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Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Breslau

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Topographia Germaniae
Breslau (heute: Wrocław)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 127–134.
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Breßlau / Vratislavia, Wratislavia.

Diß ist die Hauptstadt nicht allein in dem Hertzogthum dieses Namens / so Anno 1337. ledig gestorben / und an die Königliche Böhmische Cammer gefallen / sondern auch deß gantzen Landes Schlesien; von dannen man 12. Meilen nach Glatz / und 33. nach Prag / rechnet. Sie liget an der Ola und Oder / so allda unter der Stadt zusammen fliessen / in einem schönen und ebenen Lande / da ihr von keinem Berge einiger Schade kan zugefüget werden. Und wird sie unter die vesteste und schönste Städte in Teutschland gezehlet / und der weite oder Grösse nach / ungefehrlich mit Augspurg verglichen. Sie hat rings herum / ausserhalb der neuen Pasteyen / ein altfränckische gerade Stadtmauer / mit vielen alten Thürnen darzwischen / alle von gebackenen Steinen erbauet / und ist / an den 3. Seiten / mit einem ziemlich weiten Wassergraben umbfangen. An der vierdten Seite / gegen Mitternacht / fliesset die Oder hart an der Stadt hinweg / welche den Thum / und was dabey liget / und die Stadt / von einander scheidet. Die neue Wercke und Pasteyen / seyn fast auff die Weise angelegt worden / wie sie in Daniel Specklins Bau-Buch vor Augen gestellet werden; haben aber / von Bau-Verständigen / vor diesem / nicht allerdings gelobt werden wollen; sonderlich / weil man röhrige / und mehrerntheils schlechte Erden darzu gebraucht hat; daher man / bey diesem Teutschen Krieg / sonderlich umbs Jahr 1634. und folgenden / die Stadt besser versehen / und mehrers bevestiget hat. Der Thor seyn achte. Es wollen theils / daß sie deß Ptolemaei Budorgis, oder doch an desselben Orts Stelle / erbauet seye. Wer aber solches gethan habe / darinn seyn die Scribenten nicht einig: indeme theils zum Erbauer / oder Wieder-Erheber den Pohlnischen Hertzog Mieslaum; andere den Uratislaum, deß Böhmischen Hertzogs Boleslai Sohn / machen; welcher von der Judith / einer Teutschin / gebohren / nach Absterben seines Vattern / ein Herr über Mähren und Schlesien worden / den auch Käiser Henrich der Vierte zum ersten König in Böheim gemacht hat. Und von diesem solle der Stadt Name / so Böhmisch ist / herkommen; wie sie dann auch Ehrn- und Gedächtnuß halber / deß Königlichen Namens ersten Buchstaben im Wappen führet. Cureus ist der Meynung / daß Breßlau bey deß besagten Mieslai Zeiten / anfänglich erbauet worden: aber erst den Namen bekommen / und zugenommen / als kein König in Polen gewesen / und die Schlesien inngehabt haben: wiewol Breßlau forthin nicht beständig bey Böheim geblieben / sondern noch eine ziemliche Zeit hernach / unter Pohlen gewesen ist. Wie dann auch allhie / im Schloß / (davon noch hinder der H. Creutz-Kirchen / an dem Ort / so die Burgk genant wird / wie Bertius sagt / Merckzeichen zu sehen seyn) sich der Pohlnische Hauptmann in Schlesien auffgehalten / ehe Breßlau seine eigene Hertzogen / auß dem Pohlnisch Königlichen Geblüt bekommen / die sich gleichwol auch fürbaß an Polen gehalten / biß auff Hertzog Heinrich / der diß sein Fürstenthum / wie oben im Eingang von Schlesien gesagt worden / dem König [128] Johanni in Böheim vermacht / nach dessen Tod auch Breßlau an Böheim kommen ist. Und wurde hernach die Stadt und Lande (darzu heutigs Tags / ausser Breßlau / die Städtlein / Neumarck / Nambslau / Lissau / Auris und Jeltz) (vom Nehel Jeltzsch / bey Ohlau; in Tomo V. Theatri Europaei, fol. 1265. b. aber / Jeltsch / und ein vestes Schloß / zwischen Breßlau und Brig / mitten in der Oder ligend / genant / so der Schwedische Obrist Gunni Anno 1646. mit List einbekommen hat) oder / wie andere sagen / Nambslau / Liessau / Städlin / Jeltsch / Neumarckt / Auris / Cant / Kostenplotz / Klettendorf / Schalcka / etc. gehörig seyn) von den Böhmischen Königen regiret; wiewol der Hauptmann / der über das Breßlauische Fürstenthum zu gebieten / von einem Rath zu Breßlau / auß dero Mittel / und Burgerschafft / auff deß Käisers Caroli IV. und Königs in Böheim / Zulassung / erwählet worden; welcher Rath auch die Canzley über solches Fürstenthum / und also auch zu Neuenmarckt / Nambslau und Liessau / gehabt / so demselben König Uladislaus in Böheim / Anno 1505. erblich