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Topographia Braunschweig Lüneburg: Rotenkirchen

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Topographia Germaniae
Rotenkirchen
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 179–180.
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[T94]
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Rotenkirchen.

Ist ein Fürstliches Ampthauß / im Fürstenthumb Grubenhagen / nähest bey demselben liget das alte Hauß / vnd hohe feste Bergschloß Grubenhagen / wovon das Fürstenthumb den Namen hat / dasselbe ist ein vhraltes Fürstliches Hauß von langer Zeit her gewesen / vnd haben die Gruben / welches ein alt Adelich Geschlecht / Burgmans Frey- vnd Gerechtigkeit / neben andern vom Adel / mit darauff gehabet vnd bewohnet. Nach dem aber solch Adeliches Geschlechte Anno Christi 1272. abgangen / hat Hertzog Albrecht der Grosse / als Ober Erb- vnd Lehensherr / es eingenommen / vnd eine Zeitlang daselbst Fürstl. Hoff gehalten. Nachgehends aber / vnd nach hochgedachtes Fürsten tödtlichen Hintritt / so Anno 1292. sich begeben / ist dieses Schloß an Hertzog Heinrichen / genant der Wunderliche / neben andern Häusern / Stätten vnd Landen in diesem Fürstenthumb / kommen / welcher daselbst seine Fürstl. Residentz die mehrer Zeit gehabt / vnd seynd S. Fürstl. Gn. Anno 1322. vff dem Hause Saltzderhelden Todes verblichen / vnd zu Eimbeck in die Münsterkirchen begraben worden / da dann hochgedachtes Fürsten Herr Sohn / auch Hertzog Heinrich genant / der Regierung sich wieder angenommen / vnd ist vff diesem alten Hause vnd Schloß die mehrere Zeit eine Fürstl. Residentz / biß vngefehr 1521. gewesen / da Hertzog Philip der Aelter angefangen / herunter ins flache Feld ein Vorwerck vnd Jägerhauß / an einen Ort / woselbst ein Kirchlein / so die Rotekirche genant worden / zu bawen.

Nachgehends ist von Jahren zu Jahren ein mehrers am selbigen Ort gebawet / wie dann Hertzog Philip der Letzte Anno 1576. vnd 1586. zwey schöne Gebäwde / worin eine Kirche / vnd feine Gemächer seyn / auffrichten vnd außführen lassen / vnd ist dieses Ampthauß nach der daselbst gestandenen Kirchen / Rotenkirchen genant worden.

Das alte Hauß vnd Burgschloß Grubenhagen ist nachgehends gantz desolat worden / worauff in einem Keller noch für wenig Jahren etliche Vässer vnd Stücke / so mit eisern Bänden vmbzogen / mit gar altem Bier / welches einem Weine gleich / vnd sehr starck gewesen / gelegen / ist aber Anno 1625. durch die Tyllische Reutter gäntzlich preiß gemacht. Vff selbiger Bergvestung ist ein sehr tieffer Brunn / so durch einen Felß gehawen / worin aber von Jahren zu Jahren viel Holtz vnd Steine geworffen.

So stehet vff diesem alten Hause vnd Schloß ein alter vester Thurn / auß welchem / der Alten Bericht nach / durch den Felß ein Weg oder Steige gewesen / daß man im fall der Noht auß dem Thurn zum Brunnen kommen können. Vnd liget diß alte Schloß vff einer zimlichen höhe im Holtze / welches nach dem Abendwerts sich an den Söllinger Wald erstrecket. Nach dem Mittagewerts vff der Höhe / gehet durch die Holtzung ein beständiger Knick / vnd scheidet derselbe das Land Göttingen / vnd Fürstenthumb Grubenhagen. Nach dem Morgenwerts fleusst der Leinestrom von Göttingen herunter / vnd scheidet gleichsfalls an einem Ort das Land Göttingen / vnd Fürstenthumb Grubenhagen. So fliessen auß dem Söllinger Walde durch diß Ampt die Ilme vnd Diesem / wie auch das Krumewasser / so alle vff die Statt Eimbeck / vnd endlich in die Leine gehen / vnd daselbst den Nahmen verlieren.

Anno 1448. ist Hertzog Heinrich / deß Nahmens der Dritte / zu Braunschweig Grubenhagen / mit dem Landgrafen von Hessen in Streit gerahten / vnd hat der Landgraff seine Bundesgenossen / als den Ertzbischoff zu Mäyntz / vnd Hertzog Wilhelm zu Göttingen vmb Hülffe ersuchet / vnd darauff den Abend Jacobi mit gesampter Hand / worunter die Stätte Göttingen / Münden / Northeimb / Vßler / Dranßfeld / Hardegsen / vnd Moringen / [180] dem Landgrafen zum besten / mit gewesen / für den Grubenhagen gezogen / haben denselben 28. Tage hart belagert vnd beschossen / wie es noch heutiges Tages an dem Thurn zu ersehen / aber vnverrichteter Sache wieder abziehen müssen.