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Von Max Wirth’s deutscher Geschichte

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Schulze-Delitzsch
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Titel: Von Max Wirth’s deutscher Geschichte
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 400
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[400] Von Max Wirth’s deutscher Geschichte ist im Laufe des verflossenen Winters der Schluß des ersten Bandes erschienen, welcher die Periode der Bildung der germanischen Staaten abschließt und an und für sich als ein selbstständiges Ganze zu betrachten ist. Wenn der Verfasser uns auch ganz außer Stande zu sein scheint, die Versprechungen des Verlags hinsichtlich der kurzen Frist des Erscheinens des ganzen Werkes, welches nunmehr von 3 auf 4 Bände ausgedehnt wird, ohne Erhöhung des Preises (von 6 Thlr.) zu erfüllen, weil der Verfasser fast wider Willen durch die Natur des Gegenstandes in tiefes Quellenstudium versenkt worden ist, so hat er doch in Beziehung auf den Inhalt redlich Wort gehalten. Seine Methode ist wirklich eine neue und kann mit Recht eine volkswirthschaftlich-pragmatische genannt werden. Dem Leser wird so wohl dabei, daß er zuversichtlicher in die Zukunft schaut, weil er aus den Beweisführungen des Verfassers, der alle Begebenheiten auf ihre innersten Ursachen zurückführt, sich die Ueberzeugung schafft, daß die Geschichte kein Werk des Zufalls ist, daß der Einzelwille nur da mächtig, und öfter verderblich als segensreich, durchgreift, wo das Volk roh und ungebildet oder an Geist, Körper und Muth entartet geworden ist; daß der Fortschritt der Cultur und die wahre Macht der Staaten von der wachsenden Vernunft und Kraft des Volkes abhängt. Der Verfasser hat uns Wort gehalten, indem er die Resultate der gelehrten Forschungen der letzten 20 Jahre in seinem Werk wiederzugeben und der wirthschaftlichen Thätigkeit des Volkes mehr als bisher Aufmerksamkeit zu scheinen versprach. Die ganze zweite Hälfte des ersten Bandes ist daher mit einer Fülle neuer Anschauungen und Schilderungen des inneren Lebens der Germanen in Hinsicht auf sämmtliche Gebiete der wirthschaftlichen und geistigen Thätigkeit des Volkes bereichert, welche man im Kreise des größeren Publicums noch gar nicht gekannt hat; das Land, seine Beschaffenheit und seine Bewohner, Gewicht, Geld, Maß, Preise, Landwirthschaft, Transportwesen, Handel, Gewerbe, Genossenschaftswesen, Capital, Stände, Verfassung, Rechtspflege, Wehrwesen, Finanzen, Literatur und Kunst, Religion, Armenwesen, Kleidung, Nahrung und Sitten sind mit Hülfe der neuesten Forschungsresultate wie noch in keinem anderen Werke vollständig in ihrem Zustande in der ältesten Zeit durch genaue Erforschung der Quellen mittelst der volkswirtschaftlichen Kritik dargestellt, so daß der Leser ein ganz neues, aber zugleich, was die Hauptsache ist, ein in möglichster Annäherung wahres Bild der ältesten Zustände erhält, die noch viel mehr, als man anzunehmen pflegt, in die Gegenwart hinein greifen, wie aus dem vorliegenden Bande zu ersehen ist. Wir schließen mit dem Wunsche und der Aufforderung, daß der Verfasser sich in der Vollendung seiner Arbeit durch kein anderes Motiv als die völlige Ergründung der Wahrheit in den Quellen leiten lassen und, so sehr die baldige Vollendung des Werkes wünschenswerth sein mag, die Gründlichkeit desselben dem letzteren Motiv nicht unterordnen möge.

Potsdam, im Juni 1862.
Schulze-Delitzsch.