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Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae: Die Wallisser

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Topographia Germaniae
Die Wallisser (heute: Wallis)
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S. Mauritz
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1642, S. 87–89.
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III.
Die Wallisser.

Endlich / so machen das dritte Hauptvolck der Eydgenoßschafft / die Vallesiani, Valesij, oder Wallisser / so in dem Thal wohnen / dadurch der Rhodanus, oder die Rosne laufft / so bey ihnen entspringen thut / biß er in den Genffer See kommet. Die Wallisser haben erst zu Keysers Augusti Zeiten vnter die Römer können gezwungen werden: Bey Keysers Honorii Regierung aber / haben die Burgundier einen Einfall in Gallien gethan / dardurch sie die Viberos, neben vielen andern vmbligenden Landschafften / den Römern entzogen / vnd ihrem allda new auffgerichtem Reich einverleibet haben. Vnter den Burgundischen Königen seynd die angezogene Viberi, wie auch die an sie stossend Seduni, vnd besser hinunten gelegene Veragri, samptlich vnter einen Namen verfast / vnd Vallesij, oder Vallesiani, das ist / Thalleut / auch ihr Landschafft vom Vrsprung deß Rhodans / dannen biß an die Clausen zu S. Moritz / einfältiglich Vallis, das ist / Thal genannt worden. Die Regierung vber dieses Thal ist / bey den Burgundiern / in die 120. Jahr gestanden / darnach an die Fränckische König kommen / von denselbigen an das Teutsche Keyserthumb / (darzwischen aber die newen Burgundischen König sich deß Landes angemasset /) biß endlich die Praefectur dem Bischoff zu Sitten verblieben. Es ist aber angedeutes Thal / ein lang vnd nschmal Geländ / so gegen Auffgang das Land Vri / gegen Mittag das Eschenthal / vnd Augstthal / gegen Niedergang das Savoisch Land / vnd den Genffer See / vnnd gegen Mittnacht die Helvetische Thäler / als Haßlethal / Frütinger / Sieben-Sanenthal / etc. hat Seine Länge / von dem Fuß deß Bergs Furca, biß zu Sanct Moritzen hinab / ist 16. gemeiner Teutscher Meilen / oder 32. Stund / oder 4. geringe Tagreysen zu Fuß. Es ist diß Wallis mit den höchsten Bergen vmbgeben; Vnd hat gleichwol Getraid / Weinwachs / allerley Thier / Früchte / Bergwerck / Gesundbäder / etc. vnd ist sonderlich das Leuckerbad / oder Aquae Leucinae, berümbt / so ein Meyl Wegs von dem Marckt- vnnd Hauptflecken der fünfften Gemein in OberWallis / Leuck / oder Leuca, ein Meyl Wegs / zu hinderst an dem Gemmiberg gelegen / ein köstliches warmes Wasser / Lateinisch Aquae Leucinae genant: Ist gar ein lustig Wasser / so keinen Schwefel / sondern die Natur deß Kupffers / vnd Ertzes hat; vnd so heiß ist / daß man Eyer darinn sieden kan. Es dienet dem dunckeln Gesicht / vnnd trieffenden Augen; hilfft dem krämpfigen Geäder; ist wider das schweissen der Nasen / dienet der schwachen Lungen / vnd dem blöden Magen / stärckt die däuige Krafft / vnd erweckt den Appetit. Es hilfft auch den Miltzwehe / den Lebersüchtigen / vnd heilt die böse blaterige Schenckel. Ist nutz den Podagrämischen / vnnd denen / so zerbrochene Bäyn / vnd Glieder / haben; vnd die ihre Glieder vor lähme nicht brauchen mögen / oder sonsten schwache Nerven / vnnd Adern / haben. So dient es wol den Wassersüchtigen / vnd denen / die mit dem Nieren Sand beschwert sind; deßgleichen denen / so Stein in Blattern / oder Blasen haben. Es laxiert den Leib / so man es trincket / vnd nimbt hinweg die alten blaterigen Schäden an den Schenckeln / vnnd so ein Schad nicht wol geheilet wäre / bricht er in diesem Bad wiederumb auff / vnnd heilt darnach vollkommlich. Vnd wiewol der gedachte Fleck Leuck etwas hoch / an einem [88] Berg / ligt / muß man doch / von dannen / ohn vnterlaß / zwischen hohen Bergen / steigen / vnd klettern / biß zu diesem Bade / so auff einer grossen weite / zwischen grausamen hohen Bergen / vnd Felsen / gelegen. Im besagten Flecken Leuck / so ein Schloß / vnd guten Weinwachs / hat / hält der Landfürst / namlich der Bischoff von Sitten / gemeinlich die Landtäge; weil dessen Lager mitten im Lande ist. Die Einwohner haben gar grosse Arbeit / vnd lassen auch / wie Munsterus berichtet / ein mercklichen Kosten auff das Wasser gehen / das Sie / neben an den hohen Felsen / mit Känlen geleiten / in die Wiesen / so an den Bergen ligen / vnd in die höhe sich ziehen; darumb Sie sprechen / es gehe Ihnen mehr Kosten / vnnd Arbeit / auff das Wasser / dann auff den Wein.

