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Topographia Hassiae: Hanaw

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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Hanaw.


Die Graffschafft Hanaw soll den Namen haben von den Hunis, welche Völcker disseit Rheins berühmbt gewesen / dessen auch gedencket Brouver. lib. 1. cap. 2. p. 5. Dieser Theil der Wetteraw / darinn Hanaw gelegen / ist sehr reich an Wein / Früchten vnd Wildprät: Hat schöne Flecken vnnd Dörffer. Hanaw ist die Hauptstatt in diser Graffschafft / 6. gute Teutsche Meylen vom Rhein / 2. von Franckfurt / vnd an dem Fluß Küntz / nahend dem Mayn gelegen.

Diese Statt ligt nicht allein wol / vnd an einem lustigen Ort / sondern auch schön erbawet / mit Wällen / vnd Gräben / etc. wol befestiget / vnd in die Alte / vnnd Newe Statt / abgetheilet. Hat neben der Pfarr- auch ein Niderländ- vnd Frantzösische Kirch / vnd ein stattliches Schloß. Der Schwedis. Obrist Hubald hat solche den 1. Novembris / An. 1631. mit List eingenommen / vnnd die Altstätter von den Newstättern / durch Schliessung der Pforten / abgesondert / vnd ist hinder dem Schloß / vber den Graben / auff den Wall kommen. Ward folgends von den Käyserischen fast ein Jar lang belägert: der Zeit in der Statt innerhalb zweyer Monat / fünff tausend Seelen / so zur arbeit / vnnd Gewehr / tauglich / an der Pest gestorben. Das Roßfleisch wurd auff offene Marckt / das Pfundt vor zwantzig Pfenning feyl gehalten / Katzen / vnd Hunde auffgezehret; aber an Brot / vnnd Wein / hatte man noch ein ziemliche Notturfft. Endlich ward dieses Jahrs / den 13. Brachmon. diese Statt / von LandGraff Wilhelmen zu Hessen / vnnd dem Schwedischen Obristen Lesle entsetzt / auch die letzte Schantz / den 14. diß / auff gnad / vnd vngnad / erobert; wie Kemnitz, im zweyten Theil vom Schwedischen Krieg berichtet: vnd ferrners vom Schweschen Obristen Ramsay beobachtet / biß sie im Hornung 1638. durch ein Kriegslist recuperirt / vnd ihrem rechten Herrn Graff Philips Moritzen zu Hanaw wider vberlieffert worden / welcher / nach dem er in besagtem 38. Jahr wider zu seinen Landen kommen / ein Deduction-Schrifft wider den gedachten General Majorn Ramsay außgehen lassen; wie im 3. Theil deß Theatri Europaei fol. 848. seqq. stehet. Er Ramsay aber wurde bey dieser Einnehmung der Statt hart geschossen / vnd nacher Dillenburg gefänglich geführt / allwo er in Anno 1639. wegen empfangenen Schusses vnnd anderer darzu kommenden Leibs inconvenientien / auch / wie etliche sagen / wegen zu sehr vieler Mässigung in Essen vnd Trincken / gestorben. Nach obhochwolgemelten Herrn Graffens zu Hanaw Todt / hat die hinderlassene Fraw Wittib / ein geborne Fürstin von Anhalt / wegen ihres einigen Jungen Herrn Sohnes / Philip Ludwigs / die Statt Hanaw inngehabt / vnd diese Vestung / mit ihrem eygenen Volck / der Käyserlich. Mayest. vnd dem Reich zum besten / verwahret / auch die Graff- vnd Herschafften / in An. 1641. regieret. Es ist aber gemelter junger Herr bald gestorben; vnd kam sein Herr Vetter / Herr Graff Johann-Ernst / der letzte auß den Herrn Graffen von Hanaw-Müntzenberg / vnd Schwartzenfelß / zur Regierung / welcher aber auch im Jahr 1642. den zwölfften Jenner / an den Kinds-Blattern gestorben / nach dem er nur sieben Wochen diese Graffschafft inngehabt / vnd das Beylager mit einer ihme allbereit vertraweten Fürstin von Anhat / innerhalb 4. Wochen / hette halten sollen. Vnd kame also diese Graffschafft an die ander Lini / nemlich die Herrn Graffen von Hanaw Liechtenburg / bey Straßburg: Wie dann der älteste Herr derselben / nemblich Herr Friederich Casimir / seines Alters im 19. Jahr / die Possession der Graffschafft / im Hornung / in Beywohnung deß Herren von Fleckenstein / alsbalden angenommen: der Anno 1647. sich an eine Fürstin von Anhalt verheuratet hat; vnnd Anno 53. auff [86] dem Reichstag zu Regenspurg Persöhnlich erschienen ist: Daselbst sich auch Herr Johann Philip / vnnd Herr Johann Rheinhard / Gebrüdere / Graffen zu Hanaw / vnd Zweybrücken / Herrn zu Lichtenberg / vnd Ochsenstein / Erb-Marschallen / vnnd Obervögte zu Straßburg / befunden haben. Es ist die Graffschafft Hanaw / Müntzenberg / bey Franckfurt / oder in der Wetteraw (dann Hanaw / Lichtenberg / bey Straßburg / im Elsaß / einkommen ist) Monatlich Einfach / zum Römerzug / auff 10. zu Roß / vnnd 30. zu Fuß / vnnd zum Cammergericht zu Speyer / Jährlich / nach dem alten / zu 59. Gulden 16. Kr. nach der Erhöhung aber auff 98. Gulden / 48 Kr. angeschlagen. Anno 1643. vmb die helffte deß Hewmonats / ist zu / vnnd vmb Hanaw / ein solches Vngewitter entstanden / daß der Hagel / in grösse der TaubenEyer / auch etliche noch grösser / in der Lufft / mit starckem Prasselen / vnd Schrecken der Menschen / sich zusammen geschlagen / wordurch nicht allein die Früchte im Feld / sondern viel Fenster / vnd die daselbst gepflantzte Taback-Zucht / fast mehrentheils verderbt worden. Deß Jahrs 1645. hat der Hessische Obrister / S. André, ein wichtigen Anschlag auff Hanaw gehabt / welcher aber nicht angangen ist.

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