Volk, werde hart!
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Volk, werde hart!
Den Nachkommen der Freiburger Edelpflüger gewidmet.
Es klang wie lang verhaltner Jammer,
Schrill wie ein Schrei der höchsten Noth,
Und hielt den Wand’rer in der Kammer
Wach bis zum frühen Morgenroth.
Er lauschte, bis in’s Mark erstarrt,
Des Schmiedes schmerzerfülltem Liede:
„O Landgraf, Landgraf, werde hart!“
Und hart ward er bei solchem Wachen,
Und trat auf’s Haupt dem schnöden Drachen,
Der sich das Volk zum Fraß erkor;
Doch, ob die Mächt’gen auch erbebten,
Verklungen ist das alte Lied,
Den Landgraf und den Ruhler Schmied.
Wohl ging des Landgrafs Art verloren.
Des Drachen Kamm schwoll schrankenlos,
Doch werden immer neu geboren
Und noch ertönt aus jeder Schmiede
Bang durch die schwüle Gegenwart
Der alte Klang im neuen Liede:
„Volk, werde hart! Volk, werde hart!“
Doch härtet Dich nicht Lied noch Schlag,
Schon oft sahst Du das Frühroth dämmern,
Und noch verschliefst Du jeden Tag;
Die Noth, die einst den Fürsten weckte,
Der Drache, den sein Fußtritt schreckte,
Hält ärger Dich als je bedroht.
Kein Landgraf wird Dich mehr erretten,
Kein Fremder wagt für Dich den Strauß,
Tritt eisern aus Dir selbst heraus!
Dem Kind das kindliche Vertrauen,
Doch Du, gehöhnt oft und genarrt,
Laß Dich im Manneszorn erschauen:
Albert Traeger.