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Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen

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Textdaten
Autor: Simon-Auguste Tissot
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Titel: Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1760
Verlag: Fleischerische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Frankfurt und Leipzig
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Übersetzung der berühmten Schrift L’onanisme (Lausanne 1760) über die angebliche Verursachung von Krankheiten durch Selbstbefriedigung
Zum Masturbations-Diskurs des 18. Jahrhunderts siehe auch Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind
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[I]
S. A. D. Tissot
der Arzneigelehrtheit Doktor
Versuch
von denen Krankheiten,
welche aus der
Selbstbeflekung
entstehen.
Aus dem Lateinischen übersezt.
____________________________
Propriis exstinctum viuere criminibus.
 C. Gallus.
____________________________


Frankfurt und Leipzig,
In der Fleischerischen Buchhandlung
1760.

[II]

 von Caniz.

Wenn schnöde Wollust dich erfüllt,
So werde durch ein Schrökenbild
Verdorrter Todenknochen
Der Küzel unterbrochen.


[III]
Vorbericht.

Durch die Uebersezung gegenwärtiger Abhandlung suche ich dieselbe bekanter und gemeinnüziger zu machen. Das Vorurteil, womit manche eingenommen sind, hat mich nicht davon abhalten können. Man irret sich, wenn man glaubt, solche Schriften entbehren zu können, welche grobe Laster und ihre Folgen deutlich vor Augen legen, weil man befürchtet, die Bosheit [IV] bekäme dadurch neuen Zuwachs, der Tugend aber geschähe Abbruch. Es ist wahr, mancher Bösewicht ist so ausgelasen, daß er sich der besten Schriften zu seinem bösen Zweck bedienet; allein eben diese Misbräuche heben den rechten Gebrauch einer an sich guten Sache keinesweges auf; Neben dem Honig läset sich auch Gift aus den Blumen saugen, was können sie dazu? Die Sünde der Selbstbeflekung ist leider gemeiner, als ein rechtschaffenes Gemüte denkt, und ein praktischer Arzt allein kan durch die Erfahrung seine Allgemeinheit am besten dartun. Graus und Schauer komt einem oft an, wenn nicht allein Jünglinge, sondern auch bejahrte Personen Hül-[WS 1] vor ihren siechen Leib suchen, und dieses Laster als die Haupt-Quelle ihrer Plagen stöhnend angeben. Dasselbe [V] gleicht einer epidemischen Krankheit; wird man weder Vorbeugungs- noch Genesmittel dagegen anwenden, und sie, aus übertriebener Furcht ihre Schändlichkeit zu berühren, verschweigen, so reisset das Uebel nur immer mehr um sich, und man ist tugendsam zur unrechten Zeit. Es gefället mir gar zu wol, was ein beliebter Schriftsteller, der fast in jedermans Händen ist, bei Gelegenheit gewisser Fehler sagt: „Ich habe manchmal gedacht, daß es gut seyn würde, wenn wir in Absicht auf gewisse Pflichten die Gewohnheit der alten Mysterien bei denen Versamlungen hätten, und daß alte Prediger einige Lehren und Pflichten nur Verheuratheten, andere nur Obrigkeitlichen, wiederum nur andere Lehren andern Ständen in abgesonderten [VI] Versamlungen vorstellten; und es ist nicht wol zu begreifen, warum man bei dem öffentlichen Unterricht, so wenig die einzelne Pflichten der Moral und des Rechts der Natur berührt, und nur immer bei allgemeinen Ermahnungen zur Tugend stehen bleibt, da es doch gewis ist, daß die beständige Uebertretung jener Reguln in besondern Fällen, die vornehmste Ursach von den gemeinen Uebeln ist, welche die menschliche Gesellschaft zerrütten und verderben: Und doch weis man, daß der gröste Teil der Zuhörer weder Zeit noch andere Gelegenheiten, wie ein Gelehrter hat, sie durch andere Wege kennen zu lernen.“ Doch ich lase mich in keine Sittenlehren ein, und suche nur als Arzt dieses Werkchen anzupreisen, [VII] welches des Herrn Tissot Dissert. de Febribus biliosis angehängt ist, und gewislich zum wahren Wol meines Nächsten gereichen kan. Ich bin von seiner Vortreflichkeit durch verschiedene Erfahrungen überzeugt. Wind und Pralereien sind es, wenn einige, die aus dieser Quelle entsprungene Krankheiten sicher und leichte heilen zu können, rühmen. Ein ehrlicher Mann sagt die Wahrheit, und ich bekenne offenherzig, daß ich mich mit einem und dem anderen Kranken von dieser Art Jahre lang herum kuriret habe, ohne was rechts auszurichten. Wird man mir es demnach verdenken, wenn ich meinem Leser diese Blätter als die besten in ihrer Art anempfele. Ich bitte mir weiter nichts als etwas Liebe und Mäsigung im Urtheil aus, wenn sich in der Uebersezung [VIII] einige Fehler entdeken werden; ich habe, so viel möglich, den Sinn des geschikten Verfassers auszudrüken getrachtet, und es ist nur der Deutlichkeit wegen geschehen, wenn ich mich hier oder da nicht allzugenau an die Worte gebunden habe.

Der erbarmende Got gebe, daß der rechte Gebrauch davon so gesegnete Würkungen nach sich ziehe, als meine Absicht redlich und getreu ist.


[1]
Vorrede des Verfassers.

Ich habe dir, geneigter Leser, mit wenigem zu sagen, daß diejenige Wahrnemung, welche Du balde unter dem Namen D**** lesen wirst, mir den ersten Gedanken hiervon zu schreiben beigebracht hat; an die Zeit aber, wenn dieses geschehen würde, hatte ich nicht im geringsten gedacht. Gleichwie mich aber die neulichsten Vorfälle dieser Krankheit belehreten, daß man bei dem Verzug und Verweilen allemal Gefahr lauffe, und die vorhergehende [2] Probschrifft*[1] mir so viel Raum übrig liese, daß ich noch bequemlich einige Bogen beifügen konte, so habe ich die Hand angeleget, und dieses geringe Werkchen innerhalb wenigen Tagen, indeme mich zugleich meine Praxis stöhrete, hurtig aufgesezt: ich sage dieses deswegen, damit du denen Fehlern, welche man in der Eile nicht hat vermeiden können, eine Nachsicht gönnest. Dem ohngeachtet aber wird mir, geliebt es Got, meine Hofnung nicht fehl schlagen. Denn ich habe einzig und allein darauf gesehen, um nüzlich seyn zu können, und habe auch das Vertrauen, daß darinnen nichts manglen werde, was zu wissen nöthig ist. Die Zeit hat nicht zugelassen, das Ansehen und die Beweisthümer anderer Schrifftsteller hier zusammen zu häuffen, und vielleicht wäre es auch von keinem Nuzen gewesen. [3] Das einzige Werkchen von der Tabe Dorsali, welches gelobet wird und den berühmten Lewis zum Verfasser haben sol, habe ich mir gewünscht. Ein anderes Buch, welches die Onania ist, (*)[2] habe ich verschiedentlich angeführet, ich bemerke von ihm kürzlich folgendes: dasselbe ist kaum ein Buch zu nennen, sondern es ist vielmehr ein verwirtes Mischmasch oder ein Vorrath nüzlicher Beobachtungen. Denn ein rechtschaffener Mann, der in der Heilungs-Kunst unwissend ware, und der von einem Arzte einige Mittel gelernet hatte, wodurch die aus der Selbstbeflekung entstandene Uebel gehoben werden konte, und dieselbe als etwas Geheimes verkaufte, hat ein Büchelchen herausgegeben, worinnen er diese garstige Gewohnheit moralisch [4] und medicinisch betrachtet. Er hat eine Menge Briefe von jungen Leuten beederlei Geschlechts erhalten, in welchen sie ihre Schuld bekennen, die Krankheit treuherzig erzälen, und ihn sehnlich um Hülfs-Mittel anflehen: eine grose Anzal dieser Briefe, die mit seinem Werkchen wieder abgedruckt worden sind, theilet uns die schönsten Wahrnemungen mit, ich habe dieselben alle genau durchlesen, und die vornemsten Zufälle in gewisse Tabellen gebracht, hieraus ist nun eine zuverläsige Kranken-Geschichte entstanden; denn alle in der Onanie angeführte Kranken haben ihr Siegel beigedrukt, und man wird hierdurch zugleich des Verdrusses überhoben, dem man bei dem Durchlesen einer weitläuftigen Samlung ausgesetzt ist, worinnen einerlei Zufälle so oft und unordentlich vorkommen.

Der Verfasser ist sehr weitläuftig bei dem theologischen Beweise von der Abscheuligkeit dieses Lasters, ich [5] aber bin sehr kurtz hierinnen; denn ich habe geistliche Dinge nicht mit ungeweiheten Händen berühren wollen: Ich überlasse gerne denen Priestern ihre Pflichten, und wolte Got! daß sie Gleiches mit Gleichem vergelten möchten. Ueberdeme bin ich Willens gewesen, von denen Krankheiten zu schreiben, die aus der Selbstbefleckung entstehen, nicht aber von dem Laster der Selbstbeflekung, und endlich habe ich auch befürchtet, daß in diesem Falle die Worte eines Mannes möchten wahr werden, der bei der entferntesten Nachkommenschaft unserm Jahrhundert noch Ehre machen wird. (†)[3] Denn ein mit Leidenschafften behaftetes Gemüte wird weit mehr gerühret durch die gegenwärtige Gefahr, als durch die Furcht vor dem Zorn eines Wesens, [6] welches nicht in die Sinnen fällt. Lebe wol, und du Jugend, mache dir besonders meine Blätter zu nuze, denn deine unverrükte Gesundheit sol mir die beste Belohnung vor meine Mühe seyn.


[7]
Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen.

Ein Thier verfält in eine Schwachheit, wenn es ihm an der gehörigen Nahrung gebricht: unter so vielen Ursachen, welche die Nahrung verhindern, und die ich der Weitläufigkeit wegen nicht alle anführen kan, sind die allzuviele Ausleerungen die allergemeinsten.

Denn der Bau unserer Körper ist so beschaffen, daß, so bald es an denen würksamen Feuchtigkeiten (humores agentes) mangelt, andere aus ihnen zubereitete Säffte (humores passivi) ihnen nicht ähnlich gemacht werden können; sondern es bleiben vielmehr Rohigkeiten zurüke, das verlohrne wird nicht wieder gehörig ersezet, es folgt [8] eine Schwäche, alle Verrichtungen werden dadurch gestöret, und dieses um desto geschwinder, je vortreflicher die verschwendete Feuchtigkeit ist. Die Milch kan bei einer gesunden Frau lange und in groser Menge ausgezogen werden, ohne daß eine merkliche Schwäche darauf erfolgt, es giebt aber auch keine Feuchtigkeit in dem menschlichen Körper, die weniger ausgearbeitet ist als die Milch. Die Ausleerung des Blutes schwächet weit mehr, und man würde einer Säugenden den Tod verursachen, wenn man ihr in einem Tage so viel Blut abnäme, als der Säugling in eben dieser Zeit Milch aus ihr ziehet. Der Samen wird aus dem Blute, mit vielerlei Umständen, welche allezeit ein grosen Werth anzeigen, zubereitet, und er ist so ädel, daß wie schon Galenus erinnert, der Verlust einer halben Unze denen Kräften mehr Schaden tut, als wenn man vierzig Unzen Blut abzapft: es erhellet daher von selbst, daß die unmäsige Verschwendung dieser Feuchtigkeit viele Krankheiten nach sich ziehen müse. Er ist von dem Schöpfer dazu bestimmt, daß er in der weiblichen Umarmung ausgeleeret werde, ja meinetwegen mag man auch glauben, daß er bestimt seie, durch verliebte Träume fortzugehen, doch hiervon wollen wir unten reden.

[9] Es ist ein schändlicher Gebrauch aufgekommen, welchen man die Selbstbeflekung nennet; sie hat schon zu der Zeit der Patriarchen der Erde einen Schandflek angehängt, wie solches die Heil. Schrifft bezeugt, wenn sie von der Strafe dieses Lasters Erwähnung thut (a)[4], und daß sie bei denen Heiden schon gewöhnlich gewesen und der Diogenes solche ausgeübet habe, bezeuget Galenus (b)[5]. Ferner giebt es noch eine Art einer kränklichen Ausleerung des Samens, welche schlecht weg der einfache Samenflus (gonorhea simplex) genent wird, und darinnen bestehet, daß der Same ohne Steifigkeit der Ruthe und ohne küzelnde Empfindung beständig fortgehet. Nun folgt zwar eine Schwäche auf einen grosen Mangel der Samenfeuchtigkeit, derselbe mag gleich auf diese oder jene Art zuwegen gebracht werden, allein es giebt noch neben dem Mangel andere Ursachen, welche den Schaden vergrösern, doch ziehet keine einzige Art einen grösern Nachtheil nach sich als die Selbstbeflekung. In der Vorrede habe ich die Beweggrunde angeführet, welche mich angetrieben haben, von derselben zu schreiben; da aber diese Abhandlung nicht [10] füglich gerathen kan, wenn ich nicht zuvor die Krankheiten untersuche, welche aus dem allzuöfteren Beischlaffe überhaupt entstehen, so werde ich freilich auch hiervon den Anfang machen müsen. Ich werde die Krankheits Zufälle, so wie sie von andern Aerzten und von mir sind beobachtet worden, deutlich erzälen, hernach werde ich die Ursachen auseinandersetzen, zulezt aber die Heilungs-Art hinzufügen.


Die Zufälle.

Hippokrates, der erste und genaueste Beobachter, hat schon die Krankheiten beschrieben, welche auf einen allzuöftern Beischlaf folgen, und da er wahrgenommen, daß eine grose Magerkeit und Rükenschmertzen daraus entstanden, so hat er den Namen aus der Sache hergeleitet, und diese Krankheit Rüken Darre (tabes dorsalis) genennet. Sie entspringet aus dem Rükmark / und befällt meistens die neu verheuratheten und die so der Geilheit zu sehr ergeben sind: dergleichen Leute haben kein Fieber / haben guten Appetit, und fallen dennoch vom Fleische. Fragt man einen solchen [11] Kranken / so giebt er zur Antwort / es käme ihme vor als wenn Ameisen von den Obern Theilen des Hauptes durch den Rükgrat liefen / und wenn er zu Stuhle gehe / käme ein dünner wäßriger Same häufig zum Vorschein. Er kan keine Kinder zeugen / und in dem Schlafe / er liege gleich bei einem Weibsbilde oder nicht / wird er durch geile Träume beunruhiget. Gehet er oder lauft einen steilen Weg / so wird er kurzäthemig und hinfallig / auch befällt ihn eine Schwere des Hauptes und Klingen in denen Ohren. Mit der Zeit wird er durch heftige Fieber Anfälle mitgenommen / und ein äuserlicher Frost und innerliche Hize begleiten ihn bis in das Grab (c)[6]. An einem andern Orte redet er wieder von einer Dörrsucht, deren ihren Ursprung einige Schriftsteller ebenfals aus der Wollust herleiten wollen, deswegen nennen sie solche die zweite Art der Ruken Darre des Hippokrates. Sie nimt ebenermasen von dem Haupte ihren Anfang / gehet durch die Adern in das Rücken Mark / und wenn sie vermöge dieses Weges bis zu dem heiligen Bein eingedrungen ist / [12] so sezet sie sich endlich in die Zwischen Räume der Hüftbeine feste. In beiderlei Fall zehret der Mensch ab, und begehret nicht mehr zu leben; denn er fühlet alsbald Schmerzen in denen Schultern, Füssen und Schenkeln, und endlich / wenn er lange genug die Kur seines Uebels ausgehalten hat/ so stirbt er, ob er gleich noch nicht so kraftlos und ohnmächtig ist (d)[7]. Doch lasen mir diese leztere Worte einen Zweifel übrig, ob hier die Rede von einer Krankheit seie, welche aus einer übertriebenen Wollust entstehet, denn diese ziehet doch gewöhniglich, eine Schwäche nach sich. Celsus sagt ebenfals an dem Orte, wo er von der Diaet handelt, daß der Beischlaf denen schwachen Leuten schädlich seie (e)[8], und wenn er gar zu oft ausgeübet wird / auch den Gesunden in Gefahr stürze (f)[9]. Galenus merket in der Kranken-Geschichte eines Jünglings aus Melibea, der sich durch allzuviele Wollust Krankheit und Tod zugezogen hat, an, daß der Beischlaf die Nerven verleze / und das Gehirn / als der Nerven Ursprung / [13] Schwäche / und alle Kräfte beneme (g)[10] Diesen beeden stimt Aetius bei, wenn er sagt: Der Körper befindet sich in denen allerschlimsten Umständen, wenn der Mensch vielen hizigen Samen hat, der ihn zum Auswurf reizet / und wenn er nach der Ergiesung desselben einen weichen Leib bekomt / und an dem ganzen Leibe hinfällig und schwach / troken und mager wird, auch sind dergleichen Leute hohläugigt (h)[11]. Die neuern Schrifftsteller haben ebenfals diese Krankheit nicht mit Stillschweigen übergangen. Lommius, der den Celsum in Ansehung des ersten Buchs am besten ausgeleget hat, bestätiget dessen Worte mit seinem eigenen Zeugnus: Der Beischlaf macht den Cörper weichlich / unkräftig / kalt und troken / daß man sich gar nicht zu verwundern hat / wenn aus dieser Quelle so manches groses Uebel enspringet, als Schlagflüsse / Schlafsucht, schwehre Noth / tiefer Schlummer / Blindheit / Zittern / Lämung / Krampf, das verdriesliche Fus- Hände und Hüftewehe, [14] und andere dergleichen gichtische Folterungen (i)[12]. Sanktorius, welcher alle Ursachen die den Körper verändern, sehr genau untersucht hat, ist durch die Erfahrung belehret worden, daß der Beischlaf den Magen, die erste Dauung und die Augen schwäche / indeme er denenselben den grösesten Theil derer Lebensgeister entziehet; er benimt die natürliche Wärme, und unterbricht die Ausdünstung; erhizt Leber und Nieren; erkältet den Magen, das Gehirn und das Herz, daher erzeugt ein unmäsiger Beischlaf in der Leber überflüsige Galle, in denen Nieren Stein ähnliche Schmerzen, in dem Magen Rohigkeiten, in dem Haupte Flüsse, und in dem Herzen Herzklopfen und schwehre Ohnmachten (k)[13]. Es kommt einem ein Schauer an, wenn man lieset, was Tulpius erwähnet, er sagt: Das Rükmark schwindet nicht allein weil es verstopft wird / sondern der ganze Leib verfällt neben jenem in eine Zehrung / indeme das Uebel vermög derer Nerven dem Gehirne, von da durch die Schlagadern dem Herzen, und von hier [15] durch die Blutadern der Leber mitgetheilet wird. Denn wenn die Verrichtungen dieser vornemsten Eingeweide so augenscheinlich gestöhret sind / so wird nothwendig der ganze Körper kraftlos, die Gemüthskräften werden stumpf / und der Mensch komt auf eine elende Art um das Leben.

