Unser heutiges Hirschbild
[456] Unser heutiges Hirschbild (S. 453) ist die letzte „Gartenlauben“-Gabe Heinrich Leutemann’s, des langjährigen und allbeliebten Mitarbeiters der „Gartenlaube“, der fast seit ihrer Begründung treu in den Reihen der Unsrigen steht und in dieser langen Zeit rüstig und unermüdlich unseren Lesern seine oft lebhaft bewegten, oft ruhig-schönen, immer aber interessanten und lebenswahren Thierbilder in bunter Reihe vorgeführt hat. In Folge eines schweren und unheilbaren Augenleidens vor mehr als Jahresfrist leider gezwungen, seiner Kunst dauernd zu entsagen, nimmt Heinrich Leutemann mit diesem bereits vor vier Jahren gezeichneten Hirschbilde von den Lesern Abschied. Mit dem wackeren Künstler scheidet aus den Reihen unserer Zeichner eine langbewährte und um die „Gartenlaube“ mannigfach verdiente Kraft, der unser fortdauernder Dank gesichert bleibt.
Das Leutemann’sche Bild ist ein Stimmungsbild und bedarf als solches wohl kaum eines erläuternden Textes; spricht es doch genügend für sich selbst: Abend im Walde, Stille ringsum – der König des Forstes, das stolze, geweihgekrönte Haupt erhoben, durchschreitet mit weit geöffneten Nüstern spähend das Revier; aus den Schatten des Waldes tritt er hinaus auf das abendlich ruhige Feld, mit klugen Augen forschend, ob der Weg offen, ob Gefahr im Anzuge – das etwa ist der Moment, den der Künstler uns mit so vielem Geschick vor’s Auge stellt.