Volkslieder (Wünschelruthe)
Uns eine vollständige Anzeige über ein Werk vom deutschen Volksgesang vorbehaltend, welches sich von den übrigen Sammlungen dadurch scheidet, daß es eine Hauptrücksicht auf die Musik der Lieder nimmt, werden wir in diesen Blättern einige Lieder geben, zu denen uns die Melodieen fehlen, und wobei wir Jeden, der Freude daran hat, und dem sie vielleicht zu Ohren kommen, bitten, uns sie – die Melodieen – mitzutheilen.
Frag alle Bekannte,
Frag alle Verwandte,
Frag alle Betrübte,
Frag alle Verliebte,
Frag was irgend gefragt kann werden,
Alle sagen, es sey
Nichts schöneres als deutsche Treu.
Ja Englands Korallen
Und Frankreichs Rubinen
Sie mögen dir dienen,
Sie können zwar trutzen
Und Könige putzen,
Nichts schöneres sey als deutsche Treu.
Und wann’st auf dei Schatzal
So haglich willst sey,
Und so nimm a Papierl
Und wickel der’s nei,
Und bind der’s fest zua,
So kummt der ka andrer
Schmarotzer dazua.
Es schwamm ein Entchen auf wilder See,
Der that ja ihr Herzchen von Durste so weh,
Du schwimmst doch so ferne auf wilder See,
Da kam ein Wildschießer hergegehn
Die Federchen flogen nicht weit von hier,
Sie flogen vor Herzliebchens Fenster
Wohl vor Herzliebchens Thür.
Was stehst du denn und winkest mir?
Kannst du diesen Abend nicht kommen zu mir
So schick mir ja wieder die Treue, den Rosenkranz.
Die Treue wieder schicken und das thut weh,
Zwei Herzliebchen die scheiden sich nie mehr.
Ach schönster Schatz, mein Augentrost,
Hast mich so ganz verlassen,
Hast mir die Treuheit zugesagt,
Hast mir mein Herz so schwer gemacht,
Ich hab’ ein’ Ring, der ist von Gold,
Darin da steht mein Name
Wenn es von Gott verordnet ist,
So kommen wir zusammen.
Und alles Wohlergehen,
Einen süßen Schlaf, ein sanfte Ruh’,
Einen angenehmen Kuß dazu,
Nach Hause muß ich gehen.
As eck[WS 1] noch ’ne lütke Deren[1],
Gink eck gern spatzeren,
Alle Lüde[2] frogen mi:
Wohenn du lütke Dereen?
Wo de bunten Blomen stahn,
De rothen Blomen plück er geren
De witten[4] lat eck stahn
De Junkgesellken küß ek geren
Es jagt ein Jäger geschwinde
Dort oben vor dem Holz,
Mit seiner schnellen Winde,
Fand er ein Wild was stolz;
Da er das Wild ersach,
Mit seinen Winden beiden
Hetzt er hinden nach,
Vom G’spür will ich nit scheiden,
Das Wild hat keinen Namen,
Da ich’s bei nennen will,
Aus adelich Gezamen
Giebt er der Kurzweil viel,
Darin man sich ersicht,
Der Mund vor Röthe brinnet,
Darmit sich Jäger g’schwicht,
O Glück dem Jäger ginnet,
Sein Horen er erschallet,
Daß in den Wald erhall,
Das Wild was wohl gestallet
Sprung über Berg und Thal,
Bei einem Brünnlein rein,
Er auch ganz statt nachstellet
Dem edlen G’spüre sein,
Den Spür er auserwelet,
Drei Wochen vor Ostern dann geht der Schnee weg,
Dann heirathet mein Schätzchen dann hab ich ein Dreck.
Treu hab ich geliebet was hab ich davon,
Mein Schätzchen betrübet das hab ich zum Lohn.
Was hilft mir mein Schätzchen wenns bey wir nicht bleibt.
Bald gras ich am Acker, bald graß ich am Rain,
Bald hab ich ein Schätzchen und bald hab ich auch keins.
Drei Rosen im Garten, drei Näglein im Wald,
Ein altes Paar Ochsen, eine schwarzbraune Kuh
Das gibt mir mein Vater, wann ich heirathen thu.