übergeben hat. Weilen aber die Stadt / in dem jetzigen Krieg / sich am Käiser Ferdinand den Andern vergriffen / so ist sie zwar / auff Churfürstlich-Sächsische Intercession, vermög deß Pragerischen Friedens Neben-Recess, per submissionem, bey ihrer Religion gelassen; aber derselben obbesagte Lands-Hauptmannschafft / und Canzley / deß Breßlauischen Hertzogthums / so sie biß daher gehabt / entzogen worden. Sonsten wird die Stadt an ihr selbsten / ausser deß gedachten Hauptmanns / von acht Burgermeistern / eylff Schöffen / und zweyen Syndicis, regiret; welche Regiments-Form / und Statum Aristocraticum allhie / man sonderlich lobet; und solches Regiment Käiser Sigismund / ein Regul der Sitten / ein Exempel und Spiegel aller Zucht menschlichen Lebens / und einen hellen Morgen-Stern / der unter andern Städten herfür leuchte / genant hat; wie Petrus Bertius lib. 3. Rer. German. pag.727. bezeuget. Und wird diese Stadt / auch wegen guter Bestellung der Kirchen / und Schulen / sonderlich gerühmt; von dannen gelehrte Leute / und darunter Johannes Crato von Crafftheim / ein berühmter Käiserlicher Medicus, und Jacobus Monavius, entsprungen seyn. So haben auch die Weibs-Personen allda / wegen ihrer Schönheit und Tugenden / und daß sie wol kochen können / ein herrliches Lob. Und will Cureus im 2. Theil seiner Schlesischen Chronik / am 24. Blat / daß man nicht bald einen Ort finden solle / da man reinlicher / besser und köstlichere Speise zurichte / und da es in Haußhaltungen ordentlicher und richtiger zugehe / als in dieser Stadt. Er sagt auch am 33. Blat / man finde in gantz Schlesien und in benachbarten Landen / keine Stadt / da arme Leute besser versorget und versehen werden / als zu Breßlau. So wird diese Stadt für ein Glied deß Römischen Reichs gehalten; und haben auch in Ansehung dessen / die Breßlauer / vom Käiser Carolo dem Fünfften / die Bestätigung ihrer Freyheiten begehrt; die sie auch / als ihr König Ferdinandus der Erste selbsten für sie gebeten / sampt dem neuen Wapen / dessen sie sich noch heutigs Tages gebrauchen / und viel andern Käiserlichen Gnaden mehr / erlangt und bekommen; weiln sie sich[WS 1] umb das Heil. Römische Reich wol verdient gemacht haben. Und dahero wird vielleicht von Martin Boregk / einem Breßlauer / so die Böhmische Chronik geschrieben / Breßlau nicht eine Königliche / sondern Käiserliche Stadt genant / als gleichsam unter dem Teutschen Reich / und deß Käisers Ober-Bottmässigkeit sich befinden thut / ob sie wol sonsten zur Cron Böheim gehörig ist; wie hievon beym Goldasto, in seinem Werck vom Königreich Böheim / und einverleibter Landen / lib. 1. cap. 14. zu lesen. Es ist auch diese Stadt / vor Jahren / ein Glied deß Hanseatischen Bunds gewesen / davon Joh. Angel. Wertenhagen part. 3. Rerum Hanseat. cap. 23. fol. 338. b. auffzuschlagen. Wie es dann einen sehr grossen Handel / mit Kauffmannswaaren allhie gibt; auch die Gelegenheit daselbst mit Teutschen / Böhmen / Polacken und Ungarn / zu handthieren / gar gut / und die Stadt volckreich ist. Hergegen aber gibt es auch allda allerley Kranckheiten. Dann / obwoln / wie gemeldt / dieser Ort in einem weit ebenen Felde / über der Oder / nach Mittag / gelegen; so wird sie doch auch / nach Mitternacht / mit vielen [129] pfützigten feuchten Sümpffen umbgeben / wie man dann sagt / daß die Stadt auff einen außgetruckneten Pfudel erbauet seye. So ist allda das Ufer der Oder sehr nidrig und abschüssig; und hat es nahe bey der Stadt einen fetten und feuchten Boden; und ist die Lufft laulecht / so sich zu einer mercklichen Feuchtigkeit ländet (dessen Kälte durch irdische und sümpffichte Dämpffe / die eine warmlichte Feuchtigkeit haben / und dann durch warmer Winde Anstreichen / gemiltert wird) und gebrauchen sich die Leute über das überflüssiger Speise / darzu auch der Tranck komt / der ein safftiges Bier ist / das viel und schleumige Nahrung gibt / und dann starcke / dünstige und milde Wein / als Ungarisch-Oesterreich-Mährische und Francken-Wein. Daher allhie diese Kranckheiten / als Neigung zu harten Fiebern (auß leichtem Ubergriff) der Nierenstein / die Gicht und das Reissen in Gliedmassen und Gelencken / gemein seyn. Besagtes Bier wird der Scheps genant / von dessen Nutzbarkeiten D. Heinrich Mühlpford einen besondern Tractat geschrieben; und ein anderer folgende kurtzweilige Vers gemacht hat:

Scheps caput ascendit, nec scalis indiget ullis,
Sessitat in stirnis, mirabilis intus in hirnis.