Bei dem Samuel Vespretius stiegen aus einem ungesunden Milz so viele Dünste nach dem Gehirne / daß dadurch eine Menge scharfen Schleimes im Anfange zwar nur in sein Hinterhaupt und Naken flosse, allein kurz hernach ergosse sich derselbe auch in das Rükmark / und vornemlich in die Lenden / Hüften und ihre Gewerbe. Der folternde Schmerz in diesen Teilen hat ihn unaufhörlich dermasen gemartert, daß er alle Farbe und alles Ansehen verlohr / und in ein schleichendes Fieber verfiele; dieses hat ihn endlich auf eine so langsame, elende und jämmerliche Todes-Art aufgerieben / daß er mehr als einmal gewünscht hat, die matte Seele aus dem wiederstrebenden Körper auszublasen. (l)[14] Der unmäsige Beischlaf troknet die Nerven, das [16] Haupt und den ganzen Leib aus / zerstreuet die Lebensgeister und verkürzet elender weise das Leben (m)[15]. Blankard hat Leute gekennt / die wegen übertriebenem Beischlafe neben dem Samenflus in Schwind- und Wassersucht verfallen sind (n)[16]. Muys gabe den allzuöftern Beischlaf als die Hauptursache an, als er den vonselbst entstandenen heisen Brand am Fuß bei einem mittelmäsigen Alten beobachtet hatte (o)[17]. Daß die Blindheit aus eben dieser Ursache entstehe, findet man in denen Abhandlungen der Kayserl. Academie der Naturforscher, und dieser Zufal ist werth, daß man ihn hier erzälet: Die Venussöhne wissen nicht wie gros die Gemeinschaft der Geilen mit dem ganzen Leibe und besonders mit denen Augen ist. Salmuth (p)[18] hat bei einem gelehrten Hypochondristen eine durch übermäsigen Beischlaf entstandene Verrükung des Verstandes [17] wahrgenommen und bei einem andern hat er das Gehirn so ausgetrocknet gefunden / daß er solches unter der Hirnschale hier und da anstosen hörte. Ich kenne einen sehr gelehrten aber dabei zärtlichen und pflegmatischen Mann / der in seinem neun und fünfzigsten Jahre eine junge und sehr geile Frau heurathete, und in der dritten Woche nach der Hochzeit von wegen des allzufleißigen Beischlafs in eine plözliche und gänzliche Blindheit verfallen ist / in dem vierten Monat gieng er den Weg alles Fleisches (q)[19]. Schelhammer hat wahrgenommen, daß aus der Verschwendung der Lebens-Geister folgende Krankheiten entstehen: nemlich der Magen fängt an schwach zu werden / der Appetit vergehet gänzlich / und wenn dermasen die Speisen nicht gehörig genommen werden können / so werden alle Glieder mat / das Herz bewegt sich nur schwach / der Pulsschlag wird auch geringer und nach und nach hinfälliger; überdeme kan aus dem allzugrosen Verlust der Lebens-Geister [18] die fallende Sucht entstehen (r)[20]. Uns ist zwar unbekant, ob die Lebens-Geister mit dem Samen einerlei Natur haben, allein die Erfahrung hat doch gelehret, wie unten mit mehrerem sol gesagt werden, daß zwischen beeden eine grose Gemeinschaft ist, und daß der Verlust des einen so wie des andern einerlei Krankheiten verursache, und hierauf zielet Schelhammer. Bei dem berühmten Fr. Hofmann findet man noch mehrere genau beschriebene Zufälle, die aus eben dieser Ursache herrühren: Durch lang anhaltende nächtliche Besudelungen verschwinden nicht nur die Kräfte / der Leib verdorret und das Gesicht wird blas; sondern das Gedächtnus wird auch geschwächet; ferner werden die äusern Glieder leicht kalt / die Augen werden dunkel / und die Stimme rauhe (s)[21]. Nach und nach vergehen die Kräfte gänzlich und der ganze Körper wird baufällig und zerstöret. Denn der Schlaf selbst wird durch schwermüthige Träume unterbrochen / und erquikt nicht; alle Teile des [19] Leibes fühlen beschwerliche Schmerzen / eben als wenn sie wären mit Ruthen gehauen worden (t)[22]. In dem folgenden Casus, der einen mit Schwäche des Gesichts behafteten Jüngling betrift, welche sich derselbe neben anderen Schwachheiten durch die Selbstbeflekung zugezogen, redet er also: Ich habe vielmahl angemerkt / daß schon bejahrte Leute von wegen des allzuvielen Gebrauchs der Liebe / sich nicht allein Röthe / ziehende / drukende Schmerzen der Augen / eben als wenn ein Gewicht darauf läge / wie auch thränende Augen zugezogen haben; sondern das Gesicht ist dermasen geschwächt gewesen, daß sie nicht mehr haben lesen noch schreiben gekönnt, ja ich weis mich zweer Fälle zu erinnern / da der allzuöftere Beischlaf und ein dazu geschlagener Kummer den schwarzen Staar verursacht haben (u)[23]. Börhave beschreibet ebenfals die schädlichen Folgen eines allzuöftern Beischlafs mit dem ihme gewöhnlichen Nachdruk und Kürze: Die allzuviele Ergiesung des Samens verursacht Müdigkeit / Schwachheit / Unbewegichkeit / [20] Krämpfungen / Magerkeit / Trokenheit / Hize und Schmerzen in denen Hirnhäuten / Schwäche aller Sinnen / besonders des Gesichts / die Rüken-Darre / die Narrheit und andere mit diesen verknüpfte Krankheiten (x)[24] Bey dieser Gelegenheit pflegte er seinen Schülern folgendes zu erzahlen; Die Rüken-Darre habe ich bei einem ungemein schönen Jüngling gesehen, der, ohngeachtet aller Vermahnung dennoch nicht nachliese / in dem Venus-Kampfe zu fechten / und vor seinem Tode so verunstaltet ware / daß er um die Lenden herum gegen die Spizen der Rüken Wirbelbeine hin so plat als ein Bret ware. Ja / das Gehirn selbst scheinet verzehret zu werden / denn dergleichen Leute werden schwach am Verstande; hernach werden sie dermaßen steif, als ich bei einer anderen Krankheit nie gesehen habe: so gar die Augen / welche bei der verliebten Umarmung zu funkeln pflegen / werden von wegen des ausgedörrten Sehenervens stumpf, daß manche ihr Gesichte verlieren (y)[25]. Wenn der berühmte Ludwig [21] den Schaden erzälet, der aus allzuhäufigen Ausleerungen entstehet, so sagt er von der Samen Ergiesung also: Die allzufrühzeitigen Ausübungen der Geilheit schaden beiderlei Geschlechte aus dieser Ursache / weil dadurch die Kräften verlohren gehen / welche den Körper stark zu machen erfordert werden: Die Geilheit und der öftere Beischlaf schwächen erstaunlich und troknen den Leib aus (z)[26]. Der berühmte Gorter verkündiget keine geringere Folgen, aber ich mag seine Worte der Weitläuftigkeit wegen nicht hierher setzen, sondern will einem jeden rathen, daß er dessen Buch von der unmerklichen Ausdünstung selbst nachschlage, und das wolabgefassete Hauptstük von dem Beischlaf mit Aufmerksamkeit nachlese. Der vortrefliche Herr von Swieten erzälet einen betrübten Zufal, den er der Beschreibung der Hypokratischen Rücken-Darre anhängt: Alle und mehrere dergleichen Uebel habe ich bei denen Leuten gesehen, welche der häßlichen Selbstbeflekung nachhiengen. Einem Jüngling der drei ganze Jahre die besten Mittel vergebens Gebraucht / verursachte dieselbe wunderbahre [22] Schmerzen / die in dem ganzen Leibe herumwandelten / die bald mit Hize / bald mit unausstehlicher Kälte begleitet waren / und sich besonders in der Gegend derer Lenden äuserten: wenn diese Schmerzen ein wenig nachliesen / so fühlte er so grosen Frost in denen Schenkeln und Beinen / daß er in den allerheisesten Sommertagen beständig am Feuer sase / ob man gleich / dem Gefühle nach / an diesen Teilen keine Kälte / sondern eine natürliche Wärme wahrname. Besonders aber habe ich mich darüber gewundert, daß sich diese ganze Zeit hindurch die Hoden in ihrem Sake herum wälzeten und herum dreheten / gleich wie denn der Kranke eben diese Bewegung in denen Lenden empfande (a)[27]. Der berühmte Herr Verfasser sagt weiter nicht, was es vor einen Ausgang mit ihme genommen, doch glaube ich gewis keinen anderen als den Tod, oder solche Schwachheiten, die noch ärger als der Tod sind. Der erfahrne Klökhof, den ich allezeit gerne anführe, hat eben dergleichen beobachtet: Die verschwendrische Ergiesung des Samens schadet allen festen Teilen, sie verursacht [23] Schwachheit / Trägheit / Magerkeit, eine Zehrung / die mit der Lunge in Gemeinschaft stehet / und eine andere / die von dem Rüken ihren Namen hat; ferner Schwächung der Sinnen, Mattigkeit, geschwächten Verstand / Ohnmachten / Krämpfungen (b)[28]. Doch wozu dienet es, noch mehrere anzuführen? Es ist genug, daß sie alle insgesamt einerlei Zusammenflus von Krankheiten bezeugen, nämlich Schwachheit des Magens, verdorbene Dauung, Anhäuffung von Rohigkeiten, Mangel der Ernährung, Mutter- und Gicht-Schmerzen, Flüsse; die Stärke verliehret sich, und das jugendliche Ansehen verlöschet, hingegen erfolgt eine ältliche Gestalt und Kraftlosigkeit.


Ach ja ich, der einst hätt so viel verrichten können,
Mus nun halblebend fort zum Schlund der Höllen rennen
Gehör, Geschmack, Gefül, Gesicht
Sind jetzt geschwächt und würken nicht;

[24]

Selbst der Geruch erquickt nicht mehr;
Ich bin von allen Freuden leer,
Wer glaubts, daß man beraubt von allen Sinnen,
Noch Athem könt gewinnen?
Mein ganz vergeslicher Verstand
Irrt, ist sich selbst nicht mehr bekant,
Zu allem ungeschickt erkrankt er mit dem Körper,
Und staunend denket er an des Verderbens Gröse.

          *          *          *

Selbst meine reizende Gestalt,
Mein Ansehn stirbt und ist veralt;
Einst war ich roth, jetzt bin ich bleich,
Und sehe einer Leiche gleich.

[25]

Die Haut verdorrt, die Nerven starren,
Ich pflege hin und wieder
Die ausgezehrten Glieder
Mit krummer Hand verzweiflend zu durchfahren.
Mein vormahls lächlend Aug beweinet nunmehr Tag und Nacht
Die Plagen, die ich mir gemacht (c)[29].


Alle diese Zufälle, ja noch schlimmere haben andere beobachtet, bei meinen Kranken ist es zwar noch nicht so weit gekommen; Wenn wir aber derer sichenden eigenes Geständnus, welches in der Onanie aufgezeichnet ist, nachschlagen, so werden wir es nicht besser finden. Denn die meisten klagen mit bangen Seufzern erstens: Ueber die Verminderung ihrer Verstands Kräfte, Dunkelheit der Begriffe, schwaches Gedächtnus, beschwerliche, ängstliche Träume; über Schwachheit der Sinnen, besonders des Gesichts und Gehöres, über einen kleinen Grad der Verrükung des Verstandes [26] Schwindel, innerliche Beschwerden, Beängstigung, und einige über solche Gewissens-Angst, daß sie einen zum Weinen bewegen.

Zweitens über einen gänzlichen Verlust aller Leibes Kräfte, und verhindertes Wachsthum; andere über beständige Schlaflosigkeit, andere über eine so grose Schlummersucht, daß sie stehend einschlafen; ferner über hysterische und hypochondrische Anfälle, Zittern, Ohnmachten, Keuchen, Herzklopfen, kurzen Athem, kalkigten Auswurf (d)[30], Husten, fliegende Hize, Fieber und Abzehren.

Drittens, über grausame Schmerzen in dem Kopfe, der Brust, dem Magen, denen Gedärmen und allen Gliedern, und über eine schmerzhafte Einschläferung aller Teile ihres Körpers, wenn sie nur ein wenig gedrükt werden. Viertens, über fleischigte Auswachsungen auf der Stirn, rothe und eiternde Geschwürchen auf der Nase, im ganzen Gesichte, an der Brust, den Schaamteilen und Schenkeln, und zugleich über ein beschwerliches Jucken.

Fünftens haben bei ihnen die Geburtsteile ihre besondere Zufälle erlitten, denn viele [27] Kranke wusten von keiner Steifigkeit der Ruthe mehr; andern flos der Samen fort bei dem allergeringsten Reize; viele klagten über einen alle Kräfte verzehrenden Samenflus, und stat des Samens floße von ihnen eine lehmen ähnliche, garstige, übelriechende Jauche, und manchmal kame auf die Triebe zum Stuhle auch der Samen hervor. Andere wurden geplagt mit einer Beschwerlichkeit des Harnes, mit der kalt Pisse oder Harnstrenge, schmerzhaftem steifwerden der Ruthe, mit Brennen des Harnes, der zugleich schwach und langsam fortgienge. Andere wurden heimgesucht mit Geschwulst und Schmerzen der Geilen, der Ruthe, der Harnblase, und des Samen-Adern-Stranges, und teils wegen der Untüchtigkeit zum Beischlafe, theils wegen des verdorbenen Samens erfolgt gemeiniglich eine Unfruchtbarkeit, oder die Kinder, welches noch betrübter ist, müsen doch wenigstens vor die Laster ihrer Väter büsen. Auch ist

     Sechstens der After nicht frei geblieben, denn einige sind mit einer hartnäkigen Verstopfung, mit der guldenen Ader und einem stinkenden Ausflusse aus dem After befallen worden. Bei dem Hofmann wird von einem Jüngling geredet, der so oft er sich eigenhändig [28] befleckte, allemal einen Durchfal bekam (e}[31], der nothwendig von dem dadurch verursachten Verlust der Kräften herrührte.

Dieses sind der Brittischen Kranken eigene Worte. Jezt will ich erzälen, was ich selbst gesehen habe, und ich habe gewis nirgends eine schlimmere Kranken-Geschichte gefunden, als diese, von welcher ich im Anfange dieses Sommers ein Augenzeuge gewesen bin.

D**** ein Uhrmacher, der sonsten frisch und gesund ware, hatte in seinem siebenzehenden Jahre angefangen, der Selbstbeflekung nachzuhangen, (ob er von selbst oder durch Ueberredung seiner Bekanten dazu gekommen, das weis ich nicht) genug er hat den Samen alltäglich ein, zwei bis dreimal verschwendet, und es ist merkwürdig, daß er in dem Zeit-Punct der Samen-Ergiesung allemal einen kleinen krampfigten Anfal empfande, das Gesicht und alle Sinnen wurden betäubt, zugleich wurde der Kopf heftig durch einen Krampf rükwärts gezogen, hingegen der vordere Teil des Halses schwolle alsdenn gewaltig auf.

[29] Es ware noch nicht ein Jahr verflossen, als er schon nach einem jeden Samen-Ergiesen und dem krampfigten Anfal die gröste Schwachheit empfande: allein sein mit schändlichen Gedanken angefülltes Gemüte ware vielleicht einer besseren Ueberlegung nicht fähig, und triebe ihn nichts desto weniger noch immer zu neuen Besudelungen an, bis endlich die Schwachheit bei ihme so zugenommen, daß er aus Furcht vor dem Tode von dieser schändlichen Sache (res foeda dictu) abgestanden. Doch zu spät wurde er klug, denn die Krankheit hatte schon die Oberhand, und seine so oft mishandelten Teile waren so empfindlich, daß der allergelindeste und ihm selbst oft unmerkliche Reiz seine Ruthe nur halb und halb aufrichtete, und einen schleunigen Ausflus des Samens verursachte. Ja gewis eine recht grose Anzahl Krankheiten vereinigten sich in ihme! Die obenerwähnte Krampfhafte Zurukziehung des Kopfs, welche nunmehro recht eingewurzelt und gewöhnlich bei ihm ware, überfiele den Kranken oft ohne gegebene merkliche Ursache, auch auser der Zeit der Samen-Ergiesung und bei nicht aufgerichteter Ruthe, und das zwar so heftig, daß er in der ganzen Zeit des Anfals, der oft über fünfzehen Stunden niemals aber kürzer als acht Stunden daurete, in dem [30] hintern Teil des Halses und dem Rüken so bittere Schmerzen erlitte, daß er mehr als einmal fürchterlich geheulet hat. Der Schlund ware in seiner Bewegung so verdorben, daß er nicht einen Tropfen Feuchtigkeit noch eine Grume Brod hinunter schlingen konte, seine Stimme aber ware beständig heischer, und änderte sich bei dem Anfal nicht. Die Kräften verschwanden gänzlich, er muste seine Profeßion niederlegen, und ware zu allem untüchtig. Von allen Hülfsmitteln entblöset, brachte er einige Monate siechend zu, und ware um so unglüklicher, weil er die Ursache seines Unglücks weder gänzlich vergessen, noch verlernen konte. Sein betrübter Zustand name immer mehr und mehr zu; endlich sagte man mir von diesem elenden Menschen, und ich besuchte ihn von freien Stüken. Und ach! hier sahe ich ihn als ein Gerippe auf dem Stroh liegen, er ware mager, kraftlos und stanke, kaum hätte ich ihn vor einen Menschen angesehen. Der Speichel flosse ihm unwissend aus dem Munde, ein dringender Durchfal verunreinigte ihn mit seinem eigenen Koth, und aus der Nase flosse ein dünnes und wässeriges Blut. Sein Verstand ware so geschwächt, welches man auch aus seinen Augen und äuserlichen Ansehen errathen konte, daß er kaum einen vernehmlichen Gedanken hervorzubringen [31] vermochte. Dum und vernünftiger Begriffe unfähig, ware er um sein Schiksal weder bekümmert[32] noch betrübt, und lebte nur noch wie ein Vieh; selten ware er drei Tag lang von dem Anfal frei. Der Ausfluß des Samens fande sich bei ihme sehr oft ohne Küzelung und ohne Aufrichtung der Ruthe ein, er ware fürchterlich mager, ausgenommen an denen Armen und Beinen sase eine wäßrige Geschwulst. Der Puls ware klein, schlug oft und geschwind, der Athem ware kurz und die Kräfften völlig weg; die Augen, welche im Anfange der Krankheit nur geschwächt waren; waren nun trüb, mazig, blöde, und fast ganz und gar unbeweglich. Mit einem Worte, man kan sich keinen heslichern Anblick vorstellen. Ich versuchte es mit wenigen stärkenden Mitteln die krampfhaften Anwandelungen, welche den Kranken so grausam marterten, zu vertreiben; allein weil gar keine Hofnung zur Genesung mehr übrig ware, so habe ich mit denselben auch nicht länger anhalten wollen, und nachdem die wäßrige Geschwulst bei ihme zugenommen, ist er, seines Lebens lange vorher unbewust, in dem Monath Junii gestorben.

Es werden zwar alle nicht so hart als dieser gestraft, die gemeinsten Zufälle, welche [32] ich aus dieser garstigen Gewohnheit habe entspringen gesehen, bestehen in einer so grosen Schwäche des Magens und der Brust, daß die Verrichtungen dieser Teile nur auf eine unvollkommene Art von statten gehen, und wer die menschliche Natur nur obenhin erwogen und eingesehen hat, der weis, daß auch hierdurch schon dem ganzen Leib ein Verfal zugezogen werden kan. Denn daher komt das Brechen, der Husten, die Heischerkeit, Kraftlosigkeit und ungesunde Farbe; die Geschwürgen, welche sich an die Stirn, Nase und Schläfe sezen, das Kopfwehe, Augenkrankheit und geschwächtes Gesichte, die Schwäche des Verstandes und Gedächtnuses, welches die eigene Briefe bezeugen, so die Kranken an mich geschrieben haben (f)[33].

Bei denen Hypochondristen, welche sich dieses schändlichen Lasters oft schuldig machen, finden sich noch heftigere Zufalle und auch noch geschwinder ein; denn indeme sie ohnehin schon schwache Nerven haben, und dieselbe hierdurch noch mehr schwächen, so mus nothwendig ihr völliges Verderben [33] schnell erfolgen. Ueberdem ist es bekant genug, daß die Hypochondrie an und vor sich oft einen wirklichen Samenflus nach sich gezogen hat. Ich habe hier einen Fremden gekennt, der aus Furcht von der geilen Seuche angestekt zu werden, sich der Selbstbeflekung ergeben hatte, und dadurch in eine so grose Hypochondrie und Herzens-Angst verfiele, daß man ihn nicht einen Augenblick vor recht gesund halten konte. Dabei ware sein Gemüte so unruhig, daß nirgends seines Bleibens ware, und er sich gezwungen sahe, beständig seinen Auffenthalt zu verändern.

Bei einigen ist die Angst so gros, daß sie sich recht herzlich den Tod wünschen.


Weil ich nicht leben kan, so wolt ich daß ich sterben könnte,
Der Tod erfreut ja die Elende,
Ich wünsch ihn mit Begier,
Und doch flieht er vor mir.
 M.


Zitternd lase ich vor zwei Jahren in einem französischen Briefe: Wenn mich die Religion nicht abhielte / so hätte ich mir schon von dem Leben geholfen / [34] das mir um so beschwerlicher ist / weil ich mir diese Beschwerden durch meine eigene Schuld zugezogen habe. Eben dergleichen Ausdrücke findet man in der Onanie (g)[34] Sehr oft habe ich auch wahrgenommen, daß die Anfälle der fallenden Sucht, in welchen der Same zugleich mit fortgehet, eine viel grösere Schwäche, als wo dieses nicht geschiehet, verursacht haben: überdem ist mir bekant, daß durch den Beischlaf dergleichen Anfälle rege gemacht worden sind (h)[35]. Henricus ab Heer (i)[36]. Und A. Didier bekräftigen dieses: lezterer erwähnet eines Kaufmanns aus Montpelier, der allemal so bald er beischliefe, mit der Epilepsie befallen wurde. Ist es mit denen Hypochondristen so weit gekommen, daß sie zuweilen in eine rasende Verwirrung des Verstandes verfallen, so weis ich gewis, daß die Selbstbeflekung auch diese Umstände geschwinder [35] herbei geloket hat; und da solcher masen das Gehirn auf eine doppelte Art geschwachet wird, so ist gewis der daraus entstehende Schaden unheilbar; hiermit stimmen die Wahrnehmungen anderer überein, gleich wie denn, derer oben angeführten nicht zu gedenken, in denen Ephem. N. C. ein dergleichen Beispiel erzählet wird. Ein Marpurger Burger der von einem melancholischen Gemüthe ware / und den Wein als ein Mittel gegen die Traurigkeit liebte / hielte 1682. zum zweitenmal Hochzeit / und verfiele / weil er dem Beischlaf allzufleißig nachhienge / in eine so erstaunliche Raserei / daß man ihn an Ketten legen muste (k)[37]. Jakinus hat in seinen Auslegungen über den Rhasis der Nachwelt die Geschichte von einem tiefsinnigen Manne hinterlasen, der aus übermäsigen Beischlafe in wenigen Tagen hernach auszehrend und rasend geworden ist (l)[38]. Die grose Erstarrung und Unbiegsamkeit, davon Börhave sagt, habe ich selbst bei einem Selbstbefleker in einem so grosen Grad gesehen, daß ich zweifle ob es einen höhern giebt. Es fieng nämlich die [36] Krankheit mit einer Steiffigkeit in dem Hals und denen Lenden an, hernach name sie auch Arme und Beine ein, und dieser unglükliche Jüngling lage rüklings dermasen steif an das Bette gleichsam angeheftet, daß er weder Hand noch Fus regen konte, und Hungers gestorben wäre, wenn seine Aufwärter ihm nicht die Nahrung in den Mund gestekt hätten. In diesem beweinenswürdigen Zustand brachte er verschiedene Wochen zu, endlich starbe er aller Kräften beraubet, eines sanften Todes.

