Träumerei auf einem Havelsee
Ich bin Prokurist einer Wäschefabrik,
Sternberg, Guttmann & Sohn.
Mein Segelboot heißt „Heil und Sieg“,
zwei Stunden lieg ich hier schon
auf meinem Boot ganz allein.
Urlaub hatte ich im August,
ich war in Norderney,
mit Lilly… ihre linke Brust
Wenn man sie da kneift, dann wird sie gemein –
auf meinem Boot ganz allein.
Graske ist ein gemeiner Hund,
ein falsches Aas – er tut bloß so…
wenn mans merkt, bleibt er länger im Bureau.
Und dem Junior kriecht er jetzt auch hinten rein –
auf meinem Boot ganz allein.
Mutter wird alt. Wie alt… warte mal:
Grete soll ganz still sein; sie pöbelt mit ihrem Personal
wie eine Schlächtersfrau.
Ich frage mich: muß eigentlich Verwandtschaft sein?
auf meinem Boot ganz allein.
ich geh auf den Presseball;
auf Reisen fahre ich Zweiter; die Jacht
hier hieß früher „Nachtigall“.
nicht mitgenommen – schließlich werde ich dem Affen doch
nicht nachlaufen, das hab ich nicht nötig; stehen jetzt 192,
193… wo ist denn die Zeitung? –
auf meinem Boot ganz allein.
auf meinem Boot ganz allein.
Kein Mensch ist zu sehen weit und breit –
kann man einsamer sein?
Eine Welle gluckst. Ich bin einsam. Zwar
und wie die Sirenen mit schwimmendem Haar
ziehen im See meine Sorgen:
Lilly, Mama und die Wäschefabrik,
die Reparatur von „Heil und Sieg“,
wer im Silbenrätsel „Fayence-Maler“ ist –;
der Krach mit dem Chef von der Expedition;
die Weihnachtsgratifikation –
sonst aber schwimme ich hier im märkischen Sonnenschein –