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Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs/§.31

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Textdaten
Autor: Johann Christoph Harenberg
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Titel: Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs ...
Untertitel: §.31 - Die Kranckheit, wodurch die Leute zu vermeinten Vampirs werden.
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Erscheinungsdatum: 1733
Verlag: Johann Christoph Meißner
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Erscheinungsort: Wolfenbüttel
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Quelle: Digitalisat des Göttinger Digitalisierungszentrums bzw. bei Commons
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§. XXXI.

[112] Die Kranckheit selbst bestehet in einer Art der Angina, oder Stickung. Denn die Patienten klagen über Zusammenziehung und Schmertzen auf der Brust, dabey ihnen zu Muhte ist, als ob sie jemand würgen, und die Luft-Röhre zuziehen wolle. Bey diesen Umständen ist das Bluht in gröster Verdickung und Unordnung, Dannenhero macht es hie und dort, sonderlich in den subtilsten Gefässen des Haupts, Staunungen oder stases. Weil ferner die Bilder-mäßigen Vorstellungen der Phantasey sich nach dem Zustande des Cörpers richten; so sind die Gedancken traurig, ängstlich und unordentlich. Dem Gedächtnis fällt so fort die alte Historie bey von [113] den Bluhtsaugern, und der übereilte Verstand, den man mit gründlicher Untersuchung des Ubels nicht bemühet, nimt lieber eine erdichtete Uhrsache der Kranckheit an, als daß er seine Unwissenheit gestehen will. Unsere tumme Mädgens schliessen nicht anders. Denn wenn sie der Alp drückt, welches eine beschwerliche Phantasey ist, die aus der Hemmung des Bluhts entstehet; so glauben sie so fort, daß ihnen ein dicker und schwerer Geist auf den Leibe liege, und ihnen ein lamento mache. Die alten Jüdischen Aertzte brauchten gleichfals diese abgekürtzte Art zu philiosophiren. Wenn einem das Hertze wehe that, so saß der Geist Levavi oder Cardiacus drinnen, und muste alsdenn ausgetrieben werden. Und auf gleiche Weise urtheilen sie von den übrigen Kranckheiten.