Die Selbstbeflekung ziehet nicht allein unzälige langweilige Krankheiten, als eine Strafe nach sich, sondern sie verschlimmert auch noch die hizigen Krankheiten, ja sie bringet selbst die Bösartigkeit derer Krankheiten zu wege; Denn meiner Meinung nach ist die Bösartigkeit (malignitas) nichts anders als ein Mangel der Lebens-Kraft, wenn es nemlich an denen Lebens-Geister fehlet, oder wenn sie von ihrer natürlichen Beschaffenheit abweichen: Die Selbstbeflekung verschlimmert auch die Krankheiten in Ansehung ihres gewöhnlichen Zeitlauffs und ihrer Eigenschaften und denen Kranken, welche sich mit genauer Noth herausreissen, fällt es sehr lange und beschwerlich bis sie sich erhohlen. Schon [37] bei dem Hippokrates finden wir das Beispiel von einem Jüngling der nach dem Misbrauch des Beischlafs und des Weines in eine ungewöhnliche und tödliche hizige Krankheit gefallen ist. Zu Melibea lage ein gewisser Jüngling von wegen der Schwelgerei / des öftern Beischlafs und unmäsigen Trinkens eine geraume Zeit krank. Er empfande einen Schauer und hatte doch Hize dabei / er hatte keinen Schlaf / aber es plagte ihn auch kein Durst. Am ersten Tage giengen unter beständigem Zuflusse derer Feuchtigkeiten viele Unreinigkeiten durch den Stuhl von ihm / und die nächstfolgende Tage schosse es wie Wasser fort: er gab wenigen / dünnen ungefärbten Harn von sich / er hohlte langsam und schwehr Athem / die Gegend um die Herzgrube ware etwas weichlich und abhängend / dabei ware ein beständig anhaltendes Herzklopfin; er harnte in der Folge einen fettigen Harn / und allgemach wurde er am Gemüthe angegriffen / indem er still und ohne Rede da lag / die Haut ware troken und ausgedehnt, manchmahl ware der Stuhlgang in Menge und dünne / manchmahl aber gallicht und fettig. Am 14ten Tag [38] wurde alles schlimmer mit ihm / denn sein Verstand wurde verwirrt und er faselte sehr; am 20ten Tage rasete er recht heftig / er lag nicht mehr ruhig / sondern warf sich hin und her / lies keinen Urin und konte kaum etwas Geträncke bei sich behalten / am 24ten Tag starb er an der Hirnwuth (m)[39]. Ich selbst habe Leute auf eine recht erbärmliche Art sterben gesehen, welche die geile Seuche ganz verschändet hatte, weil sie durch den öftern Beischlaf ganz entkräftet worden.

Alles was bisher gesagt worden ist, betrift vornemlich das männliche Geschlecht, aber beklagenswürdig ist es, und ich erwähnte es nicht gerne, wenn mich nicht eine sehnliche Begierde Nutzen zu stiften dazu antriebe, daß auch selbst das schöne Geschlecht von der Schändlichkeit der Selbstbefleckung nicht völlig frei ist. Ich will zwar hier nicht des Propertii Vorwurf hervorsuchen:


Von dir wird unsre Brunst mir vielmahls vorgerükt;

[39]

Doch glaube mir sie hat euch noch weit mehr bestrikt (n)[40]


Dann so wol der Hippokrates (o)[41] als auch viel andere geben dem Propertius keinen Beifal, und die Sache mag sich verhalten wie sie will, so komt hier wenig drauf an. So viel aber wissen wir aus der Erfahrung, daß es Weibs-Persohnen giebt, welche durch ein küzelndes Reiben an denen äuserlichen Geburths-Teilen und der Mutterscheide, eine dem Beischlaf ähnliche Wollust nachzuahmen trachten. Hat wol die Verdorbenheit der Menschen so weit gehen können, daß dieselben einer sinnlichen Empfindung, welche ihnen gegeben ist, sich in angenehmer Verbindung zu einem bederseitigen Vergnügen zu reizen, schändlicher weise misbrauchen, und durch einzelne Besudelungen sich ihren gänzlichen Verfal zuziehen? Sind die Geseze und die Sitlichkeit in eine solche Vergessenheit gerathen? Gewis diejenige, welche fehlen, werden dieses mein Werkchen nicht mit neuen Wahrnehmungen bereichern.

Hieher gehöret die weibliche Schändung, welche mit dem Küzler geschiehet. Die [40] Natur pflegt manchmahl zu spielen, und bringt solche Weibs-Persohnen hervor, welche bei der Gröse ihres Küzlers aus Unwissenheit des rechten Gebrauchs, in einen Misbrauch verfallen, und einen Mann vorstellen wollen. Gereizet reizen sie andere und trachten sich hierdurch die Lust eines rechten Beischlafs zu verschaffen. Diese Art Weibs-Persohnen hasset die Männer und ist ihnen feind, sie ware den Alten nicht unbekant, welche sie tribates (geile Weiber die mit ihres gleichen Schande treiben) nennten, und in gewisse Klassen abtheilten; auch haben die Schriftsteller ihre verschiedene Benennungen nicht mit Stillschweigen übergangen, und schreiben der jungen Sapho die Aufrichtung dieses Ordens zu (p)[42]. Ob das Laster, wieder welches ich schreibe, überhaupt seltener oder gemeiner bei dem weiblichen oder männlichen Geschlecht seie daran ist wenig gelegen. Wenigstens haben so wol die Cleopatra als Messalina gezeigt, daß ein unmäsiger Beischlaf sie lange nicht so sehr schwäche als die Männer, es fehlet auch an neuern Beispielen nicht, und in der täglichen Praxis sehen wir, daß uns vielmehr [41] mehr Männer als Weiber vorkommen, die von wegen des öftern Beischlafs erkranken. Die Phisiologische Ursache lieget darinnen, weil der sogenannte weibliche Samen keine belebende Kraft hat, mit weit weniger Zubereitung und Umständen abgesondert wird, und von geringerm Werth ist, als der rechte Hoden-Samen der Männer, jener scheinet vielmehr mit der Feuchtigkeit der Vorsteher (prostratae) übereinzukommen (q)[43]. Unterdessen sind doch nicht alle ausser den Schranken gehende Frauens-Persohnen vor Schaden sicher und frei, und wenn es auch an Büchern mangelte, so werde ich jenes 23jähriges Mägdchen nicht vergessen, die im Sommer des 1746sten Jahres, nach vorher gethaner Wette mit sechs Spanischen Soldaten verwegener weise einen Hurenkampf angegangen hat; nachdem dieselbe [42] die ganze Nacht auf einem nahe bei Montpelier gelegenen Hof tapfer herumgehuret hatte, so hat man sie des Morgens frühe halb tod in die Stadt gebracht, und an demselben Tag ist sie auch noch unter einem beständigen Blutflus aus der Mutter gestorben (r)[44]. Wenn wir die eigene Geständnüsse, die sich in der Onanie finden, nachsehen, so treffen wir daselbst eben die Klagen an, welche wir von den Männern gehöret haben; nämlich grausame Mutter Beschwerden, peinliches Zuken, die gelbe Sucht, heftigen Krampf im Magen und Rüken, Schmerzen in der Nase, so grose und hartnäkige Verstopfung des Leibes, das aus allzuheftigem Zwang eine Furcht entstehet, blind zu werden; ferner weisen Flus, Vorfal und Geschwüre der Mutter, Erlängerung und räudiger Ausschlag des Kützlers, die geile Wuth und dergleichen mehr (s)[45]. Doch es schmerzet mich, so vieles Unglück länger zu betrachten, daher will ich nun auslegen wie es zugehet, [43] daß dergleichen Schade und Unglück durch die allzuöftere Ergiesung des Samens verursacht wird, und was die Art und Weise der Ergiesung darzu beiträgt.


Aetiologie.

Ich will mich bei der Absonderung des Samens nicht aufhalten, ich will nur von seinem Nuzen und Gebrauch, ingleichen von den Meinungen reden, welche die Meister in unserer Kunst, in Ansehung seiner Vortreflichkeit gehabt haben. Hippokrates hat geglaubt, daß der Samen aus dem ganzen Leibe, besonders aber aus dem Haupte herstamme und abgesondert werde. Der männliche Samen entstehet aus den sämtlichen Feuchtigkeiten die sich in dem Körper befinden / da denn derjenige Theil / der am kräfftigsten ist / ausgeführet wird; welches wir daran sehen / weil wir durch einen geringen Samen-Verlust in dem Beischlafe mat werden. Dieses aber gehet folgendermasen zu: Aus dem ganzen Leibe laufen Blutadern und Nerven zu denen Scham-Theilen hin / welche vermöge der Wärme und Anfüllung [44] sich nahe berühren und gleichsam ein Juken verursachen / weswegen denn die geilen Begierden und die Brunst sich von da in den ganzen Körper verbreiten. Und eben so wird auch in dem Menschen der beste und kräftigste Teil von denen aufwallenden Säften abgesondert / und gehet zu dem Rükenmark hin (t)[46]. Hernach erkläret er die Wege, welche der Samen nimt, und an einem andern Orte, wo er seine Gedanken über die Eigenschaften des Samens ertheilet, bedienet er sich folgender merkwürdiger Worte: Der Same entspringet aus allen Teilen des Leibes und zwaren komt aus gesunden ein gesunder / aus kranken Theilen aber ein kranker Samen. Wenn demnach von kahlen / kahle / von blauaugigen / blauaugige / von krummen meistens ungestalte gezeuget werden / und es sich eben so mit andern Gestalten verhält / warum solte denn nicht auch ein Dikkopf einen Dikkopf zeugen (u)[47]? [45] Galenus stimmt ihm bei, und verwundert sich gar nicht über die Schwäche, welche der Beischlaf verursacht. Der männliche Samen entstehet aus allen Säften des Leibes / besonders aus denen / die von feinem Stoffe sind: Denn derselbe hat eigene Venen und Nerven / welche sich von allen Teilen des Leibes zu denen [46] Geilen hinwenden (x)[48]. Es wird sich auch nie zutragen / daß die Samenfeuchtigkeit aus allen Teilen eines Thieres oder Menschen fortgehet / ohne daß nicht auch zu gleicher Zeit die Lebensgeister mit fortgehen solten; denn dieselben werden zugleich mit der Samenfeuchtigkeit aus denen Schlagadern ausgeleeret; deswegen ist sich nicht zu verwundern / daß die unmäsigen Beischläfer kraftlos werden / sintemal die beeden besten Stüke dadurch verlohren gehen (y)[49]. Ferner wird es nich unangenehm seyn, von ihm die Meinungen zu vernemen, welche die Weltweisen von dem belebenden Safte (Liquor vivificus) gehegt haben. Aristoteles hat die Samenabsonderung vor eine der Nahrungsreichsten Feuchtigkeiten gehalten / weil er in sich selbst die Kraft hat / ein solches ähnliches Wesen hervorzubringen / als dasjenige ist / von welchem er ist ausgegossen worden. Pythagoras hält den Samen vor den besten [47] Schaum des Blutes. Alkmaeon sagt, er wäre ein Theilchen des Gehirns. Plato hält ihn vor einen Ausflus aus dem Rükmark. Epikur hält ihn vor etwas das einigermasen von dem Körper und der Sele abgerissen worden ist. Demokritus aber glaubt / der Samen stamme von allen den vornehmsten Teilen des Leibes her, als von den Knochen / Fleisch / Adern (z)[50]. Wird man mehrere nachschlagen wollen, so wird sich eben dasselbe allenthalben finden, mit einem Worte alle Schriftsteller, die von dem Samen reden, halten denselben einhellig vor eine vortrefliche Feuchtigkeit von vielem Werthe. Ob er eben das seie, was der Nervensaft ist, das kan nur der allein erklären, dem die Natur und Eigenschaft beder Feuchtigkeiten wol bekant sind. Fr. Hofmann ist von der Erfahrung überzeugt, dieser Meinung beigetreten. Man siehet ganz deutlich wie gros die Gemeinschaft zwischen dem Gehirn und denen Geilen ist / denn das Gehirn und die Geilen scheiden den allerfeinsten und ausgearbeitesten Teil des Flieswassers (Lympha) von dem Geblüte / [48] welcher allen Teilen ihren Ton und Bewegung erteilet / und zugleich zu denen Verrichtungen der Sele dienet / daher kan es nicht anders seyn / als daß die allzuhäufige und öftere Ergiesung desselben den Verstand und die Kräften des Körpers schwächt (a)[51]. Der Samen wird eben wie das / was in dem Gehirn abgeschieden wird / durch alle Nerven des Körpers verteilet / und ist fast von eben der Art und Natur; Daher ist die Absonderung der Lebensgeister um so sparsamer / je häuffiger und verschwendrischer jener ausgeleeret wird (b)[52]. Der berühmte Gorter hält ihm noch eine grösere Lobrede, der Samen, sagt er, ist die allervortreflichste und am meisten ausgearbeitete Feuchtigkeit / er wird durch die allerbesten Daungskräfte gezeuget / und entstehet vielleicht aus eben dem edelsten Theile unserer Säfte / woraus die Lebensgeister ihren Ursprung nemen / welches aus der Gemeinschaft / worinnen sie mit einander stehen / zu erhellen scheint (c)[53]. [49] Endlich kan man diese so nöthige Feuchtigkeit, wenn man will, ein wesentliches Oel oder vielleicht noch besser den Spiritum Rectorem nennen, ist dieser verflogen oder verdorben[WS 2], so gerathen alle andere Teile und Säfte in Steken.

Aber man wird sagen: Was trägt denn die Vortreflichkeit einer schon würklich abgeschiedenen, ja einer ausgesonderten oder wenigstens in ihren Behältnüssen aufbehaltenen Feuchtigkeit zu denen Kräften des Leibes bei? Man gäbe zwar zu, daß die Auslerungen des Blutes, des Seri, und der Lymphe Schwachheit verursachen, doch von dem Samen könne man es nicht begreifen. Hierauf ist leicht zu antworten. Denn der Samen wird nicht nur abgesondert, sondern, wofern er nicht durch einen anhaltenden Misbrauch oder eine Krankheit ausgegossen wird, so gehet er beständig wieder zurük in das Blut, und man zählet ihn mit Recht zu der Klasse derjenigen Feuchtigkeiten, welche in denen Schulen (humores recrementitii) [50] genennet worden. Dieses haben die Alten gar wol gewust, und Galenus hat es an vielen Orten weitläufig erkläret, indem er behauptet, daß bei denen die sich des Beischlafs nicht bedienen, alles mit Samen angefüllet seie, ob er gleich in der Art wie dieses zugehet, sehr weit vom rechten Weg entfernet ist, doch dieses benimt seinen Beobachtungen ihren Werth nicht. Ich sehe gerne / daß du / wer du immer seiest / und dermaleins meine Schriften lesen wirst / auch zu Steuer der Wahrheit dasjenige / was darinnen ist gesagt worden / nicht träge noch kaltsinnig untersucht / weil du auf solche Weise fehlen / und nichts rechts finden wirst; nemlich daß alle Thiere / welche sich ihrer Weibchen enthalten / alle Teile voller Samen haben; wann aber ein Thier durch anhaltende Begattung den Samen vergossen hat / so hat auch kein Teil mehr Samen (d)[54]. Er leget es an eben diesem Orte weitläufig aus, wie es zugehe, daß so eine geringe Menge Samen dem Leibe eine so grose Kraft geben könne, und meinet, es verhielte sich also: Die Beschaffenheit [51] des Samens ist in den Geilen sehr lauter / und weil er mit denselben in genauer Verbindung stehet / daher teilen sie auch die Beschaffenheit des Samens allen Teilen geschwinde mit (e)[55]. Und nachdeme er in der Folge viele Beispiele angeführet hat, wodurch er beweiset, daß eine geringe Ursache grose Würkungen hervorbringen kan, so sezet er noch hinzu: Was ist es demnach wunder / daß dem gantzen Körper ein gewisses Vermögen oder Fähigkeit von denen Geilen mitgetheilet werde? Eben wie denen Nerven die Empfindung und Bewegung von dem Gehirne / denen Pulsadern aber daß Vermögen zu schlagen von dem Herzen mitgeteilet wird (f)[56]. Es gibt noch mehrere Säfte, welche in Absicht auf einen anderweitigen Nuzen abgesondert werden. Unter allen andern soll der Speichel zum Beweis dienen, dessen allzuhäuffige Verschwendung schwehre Krankheiten nach sich ziehet. Ich gestehe zwar gerne, daß der Weg wodurch derselbe denen übrigen Säften wieder beigemischet wird, bekanter ist, als der Weg des Samens, denn wir können [52] mit blosen Augen keinen besondern Gang entdeken, allein es geschiehet doch eine beständige Einsaugung, vermöge derer in sich ziehenden Aederlein, (venae bibulae), die sich auf dem ganzen Weg, den der Samen gehet, befinden, als in denen Oberhoden oder Beisteher, (epididymides), denen Samenröhren, (vasa deferentia), und vor allen Dingen in denen Samenbläschen (vesiculae feminales). Man könte einen manigfaltigen Beweiß über den Zurükgang des Samens anführen, aber man kan denselben bei einer so gewissen Sache entbehren; ich will nur die Worte des berühmten Herrn von Hallers hier beibringen. Der Samen wird so lange in denen Samenbläschen aufbehalten / als der Mensch / weder wachend den Beischlaf ausübt / noch träumend geile Schekereien treibt. Nun reizt zwar der zu der Zeit vorhandene Vorrath des Samens zur Begattung / allein es wird doch viel Samen / besonders sein flüchtiger und rüchbahrer Teil / wieder in das Blut zurükgeführet / und wenn derselbe wieder hierhin gelanget ist / so verursacht er wunderbahre Veränderungen / denn er bringt den Bart und die Haare an denen Schamteilen hervor / befördert [53] den Wuchs der Hörner bei denen Thieren, verändert die Stimme und die Sitten; denn alles dieses träget sich bei denen Thieren oder Menschen nicht von wegen des Alters / sondern wegen des Samens zu. (g)[57]. Allein man könte fragen, denn die Tadler finden an allem einen Anstos, warum die Verschnittene, die eben so wie die Selbstbefleker Mangel an Samen haben, nicht mit denen Krankheiten, die aus der Selbstbeflekung entstehen, geplagt werden? Doch dieser Einwurf ist uns leicht, den Alten aber ware er schwerer zu beantworten. Denn derjenige feine Teil der Säfte, woraus der Samen bereitet werden soll, und welchen ich semen in potentia nennen will, leidet in denen Geilen eine fernere Ausarbeitung und wird also dadurch ein würksamer Samen (semen in actu), der durch die erhaltene neue Eigenschaft zum Behuf des Körpers dienet, und ihm neue Kräfte erteilet; gleichwie der Speichel, der schon in dem Blute vorhanden ware, solche Würkungen erstlich nach seiner Absonderung hervorbringt, [54] welche er niemals hervorgebracht hätte, wenn er in der Masse der Säfte geblieben wäre. Jener semen in potentia aber ist bereits ein aufs beste ausgearbeiteter Teil des Blutes, weil er desto häuffiger und vollkommener abgesondert wird, je besser das Blut selbst ist, dergleichen sich bei jungen und gesunden Menschen befindet, sintemahl Kranke cacochymische, Schwache und Alte daran einen Mangel haben. Nun aber erkläre ich diese Sache also: Bei denen Selbst beflekern mangelt es an dem dienlichen Stoffe, woraus der Samen bereitet werden kan, oder dem semine in potentia, welches schon von groser Wichtigkeit ist, und zugleich an der Würksamkeit eines kräftigen Samens (semen in actu), die Verschnittenen hingegen haben an diesem zwar einen Mangel, an jenem aber nicht. Man fragt / wie es zugehe / daß die verschnittenen Thiere sich so sehr verändern / und gleichsam / ein weibisches Wesen und Natur annemen: Hierauf antworten wir mit Th. a Vega / daß dieses von dem in der Samenzubereitung erhöheten und recht vollkommen gemachten Samen-Geist (aura feminalis) herrühre / wodurch der ganze Leib solche Veränderung leidet / daß auch selbst das Fleisch nicht davon ausgenomen [55] ist: denn wir wissen aus der Erfahrung / daß das Fleisch der unverschnittenen Thiere noch einiger Masen den heßlichen Geruch ihres Samens an sich hat / daher komt es / daß das Fleisch der unverschnittenen Schweine währendem Kochen einen so stinkenden Geruch von sich giebet / welches sich doch niemals bei denen verschnittenen zuträgt (h)[58].

