Topographia Hassiae: Bidencapp
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Bidencopff / Statt vnd Schloß / soll den
Namen haben von den Köpffen oder
Hügeln / so vmb diesen Orth in grosser Anzahl
herumb ligen / daß es zusammen gesetzt seye
von den Worten: By den Cöpen / wie die
Alte pflegen zu reden. Man findet in alten
Documenten das Datum beschlossen;
Bidencopiae in finibus Thuringiae.
Welches dahero kompt / da Hessen vnnd
Thüringen noch vnter einer Herrschafft
gewesen / vnnd beyde Länder disseits bey
Bidencapp ihre limites gehabt / hernach bey der
distraction hat sich der Titul deß
Hessenlands weiter erstrecket. Das Schloß ligt
oben auff einem Berg. Die Statt so jetzo
gegen Mittag desselben Bergs ligt / hat
hiebevor hinder demselben nach
Mitternacht gelegen / wie dann selbiger Platz noch
heutiges Tags die alte Statt genennet
wird. Als Landgraff Heinrichs / gebornen
Hertzogs zu Brabandt vnd Lothringen etc.
ältester Sohn Henrich / mit dem Vatter in
Widerwillen gerathen / vnd vmb das Jahr
Christ. 1248. vnder andern auch Bidenkopff
zu seiner Devotion gebracht / ist es doch
endlich zum Vertrag kommen / dergestalt / dz der
Vatter ihme solte Homberg an der Ohm
vnd Biedencapp vbergeben; Vnnd hat
dieser Orth obgedachtem Herrn also gefallen /
dz er alldar auff dem Schloß residirt, vnd
die Stat gegen Mittag / wie sie jetzo ligt /
vmb dz Jahr 1307. transferirt. Vnder
andern vnglücklichen Zufällen / deren diese
Statt vnderworffen / ist die jenige grosse
Fewrsbrunst / so im Jahr 1635. den 17.
Aprilis / deß Mittags vmb 10. Vhr / auß
Verwahrlosung eines Schmidts / so
geleschte Kohlen anheim führen lassen / welche
ohnvermuthet angangen / das Hauß
angezündet / vnd / weil ein starcker Wind sich
erhoben / sind innerhalb zweyen Stunden 55.
der vornembsten Bäwen eingeäschert
worden. Anno 1646. giengen die OberHessischen
hieher / griffen solchen Ort / wie auch
Breittenstein / an / giengen aber wieder
davon hinweg. Hergegen die NiderHessischen
Wolckersdorff / vnd Rauschenberg /
auff Discretion bekamen. Ein sehr reiche
Viehezucht gibt es vmb diese Pfleg / vnnd
ist daher berühmt wegen der allda Jährlich
zweymal gehaltenen Viehemärckten / also
daß auß der Pfaltz / Westreich vnd andern
weit entlegenen Orthen die ViehHändler
häuffig dahin kommen. Nechst bey dieser
Statt ist die berühmte Eisenhütte vnnd
Schmeltzofen / da das beste Eysen / so in vnd
ausser Land verbraucht wird / bereitet / auch
Stück Geschütz allda gegossen werden.
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