Was mehrers allhie von Breßlau zu erinnern wäre; davon ist oben / in Beschreibung deß Landes Schlesien / gesagt worden.

Es seyn allhie vornemlich zu sehen / 1. die Bischoffliche / oder Haupt-Kirche zu S. Johann in der Insul / ausser der Stadt und über der Oder / dabey eine Schul. Es ist dieses ein sehr herrlich / prächtig und vester Bau / den die Römisch-Catholischen innen haben. Ist mit 2. hohen schönen Thürnen / so oben durchsichtig / gezieret / auch mit einem gantz kupffernen Dach wol verwahret / und inwendig der Chor / vom Domherren Bernhard Edern wunderschön erneuert / die Capellen daran mit trefflichen wolzugerichteten Altären und Gemählden versehen / der Predigt-Stul sehr künstlich auffgeführet / viel Grabschrifften und Denckmahlen an allen Pfeilern / Orten und Enden / von Gold / Silber und anderen köstlichen Farben / zu lesen und zu sehen. Es ist auch bey dieser Kirch eine gewaltige / grosse und fürtreffliche Bibliothek vorhanden. Und obschon / wie hernach folgt / dieser Dom in dem jetzigen Krieg eingenommen worden / und etwas Schaden mag gelitten haben; so werden doch / sonder Zweifel / die beste Sachen bey Zeiten in die Stadt seyn geflehnet worden / die man nie einbekommen hat. Wann ein Domherr sterben soll / so pflegt man sein Gestühl in der Kirchen entweder zugemacht zu finden / oder es liget eine Rose darinnen / oder es läutet eine Glocke von sich selbsten; dergleichen dann auch zu Cracau / wie Cromerus meldet / in der Domkirchen / zu geschehen pfleget. Siehe die gemeldte deß Curei, durch Schickfusium vermehrte Schlesische Chronik / im 3. und 4. Capitel. 2. Zum H. Creutz / auch in der Insul / so vom Hertzog Henrico Probo, Anno 1288. gleichwie doppelt erbauet / deren untere Kirch dem H. Bartholomaeo, die obere aber zu Ehren deß H. Creutzes Christi außgesetzt worden ist. 3. Die Pfarrkirch zu S. Elisabeth in der Stadt / Anno 1253. erbauet / dabey eine herrliche Schul / so der Augspurgischen Confession zugethan. In der Kirchen ist das Auditorium Theologicum. Die grosse Glock hält unten in ihrem Umbkreise 14. Breßlauische Elen. Hat 2. grosse Orgeln und schöne hohe Capellen: ist auch ein Bibliothek allda. Anno 1529. ist die Spitze / samt dem Dach von dieser Kirchen eingefallen / und doch / ausser einer Katzen / niemand einig Leyd geschehen; wie hievon daselbsten / und beym Nath. Chytraeo in delic. varior. in Europa Itinerum, p. 408. schöne Lateinische Vers zu lesen seyn. 4. S. Mariae Magdalenae Pfarrkirch / dabey auch eine Evangelische Schul. Es ist diese Kirch schön / hell / groß / weit und hoch: inwendig sind 2. grosse Orgeln / schöne Grabschrifften / ein wolformirter Tauffstein / ein künstlicher Predigtstuhl / schöne Capellen / zween hohe / doppelt durchsichtige / und mit grünem Kupffer gedeckte Thürn und eine herrliche Bibliothek / oder grosse Bücher-Menge. 5. zu S. Vincentz in der Stadt / ein Praemonstratenser-Closter / umbs Jahr 1139. von dem in den Historien berühmten Petro Duino, einem Dennemärcker / erbauet / in welchem er auch begraben ligt. Seine Grabschrifften hat [130] Nicolaus Henelius, in seiner Breslographia, oder Beschreibung dieser Stadt; darauß eines also lautet:

Hîc jaceo infelix, sine lingua, oculisque cadaver,
Non oculi exitio, sed mihi lingua fuit.

