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Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae: Schaphausen

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Topographia Germaniae
Schaphausen (heute: Schaffhausen)
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Nünkilch
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1642, S. 54–55.
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12. Schaphausen.

Es liget diese Statt am Rhein / zwo Meylen vom Außgang deß vnderen Bodensee / auff dem Teutschen Boden / in einem gar fruchtbaren / mit schönen Weinbergen vmbgebenen Geländ. Ist nicht alt / sondern hat ihren Anfang bekommen / nach deme Graf Eberhardt von Nellenburg / Anno 1052. das Kloster allhie zu Allerheiligen / Benedictiner Ordens / ein reiche vnd Gefürstete Abbtey / gestifftet. Vnd ward vor Zeiten am Stad / als der Edlen am Stad Stammhauß vnd Wohnung / vnd folgends von den Schiffen / in den alten Instrumenten / Scaphusa, das ist / Schifhausen genannt. Dann nahend der Statt / so theils vff 3000. Schritt / theils ein viertheil Schweitzerischer Meyl oder minder / theils ohngefehr ein halbe Stund Wegs / davon / rechnen / an einem Orth im Lauffen genannt / (darbey das alte Schloß Lauffen / so Anno 1543. oder 44. durch einen Kauff / sampt der Herrschafft / an die Statt Zürich kommen / in der höhe vnd vnten am Rhein das Zollhauß gelegen) der gantze Rhein eng zusammen gezogen wird / vnd mit vngestümmen Rauschen / vnd Getöse / etlich Klaffter hoch / vber Schroffen vnd Felsen / herunder fället / also daß weder Schiff / noch Floß / vnzerbrochen herunder gebracht werden können / sondern man alle Güter von den Schiffen außladen / auff der Achs durch Schafhausen führen / auch vnterhalb der Statt wider in die Schiff laden muß. Vnd deßwegen ist dieser Orth Schiff- oder Scheffhausen / Schefhusia, vnd von Scapha Schapfhusia genant worden; Wiewol die Statt ein schwartzes Schaf im Wappen / vnnd Paner führet: Gleich wie Blawbewren einen blawen Bauren / da doch der Nam anderstwo herkommet. Vnd dieser Rheinsfall allhie / ist vnder den dreyen der gröste. Es gehet vber den Rhein zu Schafhausen ein zierliche mit grossem Vnkosten erbaute steinerne Brücken / dergleichen am gantzen Rheinstrohm nit zu finden: Nach dem A. 1480. der Rhein so groß gewesen / daß man auff der Brück mit der Hand Wasser schöpffen mögen / vnnd sie endlich / wie auch alle andere am Rhein / brochen ist. Es ist diese Statt mit schönen Gebäwen vnd weiten Gassen wol gezieret / hat viel schöne springende Brünn von Steinwerck gemacht / durch mehrertheils Plätz vnd Gassen geleytet / deren in so namhaffter Zahl / vnd so gesunden Wassern / nicht bald in einer Statt gefunden werden. Vnd wo die Bürger mit der Armbrust schiessen / ist ein Lindenbaum / darinnen 17. Tisch stehen können / auff welche das Wasser durch Teichel geleitet wird. Vnd hat es ob der Statt / an der Ringmawer / ein gewaltiges Bollwerck / davon wie von einer Vestung / die gantze Statt kan beschützet werden. Das Münster ist Anno 1064. geweyhet worden; gehört aber zum Kloster. Vnd weilen da 12. Münch / nach der Zahl der Apostel / seyn solten / so wird die Kirch zu den Aposteln genannt. Der Abbt war der 13. an statt deß Salvators / daher erstlich diß Kloster S. Salvator / hernach aber zu Allerheiligen geheissen. Sie ruhet auff 12. steinern Säulen / deren jede 17. Werckschuh in der Höhe / vnd 9. in der Runde hat / vnder welchen die jenige / so Anfangs dem Verräther Judae solle seyn zugeeygnet worden / einen Riß haben solle. Der letzte Abbt war Michael Eggenstorff von Costentz / welcher mit Einwilligung seines Convents / An. 1524. das Kloster der Statt freywillig / mit allerey Zugehörd / vbergeben / darauff die Reformation Anno 1529. völlig vorgenommen / vnd die MeßBilder / vnd Päpstische Ceremonien auß den Tempeln gethan / vnnd das Einkommen / an das Predigampt / Allmosen / etc. gewendet worden. Gleich wie auch das FrawenKloster zu S. Agnesen / Benedictiner Regul / so folgents bey der gedachten Abbtey erbawet / vnnd daselbst mehrentheils von Adel / vnder einer Meisterin / seyn erhalten worden / jetzt ein Spitalhauß. Ist also gemeltes Kloster / so ehe / als die Statt / gestanden / jetzt vnder derselben Gebiet / da vor Jahren / vnd Anfangs / die Statt vnder dem Kloster gewesen ist / vnd von solchem anfänglich Schultheiß / [55] vnd halben Rath von Edelleuthen empfangen hat / biß sich grosse Zänck zwischen den Aebbten / vnnd gemeiner Statt / erhoben / da dann die Keyser der Statt beygestanden seyn / vnd sie ein Reichs-Statt worden ist: Die aber hernach Keyser Ludovicus Bavarus, mit Rheinfelden / Neuenburg / vnd Brysach / dem Hauß Oesterreich versetzt / bey welchem sie biß auff das Costantzisch Concilium, vnnd das Jahr 1415. verblieben / zu welcher Zeit / als Hertzog Friederich von Oesterreich / dem Papst Johanni von Costznitz davon geholffen / vnd deßwegen in den Bann / vnnd die Acht erkläret worden / diese Statt durch Gelt jhre Freyheit wider erlanget: Vnd nach deme folgends derselben nachgestellet / vnnd solche jhr wider zu entziehen gesucht worden / hat sie sich angefangen allgemach zu den Eydgenossen zu halten / von welchen sie auch entlich Anno 1501. völlig in ihren Bund auff- vnd angenommen worden ist / daß sie also jetzt die zwölffte Stell hat. Sie wird zwar noch wegen deß besagten Klosters / zu den Reichs-Tägen beschrieben / vnnd ist auch der Statt selbsten Monatlicher Reichs Anschlag 7. zu Pferd / vnd 45. zu Fuß zum RömerZug; gibt aber auff die Käyserliche Reichs-Tags Außschreiben nur eine Recepisse. Sie hat ihre Burgermeister / vnnd ein Adelich Gesellschafft. Auß den 11. Zünfften wird der grösser / und kleiner Rath erwehlt / vnnd sitzen in dem Grössern 86. vnd in dem Kleinern 26. welcher wider in den Alten vnd Newen abgetheilet wird. Haben auch ein Schult- vnnd Vogt- oder Buß-Gericht / deren das erste vber Burgerliche: Das Vogt oder Bußgericht aber / in welchem der Reichs- oder Blut-Vogt praesidirt / vber Peinliche / auch andere straffbare Sachen / zu richten. Es hat die Statt einen grossen Zoll / sonderlich vom Saltz / vnd auch ein heimliche Schatzkammer / welche Anno 1545. durch einen jungen Steinmetzen erbrochen / vnd auff etlich tausend Gülden werth Golt vnd Gelt darauß genommen worden.

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