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Vom Spielberger Schloß und Bierkeller

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Vom Spielberger Schloß und Bierkeller
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 5, S. 240–244
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
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X.
Vom Spielberger Schloß und Bierkeller.
An den Gränzen des Anspacher Landes, und der Gränze des Fränkischen Kreises, wo er an die Schwäbischen Fürstenthümer Oettingen und Wallerstein stößt, liegt das Schloß Spielberg, welches zum Fürstenthum Oettingen gehört, und das Stammhaus der jetzigen Fürsten von Oettingen ist, auf einem ziemlich hohen Berge. In der Mitte des Berges, auf welchem das Schloß| gebaut ist, hat die Natur eine Terrasse gebildet, welche mit bejahrten Eichen und Linden besetzt ist. Nahe daran ist ein brauner Bierkeller, welcher so wohl wegen seines ausserordentlich guten Bieres, als auch wegen der herrlichen Aussicht, die man da hat, häufig besucht wird. Auf dem freyen Platze der Terrasse übersiehet man gegen Morgen den ganzen Altmühlgrund, der Länge nach, so weit er offen ist, von Triesdorf, dem ehemaligen Lust-Schloß des Marggrafen von Anspach an, bis an die Reichsstadt Weissenburg, welche man aber nicht mehr sehen kann; der Breite nach bis an die Gegend von Nürnberg; eine Strecke, die 4 bis 5 Quadratmeilen beträgt. Dieser Aussicht gleicht nicht leicht eine. Die Abwechslung von Wiesen, Feldern, Waldungen, Teichen, Städten und Dörfern ist ausserordentlich. Gegen Norden siehet man den ehemaligen Wittwensitz der verstorbenen Marggräfin von Anspach, Schwaningen, nebst dem trefflichen Schloß, und der Hesselberg, der höchste Berg in Franken, streckt einem sein graues Haupt entgegen. Gegen Abend muß man den Berg ganz hinaufsteigen, und da übersiehet man von der Schloß-Mauer den ganzen paradiesischen Rieß, die| Stadt Oettingen, die Reichsstadt Nördlingen, die Anspachische Landstadt Wassertrüdingen, die dem Auge ganz nahe zu liegen scheinen, ob sie gleich zum Theil 3 bis 5 Stunden entfernt sind; ja wenn das Wetter hell ist, kann man die Straße nach Ulm, bis sie von Waldungen bedeckt wird, das Schloß zu Wallerstein, das Schloß Hahen-Asperg, ja so gar die Wirtembergische Vestung Kapfenberg ganz deutlich erkennen. Gegen Mittag, wo sich die Bergkette hinziehet, davon Spielberg das Ende ist, ist die Aussicht gehemmt.
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Das Schloß selbst, welches der Bauart nach Gothisch ist, und den Zeiten des Faustrechts, wie die meisten alten Schlösser, seine Entstehung zu danken hat, hat ausser einem Flügelgebäude, welches ziemlich modern und die Wohnung des Oberamtmanns ist, einer sehr schönen Feuerkunst, und einem sehr tiefen Brunnen, aus welchem mit einem Maschinenwerk geschöpft wird, sonst nichts anziehendes. Sowohl um das Schloß, als an dem Abhang und dem Fuße des Berges sind einige Häuser, worunter die Wohnung des jedesmahligen Beneficiaten, das Jägerhaus und das Brauhaus, der Bau-Hof genannt, die vornehmsten sind,| in einer äusserst romantischen Lage gebaut. Das Brauhaus und der Keller, samt vielen Feldstücken, waren ehedem Oettingische Kammergüter und verpachtet: jetzt aber sind sie ein Eigenthum des jetzigen Braumeister Eberlein, dessen Vater sie von dem verstorbenen Fürsten von Oettingen kaufte.


Nach diesen Bierkeller wallet ungefähr von Walburgis bis Jacobi alles, was gehen, reiten und fahren kann, von 6 bis 8 Stunden her, so daß es oft einem Jahrmarkte ähnlich siehet, von den Städten Wassertrüdingen, Oettingen, Gunzenhausen, ja so gar von Anspach und andern Orten. Man spricht hier oft Fremde, die man sonst in 3 bis 4 Jahren nicht siehet; und wenn jemand in der Nachbarschaft einen guten Freund oder Fremden hat, so führt er ihn nach Spielberg. Es gibt oft auf 3 bis 4 Plätzen Musik, nach welcher zuweilen 2 bis 3 Partien recht ländlich auf dem bloßen Rasen tanzen, und was das schönste ist, so gehet es auch meistens, ungeachtet der Stärke des Biers, sehr ruhig und friedlich zu. Nicht nur Mannspersonen vom Stande, sondern auch Frauenzimmer, ja so gar Geistliche von beyden Religionen| finden sich hier ein. Man siehet nicht selten evangelische und katholische Geistliche in den freundschaftlichsten Gesprächen beym Glase bey einander sitzen. Nur ist es Schade, daß der jetzige Braumeister der Mann nicht ist, der Gewerbsamkeit und Überlegung genug besitzt, um für die anderweitigen Bedürfnisse und Bedienung seiner Gäste zu sorgen. Es fehlet an gehörigen Stallungen für Pferde, man kann nicht, wenn man sich verspätet, übernachten, nichts zu essen haben, und was der Dinge mehr sind, die an einem solchen Orte unentbehrlich sind. Er hat zwar erst vor ein paar Jahren ein Häuschen seitswärts des Kellers bauen lassen, um eine Schutzwehr für Wind und Regen im Fall eines Gewitters zu haben. Allein es ist lange nicht groß genug, um so viele Menschen zu fassen, als oft, vorzüglich an Sonn- und Feyertagen, da sind, und hat nicht einmahl Fenster; da denn die Absicht, warum es gebaut worden ist, nicht einmahl erreicht wird. Überhaupt würde dieser Ort, wenn eine bessere Einrichtung da wäre, einer von den vorzüglichsten gemeinschaftlichen Vergnügungsplätzen im ganzen Fränkischen Kreise seyn.