Unvollkommenheit
VII.
Unvollkommenheit.
Nichts ist vollkommen hier auf dieser Welt.
Der Rose ist der Stachel beigesellt;
Ich glaube gar, die lieben holden Engel
Im Himmel droben sind nicht ohne Mängel.
Auch Ehrlich stahl einmal ein Ferkelschwein.
Hätte Lucretia sich nicht erstochen,
Sie wär’ vielleicht gekommen in die Wochen.
Häßliche Füße hat der stolze Pfau.
Manchmal langweilen wie die Henriade
Voltair’s, sogar wie Klopstock’s Messiade.
Die bravste, klügste Kuh kein Spanisch weiß,
Wie Maßmann kein Latein – Der Marmorsteiß
Wie Maßmanns Nase viel zu ärschig platte.
Wie Bienenstachel steckt im Honigseim.
Am Fuß verwundbar war der Sohn der Thetis,
Der strahlenreinste Stern am Himmelzelt,
Wenn er den Schnupfen kriegt, herunterfällt.
Der beste Aepfelwein schmeckt nach der Tonne,
Und schwarze Flecken sieht man in der Sonne.
Nicht fehlerfrei, nicht aller Mängel baar.
Du schaust mich an – du fragst mich was dir fehle?
Ein Busen, und im Busen eine Seele.