Uberdem schadet der Beischlaf nicht wegen des Verlusts des Samens, sondern auch, um mit Demokrito zu reden, wegen der Epilepsie, welche jederzeit eine Begleiterin dieses Auswurfs ist, und welchen Schaden die Verschnittene auch nicht erfahren. Diese Verrichtung ist eine der heftigsten / und ist denen Convulsionen sehr nahe / daher schwächet sie entsezlich und bringet dem Nerven-System ungemein grosen Schaden (i)[59]. H. A. Borelli schreibet eben dieser Ursache vieles zu; obgleich das Gehirn und die Geilen zwo verschiedene Werkstätte sind / so ist doch kein Wunder / daß [56] sie / weilen sie sich in einem und demselben Leibe eines Thieres befinden / in einander würken und eines mit dem andern leidet; indessen scheinet doch die wunderbahre Ubereinstimmung des Gehirns mit denen Geilen von einer noch ganz besondern Grund-Ursache abzuhangen. „Denn wir sehen, daß die Thiere in der Brunst sich sehr verstellen, indem sie mit Krämpfungen oder gleichsam mit einem angenehmen epileptischen Tummel befallen werden: Dieses aber kan ohne eine grose Erhizung der Lebensgeister, eine Erschütterung des Gehirns, und des ganzen Nervenwesens nicht geschen (k)[60].“ Galenus zählet zu denen Ursachen, welche im Beischlafe so viel schwächen, auch das dabei sich einfindende wollustige Vergnügen, welches allein schon hinreicht / die Lebenskräfte zu benemen (l)[61]. Und Sanktorius beschuldiget die heftigen Bewegung noch mehr als das Samenergiesen. Die Bewegung im Beischafe thut mehr Schaden als das Fortschiesen des Samen: Denn dieses mattet nur die Eingeweide / jenes aber alle Nerven und Eingeweide zugleich [57] ab (m)[62]. Und hierinnen irret meinem Bedenken nach der berühmte Gorter, wenn er den Schaden, der aus der erschütternden Bewegung komt, vor nichts achtet, er sagt, Diese Bewegung des Leibes ist von andern körperlichen Bewegungen nicht unterschieden (n)[63]. Denn es ist doch in der That eine convulsivische Bewegung, und einem jeden ist bekant, wie sehr die krampfhafte Anfälle ermüden. Doch wir kommen wieder zu der Würkung des zurukgetretenen oder eingesaugten Samens.

Er würket in den Körper, bringet ihm seine Stärke, und setzt mehrere Verrichtungen, die mit den Kräfften des Leibes in Verwandtschafft stehen, in ihre Würksamkeit. Jedoch wir wissen nicht, wie er eigentlich würket, und wir tappen über diese Sache noch sehr im Dunkeln; wer da weis, wie der Spiritus Rector würkt, der mag so gut sein, und uns hierinnen ein helleres Licht mitteilen. Vielleicht reizt er gelinde, doch dem seie wie ihm wolle, es ist wenig daran gelegen, und wir halten uns nur an das, was uns die Erfahrung gelehret hat; nämlich, daß die Samenergiesungen den [58] Ton der festen Teile schwächen; wie viel Krankheiten aber hieraus entspringen, kan demjenigen nicht unbekannt seyn, welcher weis, daß die ganze animalische Oekonomie sich auf die Stärke derer festen Teile gründet.

Erstens wird die Auflösung der Speisen geschwächt, vielleicht aus der Ursache, weil keine Verrichung so unverlezte Leibeskräfte erfordert als dieselbe, daher zeigt sich zu erst der Schaden in dem Magen.

Zweitens aus einer fehlerhaften Beschaffenheit des Magens und ausgeschwächten Kräften anderer Teile erfolgt eine mangelhafte Verdauung und Ernährung, und gewis die einzige Hinfälligkeit des Magens ist im Stande alle langwürige (chronici) Krankheiten hervorzubringen; denn niemand ist vollkommen gesund, der einen schwachen Magen hat. Wenn jemand mit Unverdaulichkeit geplagt ist, so gehet keine Verrichtung bei ihme recht von statten, sondern es werden vornämlich die innerliche und äuserlichen Sinnen betäubet, und stumpf gemacht, und der Nervenkraft verschwindet; er fasset keine Sache recht, es fehlet ihm an einer rechten Vorstellungskraft, er hört nicht recht, er sieht nicht recht, er schläft nicht recht.

[59] Drittens Die Samenergiesung schwächt die Nerven, und deswegen ziehet sie alle Arten von Krämpfungen und Lähmungen nach sich. Denn die menschliche Maschine ist so eingerichtet, daß allemal Nervenkrankheiten erfolgen, so oft es an einer rechten Dauung fehlet, und wer diese Anmerkung nicht weis, der wird jene niemals heilen können; überdem, wenn der Samen und Nervensaft einerlei sind, so zeiget sich auch noch ein anderer Grund, warum es alsdenn an den lezteren manglet. Endlich werden die Nerven durch die die Samenergiesung begleitende Erschütterung ganz weibisch und zärtlich, und durch diese Hinfälligkeit wird zugleich die Schwachheit des Magens vermehret, denn da kein einziger Teil so viele Nerven hat, so wird derselbe auch vor allen andern mit Krankheiten der Nerven befallen.

Viertens Sie schadet der Ausdünstung und allen übrigen Verrichtungen (Functiones); daher entspringet denn eine neue Quelle der Cacochymie (verdorbenes und unreines Blut). Sie verhindert die Ausdampfung / weil sie die Kräften wegnimt (o)[64]

[60] Wer die menschliche Natur kennt, dem ist nun auch begreiflich, das es keine einzige Chronische Krankheit gebe, welche man nicht aus diesem vierfachen Ursprung herleiten könte: indessen wird es verdrieslich seyn, wenn ich alle Zufälle pathologisch beschreiben und erklären wolte; man kan vielmehr nachlesen, was der berümte Gorter hirvon geschrieben hat (p)[65]. Der berühmte Günz hat es zwar Versucht, die Fehler des Athemhohlens mechanich zu erklären (q)[66], aber er hat mehr Scharfsinnigkeit als Deutlichkeit dabei gezeigt. Bei der Art und Weise, wie die Augenkrankheiten entstehen, sind Sanktorius und Hofman sehr weitläuftig, und haben auch Wahrheiten gesagt; allein sie haben die Hauptursache derselben mit Stillschweigen übergangen, nämlich den lebhaften Zuflus derer Feuchtigkeiten nach denen Augen, welcher sich aus dem Funkeln derselben zu der Zeit der Begattung bei denen Thieren abnemen lässet; denn die dergestalt ausgedehnte Gefäse verliehren ihren Ton, und werden dadurch gar leicht mit Verstopfungen und mit Lähme befallen, und ist denn wol eine einzige Augenkrankheit, die nicht hiervon ihren Ursprung nimt?

[61] Wer ist im Stande die Gemüts-Krankheiten aus den Gebrechen und Fehlern des Körpers herzuleiten? Denn es ist wahr, daß ein Körper in eine andere unkörperliche Substanz nicht würket, indessen zeiget doch die Erfahrung, daß das Gemüte mit dem Körper leidet; ein langsamer oder geschwinderer Umlauf des Blutes, die Flußigkeit oder Dike desselben verändern ja gänzlich die Urteile der Sele, besonders aber leidet sie bei denen Krankeiten der Lebensgeister: wir wissen die Art nicht wie es zugehet, und es ist auch wenig daran gelegen, genug die Erfahrung hat uns gelehret, daß bei einem gesunden Körper die Selenkräften mit denen Leibeskräften in einem genauen Verhältnuß stehen.


Wir sehen daß mit unserm Leibe zugleich auch der Verstand entsteht,
Daß Er wie jener wächßt und zunimt, wie er veraltet und vergeht.
Gleichwie denn schwach und zarten Knaben
Auch schwache Urteilskräfte haben.
Hernach, wenn man an mehrern Jaren und Leibeskräften zugenommen,
Pflegt auch die Stärke des Gemüts zu mehr Vollkommenheit zu kommen.

[62]


Hingegen wenn der Leib durchs Alter erschüttert worden und gebeugt,
Wann in den Gliedern sich ein stumpf Gefühle zeigt,
So wankt auch der Verstand er irret gleich der Zungen,
Es fehlt an alle Orten etwas, ja alles ist mit ihm verdrungen.

          *          *          *

Oft weicht, wenn wir erkranken,
Auch die Vernunft aus ihren Schranken;
Ein rasend und verwirrter Stand
Nimt oft bei ihr die Oberhand (r)[67].


Nachdem ich nun dasjenige abgehandelt habe, was überhaupt zu denen Krankheiten welche aus dem Beischlafe entstehen, gehöret, so ist noch nöthig zu untersuchen, warum dergleichen Krankheiten geschwinder und in einem heftigern Grade aus der Selbstbeflekung erwachsen. Diejenige, welche allenthalben gerne die besondere Hand der Vorsehung voraussezen, die werden nicht [63] anstehen zu antworten, daß es Got also haben wolle, damit das Laster bestraft werde: gleichwie ich aber fest glaube, daß das höchste Wesen seinen Geschöpfen, gewisse Geseze, nach welchen sie bewegt und gelenket werden, eingepräget hat, und deren Einrichtung dasselbe niemals ausgenommen in sehr wenigen Fällen, änderet, so bin ich einer von denen, die nicht gleich zu denen Wundern ihre Zuflucht nehmen, so lange man noch physikalische Gründe angeben kan, und hieran mangelt es ja in unserm Falle nicht.

Der erste Grund wird uns in einer Anmerkung, die sich in der Onanie[WS 3] befindet, angegeben, allwo aber doch die Erklärung dieser Erscheinung, gleichwie viele andere zur Arzneilehre gehörige Dinge, mit Stillschweigen übergangen wird; ich meine nämlich die Gewalt, welche die schändliche Gewohnheit dermasen über das Gemüte der Selbstbefleker hat, daß die unflätige Gedanken sie zu allen Zeiten, an allen Orten, unter ernsthaften Geschäften, ja selbst bis zu dem Altar, sie mögen wollen oder nicht, begleiten (s)[68]. Nichts aber zerstreuet die [64] Lebensgeister und schwächet mehr die Sinnen, als ein anhaltendes Denken an einerlei Sachen. Wenn einer nur eine Stunde lang einerlei Gedanken aufmerksam nachhängt, verliehret er mehr Kräfte, als wenn er einen ganzen Tag über verschiedene Dinge nachgedacht hat; denn der Wechsel ergözet. Die Ursache von dergleichen schändlichen Gedanken ist auch klar; indem nämlich das Gemüte von selbst, und ohne daß es eines äuserlichen Gegenstands bedarf, zu solchen geilen Vorstellungen angetrieben wird, so denkt dasselbe auch gleich, vermöge der Gewalt der starken Gewohnheit auf schändliche Unternemungen, und kan denenselben nicht ausweichen: eben dadurch aber werden nicht nur die Gemüts- und Leibeskräfte sehr vermindert, sondern die allenfals noch übrige Kräfte können zu nichts anders verwendet werden, weilen die venerische Vorstellungen die andern beständig betäuben und unterdruken. Ich könnte viele Jünglinge anfüren, welche auf diese so nachteilige Art [65] und aus diesem Grunde, die Zeit ihres Lebens, welches zu ihrem Glück nicht lang dauren kan, elend und unglücklich bleiben werden.

Den andern Grund zeiget uns Sanktorius an, er sagt: ein mäsiger Beischlaf bekomt wol, wenn man von der Natur dazu gereizet wird; hat aber das Gemüte und der Wille allein Teil daran, so schwächet er Verstand und Gedächtnüs: (t)[69] Dann unsere Natur treibt uns nur in dem Falle zum Beischlaf an, wenn die Zeugungsteile würklich voll von Samen sind; ein Gemüte aber, welches immer schändlichen Dingen nachhängt, bestrebt sich, den Samen zu ergiesen, obgleich kaum etwas Samen vorhanden ist; sintemal die Zeugungsteile so gebauet sind, daß öfters ein Reiz, der nur von denen Vorstellungen, von äuseren Gegenständen oder von einer Krankheit entstehet, in die Teile des Samens würkt,und die Ruthe aufrichtet. Es erhellet daher klar, daß eine dermassen erzwungene Samenergiesung auf vielerlei Weise weit mehr schade, als jene, die von dem Ueberflus des Samens verursacht wird. Ueberdeme haben diese Teile kein besonderes [66] Vorrecht oder Geseze vor andern, denn zu denen meisten Verrichtungen in dem menschlichen Körper ist eine bestimmte Zeit gesezt, und wenn wir sie auser denselben zu vollbringen suchen, so gereuet es uns allezeit.

Mit dieser zwoten Grundursach ist noch eine dritte verknüpft, nämlich die allzu öftere Wiederholung dieser Schandtat. Als ich zu Genf die Philosophie studirte, worüber ich mich lebenslang dankbar erfreuen werde, habe ich wie auch andere brave Schulkameraden einen fremden jungen Menschen mit Schauer angesehen, den ein geiler Kützel, welcher von der Gewohnheit und einem anfangenden kränklichen Reize verursacht worden, dermasen entzündete, daß er sich nicht enthalten konte, mitten unter den Lesestunden an der Ruthe zu spielen: allein die Strafe bliebe auch nicht lange aus, denn zween Jahre hernach ist er an der Auszerung gestorben. Eine solche Geschichte findet man auch in der Onanie (u)[70]. Man hat sich aber über diesen gewaltsamen Kützel gar nicht zu verwundern, denn ein jeder thierischer Teil nimmt, wenn er oft gereizet wird, eine kränkliche Beweglichkeit (morbida mobilitas an, die, wie unten mit mehrerem [67] sol gesagt werden, zu eben denen Bewegungen antreibt, welche eine vorhergegangener künstlicher Reiz hervorgebracht hatte; gleichwie dann in der Engländischen Samlung bereits erzälet worden ist, daß bei einer Frau auf die Selbstbeflekung die geile Wuth gefolget seie.

Der zweyte und dritte Grund lösen uns auch einen Einwurf auf, dessen hier erwähnet werden mus. Ein jeder Mitschuldiger wendet die Lobrede, welche Galenus auf den Diogenes gehalten hat, auf sich an, derselbe schreibt: Der Diogenes Cynicus seie zwar ansonsten unter allen Sterblichen der Allerenthaltsamste gewesen, dennoch habe er der Wollust nachgehanget, nicht, daß er sich von dem Vergnügen, welches mit der Samenauslerung verknüpft gehet, als einem scheinbaren guten dazu hätte sollen verleiten lasen, sondern damit er dem Schaden, den der zurückgehaltene Samen verursacht, vermiede (x)[71]. Hiergegen habe ich vieles einzuwenden, denn erstens hat Caspar a Reyes unter vielen andern wol erinnert, daß die Schuzschrift des Galenus nichts bedeuten wolle: nachdem er durch die Erfarung [68] bewiesen, daß der in den Samenbläsgen angehäufte Samen keinesweges schade, und wenn er auch überflüsig, durch eine nächtliche Besudelung fortgehe, so fügt er hinzu: Hieraus ist abzunehmen, daß der Diogenes Cynicus ein schändlicher und unflätiger Mann müse gewesen sein, indem er mit seiner eigenen Hand Hochzeit gehalten hat! – Deswegen ist auch Galenus zu tadeln, welcher vorgiebt, er seie der allerenthaltsamste gewesen, da er doch hierinnen sich nicht hat enthalten wollen, sondern vielmehr ein schändlicher Selbstbefleker gewesen ist (y)[72]. Zweitens, wenn ich auch die Nothwendigkeit der Samenentschüttung zugeben wolte, so erhellet doch aus dem 3ten, 2ten und ersten Grunde, welche den Schaden der Selbstbeflekung beweisen, daß diese schändliche Sache in medicinischem Sinn, ohne des Lasters zu gedenken, niemals zuzulasen seie, indem sie nothwendig Schaden bringt. Denn diejenige, welche derselben nachhängen, die geben nicht dem Samenreiz, sondern dem Trieb der Einbildungskraft geichsam gezwungener Weise alsbald Gehör, und oft zu einer Zeit, da [69] nicht nur kein Ueberflus des Samens da ist, sondern wenn es so gar an demselben mangelt. Ferner verderben sich Knaben und Mägdchen von ihren Kameraden unterrichtet, oft, ehe und bevor die Natur gewöhniglich zu der Begattung anzureizen pflegt. Auch schwache und die, welchen es an Blut und Samen manglet, verunfläten sich dadurch, aber was nimt es leider vor ein Ende? Indeme ich dieses schreibe, erhalte ich einen Brief, worinnen ich neben der Erzälung von tausend Unpäslichkeiten lese: Nunquam credidissem tot infirmitatibus premi posse naturam humanam, d. i. ich hätte niemals geglaubt, daß die menschliche Natur mit so vielen Schwachheiten könne heimgesucht werden. So klagt ein Mann, der von Natur schwächlich ist, und seine Krankheit noch durch seine jugendliche Hand vergrösert hat. Doch wieder zur Sache.

Die vierte Ursache, warum die Selbstbefleckung bei einerlei Menge Samen mehr schadet, als der Beischlaf, ist diese: wenn gleich der Samen nicht öfterer vergossen wird, so müsen doch nichts desto weniger die beständige Steifmachungen der Ruthe, welche sie durch das Kützeln und Reizen hervorbringen, die Kräfte sehr mitnemen; denn [70] alle anhaltende Bewegung zerstreuet die Lebensgeister, es manglet daher andern Verrichtungen an denenselben, daß sie unvollkommen müsen von statten gehen, und deswegen werden aus einem zweifachen Grunde Krankheiten erzeuget. Ueberdem verlieren die allzuoft gedehnte Teile zuletzt allen ihren Ton, und eben dieses zeiget uns die Ursache an, warum die Lämung der Geburtsteile und der würkliche Samenflus die Selbstbefleker mehr befält als die Beischläfer.

Fünftens, ist der Schaden in Ansehung der Schwachheit geringer bei der horizontalen Lage des Körpers, worinnen alle Muskeln ruhen, dahingegen die Selbstbefleker sitzend oder stehend (orthostadii) den Samen heraus loken und sich dadurch in grösern Nachteil stürzen. Denn die durch ihre Würkung ermüdete Muskeln werden durch das neue Erschüttern noch mehr mitgenommen; aus dieser Ursache entstehen auch die Lendenschmerzen, womit sie oft gepeinigt werden. Ein geschikter und erfarner Wund-Arzt hat mir vormals von einem Jüngling erzälet, der mit gemeinen Gassenhuren zugehalten, und selten anders als stehend seine Sache verrichtet hat, wodurch er sich aber das heftigste Lendenwehe und eine [71] schwindende Lämung an denen Schenkeln und Beinen zugezogen hat, die ihn betlägrig machte, und indem sie nach und nach mehr zuname, ihn sechs Monate hernach in das Grab gebracht hat.

Sechstens, so ist ein jeder mit mir eins, daß ein gesunder und starker Körper, vermöge der Schweislöcher, aus und eindunste; viele Beobachtungen haben auch erwiesen, daß, wenn eine ausgedunstete Materie einem andern mitgeteilt werde, sie demselben Kraft und Stärke giebt; Ferner haben uns andere Wahrnemungen gezeigt, daß zur Zeit des Beischlafs die Ausdünstung stärker ist; daraus folgt aber, daß der mit dem Beischlaf begleitete Schaden auf beeden Seiten vermindert werde durch die Einziehung desjenigen, was die beischlafende Person ausdunstet, denn das Ausdünsten (exspiratio) störet das Eindünsten (inspiratio) keinesweges, da eine jede dieser Verrrichtungen ihre eigene Gänge hat.

Siebendens finden wir bei genauer Betrachtung des Menschen noch eine andere Grundursache, denn wir wissen, daß die Freude das Gemüte aufrichtet, den Kreislauf befördert und die Kräfte unterstüzet; wenn demnach die Freudigkeit des Gemüts, [72] welche ich von einem mechanischen Vergnügen wol unterscheidet wissen will, denn sie sind Himmel weit unterschieden, ich sage, wann dieselbe die Ausleerung des Samens begleitet, so wird der aus diesen erwachsende Nachteil durch jene wieder einiger masen ersetzt, welches auch Sanktorius angemerkt hat, er sagt: Nach einem öfteren Beischlaf mit einer sehr geliebten Weibsperson, wird keine so grose Ermüdung gefület: denn die dabey sich einfindende Beruhigung des Gemüts hilft dem Herzen auf, und vermeret seine Stärke, daher denn das, was verloren gehet, geschwinder wieder ersezt wird (z)[73]. Und Venette scheinet sich auf diesen Lehrsatz zu gründen, wenn er mit Recht schreibt: Daß der Beischlaf mit einer schönen Frau weniger ermüde als mit einer andern. Es wird auch wol kaum daran zu zweiflen seyn, daß das Gemüte nicht mehr Vergnügen empfinden solte, wenn einer sich in einer angenemen Umarmung befindet, als wenn er einer heslichen, schändlichen und lasterhaften Geilheit fronet. Denn im ersten Falle nimt die Wollust gleich das Gemüte ein, in dem andern aber, arbeitet und bestrebt sich erstlich das Gemüte, daß es von der [73] Wollust eingenommen werde, und also wird in dem ersten Fal zum Teil der Verlust der Kräften ersetzt, der im andern nur noch gröser wird.

