Topographia Hassiae: Allendorff an der Lomb
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
Allendorf (Lumda) in der Wikipedia | ||
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Dieses Stättlein ligt in Hessen /
zwischen Marpurg vnd Giessen / welches
bloß in einem alten Brieff Villa genendt
wird. Auf deme zu nechst gelegenen hohen
Burghauß vnd Dorff Nordecken haben
vor Alters zwey Gebrüder Landgraffen zu
Hessen mit Namen Henrich vnd Herman
gewohnet / welche umbs Jahr 1365. beyde
benachbarte Dorffschafften Mölnbach vnd
Todenhausen von denen angrentzenden
beyden Adelichen Geschlechtern Milchling
vnd Rabenaw erblichen an sich ertauschet /
vnd auß solchen Dörffern dieses Stättlein
zusammen zubawen angefangen / auch durch
Hülff deß Ambts Burgkemunden vnd
Gerichts Lohr einen Graben umb selbiges
hero von newem auffwerffen lassen / so aber
im Jahr 1525. auff deß Raths underthäniges
Anhalten bey dem damahlig regierenden
Landts-Fürsten zu Cassell / Herrn L.
Philipsen dem ältern / widerumb
eingeschleiffet worden. Im Jahr 1370. ist dieser
Orth von den Landgraffen mit der Statt
Freyheit begnadigt / vnnd umb deß willen /
weil es auß vorbenahmten verschiedenen
oder Allen beyden Dorffen zusammen
gebawet / Allendorff / vnd forters zum
vnterscheyd anderer Stätte vnnd Dörffer;
welche eben derogleichen Namen tragen
an der Lomb genand worden / vornemblich
von deme zu nechst daran herfliessenden
Wasser / welches gleichfals seinen Namen
vom Dorff Lomb / Ampts Grunberg /
vberkommen / alldar er sich vrsprünglich
samlet / vnd bey dem Adelichen Milchingischen
Dorff Dreys hero biß naher Stauffenberg
fleust / vnter welchem Stättlein er in
die Löhn fället. Hundert vnnd vierzehen
Jahr nach dessen Erbawung / benandtlich
im Jahr 1479. ist dieses Stättlein durch
Donnerwetter angezündet / vnnd beneben
dem Rath Hauß in 3. Stunden gäntzlich
eingeäschert worden. Wie dann wenigers
nicht / nach deme selbiges etlicher massen
wiederumb auffgerichtet vnnd gebawet
gewesen / im Jahr 1632. durch ein unversehenes
angegangenes Fewer abermahls 34.
Gebäw darinnen nidergebrandt. Wie auch
durch vnderschiedene Kriegs-Zerstöhrung
also abgenommen / daß jetziger Zeit kaum der
halbe Theil vbrig. Im Jahr 1385. hat der
Bischoff Chilian zu Mäyntz dieses
Stättlein feindlich vnd mit Kriegsherr vberzogen /
worüber ein Freyherr Conrad von Weinsberg
damals commandirt / also daß auch
noch theils die Feldmarck vmb diesen Orth
nach dessen Namen der Weinsberg genand
[21] wird. Inmassen auch bey vnsern Zeiten
dieser Ort von den Nider-Hessen-Casselischen
vnd Schwedisch-Leßlaischen damahls
conjungirten Krigsvölckern / nemblich im
Jahr 1636. vberfallen / an Pferdten /
Viehe vnd anderm außgeplündert / vnterschiedene
vnschuldige Leuthe erschossen / da ohne
dieses elendem Verderben vorhergehendem
1635. Jahrs die Einwohner durch die gifftige
Pestilentz / welche an dem geringen Ort
380. Personen weggerissen / beschwerlich
heimgesuchet vnnd in Kümmernuß gesetzt
gewesen. Die Kirch allhier soll ein Filial
der Kirchen zu Winden / so ein Dorff
ohnferrn von hinnen entlegen / gewesen seyn /
vnnd hältet man darfür / daß diese Kirche
dem Märtyrer Laurentio, vff welches
Tag vor altem die Kirchweihe celebrirt / zu
Ehren eingeweyhet worden seye. Auff dem
ohnweit hiervon gelegenen alten Schloß
Nordecken / dessen obgedacht / haben die
Rabenawische von Adel dabevor ein
Burg-Hauß gehabt / daher sie auch ihren
Beynamen führen / vnd sich vonn Nordecken zur Rabenaw schreiben / welches Geschlecht
sonsten beneben andern mit der S.
Elisabethen / Landgräffin zu Hessen / in
Anno 1211. auß Hungern zum ersten in
dieses Land kommen.
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