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Topographia Franconiae: Schleusingen

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Topographia Germaniae
Schleusingen
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 91–92.
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Schleusingen.

Stadt / und Schloß / in der Graffschafft Henneberg / an zweyen Wässerlein / deren das eine die Schleuß / das ander die Nahe genannt wird / gelegen. Ist ein Käyserisch Lehen; aber dem Chur- und Fürstlichen Hauß Sachsen insgesampt gehörig. Hat eine Commenda, oder Comptury / Johanniter Ordens. Das Geistliche Consistorium, und die gute Schul allda / hat der letzte Gefürste Graff von Henneberg / Georg Ernst / Anno 1577. eröffnet. Und haben vorhin die Fürsten von Henneberg allhie Hof gehalten; ist auch besagter letzte Fürst / so Anno 1583. den 22. Decembris gestorben / allhie begraben / das Fürstliche Wappen / und Pittschafft / zerschlagen / und ins Grab geworffen worden. Und hat höchstgedachtes Chur- und Fürstliches Hauß Sachsen diese Fürstliche Graffschafft (so Saltz / Silber / und Goldbergwerck / und etliche Decanos, als allhie zu Schleusingen / Themar an der Schleuß / Kundorff (daselbst auch ein Johanniter Comptur) Northeim / Watingen / Ober-Maßfeld / und Häntungen / hat; und dahin auch Mainungen / Braitungen / Sulla / das veste Schloß Maßfeld / und viel andere Ort mehr gehörig seyn / ) wegen eines sonderbaren Pacts / welchen die Hertzogen von Sachsen / Johann [92] Friederich der Ander / Johann Wilhelm / und Johann Friederich der Dritte / mit den Fürsten Wilhelmo VII. (so erst zur Zeit deß Interims zur Augspurgischen Confession sich bekannt / ) und seinen Söhnen / Georgio Ernesto, und Poppone, zu Henneberg / Anno 1554. im Herbstmonat / wegen der Succession im Coburgischen Lande / und Fürstlichen Graffschafft Henneberg / auffgericht / bekommen / ausser etlicher Stuck / als das Schloß Mainburg / etc. so Würtzburg / als Lehenherr; und was der Landgraff in Hessen / als Schmalkalden / etc. davon gebracht haben; wie in der Hennebergischen Chronic Cyriaci Spangenbergs / und beym Limnaeo de Jure publico lib. 4. c. 8. n. 174. zu lesen. Siehe auch oben den Eingang dieses Tractats. Obgedachte Stadt Schleusingen hat in dem Krieg / zwischen Bertoldo von Henneberg / und Graff Walthern von Barby / An. 1304. viel außstehen müssen; Ist auch Anno 1353. gantz außgebronnen / wie Dresserus schreibet. Der von Friedland hat diesen Ort An. 1632. im Herbst erobert. Was sonsten Schleusingen (allda es vor diesem ein gute Buchdruckerey gehabt hat) in diesem Krieg außstehen müssen; davon finden wir wenig auffgezeichnet. Siehe gleichwol / was sich allhie Anno 1641. zugetragen / in dem 4. Theil deß Theatri Europaei, fol. 643. a.

Ein Meilwegs unter Schleusing / neben dem Einfluß der Schleuß in die Werra / hat Anno 1131. Gundebaldus Graff zu Henneberg / in dem Dorff Weser / das vornehme Praemonstratenser-Closter Vessern angefangen / so Bischoff Otto zu Bamberg vermehret / und angeordnet / und Abbt Heinrich zu Fulda / den Grund / darauff es gebauet worden / aber tausch-weise / darzu geben: Graf Wilhelm der Fünffte diß Namens hat es mit einer herrlichen Gesellschafft von Adelichen Rittern ansehnlich gemacht / und der Heil. Jungfrauen Mariae / und andern Heiligen / insonderheit aber S. Christophoro, im Jahr 1480. geeignet / so Papst Sixtus IV. bestättigt hat; wie Chr. Brouverus lib. 3. antiq. Fuldens. cap. 12. schreibet. Es ligen in gedachtem Closter viel Graffen von Henneberg. Von welchem Closter insonderheit deß Spangenbergs Hennebergische Chronic zu lesen ist.

Es hat Einer / so auß diesem Lande bürtig / Anno 1648 berichtet / daß in dieser Fürstlichen Graffschafft zehen unterschiedliche Aempter / und insonderheit allda / Schleusingen / Sula / Ilmenau / Meinungen / Themar / Wasungen / Kalten-Northeim / Maßfeld / Kundorff: die Fürstliche Schlösser / zu Frauen- Herren- und Alt-Breitungen; das alte verwüste Henneberger Schloß mitten im Wald: der alte hohe Landsberg: das Churfürstliche Sächsische mitten im Wald gelegene / schone / und veste Jagthauß / die Todenwart / Closter Vessera / und Rora / berühmt seyen. Es fünde sich / sagt Er ferner / in diesem Lande / der Hauptfluß Werra / auch andere Wasser / grosse und kleine Teich: Zu Meinungen / und daselbst herumb / wachse viel / aber geringer Wein: zu Ilmenau hab es stattliche Bergwerck / von Kupffer / Eisen / Stahl / Zinn / und Silber; und seye diese gantze Graffschafft / nebern der Stadt Schmalkalden / mit dem auch dazu gehörigen grossen Thüringer Tannen-wald: wie mit einer dicken Mauren / gleichsam umbzäunet / und eingefast. Den Reichs-Anschlag findest du oben im Eingang dieses Anhangs: und absonderlich von Romhilden / bey selbiger Stadt. Bey den Nürnbergischen angestellten Friedens-Executions-Tractaten / ist Anno 1650. in der Repartition, wegen Henneberg Schleusingen / für 133½. Monat Römerzug / gesetzt worden / 27234. fl. daran das Hauß Sachsen 21894. Würtzburg 2136. und Hessen-Cassel 3204. fl. zu bezahlen gehabt. Sonsten ist in Neulichkeit berichtet worden / daß die Schleuß bey Schleusingen hinlauffe / und nicht weit vom Closter Vesser in die Werre komme: Vesser aber sey nicht weit vom Themer: wären deßwegen auch hierin die Landkarten unrecht. So komme auch nicht die Nahe / so von dem Dorff Hindernahe auff Schleusingen laufft / in die Werre / sondern in die Schleuß. Es seyn zu Schleusingen zu besichtigen das Schloß und Lusthauß daran: Item die Kirch und Fürstliche Land-Schul. Obgedachte Stadt und Ampt Schmalden wird nunmehr / nachdem es Hessen-Cassel zuerkannt worden / wieder zum Fränckischen Craiß gezogen: wie dann der Landgraff zu Cassel / auff dem Fränckischen Craißtag zu Bamberg / Anno 1651. den 3. 13. Febr. auch seinen Gesandten gehabt hat: Selbiger Stadt Beschreibung aber ist in der Topographia Hassiae zu finden.