutes vor.