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Vom Bau des St. Johannis-Klosters

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Vom Bau des St. Johannis-Klosters
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 65–66
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[65]
24. Vom Bau des St. Johannis-Klosters.
(1220–1235.)

Um das Jahr 1220 lebte in Hamburg ein guter Bürger, mit Namen Hans Reder, der besaß ein Haus nebst großem Garten, in dem höheren Theile der Stadt, unweit des Alster-Flusses und der Stadt-Mühlen an demselben. Der hat zu seiner nicht geringen Verwunderung wahrgenommen, daß vom Himmel eine ganz seltsame Erde aus seinen Gartenplatz gefallen ist: die war durchgängig tief dunkelschwarz und von schneeweißen Streifen durchzogen, hie und da aber erglänzten dazwischen güldene Punkte und Striche, fast wie Buchstaben und Zeichen einer fremden heiligen Sprache. Und Hans Reder hat mehr denn einmal dies Wunder gesehen, und hat es nicht auszulegen verstanden; obschon er sich wohl bewußt gewesen, daß etwas Absonderliches damit angedeutet sei.

Und als sieben Jahre darnach der Graf Adolf IV., in Folge seiner Gelübde bei Bornhövede, den Bau zweier Klöster in Hamburg beginnen und deshalb für jedes einen schicklichen Platz aussuchen wollte, da trieb es den edlen Herrn unwillkürlich nach Hans Reder’s Garten, und da er ihn in Augenschein genommen, bestimmte er ihn alsogleich zum Platz des einen der Klöster; und Hans Reder, der eigentlich gar nicht gemeint war, sein Grundstück zu veräußern, fühlte sich getrieben (er wußte selbst nicht warum), alsogleich in des Grafen Kaufhandel zu willigen.

Also ist aus dieser Stelle das St. Johannis-Kloster erbauet worden, und da es fertig war mit Kirche, Kreuzgängen, Reventer und Zellen, stand es einige Jahre leer, denn es waren keine Mönche da, die es bewohnen konnten; das Dom-Capitel bezeigte sich auch der Anherokunft von [66] Ordens-Geistlichen wenig förderlich. Der Graf Adolf gab sich wohl Mühe, fromme Patres für sein Kloster zu gewinnen, konnte aber keine austreiben.

Da ereignete es sich im Jahre 1235 daß drei fremde Prediger-Mönche vom Orden der Dominicaner nach Hamburg kamen, nämlich Bernhard Hiddinga, ein Friese, Otto von Meding, aus dem Bremischen, und der Pater Jordanus. Die zogen noch etliche ihrer Brüder nach sich, und hielten darum an, das leere Kloster bewohnen zu dürfen.

Ob nun gleich weder der Graf noch der Rath etwas dawider hatte, so sahe das Dom-Capitel die Sache doch ungern, weil es fürchtete , dadurch in seinen Einkünften geschmälert zu werden, während es der geistlichen Nothdurft der Stadt zur Genüge vorstehen zu können vermeinte. Pater Bernhard aber entgegnete, daß die Brüder gekommen seien, der Menschen Seelenheil zu fördern, nicht aber irdischen Gewinn zu suchen; und so gelang es ihm, auch des Capitels Einwilligung zu erhalten. Darauf wurde das Kloster geweihet und von den Mönchen bezogen, welche dann auch ihr Verheißen wahr machten und durch Lehre und Beispiel des Volkes geistliche Wohlfahrt förderten.

Und als zum ersten Male die Dominicaner in ihrer schwarzen Ordenstracht mit weißem kreuzförmigen Streifen darüber, in der Klosterkirche sangen, beteten und das goldene Wort des Evangelii predigten, da sind dem guten Hans Reder die Schuppen von den Augen gefallen, und er hat erkannt, was die auf seinen vormaligen Garten vom Himmel herabgeregnete schwarze Erde mit weißen Streifen und goldenen Zeichen weissagend zu bedeuten gehabt habe!

Anmerkungen

[376] Handschriftl. (Beckendorp’sche) Chronik. – Steltzner I. 126, nach Herm. von Leerbeck u. A.