Topographia Colonia et al.: Bonn
[49] Bonn. Man hat vor Zeiten diejenige Ubios, so zwischen dem Rhein / der Maas / vnd Mosel / gewohnt / die Ripuarios, vnd Ripariolos genant; denen die Stätte Cölln / Andernach / Bonn / Rimägen / Deuren / Gülch / Neuß / Zulich / vnd Aach / gehört haben. Es laufft durch der Ripuarier Landschafft die Ahr / oder Ara, welcher Fluß beym Stättlein Sintzig / in den Rhein fällt / vnnd an deme etliche nicht geringe Stättlein / vnd Schlösser / vnd vnter denselben Aldenaar / vnnd Newenaar / mit dem Graffen Titul / ligen / so zum theil vom Hauß Pfaltz zu Lehen rühren; vnd welche Graffschafft von dem besagten Wasser Aar / das dardurch fliesset; wie auch das Schloß Arburg / vnnd der Fleck Arwyler / vnd nicht von den Adlern / so man auch Aaren nennet / wie Theils vorgegeben / den Namen bekommen. Es ist auß den Graffen von Neuenaar / Graff Hermann / ein sehr gelehrter Herr / vnd Dom-Probst zu Cölln / vnnd Aach / gewesen: Wie hievon mit mehrerm beym Frehero part. 2. Origin. Palatin. cap. 8. zulesen.
So viel aber obgedachtes Bonn / anbelanget / so ist solches die Residentz-Statt des Herrn Churfürsten zu Cölln. Ist ein schöne lustige wolerbawete / vnd in der Ebne gelegene / auch ziemlich veste Statt / darinn die Hauptkirch / sampt dem Churfürstlichen Schloß / insonderheit wol zusehen. Vnd müssen die den Rhein gebrauchende Schiffleut / vnd andere / im fürüber Fahren / da den Zoll geben. Der heilige Maternus solle / bald nach der Apostel Zeit / allhie gelehrt / vnd deß Mercurii, den die Teutschen Ubii angebettet / Altar / vnnd Bildnuß / daher diese Statt etwan Ara Ubiorum geheissen / vmbgestossen haben. Es hat vmb die Statt herumb ein schönes Traidland / schöne Gärten / allerley Früchte / vnd einen guten Weinwachs; daher auch der Nam soviel / als ein guter Sitz / oder Lager / vnd Wohnung bedeutet; allda der Römische Feldherr Drusus, vnter dem Keyser Augusto, ein Castell allhie erbawet / darauß folgends eine Statt worden / die Keyser Julianus bevestiget hat. Er werden diese Verß von ihr gelesen:
Bonna solum foelix, celebris locus, inclyta tellus,
Florida Martyrio, terra sacrata Deo,
Exulibus requies, asylum mite fuisti
Semper, Externite reperere suam.
Hat einen schönen Marckt / vnnd herrlichen Brunnen. Das grosse Rheingebürg / so von Bingen / biß an diese Statt / den Rhein zu beyden Seiten einfaset / thut sich allhie widerumb verziehen / vnnd macht eine hüpsche Ebne; wie davon Munsterus lib. 5. c. 166. zulesen. Es gibt auch lustige Jagten herumb: vnd ist der Lufft da gesund. Obgedachte Hauptkirch / hat ein Stifft / vnnd ihre Domherrn; darinn etlicher Märtyrer Cörper / auß der Thebeischen Legion / so / als Christliche Soldaten / vnter dem Keyser Maximino, allhie erdapt / vnnd getödtet worden / als deß Pii, Cassii, Florentii, vnnd Malusii, mit ihren Gesellen / ruhen; deßwegen auch solche Kirch stattliche Freyheiten hat; die ihr S. Helena, als derselben Erbawerin / zu wegen gebracht haben solle. Besiehe aber / was hievon P. Bertius in dieser Statt Beschreibung; vnnd von dem obgedachten Namen / Ara Ubiorum, Justus Lipsius in notis lib. 1. Annalium Taciti (welcher / wie auch Ptolemaeus, Florus, Antoninus, vnnd die Tabula Peutingeriana, dieses Orts gedencken) fol. 26. erinnern: Von dieser Statt aber selbsten auch den G. Braunen / im zweyten Theil seines Stättbuchs / vnd Casp. Ens, in deliciis apodemicis per Germaniam, p. 134. Vnter Keyser Carolo Crasso, haben die Nordmannen diese Statt Bonn / sampt Cölln / vnnd den vmbligenden Castellen / Tulbiack / vnnd Neuß / mit Fewer / vnnd in andere Weg verderbet. König Johannes auß Böhmen / hat sie einmals belägert. Anno 1584. ward sie von deß abgesetzten Ertzbischoffs Gebhardi zu Cölln Soldaten / seinem Nachfolger / Churfürsten Ernesto, gegen vier tausend Thaler / vbergeben: Aber durch List deß Martin Schencken im Jahr 1587. eingenommen / vnd darauff / noch im selbigen Jahr / vom Hertzogen zu Parma belägert / in dem folgenden erobert / vnd dem Herrn Churfürsten Ernesto, zugestellet. Es ligt nicht fern von hinnen das Schloß Poppelsdorff / dabey ein Fleck ligen solle: Item / das Schloß Godesberg / oder Godesburg / auff einem hohen / vnnd gähen kiesechten Berg / so Anno 1583. in dem Cöllnischen Krieg / von den Bayrischen erobert worden. Man vermeynet / daß fürnembste Tempel deß obgedachten Heydnischen Abgotts Mercurii, vor Zeiten allhie / nämlich / ein Meil von Bonn / gegen Mittagswerts / gestanden; daher noch dieser Ort den Namen / gleichsam Gottes-Berg / oder Burg / habe. Dann die alten Teutschen vor andern Götzen / insonderheit den Mercurium, wie Tacitus bezeuget / verehret / vnnd ihme auch / zu geweissen Tagen / Menschen geopffert haben.
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