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Versuchspflanzungen

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Versuchspflanzungen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 199
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[199] Versuchspflanzungen. Die Erfahrungen und Beobachtungen, welche Hermann Soyaux auf seinen Reisen gemacht, hat er unter dem Titel „Deutsche Arbeit in Afrika“ (Leipzig, F. A. Brockhaus) zusammengestellt. Die Schrift enthält viele wichtige praktische Vorschläge und Ratschläge und besonders einen interessanten Abschnitt „Die Erziehung afrikanischer Eingeborener“, in welchem der Verfasser sich gegen die herrschende Ansicht von der Faulheit der Neger erklärt. Die Aufgabe, den freien Neger zur Plantagenarbeit zu erziehen, decke sich mit derjenigen, ihm überhaupt Kultur fruchtbringend zuzuführen. Bei dem Plantagenbau erklärt sich Soyaux entschieden für staatliche Versuchspflanzungen, um die Frage zu entscheiden, welches die Gewächse sind, die den werthvollsten Ertrag geben und welches die Methoden sind, diese Gewächse am billigsten zu kultiviren. Kleine Versuchspflanzungen, auf Gartenbeeten vorzüglich gepflegt, genügen dazu nicht, sondern nur Kulturen, die in großem Maßstabe betrieben werden; der Staat aber solle die Leitung und Kontrolle der Vorarbeiten übernehmen, um dadurch abschreckendem und lähmendem Schaden des Einzelnen vorzubeugen und zuverlässige Erfahrungen zu gewinnen; auch der Zusammenhang mit den Forschungsreisen, die der Staat so in die Hand genommen, werde von Wichtigkeit seine; eine solche Plantage werde das beste Hauptquartier für die wissenschaftlichen Forscher abgeben. Doch auch wenn der Staat sich nicht daran betheilige, müsse die Anlage von Versuchsplantagen als nothwendig angesehen werden. Untersuchungen über die physikalische und chemische Beschaffenheit des Bodens, den Charakter der ursprünglichen Vegetation, die klimatischen Verhältnisse würden ihm Fingerzeige genug geben.

„In einem Gebiet, dessen Wälder wildwachsenden Kaffee, Vanillearten, kakaoähnliche Gewächse, überhaupt nahe Verwandte anderer tropischen Nutzpflanzen aufweisen, auch mit Berücksichtigung der für Befruchtung oft unumgänglich nöthigen Insektenwelt, wird er sofort greifbare Anhaltspunkte haben; ebenso wird er da seine Schlüsse ziehen, wo schon etwa originale Nutzgewächse ihre Produkte dem Handel zuführen, nützliche Palmen einheimisch sind, Ernten guten Kautschuks gewonnen werden, wo die Qualität einheimischen Tabaks Vortheile bei rationellem Anbau verspricht oder etwa vorhandene Baumwolle oder Zuckerrohr in guter Qualität rentable Ernten in Aussicht stellen. Ueberhaupt wird es ihm das Nächstliegende sein, die einheimische Flora auf ihren kulturellen Werth zu prüfen, Versuche mit der Kultur schon bekannter Handelsgewächse aufzustellen und mit Hilfe der Wissenschaft in der bisher unbeachteten Vegetation Pflanzen zu finden, deren Fasern, Harze, Milchsäfte, Farbstoffe, Fruchtsäfte, ätherische Bestandteile etc. so werthvoll sind, daß sie ihn zu versuchsweisem Anbau veranlassen.“

Natürlich dürfen solche Probepflanzungen nicht unter außergewöhnlichen Verhältnissen angestellt werden, sondern man muß auf die Durchschnittserscheinungen achten; alle Beobachtungen müssen aufgezeichnet und in Beobachtungstabellen zusammengestellt werden, wie das in Britisch-Indien geschieht, wo man, durch Schaden klug geworden, noch jetzt Versuchsplantagen anlegt. Auch die Winke betreffs der Behandlung der Rohprodukte und der in solchen Pflanzungen einzufahrenden Viehzucht sind beherzigenswerth.

Wer interessirte sich nicht heute für unsere zukunftsreichen Kolonien, für die Ausbreitung deutscher Reichsmacht in fernen Zonen? Das Zusammenwirken aller erleuchteten deutschen Geister in Wort, Schrift und That ist unerläßlich, wenn unser Kolonialbesitz bald zur Blüthe gelangen soll, und einige Bausteine dazu hat auch Soyaux in seinem Werke beigetragen. †