Martinus Cromerus schreibet lib. 5. Rer. Polon. fol. 125. man sage / daß gemeldter Petrus Duinus, oder Duninus, Graf von Scrinnen in Polen / der an deß Hertzogs Boleslai Hof gewesen / nach und nach / 77. Kirchen / an unterschiedlichen Orten in Polen / von gehauenem Stein / auffgerichtet und begabet habe / deren die meisten noch stehen; Item / 2. Clöster Prämonstratenser Ordens / ausser der Stadt Breßlau / zu S. Vincentz genant / so die Breßlauer / zu seinen Zeiten / auß Forcht für den Türcken / wie vorgewendet worden / abgebrochen hätten. Und sagt / daß dieses Petri Nachkommen noch in Polen florirten / einen Schwanen in rothem Schilde zum Wappen führeten; und habe daher solches Geschlecht der Labentzen Namen. Und im VI. Buch meldet er / am 139. Blat / daß dem Petro Dano, vom Hertzog Wladislao, welcher seinem Vatter Boleslao succedirt hatte / auff Anstifftung seiner Gemahlin Christinae, die Zunge abgeschnitten / und die Augen außgestochen worden; und seye er / nach 5. Jahren / zu Breßlau gestorben / und zu S. Vincentz begraben worden. Siehe von ihme auch den Matthiam de Mechovia cap. 16 der ihn einen grossen Grafen von Skrzin nennet. 6. Zur lieben Marien auff dem Sand / so ein hohes / weites und köstliches Gebäu / inwendig mit einer grossen Orgel / richtigem Uhrwerck / schönem Predigt-Stuhl / herrlichen Gemälden / Altären / und einem zwyfachen Chor gezieret; dabey ein dicker hoher Thurn / ein zierliche Bibliothek / und Kirchen Ornat / zu sehen / und eine liebliche Musica zu hören. 7. Zu S. Dorotheen / so die gröste / höchste und weiteste Kirche in- und vor der Stadt Breßlau ist / welche Käiser Carolus IV. erbauen lassen. Sie ist hernach lang öde gestanden / aber im Jahr 1612. vom Käiser Matthia den Franciscanern eingegeben worden: Und hat Anno 1623. dem Guardian allda sein Jahr-Geld / von hundert Thalern / die er in 5. Jahren nicht empfangen gehabt / auff einmal / nemlich 500. Thaler / Käiser Ferdinand erlegen lassen. 8. Die Kirche der Commenden Corporis Christi, den Malteser-Rittern zuständig / so / samt denen darzu gehörigen Dörffern / E. E. Rath allhie verpfändet ist. 9. Zu S. Albrecht / denen Dominicanern gehörig. In dieser Kirchen pflegen die Könige auß Böheim / ehe sie von den sämtlichen Herren Fürsten und Ständen / die Huldigung einnehmen / der Meß zuvor beyzuwohnen. Höchstgedachter Käiser Ferdinandus II. hat den 1. Julij / deß Jahrs 1627. erlaubt / daß den gedachten Dominicanern / ihr jährlich Deputat / der 100. Gülden / noch 3. Jahr lang solte gegeben werden. 10. Zu S. Matthias / darinnen der Herr Meister selbigen Hospitals / das rothe Creutz / zusamt seinen Ordens-Genossen / führet / und ist er dieses Creutz-Ordens Obrister durch gantz Polen und Schlesien. Die Kirch dabey ist auch schön. Unter den 3. Nonnen-Clöstern ist das vornehmste zu S. Claren / darinn ligt die Stiffterin / Königs Ottocari in Böheim Tochter / Frau Anna / Hertzogs Henrici Pii zu Breßlau Gemahlin. Das ander ist zu S. Catharina; und das dritte zu S. Anna / auff dem Sande / so Augustiner Ordens ist. Es werden über diese / noch auff die 12. kleine Kirchen allhie gezehlet; und wird zu S. Christoph Polnisch geprediget. So hat es auch nunmehr Jesuiten allda / deren ums Jahr 1642. zwölff sollen gewesen seyn: Und ist zu S. Bernhardin die dritte Evangelische Lateinische Schul / zusamt der dritten Pfarrkirch / und zwar diese in der Neustadt. Sonsten findet man allhie auch unterschiedliche Teutsche Schulen; Item Spitäl / für alte Leut und Kinder; und ist unterwerts der Stadt / an der Oder / ein grosser steinerner Palast / für die Inficirten zur Pest-Zeit.

