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Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae: Beschreibung deß grossen Gletschers

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Topographia Germaniae
Beschreibung deß grossen Gletschers
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1642, S. 31–32.
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[31]
Beschreibung deß grossen Gletschers.

Es mag dieser Berg / geliebter Leser / vor andern für etwas sonders / vnd wol für ein miraculum naturae gehalten werden. Ist im Grindelwald / vnnd oberhalb Interlappen / zu Latein Inter lacus[WS 1], im Schnee Gebürg gelegen / vnnd wird der grosse Gletscher genannt. Es ist nicht weit davon der Orthen ein Cappellen zu S. Petronel gewesen / dahin man vor alten Zeiten gewallfartet: Welchen Orth dieses Bergs Eygenschafft zum Wachsthumb / seythero bedecket hat: Gestalt dann die Landleuthe dort herumb observiren / vnd bezeugen / daß dieser Berg dergstalt wachse / vnd seinen Grund oder Erden vor sich her schiebe / daß wo zuvor eine schöne Matten oder Wiesen gewesen / dieselbe davon vergehe / vnd zum rauhen wüsten Berg werde / [32] Ja an etlichen Orthen man ihme vmb dieses seines Wachsthumbs willen / mit denen darauff vnd daran gestandenen Bawren Häusern oder Hütten / habe weichen müssen: Es wachsen auch auß ihm grosse rauhe Schrollen oder Eyßschulpen / wie auch Steine / vnnd gantze Felsenstück / die der Orths befindliche Häuser / Bäume vnnd anders von sich beyseits in die Höhe schieben. Es ist bewust / daß man dort herumb auff dem hohen Alpen Gebürge Jahr vnd Tag Schnee findet / vnd wann schon solcher bey hitziger Sommers Zeit etwas zerschmiltzet / so congeliret vnnd erhärtet er sich doch vber Nacht viel sehrer als zuvorn / daß er an etlichen Orten fast zu einem Stein wird / sich selbsten schier einem Christall gleich läutert / welches alsdann das Landvolck einen Gletscher nennet / davon dieser Eyßzapffen tragende Berg similtudinariè seinen Namen hat. Diese Zapffen vnnd Schrollen haben nun so kräfftigen Trieb / daß sie vielmahls krachen: So thut sich auch der Berg / zumal SommersZeiten / an manchem Orth voneinander / vnd wirfft von hartem Sand / Stein / Holtz vnd wüster Erden auß. Vnd in deme er nun vnderschiedlicher Orthen sich also von einander spaltet / Klüfften vnnd Hölinen machet / gibt es einen Thon vnd Knall / dem Donnerschlag gleich / vnnd als wolle das Erdreich brechen / welches vns die Eygenschafft seiner Lufft-Adern / so obgedachtes Wachstumb treiben / zu erkennen gibet / als sonsten vns der Berg Aethna, vnnd Vesuvius, den Außgang Irrdischen Fewers / vnnd die Voragines Maris der Wassern Eingänge anzeigen. Diese grosse Klüfften vnd Abgründe verfallen dann an manchem Ort widerumb / vnd entstehen andere newe / mit gleichem krachen. Ihrer sein theils vnergründlich / theils auff etliche hundert Klafftern tieff / welches den Wandernden / vnd Jägern / zumahl Winters Zeiten / bey gefallenem Schnee / vnnd verweheten Löchern / sehr gefährlich ist / die sonsten ihr Wildprät / auch andere anders Fleisch / im Sommer hinein hencken / so von der Grufften grosser Kälte gefrieret / vnd sich lang darinnen hältet. Von oben her ist er als ein gantzer Felsen rauhe vnnd spitzig: Hat an seiner Obern Seiten den Mettenberg vnd Schrickshorn / er hanget an vielen Orthen weit vnd breit herfür / vnd benimbt durch sein wachsen / wie oben gemelt / dem Bauersmann die Weyde / Allmend / vnd Häuser. Ist also ein rechter Wunder-Berg. Es wird auch in dieser Gegend Cristall gefunden / vnd gegraben. Von ihme ist in der Schweitzer Chronic Herrn Johann Stumpffens lib. 9. von den Lepontiern / c. 12. etwas / ein mehrers aber in Johann Rudolph Rebmans Poetischem Gastmahl / fol. 151. vnd 487. wie es zu Bern Anno 1620. getruckt worden / zu lesen.

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Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Inter acus