Zum Inhalt springen

Topographia Braunschweig Lüneburg: Burgtorff

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Burgtorff (heute: Burgdorf)
<<<Vorheriger
Buhmans-Höhle
Nächster>>>
Burßfelda
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 63–64.
[[| in Wikisource]]
Burgdorf (Region Hannover) in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[63]
Burgtorff.

Ist ein Fürstliches Lüneburgisches Schloß / oder Ampthauß / vnd ein Stättlein dabey gelegen. Muß anfänglich zum Stifft Hildesheimb gehöret haben; Dann / wie Cranzius lib. 11. Saxon. cap. 9. vnd Bünting in seiner Chronike melden / als zwischen Hertzog Bernharden zu Braunschweig Lüneburg / vnd Bischoffen Johann zu Hildesheimb / ein schwerer Krieg entstanden / vnd Hertzog Bernharden Sohn / Hertzog Otto / Bellicosus, oder der grosse Otto von der Heyde genant / sampt seinem Vettern Hertzog Wilhelmen zu Braunschweig / in das Stifft Hildesheimb gefallen / vnd vnterschiedliche Oerter darin eingenommen / ist die Sache endlich / durch Vermittelung Ertzbischoff Dieterichs zu Cölln / dahin verglichen / daß die Hertzogen von Braunschweig das Schloß Borgtorff / welches sie bey wehrendem Kriege befestiget hatten / mit den dazu gehörigen Dörffern vnd Einkommen behalten. Darauff dann Hertzog Otto / wie sich davon Nachricht findet / im Jahr Christi 1433. das Schloß daselbst von newem auffbawen / vnd mit einem Walle vnd gedoppeltem Graben vmbziehen lassen. Damals hat Er auch das Stättlein / welches anfangs nur ein Dorff gewesen / vnd folgends ein kleiner offener Flecken worden / über die helffte erweitert / vnd mit einem Wall vnd Graben vmbgeben / [64] auch verordnet / daß die Leute auß den nähesten Dörffern / welche in obgedachtem Hildesheimischen Kriege verwüstet worden / in das Stättlein ziehen / vnd den hinzu gethanen ledigen Platz bebawen müssen. Nach der Zeit / vnd etwa innerhalb 100. Jahren / ist noch eine Gasse / der Wächterstieg genant / vnd die Newstatt daran gebawet.

Im Jahr Christi 1519. bey der abermaligen Hildesheimischen Fehde / als Hertzog Erich der Aelter / vnd Hertzog Wilhelm von Braunschweig / in das Fürstenthumb Lüneburg mit ihrem Kriegsheer gangen / ist dieses Schloß / sampt dem Stättlein / in grund abgebrant / vnd geschleiffet / (Chytraeus in Chronic. Saxon. lib. 6.) nach der Zeit aber allgemählich hinwiederumb auffgebawet / vnd in Stand gebracht.

Anno 1632. ist das Fürstl. Hauß abermahl von den Keyserlichen Völckern in Brant gesteckt / vnd fast gantz wiederumb eingeäschert; In nechst abgewichenen Jahren aber ist es von grund auff gar fein wieder erbawet / vnd mit Gemächern vnd andern Gebäwen / zur Nohtturfft versehen.

Es hat dieser Ort eine zimliche gegend / guten fruchtbaren Acker / Wiesenwachs / vnd gute Vühezucht. Hinter dem Hause / gegen Süden / fliesset ein kleiner Fluß / die Owe genant / welcher bey einem Dorff / im Ampt Peine / Hohen Hamelen genant / entspringet / vnd zum Bostel in die Fuse fleusset.

Bey der Pfarrkirche in dem Stättlein / welche vor Zeiten dem H. Pancratio zu Ehren gestifftet / stehet ein mit Quadersteinen auffgeführter Thurn / mit einer schönen langen Spitze / so auff viel Meil weges weit gesehen werden kan. Ist Anno 1591. angefangen zu bawen / vnd Anno 1601. die Spitze darauff kommen. Es hat allhie eine Superintendentur / vnter welche die Pastores auß diesem vnd benachbarten Aemptern gehören.

Sonsten ist dieses Hauß vnd Stättlein wegen der Geschichte / so sich dabey zugetragen / in den Historien nicht gar vnbekant. Dann über das / so allbereit vorhin erwehnt / ist zu erzehlen würdig / daß Anno 1553. den 2. Julij / daselbst ein grosses Gethön in der Lufft / als wann viel Trommeln zugleich gerühret würden / gehöret worden / also / daß die Leute / alt vnd jung / auff die Gassen gelauffen / vnd zugehöret. Worauff so fort den 9. ejusdem, Marggraff Albrecht von Brandenburg mit seinem Kriegsheer von Hannover auff Burgtorff gezogen / daselbsten kalte Küche gehalten / vnd noch selbigen Tag die Schlacht mit Churfürst Moritzen von Sachsen / vnd Hertzog Heinrich von Braunschweig / bey dem Dorff Sivershausen / eine Meil wegs von Burgtorff gehalten.

Anno 1641. den 30. Augusti, wie die kriegenden Theile in gesampt vor Wolffenbüttel gegen einander gestanden / ist der Keyserl. Obrister Heister mit vielen Reutern vnd Dragonern vor Burgtorff kommen / dasselbe mit Accord eingenommen / vnd besetzet. Welche Besatzung aber / nach dem die Schwedische vnd Alliirte Armeen vor Wolffenbüttel auffgebrochen / wieder herauß vnd zur Armee gefodert worden.