Von weltlichen Gebäuen ist 1. da zu sehen / die Königliche Burgk an der Oder / so Käiser Sigismund angefangen und Ferdinand der Erste außgebauet. 2. Auff dem grossen und ansehenlichen Ring / oder Marckt / das schöne / hohe und weite Rathhauß / darinn die Fürsten-Täge gehalten werden. Dabey ist ein schöner Thurn / und darauff ein Schlag-Uhr / welche auff alle 4. Theilen deß Marckts die Stunde richtig zeiget / und zwar nach der halben Uhr / welche An. 1580. [131] den 24. Heumonats / eingeführet / und die gantze Uhr abgeschafft worden ist. Es hat sonsten noch zween weite und zierliche Ring oder Plätz / als den Saltz-Ring / und den Neu-Marckt. So seynd da zwey grosse und wolversehene Zeughäuser: Item / unterschiedliche Kornhäuser / darauß in der Theurung der Burgerschafft mildiglich geholffen wird: Item / die Wage / das Kauffhauß / das Schmetterhauß und die Wasserkünste / in welchen auß der Oder und Ola / das Wasser in die Höhe gebracht / und durch Röhren in die Stadt / und fast in alle Häuser / geführet wird. Ausser dem Oder-Thor / im Schießwerder übet sich die Burgerschafft fast täglich mit den Büchsen und Musqueten; und kan das junge Volck / im Burger-Werder oder Werter auch seine absonderliche Lust haben. Es gibt auch schöne Gärten in und ausser der Stadt. Die Häuser an sich selbsten seyn prächtig / weit / hoch und ordentlich / sonderlich am grossen / und dem Saltzringe oder Marckt / erbauet. An der Oder siehet man noch drey oder vier sehr alte Häuser / mit Thürnen / darinnen / wie man vermeynt / der alten Schwäbischen Innwohner Fürsten / ehe die Slaven hieher kommen seyn / sollen gewohnet haben.

Es haben sich allhie / als in einer grossen Stadt / viel Sachen zugetragen; davon in Henelii Breslographia, beym Matthaeo Dressero, G. Braunen / Adr. Romano, Abraham Sauern / in ihren Städtbüchern; und sonderlich in der gemeldten Schlesischen Chronik deß Curei und Schikfusii, zu lesen ist. wir wollen allein etlicher wenigen gedencken; als / daß zun Zeiten deß Mieslai II. Sohns / deß Königs Casimiri in Polen / (der im Jahr 1041. auß dem Closter Cluniak in Franckreich / von den Polen / zum Regiment / abgeholt worden / und hernach Schlesien / auff gewisse Gedinge von den Böhmen wieder erlangt / und dieses Land darauff erbauet / gezieret und befestiget hat) Breßlau sich herfür zu thun begunte / daher auch / als diese Stadt an Menge deß Volcks / und herrlichen Gebäuen sehr zunahm / besagter König Casimirus das Bisthumb von Schmogra (so etliche Jahr / wegen der Kriegsläufften / im Städlein Pitschen gewesen) Anno 1052. hieher gen Breßlau verlegte / und es mit vielen Einkommen begabte. Sie / die Stadt kam hernach bey Uladislao, dem Großfürsten in Pohlen / der Anno 1102. gestorben / in Ungnade / die aber der Bischoff Ziroslaus mit ihm versöhnete. Anno 1109. belägerte Breßlau Käiser Heinrich der Fünffte / deme aber Boleslaus III. in Pohlen / mit täglichem Scharmützeln / grossen Abbruch gethan / also / daß der Käiser mit den Pohlen Fried gemacht hat. Umbs Jahr 1163. hielt sich Breßlau noch der Pohlnischen Sprach / und war noch auff Pohlnische Manier / und nicht so prächtig / wie folgends / gebauet: daher sie dann auch unterschiedliche Feuersbrunsten / als in den Jahren 1172. 1176. 1200. und 1219. außgestanden hat. Anno 1241. zur Zeit der Tartarn Einfall in Schlesien / haben die Burger die Stadt verlassen / sie angezündet / und sich ins Schloß begeben / so die Tartarn nicht erobern konten. Nach diesem ward bewilliget / daß sich die Stadt / zu desto zeitlicherm ihrem Auffnehmen / Teutschen Rechtens gebrauchen möchte: Da dann die alte unbillige Gesetze / und die Pohlnische dienstbare Beschwehrungen abgeschafft und auffgehaben / und die Stadt mit Freyheiten / wie andere Teutsche Städte / begabet und versehen worden. Damit nun hat Breßlau an Einwohnern trefflich zugenommen; und ist umbs Jahr 1260. wieder mit neuen Gebäuen gezieret worden: Aber Anno 1341. den 7. Herbstmonats / brante sie wieder schier gar auß. Nach dem