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Topographia Sueviae: Rotenburg

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Topographia Germaniae
Rotenburg (heute: Rottenburg am Neckar)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 163–164.
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[163]
Rotenburg /

Am Necker / ein Meil-Wegs von Tübingen / vnd in der Oesterreichischen Graffschafft Hohenberg / sampt einem Schloß / gelegen / der Röm. Catholischen Religion zugethan. Es ist vorhin eine Statt allhie gestanden / die Theils LandsCron nennen / vnd die Anno 1212. durch Erdbidem / zu Grund gangen / vnnd an jhrer statt diese newe An. 1271. oder 1280. ist erbawet worden / so nicht groß / vnd von schlechten Häusern ist. Auff einem Berg / Weilerburg genandt / lag vor Zeiten das alte Schloß Rotenburg / da noch hohe Mawren stehen; vnnd vnten / ein wenig vber der Statt Rotenburg ist noch etwas von Gemäwer / da die besagte alte Statt / gelegen. In der Statt ist ein altes Carmeliten Kloster / in dessen Bibliotheck Martinus Crusius Anno 1595. ein alte Bibel / so eine Jungfraw gar schön geschrieben / gesehen hat. Die Capuciner haben auch ein Kloster allhie. Vber dem Necker / oder gegen vber / ligt die Statt Ehingen / zugenandt am Necker / auch Oesterreich-Hohenbergisch; daselbst S. Mauritii Probstey ist / vmb das Jahr Christi 1320. von den Grafen von Hohenberg auffgerichtet / vnnd mit Jährlichem Vnterhalt eines Probsts / zwölff Domherrn / vnd etlicher Vicarien / auch eines Prediger- vnd Pfarrers / reichlich begabt. Vnd seyn mitten in dieser StifftsKirchen 3. Monumenta der Stiffter zu sehen. Seyn auch anderer vornehmen Leuthe Begräbnussen daselbst. So hat es auch ein NonnenKloster allhie / die Ober-Clauß genandt; darinn Anno 1589. ein Priorin / Namens Elisabeth Distlin / gelebt / welche im 15. Jahr jhres Alters hineynkommen / 90. Jahr darinnen geblieben / vnd also allbereyt damaln / wie man berichtete / 105. Jahr alt gewesen ist. d. Crusius in Annal. Suevic. besihe vnten Schemberg.

Deß Churfürsten / vnd Pfaltzgrafen Ludovici Tochter / vnnd Graf Ludwigs zu Würtemberg / deß ersten Hertzogs / Eberhardi mit dem Bart / Vatters Gemahlin / Fraw Mechtild / hat / nach deß besagten jhres Herrn Todt / sich an Ertzhertzog Albrechten zu Oesterreich / der hohen Schul Freyburg in Breisgöw Stifftern / verheuratet / auch denselben / wie Er vor Ihr verstorben / allhie / als in jhrem Wittumbs Sitz / Anno 1463. prächtig zur Erden bestattet. Anno 1508. ist allhie ein so grosser Hagel gefallen / daß davon nicht allein die Fenster; sondern auch die Ziegel auff den Tächern zerbrochen worden seyn. Baselius. Anno 1643. im Jenner / ist ein ziemliche Anzahl von der Weymarischen Reuterey in Rotenburg kommen. Anno 44. ist die Statt / durch Verwahrlosung / abgebronnen: Hat auch sonsten Sie / vnd Ehingen / so jenseit deß Neckers ligt / im nächsten Krieg / viel außgestanden. Anno 1648. hat es zu Rotenburg eine gute Stundt lang Blut geregnet. Was aber die Oesterreichische Grafschafft Hohenberg / darinn diese Orth gelegen / anbelangt / so wirdt dieselbe in die ober vnd vndere getheilet. In der obern ligen das zerstörte alte Schloß Hohenberg; die Stättlein Bintzdorff / Schemberg / vnnd Fridingen / mit 15. Dörffern; das Dorff Spaichingen vnderm Thal; die Clausen / oder das Clösterlein Kilberg. Die vndere Grafschafft [164] ligt beym Necker / vnd seyn daselbst die Stätte / Horb / Rotemburg mit Ehingen / Obernau Stättlein / vnnd Schloß. Ein jeder Theil hat seinen Vogt. Vnd haben / vor Zeiten / zu solcher Grafschafft auch gehört / die Stättlein Nagolt / Wildberg / Oberndorff / vnd Haigerloch.

Jn dem Rotenburger Thal / nicht weit von der Statt Rotenburg / allernächst bey dem Dorff Nideraw / entspringet ein berühmbter Sawerbrunnen / der Rotenburger / oder Niderawer-Sawerbronnen genandt / welcher mit einem Getöß vnd Brodeln / einem siedenden Wasser gleich / herauß wallet. Hat eine Krafft zu eröffnen / abzulösen / dünn zu machen / zu purgieren / vnnd außzuführen / zuerwärmen / zu trücknen / zu reinigen / zu heylen / vnd zu stärcken. Jst dem Magen / vnd wider Verstopffung der Leber / deß Miltzes / deß Rucks / Lenden / Nieren / vnd Harngäng: Jtem / die Hauptflüß / flüssig / vnd schmertzhaffte Augen / trefflich gut. Er vertreibet die Gelbsucht / hitzige Wassersucht / das Grimmen / vnnd alle innerliche Leibsschmertzen / benimbt das Lendenwehe / Zipperlin / die Gliedsucht / vnnd vertreibet den vnnatürlichen Schweiß / vnd wird auch äusserlich zu vielen Gebresten gebraucht. Nicht weit davon seyn noch zween schöne fein lustig in grosse Kästen eingefaßte Sawerbrunnen / die aber mehrertheils zum Baden gebraucht werden. Vid. Jac. Theod. Tabernaemontanus in seinem newen Schatz / Cap. 84.