Gibt er mir sie nicht so heirath ich nicht
So schlaf ich beim Schätzchen und sag es ihm nicht.
Hab manches schön Mädel zum Tanze geführt.
Auf unser Makammer da stehet ein Tisch
Da rappeln die Gläser da trinken wir frisch.
In Ungern in Polen gehts lustig darzu
Was ist das Lieblichste?
Eine schöne Sommerabend Stund,
Ein Kuß von einem rothen Mund
Das ist das Lieblichste.
Wenns eins gern Nonnenstell verträt,
Und kommt zum Pater ders nicht versteht,
Das ist das Betrüblichste.
Was ist das Ueblichste?
Und kömmt nach Leipzig und hat kein Geld,
Das ist das Ueblichste.
Was ist das Stolzigste?
Ein Fräulein das zu Hofe geht,
Das ist das Stolzigste.
Ach Schatz darf ich dich bitten
Was hab ich dir zu Leid gethan,
Daß du mit mir nicht reden willst,
Meine Wort nicht hörest an,
So werd ich bald quittirt.
„Der Abschied ist geschrieben
Das Körblein ist gemacht,
Nimm du nach deinen Belieben,
Nimm du dein Körblein hübsch und fein
Leg du dein falsches Herz darein,
Und sey hinführo nicht so stolz
Und laß das Lieben seyn
Das wist du selber wohl,
Denn deines gleichen wie du bist,
Das find man überall,
Wär’st du nicht zu mir kommen,
Ich habe schon längst vernommen,
Dein falsches Angesicht,
Denn schön und reich das bist du nicht,
Das weist du selber wohl,
Das find man überall“.
Der Mai tritt ’rein mit Freuden,
Hin fährt der Winter kalt,
Die Blümlein auf der Heiden
Blühen gar mannigfalt.
Von rothen Farben schön
Blüht in mein’s Herzens Garte,
Für all’ Blümlein ich’s krön.
Es ist mein Wolgemute
Erfrischt mir Sinn und Mute,
Errett’ aus aller Noth.
Es ist mein Ehrenpreiße,
Dazu mein Augentrost,
Vom Tod hat’s mich erloßt.
Vor Leid war ich gestorben,
Entgangen was mein Kraft,
In Liebes Flamm verdorben,
Mein Herze wird erquicket
Von Angst Kummer und Pein,
Wenn mich freundlich anblicket
Das rothe Röslin mein.
Für Perlen, Edelstein
Bin ich dem Röslin holden,
nicht lieber's mag mir sein.
Der Edelstein Carbunkel
Wiewohl er leucht’ im Dunkel
Rubin gen ihm verblicht.
Ach Röslin bis mein Wegwart,
Freundlichen ich dich bitt,
Darzu vergiß mein nicht.
Als ich ein kleiner Knabe war,
Da lag ich in der Wiegen,
Als ich ein wenig größer war,
Ging ich auf freier Straßen.
Ging auch auf freier Straßen.
Komm herein! komm herein! kleiner Spielmannssohn!
Spiel mir eine kleine Weise.
Es währte kaum eine Viertelstund,
Du Schelm! du Dieb! kleiner Spielmannssohn!
Was thust du bei meiner Tochter.
In Frankreich ist ein Galgen gebaut,
Da sollst du Schelm dran hangen. -
Die Leiter mußt’ ich steigen:
Ach! gebt mir meine Geige her!
Ich will ein wenig drauf streichen -
Ich strich wohl hin, ich strich wohl her,
Ich spielt’ einen hübschen Todtengesang,
Der König fing an zu weinen.
Komm herunter! komm herunter! kleiner Spielmannssohn!
Meine Tochter soll dir werden.
Da sollst du König werden. -
Es fielen drei Sterne vom Himmel herab,
Sie fielen wohl auf des Königes Grab
Dem Könige starben drei Töchterlein ab.
Die eine die starb, als der Morgen anbrach,
Die dritte die starb, als der Abend anbrach.
Die erste die ward mit Rosen geschmückt,
Die andere die ward mit Nelken bestickt,
Die dritte die ward mit Nadeln gespickt.
Und gingen den grünen Weg entlang.
Da begegnet’ ihnen ein weißer Mann,
Der hatt’ des Herrn Christus seine Kleider an.