Brand / ward sie gar auff eine neue Form und Art angelegt / und fast alle Häuser und Gassen / gar ordentlich / und von Steinen auffgeführet. Besagter Cureus schreibet im I. Theil / am 128. Blat / daß Käiser Carl der Vierte / König in Böheim / im Jahr 1353. die Stadt auffs neu hab erbauen / und über die Oels hinauß ein groß Theil erweitern lassen; zu welcher Zeit er auch die obgedachte schöne Kirch zu S. Dorotheen erbauet. Und sagt ferner / daß dieser Käiser die Gassen und Plätze in Breßlau / so ordentlich abgetheilet habe / daß diese Stadt an Zierde und lustiger Gelegenheit / keiner Stadt in Teutschland etwas nachgebe. Er finde auch / daß bey dieses Käisers Regirung die Teutsche Sprach dieser Orten (sonderlich) angangen / und daß man Teutsche Brieff zu schreiben angefangen / da man vorhin in privat- und offentlichen [132] Schrifften der Lateinischen Sprach sich gebraucht hatte. Im Jahr 1418. den 18. Heumonats / erhub sich allhie ein grosse Auffruhr. Dann der gemeine Mann stürmete mit gewapneter Hand das Rathhauß / den mehrern Theil der Rathsherren erschlugen sie; oder liessen sie den Hencker hinrichten; einen fürnehmen Rathsherrn warffen sie vom Rathhauß hinab / der fiel in die Spiesse / deren / so drunten auffwarteten: darnach wähleten sie einen Rath ihres Gefallens. Aber Anno 1420. kam Käiser Sigismund hieher / und ließ den 6. Mertz 22. Burger / mehrentheils Handwercks- oder Zunfftmeister / welche die Auffruhr angestifftet / hinrichten; ihr viel wurden verwiesen / und ihr Gut zum gemeinen Nutzen genommen. Der Hussitischen Lehr hatte sich diese Stadt starck widersetzt; aber deß D. Luthers hat sie zeitlich / und in den Jahren 1525. und 26. angenommen. Es hat aber E. E. Rath allhie / allein diß zu lehren / und zu predigen / was nöthig ist; und hergegen unnöthige Gezänck / lästern und schmähen / zu unterlassen / befohlen. Anno 1625. zu Ende deß Hornungs / ist Schade / durch grossen Sturm-Wind / allhie geschehen; und Anno 1628. den 18/28. Brachmonats / durch Feuer. Anno 1632. den 9. Herbstmonats / ward der obgedachte Thum / oder die Bischoffliche Haupt-Kirch allhie / ausser der Stadt / von den Schwedischen und Chur-Sächsischen / so damals gute Freund mit einander gewesen / besetzet. Anno 1642. den 24. Maji / ist / durch Verwarlosung eines Töpffers / in der Stadt ein Feuer außkommen; davon in die 80. Häuser abgebronnen Anno 1646. haben / auf fürgehende Königliche Crönung / Herrn Ferdinandi IV. zu Prag / auch die Herren Schlesier ihre Schuldigkeit erzeigt: Massen dann allhie zu Breßlau / am 26. Augusti / in allen Evangelischen Kirchen / das Te Deum laudamus gesungen; folgends auff dem Rath-Thurn / gantz in der Höhe / auff einer Bühne / die Heerpaucken geschlagen / die Trompeten geblasen / und hernach sehr schön musicirt worden: dergleichen ist auff dem Thurn zu S. Elisabeth auch geschehen. Hierauff / als das Zeichen gegeben worden / hat man die Stück um und um die Vestung gelöset: Auff welches 4. Compagnien Stadt-Soldaten / nachdem sie zierlich in der Ordnung um den Platz gezogen / und mit ihren fliegenden Fahnen sich bey der Burgk gestellet / ein sehr schöne Salve geben; darauff an allen 4. Ecken die Burgerschafft in acht Compagnien / mit fliegenden Fahnen gefolget. Am nachgehenden 27. dieses / ist der Käiserlich-Schlesische Ober-Ampts-Rath / Herr Otto Abraham / Burggraf und Freyherr zu Dohna / Todes verfahren; welcher zwar von der Königl. Pragerischen Crönung gesund auff Breßlau kommen: aber durch ein Fieber / und Catarrhum suffocativum, bald sein Leben geendigt. Siehe den V. Theil deß Theatri Europaei, fol.1157. Im Jahr 1647. fielen die Schwedischen allhie in den Vorstädten ein; welches auch in vorigen Jahren geschehen. Und stehet in der Franckfurter Frühlings-Relation deß Jahrs 48. daß die Schwedischen noch damals im Jener / das in der Oder / und also zwischen 2. Wassern ligendes Schloß Jeltsch / innen gehabt / und darauß der Stadt Breßlau die Zufuhr deß Holtzes / und andere Sachen / gesperret hätten.

