Vielen
Auf ihr Distichen frisch! Ihr muntern lebendigen Knaben,
Reich ist Garten und Feld! Blumen zum Kranze herbey!
Reich ist an Blumen die Flur, doch einige sind nur dem Auge,
Andre dem Herzen nur schön, wähle dir Leser nun selbst.
Rosenknospe, du bist dem blühenden Mädchen gewidmet,
Die als die herrlichste sich, als die bescheidenste zeigt.
Viele Veilchen binde zusammen! das Sträußchen erscheinet
Erst als Blume; du bist, häußliches Mädchen, gemeint.
Eine kannt’ ich, sie war wie die Lilie schlank, und ihr Stolz war
Unschuld, herrlicher hat Salomo keine gesehn.
Schön erhebt sich der Agley und senkt das Köpfchen herunter,
Ist es Gefühl? Oder ists Muthwill? Wir wissen es nicht.
Viele duftende Glocken, o! Hiazinte, bewegst du,
Aber die Glocken ziehn, wie die Gerüche nicht an.
Nachtviole, dich geht man am blendenden Tage vorüber,
Doch bey der Nachtigall Schlag hauchest du köstlichen Geist.
Unter der Menge strahlest du vor, du ergötzest im Freyen,
Aber bleibe vom Haupt, bleibe vom Herzen mir fern.
Weit von fern erblick ich dich schon, doch komm ich dir näher
Ach! so seh ich, zu bald, daß du die Rose nur lügst.
Tulpen! ihr werdet gescholten von sentimentalischen Kennern,
Aber ein lustiger Sinn wünscht auch ein lustiges Blatt.
Nelken! wie find’ ich euch schön! Doch alle gleicht ihr einander,
Unterscheidet euch kaum, und ich entscheide mich nicht.
Prangt mit den Farben Aurorens, Ranunkeln, Tulpen und Asters,
Hier ist ein dunkles Blatt, das euch an Dufte beschämt.
Keine lockt mich von euch, ich möchte zu keiner mich wenden,
Aber im Beete vermischt, sieht euch das Auge mit Lust.
Sagt! Was füllet das Zimmer mit Wohlgerüchen? Reseda,
Farbloß, ohne Gestalt, stilles und zierliches Kraut.
Zierde wärst du der Gärten, doch wo du erscheinest, da sagst du:
Ceres streute mich selbst aus, mit der goldenen Saat.
Deine liebliche Kleinheit, dein holdes Auge, sie sagen
Immer: vergiß mein nicht! immer: vergiß nur nicht mein.
Schwänden dem inneren Auge die Bilder sämmtlicher Blumen,
Eleonore, dein Bild brächte das Herz sich hervor.