Der weiße Mann sprach: wo wollen Sie hin?
Gehn Sie, gehn Sie ein klein wenig baß zu,
Da werden Sie wohl finden die himmlische Ruh.
Und als sie kamen ein klein wenig baß zu,
Da kamen sie wohl an die himmlische Ruh.
Sankt Petrus kam, es ward aufgethan.
Die zwei die gingen in den Himmel hinein,
Die dritte ließ Sankt Petrus nicht ein.
Ach! Jesus! was hab’ ich dir zu Leide gethan
Gehn Sie, gehn Sie ein klein wenig baß zu,
Da werden Sie wohl finden die höllische Ruh.
Und als sie kam an die höllische Ruh,
Da klopfte sie so gräulich an,
Sie setzten sie auf einen glühenden Stuhl,
Sie gaben ihr einen glühenden Becher in die Hand,
Daß ihr das Blut aus Händen und Füßen sprang.
Ach Jesus! was hab ich dir zu Leide gethan,
Wann die andern sind in die Kirch gegangen,
Prangtest du mit Federn und Blumen behangen,
Wann die andern haben gebet’t und gesungen
Bist du mit den jungen Kavaliers herummer gesprungen.
Es wollt ein Jäger jagen,
So sagt’ er,
Es wollt ein Jäger jagen
Drei Stunden vor dem Tagen,
Einen Hirsch, einen Hasen und ein Reh,
So sagt’ er.
Er grüßt das Mädchen feine:
Was thut Sie so alleine
Ich will mir pflücken Rosen,
So sagt’ sie,
Ich will mir pflücken Rosen,
Wir wollen beide kosen,
Ich kann vor meinen Hunden nicht,
So sagt’ er,
Ich kann vor meinen Hunden nicht,
Bleib Sie nur, Schönste, wer sie ist,
Laß Er die Hunde laufen,
So sagt’ sie,
Laß Er die Hunde laufen
Wir wollen sie verkaufen
Ich kann vor meinen Hasen nicht,
So sagt’ er,
Ich kann vor meinen Hasen nicht,
Bleib Sie nur, Schönste, wer Sie ist,
Laß er die Hasen schmausen,
So sagt’ sie,
Laß Er die Hasen schmausen,
Es sind ja mehr als tausend,
Ich kann vor meinem Pferde nicht,
So sagt’ er,
Ich kann vor meinem Pferde nicht,
Bleib Sie nur, Schönste, wer Sie ist,
Laß Er das Pferd doch stehen,
So sagt’ sie,
Laß Er das Pferd doch stehen,
Wir beide wollen gehen
Ich kann vor meinen Sporen nicht,
So sagt’ er,
Ich kann vor meinen Sporen nicht,
Bleib Sie nur, Schönste, wer Sie ist,
Laß Er die Sporen klingen,
So sagt’ sie,
Laß Er die Sporen klingen,
Wir beide wollen singen
Ach! Mädchen, bist du rasend blind?
So sagt’ er,
Ich bin dein Vater, du mein Kind,
Ach! Mädchen, bist du rasend blind
Es fiel ein fein kühler Schnee
Auf meines Feinsliebchens Haus.
Mein Schatz ist vierzig Meilen von hier,
Ach war er bey mir! Ach wär er doch hier!
Es sind ja keine vierzig Meilen von hier,
Es ist ja nahe hiebey!
Es ist ja kaum ein halbes Jahr,
Da, da ich noch bey ihm war,
Ich ging auf mein Schlafkämmerlein,
Ich meint ich wäre allein,
Da kam der Herzallerliebste mein
Wohl zu der Thür herein,
„Was stehst du da fein jüngferlich,
Was stehst du da allein,
Ich seh’ dir’s an dein Aeuglein klar,
Daß dir ist Leid gethan,
Das Leiden das ich tragen muß
Das trag’ ich Schätzchen um dich,
Sie haben mir einen Mann auserwählt,
Mein Herz begehrt ihn nicht,
Es ist kein Fisch so klein, er fließt im Wasser,
Es fließt das Wasser auf und nieder,
Ach mein Schätzchen komm bald wieder.
Wärst du diesen Abend bey mir.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: ick. Siehe Druckfehler S. 88.