Was endlich das Breßlauisch Bisthum anbelangt / so ist oben / in Beschreibung Schlesien / gmeldet worden / daß erstlich vom Hertzog Mieslao I. in Polen / ums Jahr 970. zu Schmogra / einem der Zeit schlechten Dorff in Schlesien / bey anderhalb Meilen hinter der Nambslau gelegen / ein Bisthum angerichtet / und / wie oben / in Beschreibung der Stadt Breßlau / gesagt / folgends gen Pitschen / und dann vom König Casimiro, dem Mönch / hieher auff Breßlau transferirt worden; welcher König in dem Werder an der Oder einen Thum / und eine höltzerne Kirche darzu erbauet hat. Der erste Bischoff hieß Gottfried / war ein Römer / auch ein gelehrter und gottsförchtiger Mann / so der Kirchen zu Schmogra 17. Jahr vorgestanden / und im Jahr 983. gestorben. Er ist der erste Catechismus-Prediger in Schlesien gewesen / in welchem gantzen Lande dazumal nur eine höltzern und geringe Kirch war / gestifftet zu Ehren Johanni dem Täuffer / den die Schlesier allezeit geehret / und sonderlich die alten Fürsten in ihren Tituln / S. Johannis Namen vornen an gesetzt haben. Auff diesen ersten [133] Pfarrer in Schlesien / kam Urbanus I. durch Verordnung Königs Boleslai in Pohlen / und brachte mit sich andere gelehrte Leut und Bücher von Rom; richtete auch zu Schmoger eine Schul an. Clemens, der mit besagtem Urbano auß Italia kommen / war der dritte Bischoff / so gestorben Anno 1027. deme gefolget 4. Lucilius I. ein Wahl. 5. Leonardus I. der sich / Kriegs halber / von Schmoger / in das Städtlein Bitzen oder Pitschen / begeben / und Anno 1045. gestorben ist. 6. Timotheus I. 7. Hieronymus I. dieser setzte sich mit seinem Thum an die Oder / auff Breßlau / und starb Anno 1062. von welcher Zeit an / seine Nachfolger / die Bischöffe zu Breßlau seyn genant worden. 8. Johannes I. ein Pohlnischer Edelmann. 9. Petrus I. 10. Zyroslaus. 11. Imisslaus, oder Heimo, dann also wenden die Pohlen die Namen. Zu seiner Zeit hatten die Priester noch Ehweiber / und waren noch wenig Münchs-Orden bekandt: es ward auch das H. Sacrament in beyderley Gestalt gebrauchet. Er starb deß Jahrs 1126. wie Cureus am 149. Blat deß 2. Theils schreibet. 12. Rupertus I. 13. Magnus I. 14. Johannes II. 15. Waltherus I. 16. Zyroslaus II. 17. Franciscus I. ein gebohrner Schlesier / so gestorben Anno 1198. Zu seiner Zeit / legte Caelestinus III. den Priestern auff / eheloß zu seyn. 18. Jaroslaus I. ein Schlesischer Fürst / so das Neussische Ländlein dem Bisthumb zugeeignet. und Anno 1201. gestorben ist. 19. Cyprianus I. 20. Laurentius I. 21. Thomas I. 22. Thomas II. 23. Johannes III. 24. Henricus I. ein Herr von Wirben. 25. Vitus I. 26. Nancerus I. 27. Pretislaus I. ein Schlesischer Edelmann / der An. 1376. gestorben. Dieser kauffte von Boleslao Hertzog zum Brig / die Stadt und Weichbild Grotkau / und besserte sein Bisthumb so sehr / daß es hernach das güldenen Bisthumb genant worden. Und von der Zeit her / haben die Bischöffe / zum meisten Theil / auch die weltliche Regirung in Schlesien verwaltet. 28. Theodoricus I. welcher von etlichen / nicht unter die Bischöffe gezehlet wird / weil er die Päbstliche Confirmation nicht erlangen können. 29. Wenceslaus I. ein Hertzog von Lignitz / so Anno 1417. gestorben. 30. Conradus I. ein Hertzog zu Oels / auß dem Glogauischen Stamme / so Anno 1447. gestorben. 31. Petrus II. genant Novack. 32. Jodocus I. ein Herr von Rosenberg auß Böheim / so Anno 1467. verschieden. 33. Rudolphus I. 34. Johannes IV. genant Rotus, der Geburt nach von Wemdingen / auß dem Oberland. Er ist gelehrter gewesen / dann alle seine Vorfahren. Starb Anno 1506. 