Topographia Westphaliae: Ritberg
Ist ein Stättlein / vnd Schloß / an der Embs / nahend Widenbrucke / vnnd Bilevelt / nicht weit von dem Vrsprung der Embs / vnd Lippe / sampt zugehöriger Graffschafft / welche mit der Graffschafft Ravenspurg gräntzet / gelegen; so vorhin eygene Graffen gehabt / welche mit Graff Johansen (der Vnruhen in Westphalen / vnd Frießland angerichtet / vnnd deßwegen von den Westphälischen Ständen vberzogen worden / vnnd Anno 1562. zu Cölln in der Verwahrung gestorben ist) abgangen seyn. D. Chytraeus lib. 18. p. 485. seq. schreibet: Daß gemeltes Schloß / von dem Stättlein fast eine Stund Wegs / an einem sümpfichten / vnd ständichten Ort gelegen; darzu man nur einen Weg / der mit Holtz / Aesten / vnnd Erden / zusammen gemacht / habe.
Die Stände deß Westphälischen Craisses / haben solches Schloß Anno 1556. zubelägern angefangen / vnd erst im Junio / deß folgenden Jahrs / erobert. Besagter letzte Graff Johannes, hat deß Hansen von Wendt / eines Adelichen Lehenmanns deß Graffen von Lippe / Schloß / Lipperade / eingenommen / vnnd seinen vnehelichen Bruder / so sein Rentmeister gewesen / weiln er seiner Gemahlin etwas an Gelt geben / hencken lassen. Das gedachte Stättlein Ritberg / haben die Stände noch in gemeltem 56. Jahr erobert; aber das Schloß solle sich bey neun Monaten gehalten haben / biß sich solches / wegen Mangel an Pulver / vnnd Proviant / endlich ergeben. Es sagt Chytraeus weiter: Daß deß gedachten Graff Hansen / mit der Gräffin Agnes von Bentheim erzeugte / vnnd hinderlassene zwo Töchtern / die Irmengard / nach deß Vatters Tod / erstlich / Graff Erichen von Hoya / vnnd nach dessen Ableiben / Graff Simon / Graff Bernhards / Graffen zur Lippe / Sohn / geheuratet / der / wegen solcher Ehe / den Besitz der Graffschafft Ritberg (dann das obgedachte Schloß / der Wittib / vnd den Töchtern / wider restituirt worden) bekommen. Sein andere Tochter / Walpurg / habe Graff Enno in Frießland / deß Ezarden Sohn genommen / damit die Gebiethe Esens / Stedesdorff / vnd Witmund / an die Graffen von Ost-Frießland kommen / so vorhin / auch durch Heurat / an die von Ritberg gelanget seyn. Wie aber folgends von den Graffen zur Lippe / die Graffschafft Ritberg / auch an die Graffen von Ost-Frießland gediegen / davon hat Chytraeus an diesem Ort nichts. Es hat aber die Fräwlin Walpurg / Anno 1581. gedachten Graff Ennonem III. von Ost-Frießland geheuratet; von dessen Brudern Johanne, die jetzige Graffen von Ritberg / oder Retberg / herstammen sollen. Wie sie dann eines Geschlechts / mit denen von Ost-Frießland seyn. Es wird das gemelte Schloß / vnter die vesteste Ort in Westphalen gerechnet; welches Anno 1547. in deß Keysers Namen / dem Jodoco von Cröningen / vnd im Jahr 1616. von dem Graffen von Ritberg / wie damals berichtet worden / freywillig den Spanischen vbergeben worden. Sie seyn der Römisch Catholischen Religion zugethan / vnd der Landgraffen auß Hessen Vasallen / oder Lehenleut; leysten aber gleichwol die Personal-Huldigung dem Keyser / vnd dem Reich; wie Limnaeus lib. 4. de Jure publico cap. 4. nu. 93. schreibet. Wie sie dann auff sechs zu Rossz Monatlich in der Reichs-Matricul / zum Römerzug angelegt; auch ein Stand deß Westphälischen Craisses seyn.
In dem dritten Buch deß Hanß Reckmanns Lübeckischer Chronic / stehet am 233. Blat also: Im selben Herbst (Anno 1545.) ward die Ritberg auffgeben dem Landgraffen zu Hessen. Der Landgraff lag starck vor dem Ritberg. Der Graff von Ritberg hatte Hertzog Heinrichen (von Braunschweig) beygepflicht / vnnd war deß Landgraffen vereydet Mann / vnnd der Graff war damals im Hoff zu Burgundien / vnd suchte da Raht. Die Braunschweigische Chronic sagt von diesem Handel / am 321. Blat so viel: Dieweil Graff Otto von Ritberg / deß Landgraffen in Hessen Lehenmann / dem Hertzogen von Braunschweig Hülff gethan / so seye ihme / vnnd zugleich dem Graffen von der Lippe / als nächsten Verwandten / das Hauß Ritberg / von den Einhabern desselbigen / eingeräumbt worden. Obgedachter Chytraeus sagt: Der Bischoff zu Paderborn seye vber das Schloß Ritberg Lehenherr. Die / so dieser Sachen mehrere Wissenschafft haben / als wir bißher finden können / die werden allhie den Außschlag geben können.
Graff Johann von Ritberg / dessen in vnserm Text gedacht worden / ligt zu Cölln in S. Martini deß Grössern / Abtey / Benedictiner Ordens / mit dieser Grabschrifft:
D. O. M. S. Illustri et Generoso Domino, D. Joanni ex Comitibus de Rutberg, Domino Esentii, Stedestorpii, et Witmundiae, ultimo ejus Familiae, qui variis multisque, hujus saeculi aerumnis, et calamitatibus, defatigatus 9. Decembris Anno 1562. hîc Coloniae animam Creatori suo reddidit, Illustris, et generosa Domina Agnes, ex Comitibus de Bentheim prognata, conjux moestissima, Conjugi ad perpetuam memoriam Charissimo p.
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