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Topographia Braunschweig Lüneburg: Stoltzenau

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Topographia Germaniae
Stoltzenau (heute: Stolzenau)
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Supplingenburg
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 192–193.
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Stoltzenau.

Ein Ampthauß vnd Flecken / zu der Ober-Graffschafft Hoya gehörig / liget nähest an dem Weserstrom / an einem fruchtbaren / lustigen vnd gesunden Orte. Wie alte geschriebene Chroniken melden / hat dasselbe im Jahr 1346. als Ludovicus, Hertzog Otten zu Lüneburg Sohn / Bischoff zu Minden / an der Zahl der neun vnd dreissigste gewesen / seinen Anfang genommen / durch folgende Gelegenheit: Es hatte Bischoff Wilhelm zu Minden im Jahr 1242. ein new Hauß zwischen der Stoltzenau vnd Liebenau gebawet / davon noch jetziger Zeit die rudera zu sehen / vnd eine gewaltige Festung gewesen seyn soll. Dasselbe haben Graff Johan vnd Gerhard zur Hoya eingenommen / zu grunde abgebrochen / vnd die Liebenau darauß gebawet. Damit aber Bischoff Ludwig sich dagegen verwahren möchte / hat er die Schlüsselburg / welches Hauß zum Fürstenthumb Minden gehörig / erbawet.

Wolgedachte Grafen von der Hoya / seyn zwar in dessen mit allerhand Gereitschafften die Weser hinauff geschiffet / in Meynung / an eben demselben Orte / da die Schlüsselburg geleget ward / eine Festung zu bawen / weil Sie aber gesehen / daß der Bischoff allbereit mit dem Baw im Wercke begriffen gewesen / haben sie sich gewendet / vnd nicht weit davon die Stoltzenau gebawet.

Das Gebäw an ihm selbsten ist in vier Ecken / etwas in die länge gesetzet / mit auß dem Grunde von Quadersteinen auffgeführten Graben / auch schönen Wällen / vnd zwey starcken Rondelen vmbgeben vnd befestiget gewesen / aber bey dem leidigen Krieges Vnwesen alles herunter gerissen / verderbet vnd verwüstet.

Anno 1625. ist diese Vestung durch die Königl. Dennemärckische Armee zu erst eingenommen / aber von dem Keyserl. General Graff Tilly bald darauff wieder erobert / vnd folgends von einer Parthey nach der andern überwältiget / vnd besetzet worden / dabey die Gebäwe allgemach herunter genommen / biß endlich die Vestung in anno 1635. gar niedergerissen / die darauff verhandene Stücke / Munition vnd Rüstung nacher Minden gebracht / vnd dadurch die Gebäwe noch mehr in Abgang kommen.

In dem Flecken daselbst hat es zween Adeliche Sitze / nebenst andern verschiedenen [193] Bürgerhäusern / wiewol deren theils gleichfalls ruiniret.

Im Jahr 1646. den 24. Maij / seyn in diesem Ampt Stoltzenau / nähest dem Dorffe Müslering / vnvermuhtlich anfangs ein / kurtz darauff noch zween / vnd also drey sonderbare Heilbrunnen erfunden / wobey viel hohes vnd niedrigen Standes Personen nicht allein sich angefunden / vnd sich deren bedienet / sondern auch nach erhaltener zimlicher guten Gesundheit / die Lahmen ihre dabey auffgehenckete Krücken hinterlassen / vnd neben übrigen / deren etzliche hundert vielfältig bresthafft gewesen / aber gesund worden / nach täglich gehaltenen Predigten / GOtt öffentlich vor erhaltene Gesundheit dancken lassen. Welches also biß in den Wintermonat selbigen Jahres gewähret / da die Brunnen ihre Krafft mehrentheils verlohren.

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