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Topographia Circuli Burgundici: Iperen

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Topographia Germaniae
Iperen (heute: Ypern)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 179–181.
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[179] Iperen / Iprae, Iperae. Ist eine auß den vornehmsten Statten in Flandern / und zwar in Flämisch oder Teutsch Flandern / 9. Meil von Bruck / und 13. von Gent gelegen / dardurch das Wässerlein Ipra lauffet / davon auch der Statt Nahme kommen. Sie soll Anno 960. seyn erbauet worden. Der Boden wird / wegen Menge der bleyinen Röhr / durch welche das Wasser unterschiedlich durch die Statt außgetheilet wird / Bleyin genannt. Gibt sonsten umb die Statt allerley Geträid und Früchte / ansehenlich grosse Hüner und Capaunen; wie auch gute starcke Pferd / und viel Schaaf / Ochsen / Kühe / und wird der Butter und Käse von fernen dannen abgeholt. Die Statt hat sieben Herrschafften unter ihr. Sie ist wol erbaut / schön / lustig / und so wol von Kunst / als von Natur sehr vest / und ihres Lagers halber also beschaffen / daß man sie nicht wohl belagern kan; man auch mit Barken in die Statt kommen

[T113]

Iperen

[180] mag. Es fahet sich allhie die Flämische Sprach an. Hat einen herrlichen grossen Platz; und gibt es da / wegen der Kauffmannschafft / und anderer guten Gelegenheit / auch der 2. vornehmen Jahrmärckte / und deß herrlichen schönen Tuchs halber / so allhie gemacht wird / ein gute Nahrung / und zimlich reiche Leut. Hat ein Nonnen Kloster und Abtey / S. Claren Ordens / Item 4. Klöster der Bettel-Mönch / und viel Spitäl. Die vornehmste Kirch aber ist zu S. Martin / so schön und groß. Unter der Orgel stehet der Englische Gruß / in natürlicher Grösse abgemahlet / so deß berühmten Mahlers Johann von Eicken Hand seyn solle. Wird vor ein grosses Kunststück gehalten. B. Johannes Episcopus Morinensis, oder Teruanensis, hat allhie ein Kloster von Regulierten Chor-Herren gestifftet / welches An. 1559. Pabst Paulus der IV. auff Begehren Königs Philippi II. in Spanien / und Fürstens in den Niederlanden / zu einem Weltlichen Stifft gemacht / und es zu einem Bischofflichen Sitz Anno 1561. (al. d. an. 59) erhöhet hat / dessen erster Vorsteher Martinus Rythovius gewesen / dessen Bibliotheck die Bilderstürmer Anno 1566. bey ihrem Einfall allhie verbrandt haben. Und zwar / so ist allbereit Anno 1553. als die Bischöffliche Statt Teruana gäntzlich zerstöhret worden / ein Theil von selbigem Bisthum / und Collegio Canonicorum, auch der Geistlichen Einkommen / zusampt den Cörpern der Heiligen Hunfridi, und Maximi, gewester Bischöffen / hieher gelanget; daselbst sie auch beede in einem Sarck auffbehalten werden. Gedachter Hunfridus, so dem Heiligen Folquino, in dem gedachten Morinensischen / oder Teruanensischen Bisthum / succedirt / und zugleich auch Bertinensischer Abt gewesen / ist umbs Jahr 871. gestorben / wie Miraeus in Fastis Belgicis, pag. 143. seq. auß deß Joannis Iperii, oder Yprensis, Abbatis Bertinici (der einen so grossen Schmerbauch / wie Thomas Diaconus bezeugt / gehabt / daß er kaum darvor gehen / und nicht anders / als sitzend / hat schlaffen können /) geschriebenem Chronico Bertinensi, berichtet. Das Burger- Rath- oder Statt-Hauß allhie / ist ein grosses viereckicht altes / aber doch schönes Gebäu. An der Seyten gegen dem Marckt stehen etliche Hertzogen von Burgundien / und aller der ErtzHertzogen von Oesterreich / so Graffen von Flandren gewesen / und dero Gemahlin / Bildnuß auß Marmor; unter andern auch Käyser Maximilians deß Ersten / und ErtzHertzogs Alberti von Oesterreich / sampt ihrer Gemahlin zur rechten Hand / die also oben an stehen / da der andern zur lincken seyn; weilen jene mit ihren Gemahlin diese Länder bekommen. Käyser Carl der Fünffte ist oben am Thurn mit seiner Gemahlin gar allein. Die Innwohner nennen dieses Hauß die Hallen / in welchem keine Spinneweben hangen / solle auch keine Spinne jemals da seyn gesehen worden. Anno 1584. kam Ipern in Spanischen Gewalt / nach dem solcher Orth 7. Monat lang belagert gewesen. Siehe von dieser dem König in Spanien gehöriger Anno 1648. vom Printzen von Conde, und den Frantzosen / den 18. (28.) Maii / mit accord eroberten / und dann Anno 49. den 30. Aprilis / Alten Calenders / wieder verlohrnen Statt / Georg. Braun part. 2. Theatri Urb. C. Ens. in delic. apodem. pag. 98. seqq. Johann Wilhelm Neumeyern / in Hertzog Joh. Ernsten zu Sachsen Reise in Franckreich / Engel- und Niederland / pag. 249. und Guicciardinum der letzten edition, da im Jahr 1646. folgends von dem besagten Rahthause stehet: Hallam vocant, ab usu custodiaque, amplissimè servientem tùm Scabinorum congressibus judiciisque, tùm pannis, aliisque mercibus ab aëris injuria custodiendis, venumque exponendis, tàm elegantis, spaciosae, atque sumptuosae structurae, ut in foro ingenti ambiat fastigium admirationis, quod aedificium per aream intermediam in duo sectum 462. pedes longum, 50. utrimque latum est. Anno 1645. seyn die Frantzosen / als sie Mont-Cassel außgeplündert / zum theil abgebrant und wieder verlassen / auch gleicher massen zu Poperingen / Steinbergen / und mehr andern Orthen verfahren / auch hieher auff [181] Ipern gangen / aber sie haben den Ort wol besetzt und versehen gefunden; daher sie fortgezogen seyn: Aber Anno 48. wie oben gesagt / denselben erobert / und hernach wieder verlohren haben. Vossius sagt: Flandri Vocales amant adspirare, ut, pro Ipris, dicunt Hipris.