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Topographia Braunschweig Lüneburg: Isenhagen

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Topographia Germaniae
Isenhagen (heute: Kloster Isenhagen)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 128–129.
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[T62]
[128]
Isenhagen.

Ein Closter im Fürstenthumb Lüneburg belegen / darin sich anjetzo Adeliche vnd andere Jungfrawen auffhalten. Ist von Fraw Agnesen / gebornen Marggräfin zu Landsberg / Hertzogen Heinrichen zu Sachsen / vnd Pfaltzgraffen am Rhein / hinterlassenen Witwen / anfänglich zu einem Münchkloster gestifftet. Dann als dieselbe bey sich beschlossen / angesehen sie vnbeerbet gewesen / alle ihr Haab vnd Güter zur Ehre Gottes / vnd Erbawung Kirchen vnd Clöster zu verwenden / vnd nunmehr das Jungfräwliche Closter zu Winhausen an der Aller gestifftet / hat sie ihre Gedancken darauff gerichtet / wie sie auch ein Münchskloster anrichten möchte. Solches ihr Vorhaben vnd Gedancken hat sie Herrn Arnolden / Abten zu Riddagshausen zu vernehmen geben / vnd sich seines Einrahts darüber erholet. Der hat ihr einen Ort an dem Fluß der Ise / daselbst gute Gelegenheit wegen Wasser / Weide / vnd Höltzung verhanden / vorgeschlagen. Darauff besagte Fürstliche Witwe diesen Ort / mit seinen Zubehörungen vnd Gerechtigkeit / von ihres Herrn vnd Gemahls Brudern / Hertzog Otten zu Braunschweig / im Jahr 1243. erkauffet / vnd ihm den Zehendten am Bergwerck zu Goßlar / so ihr zum Leibgeding verschrieben gewesen / dagegen abgetretten. Etliche Jahr hernach / nemblich Anno 1247. hat Sie ein Klostergebäw daselbst / mit vorbesagtes Abten Arnolden Einraht vnd Zuthun / auffzubawen angefangen / vnd wie es vollführet / mit München Cistercienser Ordens / welche auß dem Closter Riddageshausen genommen worden / besetzet. Es ist dieses Gebäw anfangs zu Alten Isenhagen angeleget gewesen. Weil es aber daselbst sehr naß vnd sumpffig / hat man es von dannen nach Hanningsbüttel transferirt. Wie es da auch wegen der vorbey gehenden grossen Heerstrassen nicht anständig seyn wollen / ist endlich der Ort / da es jetzt stehet / zwischen der Ise vnd dem Hagen erwöhlet worden.

Im Jahr 1259. ist dieses Closter / wie Herr Ditmarus Abt darinn gewesen / zu grund abgebrant / vnd die Münche elendiglich von einander gestöbert worden. Als der damahlige Bischoff zu Hildesheim / Johann der Erste deß Nahmens / solches erfahren / hat er besagten Abt Ditmarum / [129] neben seinen Conventualen zu sich erfodert / mit Consenß deß Capituls vnd ihnen das Closter Beckenrode / nicht weit von der Statt Hildesheim gelegen / jetzo Marienrode genant / (nach dem er die regulirten Chorherren / Ordinis S. Augustini, ihres geführten üblen Wandels halber darauß vertrieben) neben 24. Huefen Landes / vnd etlichen Zehendten / eingegeben. Welche Translation vnd Vbergab Pabst Alexander der Vierte / im Jahr 1261. confirmiret. Ob nachgehends wieder Münche / oder alsobald Jungfern wieder in das Closter zu Isenhagen kommen / davon findet sich keine eigentliche Nachrichtung / Dieses aber / daß die erste Aebtissin Gese / vnd der damahliger Probst Helmicus geheissen habe.

Im Jahr 1388. als Herr Friederich vnd Henrich / Gebrüdere / Hertzoge zu Braunschweig vnd Lüneburg / mit Hertzog Wentzeln zu Sachsen im Krieg begriffen gewesen / vnd die Schlacht bey Winsen an der Aller geschehen / ist das Closter Isenhagen abermal abgebrant / gleichwol durch Christlicher Hertzen milde Beysteur so fort wieder auffgebawet.

Es ist zwar dieser Ort in der Heyde gelegen / wird gleichwol an Rokken / Habern vnd Buchweitzen die Notturfft daselbst gebawet. Der Isestrom so dabey herfliesset / gibt auch feine Fische vnd Krebse. Eine viertheil Meil von dem Closterhofe seyn zwey Höltzer / als das Emmerholtz vnd der Löwe / zimlicher grösse.

Anno 1540. als Margaretha von Boldessem Aebtissin daselbst gewesen / ist das Closter von den Päpstischen Irrthumben reformiret / vnd der Gottesdienst nach der Augspurgischen Bekantnuß darin angeordnet. Darauff besagte Aebtissin nacher Hildesheim sich begeben / vnd / dem Bericht nach / alle alte Briefe vnd Nachrichtungen mit sich hinweg genommen.