35. Johannes V. auß dem Geschlecht der Turssen zu Cracau / Johannis Tursonis, eines fürnehmen / reichen und grovermögenden Herrn Sohn. 36. Jacobus von Saltz / ein Doctor / so der auffgehenden Evangelischen Kirchen nichts in den Weg legte. Starb im Jahr 1539. 37. Balthasarus, oder Baltzer / von Promnitz / ein Schlesischer Edelmann / auß dem Freystättischen / so der Evangelischen Lehr auch nicht zuwider gewesen / und Anno 1561. gestorben ist. 38. Caspar von Lochau / starb Anno 1574. 39. Martinus Gerstmann / ein Doctor / so Anno 1585. gestorben. 40. D. Andreas Jerinus, Suevus. 41. Bonaventura Han. 42. D. Paulus Albertus. 43. Johannes Vitus von Sitsch / ein Schlesischer Edelmann / so Anno 1608. diese Welt gesegnet. 44. Herr Carolus, Ertzhertzog zu Oesterreich / der Anno 1624. in Hispanien gestorben. Und dann 45. der jetzige Bischoff / Herr Carolus Ferdinandus, Königs Sigismundi III. in Pohlen Sohn / so Anno 1613. gebohren worden ist. Es schreibet Melchior Goldast / in seinem grossen Werck vom Königreich Böheim / lib. 5. c. 6. daß das Bisthumb Breßlau in Teutschland gelegen / und eine Provincia dioecesana, oder Pfarr / deß Teutschen Rechts / seye: Daher auch solches den Concordatis der Teutschen Nation unterworffen / und derselben Freyheit geniesse / auch sich deren gebrauche. Wie sich dann befindet / daß der Bischoff zu Breßlau / neben anderen Bischoffen deß Reichs / zu Regenspurg / auff 4. zu Roß / und 8. zu Fuß / Anno 1471. belegt worden. Vorzeiten war er unter dem Ertz-Bischoff zu Gnesen in Pohlen; heutigs Tags aber erkennt er in geistlichen Sachen / allein den Pabst für seinen Oberherrn; wiewol Cromerus lib. 3. rer. Polonic. bestreiten will / daß er noch unter dem von Gnesen seye. In dem Weltlichen erkennet er den König [134] in Böheim / welcher König in der Thum-Herren Wahl einwilligen / und der erwählte Bischoff bey ihme die Belehnung suchen muß. Man wil / daß die Schlesier diese Freyheit haben / daß ihnen vom Böhmischen König kein Frembder könne auffgebunden / noch auch von den Thum-Herren ein anderer / als ein Schlesischer / und so gar auch kein Böhme oder Mährer / erwählet werden; wie hergegen auch kein Schlesier ein Ertz-Bischoff zu Prag werden möge: wiewol man diesem nicht allwegen nachgehet; sondern auch andere Teutsche in Schlesien; und hergegen Schlesische Bischöffe zu Aemptern und Würden / in Teutschland / befördert werden. Und setzet besagter Goldast / an berührtem Ort / zu Exempeln / die obhochgedachte letzte beyde Herren Bischöffe / als Herrn Ertz-Hertzog Carln zu Oesterreich / und den Printz Carln Ferdinand auß Polen / deren der erste gleichwol Königs Ferdinand deß Ersten in Böheim und Hertzogen in Schlesien / Enick-Sohn / und also / wie er Goldast redet / und will / ein rechter Erb deß Landes Schlesien; der ander aber (den er unrecht deß Königs in Polen andern Sohn nennet) einer Ertz-Hertzogin von Oesterreich Sohn gewesen; und von dieser seiner Frau Mutter Herrn Brudern / den Thum-Herrn commendirt / und darauff von ihnen erwählet worden ist. Und hat der obgedachte 42. Bischoff Paulus Albertus, ein geborner Schwab / so Anno 1600. gestorben / und mit dessen Wahl die Herren Fürsten und Stände in Schlesien / (weil solche wider den Kollobratischen Vertrag / und ihre Privilegia, solte vorgangen seyn) nicht allerseits zu frieden waren / auff die Einwürffe ziemlich geantwortet; ist auch beym Bistthum blieben: wie lib. 3. Chron. Siles. cap. 3. zu lesen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: sich sich