Aus dem vorherigen erhellet demnach, daß alle Selbstbefleker unter diejenige können gezälet werden, welche sich des allzuvielen Beischlafs bedienet haben, und daß man alle die Krankheiten bey ihnen vermuthen könne, welche eine verschwenderische Geilheit zuwegen bringt; weilen sie 1stens, wie oben bewiesen worden, ohne alle Nothwendigkeit den Samen auswerfen, 2tens, weilen der Samen, im Fal sein Vorrath den Beischlaf nothwendig macht, in gröserer[WS 4] Menge als nötig ist, vergossen wird, sintemal die Selbstbeflekung viele Gefaren bei sich füret, die nicht mit dem Beischlafe begleitet gehen. Die Furcht in die oben weitläuftig erzälte Krankheiten zu fallen, scheinet daher ein hinlänglicher Beweggrund zu sein, einen jeden Menschen, wenn er nur nicht gar rasend ist, von dieser Sache abzuhalten, und ich glaube, daß es unnötig ist, andere Abmahnungsgründe anzufüren, damit aber dieses mein Werkchen nicht ganz unvollkommen seie, so sol noch etwas weniges hinzugetan werden.

[74] Erstens kein Laster noch Verbrechen hat Got geschwinder und härter bestrafet als dieses.

Zweytens ist kein Laster der Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts nachteiliger als dasselbe; keines, welches der Annemlichkeit und dem Vergnügen, so aus der menschlichen Gesellschaft erwachsen, mehr entgegen stehet, denn es macht den Hang, vermöge dessen beederlei Geschlecht miteinander verbunden werden, unkräftig.

Drittens ist zwar der Ausspruch des Poeten durchgängig war,

O unglückselge Menschenart
zu deren Freude sich ein schändlich Laster part.

Allein unglükseligere Menschen giebt es gewiß nicht, als die Selbstbefleker, denn es ist ihnen nicht möglich, eine hinlängliche Entschuldigung vorzubringen. Die Schändlichkeit ihres Vergehens vermehret ihre Angst. Ansonsten pflegen noch wol die Verbrecher ihre Laster zu bekennen, hingegen schreiben viele in der Onanie, sie wolten lieber den schmälichsten Tod ausstehen, als nach einem solchen Geständnus sich vor den Leuten [75] sehen lasen. Es ist in unserem Jahrhundert dahin gekommen, daß man sich kaum des verbottenen Beischlafs schämet, ja manchmal gar rühmet, die Selbstbefleker aber verfallen weit mehr in üble Nachrede und Verachtung. Deswegen verlieret sich bey ihnen alle Hofnung zum Trost, und unzäliche Ursachen zur Verzweiflung finden sich alltäglich bey ihnen ein.

Ueberlegt man alle oben von mir deutlich erzälte Gebrechen und Schaden, so wird man neben der Furcht vor Krankheiten noch andere Abmahnungsgründe finden, worunter denn besonders der Mangel am Verstand ist, den doch der Mensch mehr als alles andere zu fliehen hat. Eine kränkliche Nachkommenschaft dienet den Selbstbeflekern zu einem beständigen Vorwurf, und macht sie betrübt; ja manchmal wird bei ihnen die angeneme Hofnung zum Heuraten vereitelt, oder sie sind, welches noch schlimmer ist, unglüklicher weise beständigen Zänkereien ausgesezt. Dahier befindet sich ein Künstler, der sich durch sein eigenes Verschulden geschwächt hat, und dadurch faul, träge und kränklich geworden ist; und ob er gleich zu der Venuslust, so wenig als zu anderer Arbeit tauglich ist, so hat er doch Nuzens wegen eine junge geile Frau geheuratet, [76] er erfäret aber alle Arten von Unfällen, welche der Ehstand nur immer bei sich füren kan. Doch jetzt komme ich zur Kur.


Praxis.

Die Wahrnemungen haben wir aus denen berühmtesten Aerzten, aus der Onanie, und unserer eigenen Erfarung genommen, und aus dieser dreifachen Quelle wollen wir auch die Hülfsmittel schöpfen.

Was die Vorherverkündigung betrift, so läset sich nichts angenemes sagen. Sie ist eine erbärmliche Krankheit, sagt Boerhave, denn sie läset fast gar keine Hofnung übrig, ich habe sie oft gesehen, und doch habe ich sie niemals heilen können (a)[74]. Der berühmte von Swieten hatte einen Jüngling, dessen er erwähnet, drei Jar lang vergeblich in der Kur. Ich selbst habe eine erbärmliche Todesart dadurch entstehen sehen, und habe sie erzälet, und einige habe ich kaum in ihrem Zustand erleichtern können. Aber man mus doch [77] deswegen nicht allen Versuch beiseite sezen, indem der verschiedentlich glükliche Fortgang, den die besten Aerzte, der Verfasser der Onanie und ich selbst gehabt haben, uns guten Mut macht.


Die aus andern Aerzten entlehnte Kur.

Dieses hat uns Hippokrates anempfolen, bei welchem man neben vielen vortreflichen Dingen auch einiges findet, dessen Seichtigkeit unten sol erwiesen werden; denn es ist ein Unglük vor das menschliche Geschlecht, daß nicht ein einziger, auch von den besten Aerzten bei denen Ursachen von Krankheiten frei von Hipothesen ist, und daß sie, wenn sie nach ihrer Meinung die Kur angestellet, oft, obgleich der Ausgang unglüklich ist, ihren eigenen ausgehekten Gedanken zu viel nachgeben, und dem hohen Grad der Krankheit, keinesweges aber ihrer Kur, die Schuld beimessen. Und gewis, der Hippokrates hängt an seiner Hipothese, wenn er das Purgiren anräth, er spricht: Wenn du mit dem, der sich in diesen Umständen befindet, die Kur anfängst, so bähe ihm den ganzen Leib, gieb ihm ein Brechmittel, hernach reinige ihm das Haupt [78] und reiche ihm ein Laxativ. Du must aber vornämlich im Früling zur Kur schreiten, und ihm nachher die Eselsmilch oder deren Molke zu trinken geben. Ferner mus er darauf vierzig Tag lang die Kühmilch trinken, und so lang er die Milch gebraucht, gieb ihm des Abends Graupenschleim, übrigens mus er sich anderer Speisen enthalten. Hört er aber auf die Milch zu trinken, so erquike ihn mit zarten Speisen, indeme du mit wenigen den Anfang machen, und vornämlich seine Säfte verdiken must. Ein ganzes Jar lang mus sich der Kranke alles überflüsigen Essens und Trinkens, der Venuslust und aller heftigen Bewegungen enthalten, doch ist ein mäsiges Spazierengehen hievon ausgenommen, wobei man doch Kälte und Sonne zu meiden hat (b)[75]. Der Holländische Hippocrates hat hergegen mehr die Beschwerlichkeiten der Kur als die Kur selbst, recht wol angezeigt, er sagt: Diese Kranken behalten die Milch nicht bei sich, das Reiten nuzt ihnen nichts, weil sie klagen, daß ihnen dadurch alle Kräfte verschwinden, denn nach einer starken Bewegung der Muskeln verlieren [79] sie in den nächtlichen Träumen mehr Samen und Kräfte; und wenn der Tag komt, sind sie durchaus vom Schweiß befeuchtet, und verlasen durch den Schlaf selbst mehr abgemattet, das Bette. Auch können sie keine Gewürze vertragen, welche ihnen auf eben die Weise schaden; die einzige Hofnung mus man in eine gute Nahrung und eine mäsige Bewegung sezen, denen man noch Fusbäder und ein vorsüchtiges Reiben beifügen kan (c)[76]. Unter denen Berahtschlagungen, welche sein berühmter Schüler, der Herr von Haller, hinzugefügt hat, findet sich eine, die einen Mann betrift, der ganz und gar zu dem Beischlafe untüchtig ware, der Zufal wird kürzlich also erzählet: „Ein dreisigjähriger Mann hatte seine Zeugungsteile dermasen geschwächt, daß der Samen allezeit ausflosse, so oft die Ruthe nur ein klein wenig aufliefe, welche sich zwar niemals ganz aufrichtete, zudem wurde der Samen alsdenn niemals mit einigem Nachdruck ausgesprizt, sondern er flosse nur tropfenweise hervor. Er ist daher ganz und gar zum Beischlaf untüchtig, das Gedächtnüs ist geschwächt, er klagt den [80] Magen, Nieren, Beine etc. Er hat die vorgeschlagene Mittel nicht brauchen wollen, sondern hat sich zu dem ledigen Stand bequemet, und hernach ist er an einer bösartigen Ruhr gestorben.“ Hierauf hat ihm Boerhave folgendes geantwortet:

Dergleichen Krankheiten haben allemal ihre grose Schwürigkeit, und zeigen sich uns nicht eher, als wann der Körper schon durch den hohen Grad derselben mitgenommen und geschwächt worden ist, da man denn mit denen Arzneien zu späte komt. Ich denke aber doch, daß man es mit folgender Heilungsart versuchen könne. Erstens mus er trokne und leichte Speisen geniesen. z. E. Vögel, Rindfleisch, Hammelfleisch, Kalbfleisch, Widpret, alles mehr gebraten als gekocht, dabei geniese er wenig und gutes Bier oder Wein. Zweytens mache er sich oft und täglich Bewegung bei ledigem Magen, und steige allgemach damit, bis er eine geringe Ermüdung spüret. Drittens, die Lenden, den Unterleib, die Schamgegend, die Weichen und den geilen Sak, reibe man morgends und abends mit trokenen und gewärmten wollenen Tüchern, die man mit Weirauch durchräuchern sol,damit sie währendem Reiben von diesem [81] Rauch recht durchdrungen werden. Viertens neme er alle zwo Stunden im Tage ein halb Quentchen[WS 5] von dieser Latwerge:

[WS 6]      Catechu. Ʒiv.     [WS 7]
Opopan. Ʒv.     [WS 8]
Cort. peruv. Ʒvj.
Conserv. ros. rubr. j.
Oliban. Ʒij.
Succ. acaciar. ß.
Sirup. Kermes Q. S. F. l. a. Conditum.

Darauf sol er jedesmal ein Loth von folgendem Kräuterwein trinken:

      Rad. Caryophyllat. mont. Pœoniae mar. aa. j.
Cort. rad. Capparid. Tamarisc. aa. iß.
Lign. Agalloch. ver. j.
Vini Gall. alb. vj. F. l. a. vin. medic.     [WS 9]

Wenn er dieses zween Monat lang gebraucht, so hoffe ich, daß er genesen wird (d)[77].

Hofmann hat folgende Reguln und Heilungsart angegeben: „Man muß sich in dieser Krankheit aller solcher Mittel enthalten, die schwachen Leuten nachteilig [82] sind, und welche einen ausgemergelten Körper noch mehr schwächen. Hierher gehören allerlei zusammenziehende, sehr erkäldende Saturninische oder Bleiartige, salpetrigte, saure und narkotische Mittel, ob es gleich bekant ist, daß sie in dergleichen Fällen pflegen angerathen zu werden, da sie doch hier eine höchst schädliche Eigenschaft beweisen.“

„Weit besser wird man tun, wenn man trachtet, die Kräfte des Körpers wieder herzustellen, und den geschwächten Teilen ihre Stärke wieder zu geben. Wir halten aber keinesweges davor, daß man sich zu diesem Endzwek derer hizigen, geistigen, flüchtigen, würzhaften und stark riechenden Dingen bedienen müse; sondern wir rathen vielmehr zu solchen Sachen, die gelinde nähren, und ein versüsendes, Galera artiges Wesen darreichen, dergleichen die allzuviele Entschütterung des Samens dem Körper täglich entziehet. Dieses tun insbesondere die sogenannten Kraftsuppen, welche von Rind-Kalbfleisch, Kapaunen, wenig Wein, Zitronensaft, Salz, Muskatenblüte und Würznelken zubereitet werden. Hierneben kan man noch mit grosem Nuzen solche Mittel gebrauchen, die die [83] Ausdünstung befördern und den Ton der geschwächten Fäsern wieder herstellen (e)[78]“. In einer andern Berahtschlagung räht er einem schwächlichen Selbstbefleker an, alle Morgen ein Mas Eselsmilch zu trinken, doch so, daß er zwei Teile derselben mit einem Teil Selter Wasser vermischt (f)[79]. Eben dergleichen findet man bei andern Schriftstellern, ich halte es aber vor unnöthig, sie anzuführen.

Was sie insbesondere von denen nächtlichen Besudelungen gesagt haben, kan ich leicht mit wenigem beibringen. Denn des Galeni und anderer Alten ihre Lehre hat Coelius Aurelianus deutlich, obgleich mit keiner gehörigen Rechtschreibung (barbare) auseinander gesezt, die Neuern aber haben nicht viel rechts und gutes hinzu getan. Ich will seine Worte hier anfüren: „Erstens ist es dienlich, daß man den Kranken von seinen wollüstigen Gedanken und Vorstellungen abwende, und ihn durch äuserliche Gegenstände auf andere Begriffe lenke. Dann mus man ihm ein hartes und kühles Lager verschaffen, und zugleich anrathen, daß er sich bei Schlafengehen [84] auf die Seite oder den Bauch lege; oder man kan unter das Gesäse (clunibus) eine dünne ausgedehnte Bleiplatte legen, oder man kan dasselbe mit Schwämmen, die mit kaltem Eßig und Wasser getränket sind, belegen, oder man kan die Teile mit kühlenden Dingen ansprizen ode vermittelst der Hände befeuchten, dergleichen aus Granatäpfelblüte, aus Acacien oder Hypocistis und dem Flöhsamenkraute bereitet werden, denn alle diese Dinge sind von besonderer Würkung: Desgleichen mus man ihm zusammenziehende, verdikende und erkältende Speisen geben, man hat ihm auch ein kältendes und anziehendes Getränke zu reichen, das zwar nicht mit vieler Kunst braucht zubereitet zu werden. Hernach mus man ihn nach der gemeinen Weise stärken, und ihn an das kalte Bad gewöhnen, welches die Griechen Ψυχρολουσίαν nennen, auch mus man die leidende Teile stark reiben, denn sie können eine starke Zusammenziehung vertragen (g)[80]. Zuletzt tadelt er mit recht einige vorgeschlagene unschikliche Räthe, wohin besonders das Binden der Ruthe gehöret, dessen Nichtigkeit [85] ein in der Onanie angefürter Client erfahren hat (h)[81].

Hofmann hat die Hartnäkigkeit dieser Krankheit, und was man in derselben zu meiden hat, gar wol beschrieben, allein er teilet keine andere Heilungsart als die oben angeführte mit. Er sagt: Keine Krankheit sezt dem Kranken mehr zu und macht dem Arzte mehr Mühe als die nächtliche Besudelung, welche von langem her eingewurzelt und gleichsam zur Gewohnheit worden ist, besonders, wenn sie den Menschen alle Nacht befället. Alle Mittel werden alsdenn umsonst und vergebens angewendet, welche ohnehin meist so beschaffen sind, daß sie mehr schaden als nuzen (i)[82].

Gegen den beständigen und wider Willen sich einfindenden Samenflus haben diese Schriftsteller eben das gerahten, was gegen den aus dem gemeinen oder venerischen Tripper entstandenen Samenflus gebrauchet wird, ich will mich daher bei ihrer Erzählung nicht länger aufhalten.

[86] 
Kur aus der Onanie.

Auch hier werde ich kurz seyn, weilen der gute Mann seine Mittel geheim gehalten hat. So viel aber wissen wir, daß er sich in seiner Kur keiner Ausleerungen bedienet habe, sondern daß seine Mittel von stärkender Eigenschaft gewesen sind. Zween der vornemsten waren seine stärkende Tinktur (the strengthening tincture) und sein fruchtbarmachendes Pulver (the prolific powder). Diese tun ihre Würkung ganz unvermerkt, sie stärken und nähren die Geburtsteile in beiderlei Geschlecht; sie geben diesen Teilen neue Kräfte, und befördern die Absonderung des Samens; es giebt keine vortreflichere Stärkmittel vor die geschwächte und unterdrükte Natur, als eben diese etc. (k)[83]. Auch hat er noch ein stärkendes Tränkchen, wovon er wundertätige Würkung rühmet, und wenn man denen Briefen, woran doch kein Anstand zu nemen ist, Glauben beimisset, so sind diese drei Mittel von grosem Wert, und verdienen eben sowol angekauft zu werden, als viele andere, die gegen seltenere und nicht so heftige Krankheiten gerichtet sind. Er hat auch einige Recepte beigefüget, die er als sehr ersprieslich angiebt. Z. E.

[87]
Eine Decoction oder Trank(†)[84].
      Flor. Siccat. Lamii (l)[85] mvj.
Rad. Cyperi & Galang. aa. ij.
     Bistort. j.
     Osmund. regal. ij.
Flor. ros. rubr. miv.
Ichthyocoll. iij.
Sciss. tus. mixt. cum quart. (m)[86] viij.

coquantur ad quartae partis evaporationem.

Hiervon mus alle Tage ein Quart[WS 10] getruncken werden.

Ferner hat er noch eine Potion, die aus Gewürz, Ambra, Spanischen Fliegentinktur, und dergleichen bestehet; seine Salbe aber ist aus Balsamen, aetherischen Oelen, und starken Tinkturen zusammen gesezt, da aber diese Sachen sehr zu reizen scheinen, und ich auch keine weitere Erfarung davon habe, so übergehe ich mit Fleis die Recepte.

[88] Zum Einsprizen räth er:

      Sachar. ъni
     Vitriol. alb.
      Alum. rupr. aa. ʒj.
      Chalib. fabr. print. iß.
per dies X. igne arenae diger.
adde Vˢi rati cochl. iij.


Meine eigene Heilungsart.

Durch die Räthe groser Männer und durch eine aufmerksame Betrachtung der Krankheit geleitet, habe ich folgende Art zu heilen eingeschlagen. Denn die Ursach dieser Krankheit weiset uns auch auf das, was zu tun ist, oder auf die Indication; es müsen nämlich die geschwächten Fäsern gestärkt und die verlohrne Kräfte wieder hergestellet werden, denen Säften aber, und besonders dem Nervensaft mus man seine gehörige Mischung (crasis) wieder zu wegen bringen. Denen Unwissenden, die von so vielen Herzstärkungen gehöret haben, scheinet dieses eine leichte Sache zu seyn, aber sie müssen wissen, daß wir, wie Gorter sagt, mit leichter Mühe dem Körper seine überflüßigen Kräfte benemen können, die verlohrnen aber können wir kaum mit einem einzigen Hülfsmittel [89] ersezen (n)[87]. Dieses werden die leicht verstehen, welche wissen, daß die Arzneien nichts anders als Werkzeuge der Natur sind. Unter der Natur aber verstehe nichts anders als eine Vereinigung und übereinstimmende Austeilung derer Kräften. So lang also die Kräfte da sind, sezen sie die zu verschiedenen Absichten dienende Mittel in ihre Würksamkeit: aber wer wird dieselben wieder herstellen können, wenn es an diesen mangelt? Es findet sich noch eine Schwierigkeit bei der aus der Venuslust entstandenen Schwachheit; es ist nämlich nicht möglich, sich derjenigen Mittel dabey zu bedienen, welche bey anderen schwachen Personen, denen noch wenigen übrigen Kräften die Hand bieten, wie solches die Erfarung gelehret hat. Hingegen dieser Dinge ihre Schädlichkeit in unserem Falle haben eben Boerhave und Hofman angegeben, denn indeme sie die Teile, welche wir zu besänftigen trachten, reizen, so ziehen sie mehr Schaden nach sich, in Ansehung derer darauf sich einfindenden Samenentschüttung und derer venerischen Vorstellungen, als sie durch eine vorübergehende kurze Stärkung Nuzen stiften. Ich habe gesehen, daß bei denen, die durch [90] nächtliche Besudelungen entkräftet worden, eine neue dazu gekommene Besudelung mehr geschadet hat, als viele Wochen lang gebrauchte Arzneien gut gemacht hatten. Man mus daher alle die Mittel sorgfältig meiden, die nur einiger masen reizen oder stimuliren können. Die Anzal aber derer Tonischen Mittel, welche diese Eigenschaft nicht haben, ist klein; man braucht also in deren Wahl nicht lange anzustehen: allerlei Ursachen haben mich angetrieben, mit zween Dingen den Versuch zu machen, die ansonst in denen Krankheiten entkräfteter Leute mir gute Dienste getan hatten, es sind, die Peruaner Rinde und kalten Bäder. Aus dem Coelio Aureliano erhellet, daß die Alten dieselben schon im Gebrauch gehabt, und Edw. Baynard bezeugt ihre gute Würkung in denen aus der Selbstbeflekung entstandenen Krankheiten. Er hat vermittelst derselben das männliche Unvermögen, Samenflüsse, und in Zeit von vierzehn Tagen eine sehr grosse Schwachheit bei einem Kranken, der schon mit einem Fus im Grabe gienge, heilen gesehen (o)[88]. Das Zeugnus der Alten, welche schon die Eichenrinde gebrauchten, räht uns den Gebrauch [91] der ihnen unbekant gewesenen Kina an. Die besten der neuern Schriftsteller haben diese vertrefliche Peruaner Rinde vor ein besonder kräftiges Mittel in denen Nerven Krankheiten gehalten, ist aber unsere Krankheit eine andere als eine Nerven Krankheit? In dem Recepte des berümten Boerhave befindet sich auch die Fieber Rinde, und noch neulich habe ich gesehen, daß sie der berümte van der Bronde bey einem Jüngling, der nach unmäßigem Liebesgenus heftig krank gewesen, mit gutem Nuzen gebraucht hat; ich will einem jeden rahten, diese schöne Warnemung nachzulesen (p)[89].