Es seyn in diesem Land / wie droben angeregt / dreyerley Völcker / die Viberi oder Juberi, Seduni, vnnd Veragri,, auß welchen die zwey Erste die freye / vnnd Obere Wallisser: Die Veragri, aber die Vntern / vnd der Obern Vnterthanen genant werden: Deren aller Fürst der Bischoff von Sitten ist / welcher in Geist- vnd Weltlichem den höchsten Gewalt hat / Graff vnd Vogt in Wallis genannt / vnd von den Canonicis deß Collegii zu Sitten / vnnd von den Gesandten deß Obern Wallisser Lands / erwöhlet wird. Sie gebrauchen sich der Teutschen / vnd Savoischen Sprach / wiewol in Vnter Wallis nur die Savoische / oder grob Frantzösische gehet. Es ist fast gemein in diesem Land / daß die Menschen Weib vnd Mann grosse Kröpff vnter dem Kyn haben. Sie halten einen Landsbrauch / oder Recht / das heissen sie die Matzen / welche / so sie einem für das Hauß tragen / wird er so viel / als proscribirt / von Hauß vnd Hof / vnd von allem dem seinen vertrieben. Dann es laufft jederman zu / vnd zehren von dem seinen / dieweil etwas vorhanden ist. Es ist aber die Matz ein seltzam Gewächs von Wurtzeln der Bäumen / oder Reben / deme ein geschnitzt wüst Menschen Angesicht / so / wie ein Faßnacht butz außsihet / auffgesetzt wird. Es haben der Bischoff / vnd das Land Wallis / Anno 1446. vnnd 1475. ein Bündnuß mit der Statt Bern / Anno 1473. ein ewig Burg- vnd Landrecht mit Lucern / Vri / vnd Vnterwalden / vnd An. 1533. den letzten Bund mit den sieben Catholischen Orthen / in Schweitz auffgericht / vnd Anno 1618. den Bund mit Bern ernewert: Vnd haben sich vorhero / vnd auch Anno 1605. etliche Gemeinden in Wallis in den Spanischen Bund begeben. Anno 1602. hat sich in diesem Land / der Religion halber / so die Evangelische frey haben wolten / ein Vnruh anspinnen wollen / deren sich die Schweitzer angenommen / so folgende Jahr gewähret / biß Anno 1626. die Evangelische / allda außgeschafft worden seyn. Besiehe vom Wallisserland Munsterum, in der Cosmographi / Stumpfium in der Schweitzer Chronick beyde der letzten Edition: Johan. Simlerum, in einem eygenen Tractat davon gemacht / vnd Michael Stetlern in der Nüchtländischen Chronick / auch deß letzten Drucks / sonderlich part. 2. lib. 12. fol. 578..

Es seyn zwar in diesem Land berühmbte Ort / als obgedachtes Leuck / so wol bewahret / vnnd ein schönes Rathhauß hat: Goms / Brieg / (Ein berühmbter Ort dieses Lands / vnnd fast der hübscheste Fleck darinn / also daß / so er vmbmauert wäre / er für ein feines Stättlein passierte. Ligt in einer grossen weite / vnd hat viel Wiesen / vnd anders / vmb sich; aber der Weinwachs ist gering; Das Bad allda ist leidenlich warm / vnd gleich dabey auch ein Flüßlein von kaltem Wasser; Es ist dieses gantz schweffelichte Bad heilsam zu den äusserlichen Schäden deß Leibs: es dienet den tauben Ohren / wieder den Krampff / das Zittern / flüssiges Haupt / Räude / vnnd Blattern / vnd macht die Weiber fruchtbar. In den vier Monaten / April / Meyen / Herbst- vnd Wintermonat / ist es am besten zu gebrauchen:) Naters / (ein vornehmer Fleck im Wallisser Land / auff der andern seiten deß Rhodans / gegen Brieg über / gelegen; so lustige Gärten / Wiesen / vnd ein zimliche weite hat.) Visp / Raron / (Ein vornehmer Fleck im Wallisser Lande / so von theils Raren genant wird. Nit weit davon ligt das zerbrochene Schl. zum Thurn dessen vnnd deß Flecken Raron / Herr / vor Zeiten / vnter die 4. Freyherren deß Reichs / vnnd auch der Herr von [89] Thusis genannt worden ist:) Sider / Gundis / Ardon / Sallion / oder Schällen / vnd Intremont / seyn aber nur stattliche Flecken / vnnd ist neben der Hauptstatt Sitten / nur ein einiges Stättlein da / nämlich

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