Die stärkende Kraft und Tugend der kalden Bäder finden wir durch die Beweise von mehr als zwanzig Jahrhunderten bestätigt; ja es ist zu bemerken, daß ihre Würkung sich weit minder gründe, auf die noch verhandene Kräfte des Kranken, als die Würksamkeit anderer Mittel, denn diese beweisen ihre Tugend nur, wenn sie bei einem lebendigen Teile gebraucht werden, [92] hingegen die kalten Bäder teilen auch noch der todten Faser eine Stärke mit.

Die Vereinigung der Kina mit dem Wasser gehet gar wol an, und beide Dinge lassen sich mit Nuzen zu gleicher Zeit gebrauchen, denn sie haben einerlei Eigenschaft und Kraft: beisamen gebraucht, heilen sie Krankheiten, die die ganze Apotheke ungeheilet gelasen hätte. Sie stärken besser als alle andere Mittel, und führen doch keine Schärfe bei sich wie andere, worauf es in unseren gegenwärtigen Krankheiten sehr ankommt; sie werden nie einen beschwerlichen Brand oder Hize machen, sondern sie tun vielmehr dem bei schwachen Leuten aus der Schärfe entstehenden beisenden Brennen Einhalt, und bringen eine angeneme Kühlung zu wegen. Werden sie mit andern reizenden Sachen gebraucht, so benehmen sie ihnen ihren Reiz, hergegen ihrer stärkenden Eigenschaft helfen sie noch mehr auf. Sie stellen die Stärke des Magens wieder her, machen Appetit, helfen verdauen und ernähen. Sie benemen die Neigung zu Flüssen, sie tun der allzugrosen Beweglichkeit (mobilitas) Einhalt, sie stellen die Absonderungen wieder her, und heilen endlich alle heilbare Krankheiten, die aus einer Swachheit entstehen. Nur mus keine [93] Entzündung, keine Lungen-Geschwüre, und verschiedene Arten von Verstopfungen zugegen seyn. Oft aber machen unsere zwen Hülfs-Mittel den Schaden wieder gut, den andre unrecht angebrachte Arzeneien verursacht haben.

Ich habe einen jungen Menschen in der Kur gehabt, der gleichsam von der Wiege an mit beständigen und heftigen Kopfschmerzen geplagt worden ist; durch Aderlassen, Purgiren, warme und kalte mineralische Wasser und Bäder, Brühen und allerhand dergleichen Mischmasch waren die Schmerzen noch vergrösert worden; währendem Anfal des Kopfwehes hatte er keinen Appetit. Ich rieth ihm die kalten Bäder und die Kinam an: Die öftere und heftige Kopfschmerzen blieben bald darauf aus, so, daß der Kranke auch glaubte völlig gesund zu seyn; gleichwie er aber diese Mittel zu früh ausgesezt hat, so ist die Krankheit wieder gekommen, obgleich weit gelinder, und ich hoffe ihn von derselben im Frühjar durch GOttes Güte und eben die Mittel völlig zu heilen. Ein guter obgleich entfernter Freund wurde von vielen Jaren her mit einer abwechslenden Gicht geplagt, die um das Gesichte herum heftige Zufälle erweckte, und ihm ein sieches Leben verursachte. Er hatte viele Arzneien, [94] worunter sich auch in Spanischen Wein infundirte hizige Gewürze befanden, zu seinem Nachteil gebraucht: Endlich holete man mich herbei, ich riethe ihm ein Decokt von Peruaner Rinde und Kamillen, durch dessen Gebrauch er seine Gesundheit wieder erhalten hat. Es würde unnöthig seyn, wenn ich noch mehr dergleichen Fälle anführen wollte. Die stärkende Tugend derer beeden Mittel, welche ich anpreise, ist hinlänglich genug erwiesen, und sie haben in der Tat denen Selbstbeflekern viele gute Dienste getan. Ich habe entweder die in Wasser gekochte oder in rothen Wein infundirte Kinam gebraucht, die leztere Art habe ich vorgezogen, so oft es um den Magen mislich aussahe. Selten habe ich noch etwas darzu gesezt: zween Loth Fieber Rinde teileten 24. Loth flüßigem die Kräfte mit, die Dosis aber ist 6. Loth und das dreimal im Tage. In das kalte Bad aber habe ich gegen Abend heissen gehen, denn es bringt gleich einen sanften Schlaf zuwege. Ich habe einen jungen Menschen gesehen, dem eine beängstigende Schlaflosigkeit zusezte, worauf sich des Morgend Mattschweisse einfanden; er hat aber nach einem sechsmaligen baden 5. Stunden geschlafen, und ist ohne Schweis vom Bette aufgestanden.

[95] Es liegt viel daran, daß man sich an eine genaue Diät bindet; man mus alle Speisen sorgfältig meiden, welche die Kräfte des Magens unterdrücken, oder ihme eine Erschlappung zuziehen können: man fliehe demnach alles, was zähe und mehlicht oder talkigt ist, den Käse, hartes Fleisch, saure Sachen, Früchte, besonders aber warm Getränke, auch Oel und dergleichen; die Schädlichkeit der Butter hat die Onanie (q)[90] genugsam gezeigt. Zwetens mus man sich alles dessen enthalten, was reizen kan, dergleichen sind die meisten Gewürze, und diejenige Gerichte, die die Kunst des Kochs beweisen, den Herrn aber um die Gesundheit bringen. Man halte sich an simple Speisen, und hüte sich vor vollen und grosen Schüsseln; mit einem Wort, die Speisen müsen so beschaffen sein, daß sie leicht auszuziehende, stärkende, und von allem Reiz befreite Nahrung geben; auch müsen diese nicht in allzugroser Menge genommen werden, weilen den Kräften des Magens nichts nachteiliger ist; denn ein zu sehr ausgedehnter Magen bleibt lange geschwächt, und die Verdauung gehet bei einem zu vollen Magen niemals recht von statten. Ein unmäsiger Beischlaf erfordert [96] wenig Speisen, und solche, die eine gute Nahrung geben (r)[91]; der ausgepreßte Saft aus gebratenem Fleische ist sehr dienlich, wenn man geröstetes Brod damit eintränkt und ein wenig Citronen-Saft hinzutut. Die in den Brühen oder Suppen ohne Kochung zerlasene Eyerdotter sind auch zuträglich. Man mus allezeit gebratenes Fleisch essen, weil das gesottene oder gekochte, indem es seine nährende Teile verloren hat, oft mehr schwächt, als es nähret, und weil bei dessen Genus schwache Magen noch mehr beschwehret werden; je zärter die Speisen sind, je weniger können sie das Kochen vertragen. Doch es wird verdrieslich seyn, eine weitläuftige Erzälung der Speisen hier beizubringen, da derjenige, der ihre Kräfte nicht weis, der Praxis ohnmöglich behörig obliegen kan.

Alle diese gute Eigenschaften hat die Milch, nur sie hat den Feler, daß sie, wenn sie in einen schwachen Magen komt, sich leicht verändert, und sich in zwe Teile absondert, nämlich in einen käsigten, welcher Verstopfungen macht, und in einen wäßrigten, welcher schwächet; daher haben die geschicktesten Männer wahrgenommen, daß ihr [97] Gebrauch selten nach Wunsch von statten gehet. Jedoch, da wir ihres gleichen nicht haben, und auser der Schwachheit des Magens keine andere Hindernüsse im Wege stehen, so mus man sorgfältig auf Mittel denken, durch deren Nebengebrauch dem Schaden vorgebeuget, und die gute Eigenschaft der Milch beibehalten werden kan, und gewis eine glükliche Erfarung macht uns guten Mut.

Selbst der Gebrauch der Fieber Rinde bahnet der Milch am besten den Weg, denn weil sie die Verdauungskraft des Magens befördert und die Säure bricht, so wendet sie das Gerinnen der Milch wunderbarlich ab. Ich habe 1753. einen fremden hier ankommenden Adelichen recht gut hergestellet, der unmäsiger Weise einer Hure nachhienge, und die Kräfte zum Venuskampfe dermasen verschwendet hatte, daß er kein Zeichen der Mannheit mehr aufweisen konte; sein Magen war auch krank, und wegen Mangel an Nahrung und an Schlafe ware er sehr mager worden. Ich gabe ihm Morgends um 6. Uhr 12. Loth eines starken Decocts von Kina, wozu ich noch einen Löffel voll Canarien Wein gosse; eine Stunde hernach tranke er 20. Loth frisch gemolkene Ziegenmilch, wozu ich noch etwas Zuker und [98] 2. Loth Pomeranzen Blüth Wasser tun liese, das Mittagsessen bestande aus einem kalten, gebratenen Hühnchen, aus Brod und einem Gläschen des besten Französischen Weins, der mit gleich viel Wasser vermischt wurde. Abends um 6. Uhr nam er wieder die Kinam zu sich; eine halbe Stunde hernach begabe er sich auf 10. Minuten lang in das kalte Bad, und aus demselben gieng er gleich in das Bette, um 8. Uhr, nam er die andere Dosis Milch zu sich, worinnen ein Eydotter verrühret worden, um 9. Uhr stunde er noch auf eine Stunde lang aus dem Bette auf. Diese Mittel haben eine solche Kraft gehabt, daß der Kranke, als ich nach dem 8ten Bad in das Zimmer trat, mit eben der Freude, womit Pithagoras ευρήχα ausriefe, mir zugerufen hat: Erexi! d. i. Meine Ruthe hat sich wieder aufgerichtet! In Zeit von einem Monat waren seine Kräfte fast ganz wieder hergestellet.

Im Fall die Fieber Rinde wegen gewisser Umstände nicht gebraucht werden darf, so erwähne ich hier eines andern Mittels, durch dessen Gebrauch der verlohrne Ton des Magens wieder hergestellet, und die Verdauung und gleiche Austeilung der Milch befördert wird, es sind nämlich die [99] Stahl oder Eisenhaltige Wasser, welche verschiedene Aerzte, nachdem sie ihre wahre Natur und Eigenschaft entdecket, der Milch mit so gutem Fortgang beigemischt haben; besonders hat schon Fr. Hofmann, wie wir sehen, dieses Gemische in unserem gegenwärtigen Zufal angerathen. Ich habe es dreimal brauchen lasen, und dreimal ist es gegen alles Verhoffen überaus wol angeschlagen. Hier mus ich auch der Kur jenes liebenswürdigen Herzogs nicht vergessen, der sich ausser Stand gebracht hatte zu heurathen, aber gewis nicht durch die Selbstbeflekung, und den der berühmte Boerhave durch den Gebrauch des mit Milch vermischten Spawassers wieder in das Vermögen, sich zu verehligen, gesezt hat (s)[92]: und gewis das Spawasser hat vor allen andern bisher bekanten in Ansehung der stärkenden Eigenschaft den Vorzug.

Durch einige Löffel voll einer starken Infusion [100] aus Krausemünze, oder durch Pillen aus Mastix und dem wässrigten Extract von Kina komt man dem Gerinnen und der Schädlichkeit der Milch recht gut vor. Der Mastix verdienet mit allem Fleis anempfolen zu werden, denn er ist ein gelindes tonisches oder stärkendes Mittel, das ganz und gar nicht reizet. Allein die gröste Vorsichtigkeit bey dem Gebrauch der Milch bestehet darinnen, daß man sich weniger und wol ausgesuchter Nahrungsmittel bedienet, auser dieser Vorsichtigkeit fruchten alle andere nichts, und diese Vorsichtigkeit allein kan die Stelle der übrigen vertreten.

Ich habe noch keine Erfarung von der Menschenmilch, welche die übrigen alle an stärkender Eigenschaft übertrift, wenn anders die Säugamme gesund, dem allzuvielen Fleisch essen und einer faulen Lebensart nicht ergeben ist: Man hat überdem zu befürchten, daß die Art sie zu gebrauchen, indem sie aus denen Brüsten gesäugt werden mus, ihre Schädlichkeit bey sich führet, dann das Gefäse kan die Geilheit mehr entzünden, als der enthaltende Liquour die Kräfte ersetzen wird: Die Geschichte, welche uns Capivaccius hinterlasen hat, macht uns vorsichtig.

[101] Endlich wird, wenn ein Körper sich auf keinerlei Art an die Milch gewöhnen kan, uns der Araber ihr Alrab, oder unsere Buttermilch uns nicht in unserer Hofnung betrügen. Ich habe solche einem jungen Menschen, der nicht frei von der Hypochondrie ware, mit glücklichem Fortgang gerathen, sie wird ganz sicher und mit Lust von Gallsüchtigen Personen getrunken; ja sie ist der Milch selbst weit vorzuziehen, so oft eine beschwerliche Hitze, ein Fieberchen, und ein rothläufiges Wesen zugegen sind, sie leistet auch eine rechte gute Hülfe, wenn die allzuviele Venuslust eine gefährliche hizige Krankheit veranlaset hat. Denn hier würden die tonische Mittel sehr schaden, und eine Kur die Schwachheit verursachet, ist hier auch nicht ohne Gefahr, wie der berühmte van der Monde durch seine Beobachtung bezeugt, und ich sehr oft gesehen habe. Hingegen der Gebrauch der Butter-Milch gehet treflich von statten, wofern sie nur von aller Fettigkeit befreit ist. Denn sie temperiret, löset auf, und benimt doch die Kräfte nicht, welche in diesen Fällen geschwinder verlohren gehen, als ein Unerfahrner glauben kan. Die Wahrnemungen des berühmten Gilchrists stimmen hiermit völlig überein, welcher der Milch in der Lungensucht sehr wenig gewogen ist, der Butter-Milch [102] hingegen ein weit gröseres Lob beileget (t)[93].

Unsern Kranken ist, so wie allen Schwachen, weniges Getränke zuträglich. Der beste Trank ist ein mit Stahlwasser vermischter rother Wein, man wähle hierzu den Burgunder, oder einen Wein aus Neu-Castilien, die Rheinweine aber, welche mehr Säure haben, meide man sowol als andere weisse Weine, die zu Urin treibend, weniger stärkend und oft den Nerven schädlich sind.

Ich glaubte, daß es vergeblich wäre, etwas von der Schädlichkeit aller Ausführungen zu erwähnen, wenn uns nicht noch neuliche Fälle gezeigt hätten, daß sie in Gebrauch gezogen werden. Ich erinnere demnach recht treu meinend, daß sie auf keinerlei Weise Nuzen schaffen, sondern daß sie gewiß denen meisten Schaden bringen. Unsere Kranken sind dörrsichtig oder auszerend, und haben daher Mangel an Blute; benimst du ihnen also das Blut, so wirst du ihnen einen geschwindern Verfal der Kräfte zuziehen; der berümte Gilchrist erinnert deswegen recht wol: Ein jeder [103] Blutstropfen ist bei auszerenden Leuten von grosem Werth, denn bei ihnen fehlet es an dem Vermögen, ähnliche Säfte zu machen und anzusezen, und sie haben des Blutes nicht mehr, als nur zu einem sehr schwachen Kreislauf erfordert werden will (u)[94].

Sind etwa noch gute Säfte vorhanden, so werden sie durch das Purgiren nicht minder als durch das Aderlasen fortgejaget, überdem vermindert das Purgiren die Kräfte des Magens, und macht also die Verdauung noch mangelhafter. Es wird unnöthig seyn, den Schaden, der aus andern Ausführungen entspringet, anzuführen, ich will aber die Warnung eines angesehenen Mannes, des berühmten T. Lobb hier einrüken: Wann du denen Körpern, deren Säfte die Menge, woraus die Gesundheit bestehet, nicht übersteigt, durch Aderlassen, Purgiren, oder andere Ausführungen etwas entziehest, so must du nothwendig die Kräfte schwächen, die Absonderungen stören, und viele Krankheiten herbei loken (x)[95]

[104] Dieses ist das vornemste, was ich von der Heilung derer aus zu vielem Samenverlust entstehenden Krankheiten zu sagen habe; ich wünschte rathen zu können, daß der Weg, von dem wir nun abgehen, sicherer als andere seie; allein ich will, um nicht verdrieslich zu fallen, alle Steine des Anstoses nicht erwähnen, und ich verlange, daß niemand diesen Heilungsweg betrete, als derjenige, welcher die Schritte eines Arztes verstehet; unterdessen will ich noch eine einzige Anmerkung hier beirüken, welche die besondere Kraft der kalten Bäder beweist, und eine Methode, sie zu gebrauchen, an die Hand giebt, im Fal wir uns der Kina enthalten müsen. Ein junger Mensch, ohngefähr von 20. Jaren, von gallreichem Geschlecht, ware schon in seinem 12ten Jar von einem gotlosen Spielgesellen in dieser häslichen Verrichtung unterwiesen worden, und hatte sich oft selbst geschändet; hierdurch hatte er sich eine Magerkeit, Schwachheit und [105] ein fürchterliches mit vielen Poken verunreinigtes Gesichte zugezogen. Vor drei Jaren hat er an einem epidemischen Gallenfieber krank gelegen, und obgleich die Krankheit an und vor sich gelinder gewesen wäre, so hat sie ihn doch länger siechend gemacht, weil sie durch die langweilige Schwachheit unterhalten worden ist. Im 1756sten Jare ist er auser seinem Vaterland in eine Ruhr verfallen; bei seiner Nachhauskunft im Früh-Jar 1757. ist er in ein zweites Gallenfieber, das aber weit heftiger als das erste ware, und in einen recht verdrüßlichen Gesundheits-Zustand gerathen. Denn die Schwachheit und ein blasses mit Geschwüren beseztes Gesichte blieben zurük. Ich riethe ihm die kalten Bäder an, und ein Pulver aus Weinstein Rahm (crem. tartari) Eisenfeile, und wenig Zimmet. Dadurch hat er sich in 6. Wochen eine ihm bisher ganz ungewöhnliche Stärke zuwegen gebracht, deren Dauer ich ihm versprochen habe, wofern er mir auch sein Versprechen halten wolte. Aber es ist immer zu befürchten, daß sein Gemüte, welches so lang denen schändlichen Gedanken nachgehangen hat, sich sehr schwerlich mit erbaren Vorstellungen beschäftigen werde, und daß auf solche Art das wieder verdorben wird was die Genesmittel gut gemacht haben. Jezt ist noch übrig, daß ich mit wenigem von den nächtlichen Besudelungen handle.

[106]
Die nächtliche Besudelungen.

Der Mensch ist so beschaffen, daß oft, indem die äusern Sinnen ruhen, diejenige Vorstellungen sich dem Gemüte wieder darstellen, die er sich ehemals vermöge der Sinnen gemacht hat. Ja die Uebereinstimmung der Geburtsteile mit dem Gehirne ist so gros, daß sie, wenn sie gereizt werden, Vorstellungen von ihrer Art erregen, ohne daß die andern Sinnen in ihrer schlummernden Ruhe solten gestöret werden: und hinwiederum, ein von geilen Gedanken eingenommenes Gemüte, hält mit den Samenbläschen und der männlichen Ruthe starke Gemeinschaft, obgleich der ganze Körper in einem unempfindlichen Schlafe liegt. Hieraus können die verschiedene Arten derer nächtlichen Besudelungen (pollutiones) verstanden werden.

Die erste entstehet aus einem Ueberflus des Samens, bei wolgehaltenen, frischen, gesunden und keuschen jungen Leuten. Denn indem die Samenbläschen durch die Vielheit des Samens, währender Ruhe der übrigen Teile, geküzelt werden, so kan das Gemüte, welches durch andere Vorstellungen nicht abgeleitet wird, und also eines desto lebhaftern Eindrucks fähig ist, [107] die ausschweifende Bewegung nicht im Zaume halten, sondern wird gänzlich von der Wollust eingenommen, stellet sich einen würklichen Beischlaf vor, und veranlaset gleich darauf eine Samenentschüttung (eiaculatio) welche nicht schädlich, sondern vielmehr zuträglich seyn kan, wenn sie sich nicht zu oft einfindet: denn es lässet sich nicht gänzlich läugnen, daß die allzugrose Anhäufung des Samens ihre Beschwerden bei sich führet. Dennoch aber haben dieses einige Aerzte, welche nur ihren eigenen Warnemungen Glauben beimessen, und alles in Zweifel ziehen, was sie nicht gesehen haben, verneinet. Andere, die klüger sind, gestehen zwar, daß sie dergleichen Krankheiten nicht gesehen hätten, dennoch aber zweifelten sie an fremder Erfarung nicht. Die dritte Klasse der Aerzte endlich hat dergleichen Krankheiten wahrgenomen, und Galenus, der an der Spize gehet, tut von einem Man und einer Frau Meldung, die an Ueberflus des Samens krank waren, und welche die Entschüttung desselben geheilet hat (y)[96]; er redet die Unglaubigen daselbst also an: Diejenige, welche auf keine Weise überzeugt werden können, daß [108] wenige Feuchtigkeit, die in einem Teil enthalten ist, so viele in dem ganzen Leibe sich äusernde Zufälle verursachen kan, die scheinen desjenigen, was sich täglich zuträgt, gänzlich uneingedenk zu seyn. Denn der giftige Stich einer Spinne würkt ja in den ganzen Körper, da doch nur sehr weniges Gift durch den ganzen Körper eindringt. Ich selbst habe zu Montpelier eine Witwe ohngefähr von 40. Jaren gesehen, die ehemals dem öftern Beischlaf zugetan ware, und sehr heftige Hysterische Anfälle nebst einer völligen Erstikung der Sinnen erlitte; sie konte auf keine Weise hiervon befreiet werden, als nur durch ein starkes Reiben der Geburtsteile, welches ihr eine Erschütterung und häufige Ausgiesung des Samens erregte, da sie dann wieder zu sich kame und der Anfal sich endete. Ein gewisser Medicus, welcher einer von denen ist, welche unverdienter Weise in einen Ruf kommen, riethe, daß man ihr die Rosenader schlagen solte, worauf ein so starker Mutterblutflus erfolgte, daß sie in Lebensgefahr gestürzet wurde. Als ich einst mit einem gelehrten und alten Medico redete, der lange in Italien bei dem Oestreichischen Kriege gedienet hat, erzälte mir dieser brave Mann, daß viele unverheurathete und keuschlebende Soldaten, [109] wegen des daselbst mehr als in kältern Ländern Teutschlandes erzeugten Samens mit der Epilepsie befallen worden wären, andere wurden mit Erstarrung der Ruthe (priapismus), andere mit nächtlichen Besudelungen geplaget. Man kan daher vor ganz gewis annemen, daß aus der Menge des Samens Krankheiten entstehen (z)[97]; doch sind diese Fälle selten, und kommen gewis nicht alle Tage vor, man kan ihnen überdeme leicht durch eine gute Lebens Ordnung vorbeugen, und wie schon gesagt, so wendet die fleißige Natur, diese Krankheiten durch die nächtliche Besudelungen ab. Wenn sich dieselben selten einfinden, gleichsam aus Nothwendigkeit nur entstehen, und keinen Verlust der Kräfte verursachen, so hat man nicht nöthig dagegen zu gebrauchen: stellen sie sich aber oft ein, so ist zu befürchten, daß sie sich vermöge der Macht der Gewohnheit immer noch mehr und mehr vervielfältigen, und zulezt [110] eine Schwäche und die damit verknüpfte Krankheiten zuwegen bringen. Dann es ist der menschlichen Maschine gleichsam als ein Gesez eingepräget, daß aus der öfteren Wiederholung eine Fertigkeit entstehet, und daß eine oft hervorgebrachte Bewegung hernach durch die geringste Ursache, ja von selbsten wieder entstehet. Dieses Geseze ist in der thierischen Oeconomie von groser Wichtigkeit, und ist bisher nicht so, wie es verdienet, betrachtet worden: Denn ich weis kaum einen medicinischen Schriftsteller, den ich hierinnen anrathen könte, den Galenus (a)[98] und berühmte Maty (b)[99] ausgenommen, welche beede geglaubt haben, diese Sache ins Licht zu sezen. Allein, obgleich noch nicht alle Schwürikeit in der Art, wie es zugehet gehoben ist, so bleibt doch Erfarung und Wahrnemung fest und unverrükt. Ich kenne eine Tänzerin in Leiden, welche [111] zufälliger weise eine Wunde an der linken Brust bekommen hatte, der Wundarzt riethe ihr eine gute Lebensordnung und die Enthaltung vom Beischlafe an, diesem Rath folgte sie, jenen aber schlug sie gänzlich in den Wind; in der folgenden dritten Nacht hatte sie eine Samenergiesung, welche sich hernach in einer einzigen Nacht mehrmalen einfande, und ihr in Zeit von zwölf Tagen eine Zerung und das Lendenweh verursachte. Die an sich geringe Wunde erlitte mitlerweil wenig Nachteil dadurch und eilete zur Heilung. Der Wundarzt bestunde auf seiner Heilungsart steif und feste, verbothe ihr den Beischlaf, zapfte ihr Blut ab und purgirte sie; indessen wurde die hinfällige Patientin überdrüsig; entzoge sich denen Mitteln und des Wundarztes, und wurde in wenig Tagen gesund. Ich kenne einen Mann, der durch den bei einem Brand entstandenen Lermen vor 20. Jaren um 1. Uhr in der Nacht aufgewekt wurde, und dem es von eben dieser Zeit an nicht gefelet hat, jedesmal um eben diese Stunde zu erwachen. Man mus sich deswegen hüten, im Anfang eine Krankheit geringe zu schäzen, die in der Folge sehr schwer auszurotten ist, und man kan derselben weit besser durch eine woleingerichtete Lebensordnung und Wahl derer Speisen; als durch schädliche Aderläse und [112] Purganzen vorbeugen. Denn eine wolbesezte Tafel und ein gemächliches Leben geben zu verliebten Träumen vielen Anlas, indem sie sowol den Samen anhäufen als auch das Gemüte mit geilen Gedanken erfüllen.


Wirst du dem Müsiggang entfliehn,
So hat Cupido seinen Bogen
Vergebens vor dich aufgezogen,
Und du verachtest ihn;
Ja seine Fakel und ihr Schein
Wird dir alsdenn nicht helle nicht entzündend seyn.


Auch habe ich durch die Erfarung gelernt, daß denen Mitteln, wodurch man den Samen dämpfen und vertreiben will, wenig zu trauen ist.

Die zwote Art der nächtlichen Besudelungen ist diejenige, welche sich bei denen Hypochondristen einfindet, und die man in der Tat eine Krankheit nennen kan. Dieser sind sowol die mit keinem kränklichen Stoffe versehene Hypochondristen, die auch Hysterici genennet werden können, (hypochondriaci sine materia) und welchen die tonische Mittel Hülfe leisten, ausgesezt; als auch die Hypochondristen mit einer Materie [113] (hypochondriaci cum materia) bei welchen ich mich ein wenig aufhalten will. Bei diesen leztern befindet sich ein beschwerlicher Kreislauf des Blutes besonders in dem Unterleibe, sie haben empfindliche Nerven und scharfe beständig reizende Säfte. Auf eben diese Weise also, wie die Stokung der Säfte am After die goldene Ader, an denen Beinen die Krampfadern (varices) verursacht, veranlaset sie auch einen Reiz in denen Geburtsteilen, auf welchen nach dem Willen und nach der Einrichtung des Schöpfers, verliebte Vorstellungen folgen müsen. Boerhave gedenkt dieser Art Besudelung: Es ist wahr, daß der Samen im Schlaf ausflieset, aber zu der Zeit schweben auch allemal verliebte Schekereien in dem Sinne, diese Entgehung des Samens aber ist bei denen allerfleissigsten gelehrten und milzsüchtigen Menschen nicht selten, und die Ergiesung komt manchmal so oft, daß eine Auszerung daraus entstehet (c)[100]. In denen Hofmannischen Werken findet man solche auch deutlich beschrieben, und ich habe schon aus denenselben die Beschwerlichkeit der Kur angeführet. Gewiß aber ist dieses eine [114] schwere und gefärliche Krankheit, denn diese Art Leute ergiesen niemals den Samen, ohne sich Schaden zu thun, daher vergrösert denn eine aus einer Krankheit entstandene Besudelung die Krankheit noch immer mehr; und deswegen mus auch die erste Krankheit vornämlich in Betrachtung gezogen, und nach ihren gewissen Regeln geheilet werden. Hier würde nun alles schlimmer werden, wenn man so lang die Verstopfungen im Unterleib noch zugegen sind, die Kinam oder die Milch anrathen wollte, sondern in diesem Falle braucht man mit Nuzen die aus dem Zichoriengeschlecht ausgepreßte Kräutersäfte, die Extracten und Confectionen von dieser Art, die Buttermilch, und hernach die Stahlhaltigen Wasser, und wenn die Verstopfungen recht gut geöfnet worden sind, so vertreiben die kalten Bäder die Ueberbleibsel der Hypochondrie und die Pollutionen am allerbesten. Denn ein practischer Arzt vergesse bei Leibe nicht, daß die mit einem kränklichen Stoffe verknüpfte Hypochondrie (hypochondrialgia cum materia) nach der Kur allezeit noch schwache Nerven hinter sich lase, und daß diese Krankheit nur mit einem Mäntelchen bedeckt seie, wenn man jenen nicht zu Hülfe komt: Deswegen werden die tonische Mittel, [115] die in der Mitte der Krankheit schädlich gewesen wären, hernach mit gutem Nuzen gebraucht, und in diesen und so vielen andern Fällen finden wir in der nie genug zu preisenden Peruaner Rinde das vortreflichste Mittel; Got lase uns nur derselben nicht beraubt werden! Es wird zuträglich sein, wenn man sie mit dem Stahl verbindet, man wird aber nicht den geringsten Nuzen dadurch stiften, wofern der Körper nicht bewegt wird, denn eine sitzende Lebensart schwächt die Kräfte der Genesmittel gänzlich, dabey mus man frölich von Gemüte sein; man mus sich hüten, vor lang anhaltendem Nachsinnen, und daß einem den Tag hindurch keine verliebte Gedanken vorkommen. Die Lebensordnung mus sehr pünctlich sein, besonders fliehe man die blähende Speisen, die dem Pythagoras schon verhaßt waren, die selbst einen gesunden Menschen auf einige Zeit zum Hypochondristen und folglich geil machen können, zugleich aber auch das Gemüte beunruhigen, 1stens weil sie den Kreißlauf verändern und hemmen, 2tens, weil sobald ein Teil unangenemer Weise angegriffen wird, die andern alle darunter leiden, und das Gehirn besonders an denen Belästigungen des Unterleibes Teil nimt: Denn wir [116] werden ja durch die tägliche Erfarung belehret, daß der Mensch anders denkt, wenn er gegessen hat, als wenn er noch nichts zu sich genommen hat, und die, welche mit nächtlichen Besudelungen geplagt werden, können nicht fürsichtig genug seyn, in Vermeidung aller derer Speisen, die zur Venuslust reizen können; sintemal die Speisen und das Getränke gar viel vermögen, und des Galeni schönes Versprechen schmekt nicht nach Pralerei, es schikt sich gar wol hieher: Diejenige, welche nicht gerne zugeben, daß vermöge der Nahrung, einige bescheidener, einige frecher, einige liederlich, andere mäsig, verwegen, träge und gütig, sanftmüthig und hartnäkig werden können, die werden doch klug, und kommen zu mir, auf daß ich sie lerne, was sie essen und trinken müsen; denn dadurch werden sie in der sittlichen Philosophie sehr zunemen, und ihre Selenkräfte vollkommener und mit der Tugend bekanter machen etc. (d)[101]. Jederman weis, daß das Bier oft eine starke Aufrichtung der Ruthe und einen Samenflus verursacht, [117] welches die zur Venuslust reizende Kraft derer blähenden Nahrungsmittel am besten beweiset.

Mit dieser Art Pollutionen komt noch eine andere Krankheit überein, welche man die Wuth der Geburtsteile nennen kan, Galen hat sie sehr genau beschrieben, und ich will sie nicht vorbei gehen, er sagt: Das ist fürwahr ein schlimmer Zustand vor den Körper, denn es giebt Menschen, die vielen hizigen Samen erzeugen, der sie denn zu seinem Auswurf anreizet; hernach wird ihnen der After geschwächt, und sie selbst werden nicht nur am ganzen Leib schlap und hinfällig, sondern man siehet auch an ihnen eine Trokenheit, Magerkeit, Blässe, und hohle Augen (e)[102]. Ist der Beischlaf schuld an diesen Plagen, so müsen sie sich dessen entziehen: – jedoch auch die Enthaltsamkeit schaft ihnen keine [118] grose Hülfe, denn durch die nächtliche geile Vorstellungen entsteht bei ihnen kein geringerer Schaden, als der ist, den sie aus dem Beischlaf erfahren. – Die Kur hat er auf folgende Weise beigefüget: – Wenn einer von diesen Leuten mir sagte, daß er sowol als das umarmte Weib währendem Ausflus des Samens eine beisende Hize empfände, so habe ihn ihm gerathen, sich der Samen vermehrenden Speisen zu enthalten, und nur solche Speisen und Arzneien zu sich zu nemen, die der Samenvermehrung entgegen sind, hernach solle er sich solche Leibesübungen machen, die vornemlich die obern Teile in Bewegung sezen: – nach dem Bade aber solle er die Lenden-Salben mit einer kühlenden Salbe aus Wachs und einem Safte von erfrischenden Kräutern. – darunter befinden sich folgende, die besonders leicht zu haben sind, als die Arten von Hauswurz, Nachtschatten, Nabelkraut, Flöhsamenkraut, Wegtrit, Wasser- oder Stachelnus und Burzelkraut (f)[103]. Eben an diesem Ort erwähnet [119] er des Nuzens, den eine unter die Nieren gelegte Bleiplatte geleistet hat.

Ich habe diese Krankheit bei einem Mann gesehen, welcher seit 24. Jahren damit geplagt worden ist. Er schläft im Tag oftmals bei, und der Trieb bey ihm ist so heftig, daß er gleichsam wütend wird, und er kan nicht einen einzigen Tag, was vor eine lange Zeit, ohne Weib, oder doch wenigstens nicht ohne Samenentschüttung hinterbringen. Er hat einen dünnen, scharfen und unfruchtbaren Samen, der sich zugleich gar schnell ergieset. Eine Schwachheit der Nerven, hysterische melancholische Anfälle, ein Verlust der Gemüthskräfte, schweres Gehör, schwaches Gesicht sezen diesem unglücklichen zu. Ich habe keine Kur mit ihm vorgenommen, indem er schon vieles vergebens gebraucht hatte; die meisten haben ihm geschadet, besonders diejenige, welche aus hizigen Nervenmitteln bestunden. Die mit Wein angesezte Peruaner Rinde aber, die ihm der berühmte B. S. Albinus, auf dessen Ansehen mich zu gründen, mir eine Ehre ist, gerathen hatte, hat ihm Linderung geschafft, so, daß auch eine völlige Genesung erfolgt seyn würde, wenn er sich bey deren anhaltenden Gebrauch [120] der kalten Bäder bedienet hätte; ansonsten habe ich diese seltene Krankheit weder gesehen noch zu heilen gehabt. In denen Consultationen des Hofmanns (g)[104] wird einer mit dieser übereinkommenden Wahrnemung gedacht.

Die dritte Art nächtlicher Besudelungen findet sich bei denjenigen, die eine Zeitlang dem allzuvielen Beischlafe oder der schändlichen Selbstbeflekung nachgehangen haben, und auf einmal in sich gehen. Die Ursache dieser Art nächtlicher Besudelungen entdeket sich leicht von selbst; Die Leidensche Tänzerin dienet hier zum Beispiele, gleichwie auch die aus dem Galeno eben angeführte Geschichte, und aus dem vorherigen erhellet auch die Kur dieser Besudelung von selbst.


Vom rechten Samenflus
(gonorrhœa simplex.)

Galenus, der von dem Venerischen Samenflus oder dem Tripper nichts wuste, sagt: Der Samenflus ist ein Ausflus [121] des Samens, der wider Willen geschiehet. Noch deutlicher aber kan man sagen, daß er eine beständige Ergiesung des Samens seye, ohne daß die Ruthe dabei aufgerichtet ist (h)[105]. Sowol die alten als neuern tun von dieser Krankheit Erwähnung, Boerhave aber ziehet dieselbe noch in Zweifel, er sagt: Man lieset in einigen medicinischen Schriften, daß der Samen manchmal von selbst und ohne Empfindung fortfliese, aber es mus doch dieses eine sehr seltene Krankheit seyn, denn ich habe niemals gesehen, daß der Samen ohne Ersteifung der Ruthe ausgeflossen, wenigstens ist es gewis der ächte in denen Geilen zubereitete und in den Samenbläschen aufbehaltene Samen nicht; ob ich gleich die Feuchtigkeit der Vorsteher (liquor prostatarum) ausfliesen gesehen habe (i)[106]. Wann ich aber meinen eigenen Wahrnemungen glauben darf, so giebt es sowol den einen als den andern. Dann ich habe viele Mannspersonen gesehen, die nach einem Tripper oder allzuvielem Beischlaf oder Selbstbeflekungen [122] mit einem beständigen Ausflus einer Feuchtigkeit der Zeugungsteile ohne den geringsten venerischen Reiz und ohne Ersteifung der Ruthe geplaget wurden; die aber doch zu der Aufrichtung der Ruthe und zu dem Samenauswurf nicht unfähig waren: ja ich habe angemerkt, das diese Leute durch eine einzige Samenentschüttung mehr geschwächt wurden, als durch den Verlust aller der Feuchtigkeit, die in 14. Tagen und noch längerer Zeit ausgeflossen ware. Nun wird gewis niemand leicht glauben, daß diese einen rechten Samenflus gehabt haben, denn diese Feuchtigkeit kame von denen Vorstehern (glandulæ prostatæ) von einigen in der Harnröhre befindlichen Drüsen, von denen Bläschen (folliculi) und endlich auch von denen aus Schlapheit erweiterten Aussonderungsgefäschen her; es ist mit einem Wort, eben das, was der weise Flus bei dem weiblichen Geschlecht ist, und ist eine verdrüsliche, schwer zu heilende und gefärliche Krankheit, denn sie schwächt unvermerkt, und zulezt verursacht sie noch eine Menge anderer kränklichen Zufälle, es giebt auch keine Krankheit, woran mehrere Weibspersonen leiden, und zulezt sterben, als an dieser, wofern ihr nicht fürsichtig begegnet wird.

[123] Ich kenne andere, die eben dergleichen Ausflus hatten, die aber nicht allein weit mehr dadurch geschwächt wurden, sondern auch zu der Aufrichtung der Ruthe, zu allem venerischen Reiz und Samenauswurf untüchtig waren, obgleich die vorhandene Hoden zu der Samenabsonderung nicht völlig unbequem schienen. Hier ist nun nicht zu zweiflen, daß diesen nicht der wahre Samen derer Geilen solte ausgeflossen seyn; und wer die Zeugungsglieder betrachtet hat, wird leicht wahrnemen, daß zwar die Schlapheit derer Drüsen und Bläschen oder der Ausführungsgefäse nothwendiger Weise eine gemeinere Krankheit seye, als eine völlige Lähmung derer Samenbläschen, daß aber auch diese möglich seye, darinn wird wol niemand einigen Zweifel sezen.

Ich weis auch hiergegen keine andere Heilungsart, und ich habe wahrgenommen, daß die kalten Bäder vor allem andern die besten Dienste geleistet haben, womit auch des E. Baynard angeführte Beobachtung übereinstimmt. Die innerlichen Mittel kan man aus dem vorhergehenden hernemen, worunter denn der Vernunft und Erfahrung gemäs, die Kina die erste Stelle behält: Die zusammenziehende Einsprizung [124] wird ein jeder, der die menschliche Natur und ihre Einrichtung kennet, verabscheuen, denn es ist höchstgefärlich, die Ausfürungsgänge zu verschliesen, so lange die Hauptursache des Flusses noch dauret, wenn die aber gehoben ist, so sind die zusammenziehende Dinge unnöthig, und können demnach in diesem Falle niemals zuträglich seyn: hingegen sind öfters die stärkende Bähungen hier weit sicherer und nüzlicher. Ich halte es aber vor unnöthig, die Recepte, deren Würksamkeit ich verschiedentlich erfahren habe, mitzuteilen, weil dergleichen allenthalben zu finden sind, oder jeder sich selbst leicht ausdenken kan: bei Fr. Hofmann trift man eins an, das von gutem Nuzen ist (k)[107].


Erinnerungen.

Die allzuviele Ergiesung des Samens richtet die Kräften des Leibes völlig zu Grunde, und verursacht alle hartnäkige Krankheiten, welche ansonsten aus der Schwachheit des Leibes zu entstehen pflegen.

[125] Die mit der Hand verrichtete Besudelungen ziehen alle diese Zufälle geschwinder herbei, als ein natürlicher Beischlaf; und derjenige Verlust des Samen, der bei dem Beischlaf entstehet, und kaum etwas weniges geschwächt hatte, bringt die allerschlimste Krankheiten zu wege, wenn er durch die Hand veranlaset wird.

Vermöge der Uebereinstimmung, die zwischen den Zeugungsteilen und dem Gehirn ist, sezet die aus zu vielen Samen verschwenden entstandene Schwachheit denen Seelenkräften gar sehr zu, und die Selbstbeflekung hängt besonders denenselben eine Schlappe an; daher empfinden die diesem schändlichen Gebrauch ergebene junge Leute einen ungemeinen Verfal an dem Verstand und Gedächtnus, und werden dadurch zu denen Wissenschaften untüchtig (l)[108].

Eine hieraus entstandene Krankheit, die schon alt und eingewurzelt ist, wird niemals geheilet; nur im Anfang, und wenn der Schaden noch nicht allzugros, teilen diejenige Dinge eine Genesung mit, welche [126] den Ton derer festen Teile ohne Reiz wieder herstellen. Darunter nun behalten die kalten Bäder und die Peruaner Rinde die erste Stelle.

Frische und gesunde Jünglinge, die sich einer nährenden und erhizenden Lebens-Art bedienen, und ein keusches Leben führen, können zwar mit einem Ueberflus des Samens belästiget werden; doch dieses ist eine sehr seltene Krankheit, besonders heut zu Tag, und man kan ihr durch eine einfache und eingeschränkte Lebensordnung sicher und geschwinde vorbeugen.

Die, welche einem jeden kränklichen Mägdchen den Ehstand anrathen, irren sehr; denn denen gesunden ist derselbe zuträglich aber denen schwachen schadet er, und die Zal derer, welche das Heurathen kuriret hat, ist sehr geringe. Wenn es hilft, so hilft es, in so weit dasselbe die überflüßige Samenfeuchtigkeit ausführet, oder in so weit es die Verstopfung der monatlichen Reinigung öfnet; der erste Fal ist rar, und im zweiten ist es nicht allemal ein sicheres Mittel, und es verhält sich damit, wie mit der Fusaderlas, denn da dieselbe im Anfang hätte dienlich können [127] seyn, so wird sie doch Schaden bringen, wenn die Krankheit tief eingewurzelt ist, und bereits eine böse Mischung der Säften (cacochymia) zuwegen gebracht hat. Man ist ganz unrecht dran, wenn man glaubt, daß sich diese Personen alle gierig nach dem Beischlaf sehnen, und in demselben eine besondere Wollust empfänden, da gegenteils die blasse, träge, schwache, kränkliche und cacochymische Weibspersonen kaum die geringste Lust in der Liebe fühlen, es kan daher aus der verliebten erschütternden Bewegung, deren sie entbehren, kein Vorteil entstehen, hingegen aber kan aus der erfolgenden Schwangerschaft groser Nachteil erwachsen. Ueberhaupt wer sich verheurathet, mus gesund seyn.

Die denen schwachen sonst angeneme Lage auf dem Rüken schadet den nächtlichen Besudelern, gleichwie solches der oben angefürte Coelius Aurelianus schon angemerkt: Erstens, weilen die grose Adern durch die Last der Eingeweide und Gedärme gedrukt werden, und das Blut nicht so leicht hindurch laufen kan. Zweitens, weilen die Lendenmuskeln durch den Druk erhizet werden, und aus Mangel einer Abkülung [128] ihre Wärme allen benachbarten Gefäsen mitteilen, wodurch denn das Blut in den Gängen der Zeugungsteile aufwallet und ein neuer Reiz verursacht wird.

Es ist nöthig, daß mann die allzuweichen Bette sorgfältig meide, deswegen sind die aus Pflaumen und Wolle sehr zu widerrathen; man bediene sich keiner als derer, die von Stroh oder Spreu gemacht sind. Vielen ist es zuträglich gewesen, wenn sie die Unterbetten und Pulve mit einem Leder bedekt haben, auf daß aller Erhizung vorgebeugt werde.

Ich kenne einen mit nächtlichen Besudelungen behafteten Jüngling, der auf Anrathen eines Barbiers bei Schlafenlegen etliche Gläser warmes Wasser trank. Aber was erfolgte hieraus? Der Alp, womit er schon einige mal behaftet gewesen, fande sich häufiger und fast allnächtlich ein, und die nächtliche Besudelungen liesen nicht im geringsten nach; sondern, indem er alle Nacht durch den Alp gedrukt wurde, träumete er von einer Frau, die auf seiner Brust läge, und mit welcher er beischliefe; gleichwie sich nun der Schaden aus diesen beederlei Krankheiten vereinbarete, wozu [129] auch noch der Mangel eines ruhigen Schlafs kame, so eilte er mit starken Schritten zur Auszehrung. Ich habe ihm zum Abendessen Brod und frisches Obst angerathen, und bei Schlafengehen muste er ein Glas kalt Wasser trinken, mit 15. Tropfen des Hofmännischen mineralischen Spiritus, worauf ruhige Nächte erfolgten, und die Gesundheit bald hergestellt wurde.

Man mus sich wol vorsehen, daß man bei schwachen Personen dem allzuöftern Reiz nicht durch erkältende Dinge Einhalt tun will; denn derselbe entstehet aus einer Schwachheit der Nerven, und erfordert stärkende Mittel.

Ein rechtschaffener Mann aus Italien, der sich wegen einer andern Krankheit bei mir Raths erholte, und mir alles treuherzig eröfnete, was sein Körper erlitten hatte, hat mir vor 5. Jaren erzälet, daß er, als er einstens mit vielen nächtlichen Besudelungen, die ihm die Kräfte verzehrten, geplagt gewesen, sich vor dem Schlaf vornommen habe, mit Gewalt aus dem Bette zu springen, so bald ihm weibliche Bilder (phantasmata fœminina) vorkämen; sein [130] Gemüte hat auch dem Willen Folge geleistet, und der Gedanke von der Gefahr, den der eingebildete Anblik eines Weibsbilds erregte, hat ihn aufgewekt, und auf solche Art die Besudelung abgewendet: Diese nüzliche Wahrnemung wird derjenige verstehen, welcher die Geschichte der Träume und die Gewalt der Gewohnheit genau wird erwogen haben.

Die stehen ihren Kranken am besten vor, welche dieselben aufs Land schiken und ihnen den Umgang mit allen Weibspersonen verbieten.

Derer Zufälle, welche eine besondere Heilung erfordern, sind wenige; denn wenn die Kur noch möglich ist, so heben sie sich durch die allgemeine Heilungsart, schlägt die aber fehl, was wird alsdann eine besondere Kur, die allezeit unwürksamer ist, helfen? Der berühmte Gorter lehret uns am besten die Bereinigung beederlei Heilungsarten, er sagt: Den aus zu vieler Venuslust entstandenen schwarzen Staar, welcher sich aus allzulangsamen Einfluß der Lebensgeister oder aus dem Mangel derselben angesponnen [131] hatte, habe ich verschiedenemalen mit innerlichen stärkenden und äuserlichen gelinde reizenden Haupt und Niese-Mitteln geheilet, wodurch ich einen stärkern Zuflus der Lebensgeister nach denen Sehenerven zuwege brachte (m)[109]. Ich habe bereits gesagt, daß die Zeugungsteile den Gebrauch tonischer Mittel erfordern; ich habe aber auch einen Zufal gesehen, der die erweichende Mittel nothwendig machte. Ein junger Mensch, der noch nicht 16. Jare alt ware, ware mit seiner Thorheit so weit gekommen, daß er endlich mit seiner Hand Blut samt sehr wenigem Samen herauslokte; hierauf fanden sich Schmerzen und eine Entzündung der Geburtsteile ein, ich wurde von ohngefähr, da ich mich auf dem Lande aufhielt, um Rath gefragt, und ein erweichender Brey-Aufschlag hat ihm die Schmerzen und Entzündung vertrieben: Kurz hernach habe ich vernommen, daß die Kinder-Poken ihn einem noch schmählichern Tod, den er sich täglich herbei lokte, entzogen haben, und ich zweifle nicht, daß die Selbstbeflekung (pudenda praxis) die Poken tödtlich gemacht hat.

[132] Es giebt Laster, worauf die Strafen langsam folgen, und es ist bewiesen worden, daß die Selbstbefleker von denselben nicht frei sind, aber sie werden überdem noch geschwinde und scharf am Gemüte und Körper heimgesucht, als schändliche Leute angesehen, und sind aller Entschuldigung und alles Trostes beraubet; die Genes-Mittel sind oft nicht hinlänglich, und es giebt folglich kein Laster, das ein jeder, der nicht unsinnig ist, mit mehrerer Sorgfalt zu fliehen hat.

ENDE.


Fußnoten

  1. * Diss. de Febribus biliosis, 1. Historia Epide. miæ biliosæ Lausannensis ann. MDCCLV. Lausannæ 1759.
  2. (*) „Onania: or: the heinous sin of self-pollution and all its frightful consequences in both sexes considered: Whit Spiritual and physical advice &c. the seuenteenth edition London 1752.
  3. (†) On nous fait entreprendre de prouuer l’utilité de la priere à un homme, qui ne croit pas en Dieu; la Necessité du Jeune à un autre, qui à nié tout sa vie l’immortalité de l’ame: l’entreprise & la borieuse, & les rieurs ne sont pas pour nous, Lettr. Persan XLIX.
  4. (a) Genes. C. 38. V. 9. 10.
  5. (b) de loc. affect. lib. VI. C. V. op. omn. T. IV. p. 153.
  6. (c) de Morbis lib. II. Cap. XLIX. Foes. 479.
  7. (d) de Glandulis Foes. p. 273.
  8. (e) de re Medica lib. I. Cap. IX. pag. 39.
  9. (f) ibid Cap. I. pag. 21.
  10. (g) Comment. tert. in lib. III. Hyp. de morbis vulgaribus. op. omn. 3. Tom. p. 583.
  11. (h) Tetrab. III. serm. III. Cap. XXXIV.
  12. (i) Comment. de Sanitate tuenda p. m. 37.
  13. (k) Medicina sta ica sect. 6. aph. 15. 19. 21. 23. 24.
  14. (l) Observ. med. lib. III, Cap. XXIV.
  15. (m) ZYPAEVS Fundment. med. Part II. art. 6. § 6.
  16. (n) Instit. med. Part. II. Cap. XXVIII.
  17. (o) Praxis chirurg. Dec. I. obs. 4.
  18. (p) Cent. I. observ. 61. welches auch Galenus schon gesehen hat.
  19. (q) Decur 2. aun. 5. append. observ. 88. p. 56.
  20. (r) Ars Medendi universa Lib. III. Sect. II. Cap. IV. §. 23.
  21. (s) Consult. cent 2. und 3. Cas. 102. Oper. Tom. III. p. 293.
  22. (t) Ibid. Cas. 103.
  23. (u) Ibid. Cas. 104.
  24. (x) Institut, Med. §. 776.
  25. (y) Praelect. in propr. Inst. ibid.
  26. (z) Inst. Physiol. §. 870. 872.
  27. (a) Aphor. 586. Tom. 2. p. 46.
  28. (b) de Morbis animi ab infirmato tenore medullæ cerebri p. 57.
  29. (c) C. Galli, oder wenn man andern glauben will, Maximiami Eleg. I.
  30. (d) Onania p. 37.
  31. (e} wie oben Cas. 104.
  32. WS: Vorlage: bdkümmert
  33. (f) Je sens bien que cette mauvaise manœuvre m’a diminué la force des facultés & sur tout la Memoire 15. Sept. 1755.
  34. (g) Into such a deplorable condition hat the frequent polluting myself brought me, that I was considering, wheter I had no deserved the judgment that God sent to ONAN; and so apprehensiue I was of it, that it brought, me into a kind of Despair, till I had recourse to two most excellent and pious Divines etc. p. 19.
  35. (h) Observ. medic. oppido raræ obs. 18.
  36. (i) Quæst. med. an Epilepsiae Mercurius vitæ?
  37. (k) Dec. secund. ann. 4. obs. 166. p. 327.
  38. (l) vid. Schenkium l. I. Obs. 236. m. t. l. p. 284.
  39. (m) Epidem. Lib. III. Sect. 3. Aegr. 1616. Foes. p. 1117.
  40. (n) Lib. III. Eleg. 13.
  41. (o) de Genitura Faes. p. 233.
  42. (p) Man kan das gelehrte Werkchen nachsehen, welches vor Zeiten der berühmte T. Tronchin herausgegeben hat. Dissert. inaug. de Nimpha. Lugd. Batav. 1730.
  43. (q) Meine Erklärung kommt nicht mit der Meinung überein, die die berühmte Naturkündiger in Frankreich, welche ich hoch schäze, von denen Alten hergenommen, und mit groser Scharfsinnigkeit auf die Bahn zu bringen getrachtet haben; allein sie stimmet vornehmlich mit der Meinung des Hippokrates zusammen, deren Wahrheit die Wahrnemungen des berühmten von Hallers auser allen Zweiffel gesezt zu haben scheinen. Dieselben befinden sich in der Probschrift des Herrn Kuhleman de Negotio generationis in Ovibus Lipsiæ 1754.
  44. (r) Solte das sinreiche Lehrgebäude des berühmten Herrn Emerr vielleicht hierdurch eine neue Unterstüzung bekommen?
  45. (s) Siehe die Onanie p. 8. 14. 15. 20. 21. 59. 130. 153. 161. 162. 217. 238. 239. 240. 260. 359. 321–330. woselbst auch von denen Tribades erwähnung geschiehet.
  46. (t) de Genitura Foes. p. 231.
  47. (u) de aere locis & aquis Text. 36. Foes. p. 289. conf. de morbo sacro. text. 5. Foes. p. 303. Der berühmte Herr von Busson, der des Hippokratis Meinung von der Schwängerung, [45] wie oben erinnert worden, verwirft, nimt doch dessen Lehrgebäude, von dem Ursprung des Samens vollkommen an. Doch ist es zu bewundern, daß man demselben heut zu Tage die Uebereinstimmung und Geschiklichkeit abspricht, wodurch er vormals so beruhmt ware. Denn die alte Zergliederungskunst stunde solche Wege zu, welche die Samen-Teilchen von allen Teilen des Leibes zu denen Lenden führten. Da aber dieselbe Zergliederungskunst durch der Neuern ihren Fleis in Vergessenheit gerathen ist, so mangelt es auch diesem berühmten Manne an einem Weg, durch welchen er seine Moleculas Organicas von allen Teilen des Leibes zu denen Geilen leiten könte. Er hat deswegen die Sache vorausgemacht angenommen, und sich wenig bekümmert, wie es zugehet; dann nach seiner Meinung geschiehet es auf keine andere Weise, als vermittelst der Einsaugungsgefäschen, des Uebergangs zu dem Herzen, und von da in alle Schlagadern, bis die ganze Masse des Blutes nach und nach die Absonderungsgefäse des Sames berühret und durchwandert hat, aber was sind das nicht vor viele und grose Schwierigkeiten?
  48. (x) de Semine lib. I. Cap. I. Oper. t. VIII. p. 135.
  49. (y) de Semine l. I. Cap. XXV. Oper. t. I. p. 1281.
  50. (z) de Historia philosophica Cap. CVIII. Oper. t. VIII. p. 35.
  51. (a) wie oben Cas. 112. p. 293.
  52. (b) wie oben.
  53. (c) de Perspiratione insinsibile Cap. XVII. §. 5. p. 219.[49] Auch ist eine Ausgabe vorhanden, in welcher G. A. Jacques 1720. die Frage aufbrachte: An humorum præstantior semen? und er bejahete es, nach dem gewöhnlichen Gebrauch des Orts
  54. (d) de Semine lib. I. Cap. XXV. Oper. lib. I. p. 1279.
  55. (e) ibid. Cap. XXIV.
  56. (f) ibid.
  57. (g) Primae lineae phisiologicae §. 790. Wer weitern Unterricht verlangt, kan sich unter andern wenden, zu SKMEISDER: de feminis regressu ad M. S. Act. erud. Lips. Tom. V p. 408. auch findet man dieß Werkchen in der Onanie p. 252
  58. (h) Regn. de Graef. de virorum organis Generationi inservientibus sub. finem. Conf. F. A. Borelli lib. II. Cap. XII. prop. 171.
  59. (i) de Haller Lin. phisiolog. §. 302.
  60. (k) de motu animalium lib. II. Cap. XXII. prop. 170.
  61. (l) de Semine lib. I. Cap. XXV.
  62. (m) Sect. VI. aph. 39.
  63. (n) Comment. in eund. aph. p. 525.
  64. (o) Sanctorius sect. VI. aph. 37.
  65. (p) ibid. Cap. XVII. §. 8–12.
  66. (q) Comment. in lib. de diaeta acutor. p. 228.
  67. (r) Lucretius de natùra rerum lib. III. vers 446.
  68. (s) No sooner has uncleanness Got the masteri, over the heart, butforthwith it pursues [64] the Man every hvere, and keeps its possession of him at all times, and in all places. Upon the most serious occasions and in the very acts of Religion he ever – and – anon finds him self transported with lustful conceptions and desires, which incessantly follow hem, and, take up his thoughts etc. p. 17.
  69. (t) Sect. 6. Aph. 35.
  70. (u) p. 126.
  71. (x) Oper. omn. I. 4. p. 153.
  72. (y) Elysius jucundarum quæstionum campus, Quæst. 46. p. 569.
  73. (z) Sect. 6. aphor. 6.
  74. (a) Prælect in propr. instit. med. ubi sup.
  75. (b) de Morbis ubi sup. Foes. 479.
  76. (c) ubi sup.
  77. (d) Cousult. med. tom. 2. p. 36.
  78. (e) ubi supra Cas. 102.
  79. (f) ibid. Cas. 104.
  80. (g) de Morbis chronicis lib. V. Cap. VII. p. m. 579.
  81. (h) p.146.
  82. (i) Cas. 102.
  83. (k) Onanie p. 177.
  84. (†) siehe p. 117.
  85. (l) Er sezt nicht dabei, was es vor eine Art Lamium ist, sonder Zweifel ist es Lamium album white archangel. oder Lamium maculatum.
  86. (m) Ein Englisch Quart ist eine Parisische Pinte.
  87. (n) de Perspirat, insensib. p. 504.
  88. (o) ΨΥΧΡΟΛΟΥΣΙΑ orthe historii of cold bathing vid. præf. p. 254. 281.
  89. (p) Recueil periodique d’observations de medicine etc. t. 6. p. 195. in dem 2ten Tom. eben dieses Werks wird eine merküwrdige aus eben der Ursache entstandene Krankheit erzählet.
  90. (q) p. 55.
  91. (r) Sanctorius Sect. VI. Aph. 22.
  92. (s) Supplement à l'ouvrage de Penelope Ch. I. p. 35. Wann denen Worten kein Glauben beigemessen werden solte, so werden die Feinde Frankreichs die Würksamkeit dieses Mittels und die Ersezung der Kräfte bezeugen können.
  93. (t) On sea voyage p. 119.
  94. (u) ibid. p. 117.
  95. (x) a letter showing what is the proper preparation [104] of persons for in oculation §. 4. am Ende des Compendii, of the practice of physick, mus man die andere Werke des Verfassers nachschlagen, denn er hat fast allenthalben den Schaden dargetan, welcher aus der Aderlas entstehet, wenn keine Vollblütigkeit vorhanden ist.
  96. (y) de loc. affectis lib. VI. Cap. V. oper. omn. t. 4. p. 152. 153.
  97. (z) Eben der Dr. Jaques, der 1720. wie wir gesagt haben, von der Vortreflichkeit des Samens gehandelt hat, legte 1722. die Frage vor: an ex negato Veneris usu morbi? d. i. ob aus dem Mangel des Beischlafs Krankheiten entstehen? eine feine, nichts bedeutende Probschrift.
  98. (a) Libr. de Assuetudinibus oper. omn. tom. 2. p. 135.
  99. (b) Diss. devi consuetudinis in corpus humanum. Im Metaphysischen Sinn kan man nachlesen des unsterblichen Locke Essay etc. lib. II. Cap. XXXIII. Des geschikten Condillac Traité des animaux Part. II. Cap. II. & IX. Eines ungenanten Verfassers Elements de Psycologie Cap. LXI. LXII. LXIII. LXIV.
  100. (c) Prælect. in propr. institut. p. 776.
  101. (d) Quod animi mores corporis temperaturas sequantur Cap. IX. oper. t. 1. p. 1230.
  102. (e) Wer die Art und Weise, wie der öftere und frühzeitige Beischlaf schadet, kurz und wol abgefasset nachlesen will, der bediene sich, woferne das oben angeführte ihm nicht gefällt, des Cliffton Wintringham de Podagra p. 85. 86. 90.
  103. (f) de Sanitate tuenda lib. VII. cap, XIX, oper. t. II. p. 397.
  104. (g) Consult. Cent. 2. & 3. Cas. 36. oper. t. 3. p. 214.
  105. (h) de loc. affect. lib. VI, Cap. VI. oper. t. 4. p. 160.
  106. (i) Prælect. ubi supra.
  107. (k) Tom. III. p. 214.
  108. (l) ibid. p. 295.
  109. (m) de Perspiratione insensibili p. 514–515.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. es fehlt durch Setzerfehler beim Zeilenwechsel die zweite Silbe: „fe“
  2. Vorlage: ververdorben
  3. in der Vorlage: Onnaie
  4. in der Vorlage: grösererer
  5. Quentchen, (1,6 g)
  6. Ärztliche Verordnung
  7. siehe Unze, (ca. 31,1 g)
  8. Drachme, (4 g)
  9. siehe Pfund
  10. siehe Quart, (ca. 1,1 Liter)