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Topographia Austriacarum: Neustatt

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Topographia Germaniae
Neustatt (heute: Wiener Neustadt)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 16.
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[T23]
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Neustatt / Neapolis Austriae.

Die Landsfürstliche Unter-Oesterreichische / und acht Meilen von Wien / auff der Landstrassen gegen der Steyrmarck / und Grätz / gelegne Statt / hat den Nahmen von den stätigen Brünsten / so es allda gehabt / derentwegen sie offtmals gleichsam von neuem wieder ist erbauet worden; die sonsten / wegen der Ungarn / so hierum offt viel Schaden gethan / ihren Anfang allbereit von Leopoldo Glorioso von Oesterreich / der Anno 1230. gestorben / bekommen hat. Das Schloß allhie / darbey ein Thiergarten / ist vom Käiser Ferdinando Primo erneuert worden: Welche Burg aber dunckle Gemächer hat. Inwendig im Hoff seynd vieler Herren; aussen aber am Thor der Oesterreichischen Landen Wappen / sampt den Buchstaben A. E. J. O. V. das ist: Aquila electa justè omnia vincit: Darvor das Zeughauß stehet. Es ligt diese Statt gar eben / hat starcke Mauren / und kan man das Wasser umb die Statt anlaufen lassen / daher sie vest / und nicht leichtlich zu gewinnen ist. Hat ein schön gemahltes Rathhauß. Käiser Friederich der Vierte hat ein Bisthumb allhie angerichtet / so aber jetzt dem Wienerischen einverleibet ist. In der Hauptkirchen / so zween Thürn hat / haben Käiser Maximilianus I. und der letzte Hertzog von Oesterreich / auß dem Bambergischen Stammen / Fridericus Bellicosus, ihre Monumenta, und Ehrengedächtnussen; wiewol in des W. D. Caesaris Augspurgischen Chronic / 2 Theil / am 281. Blat stehet / daß höchstgedachter Käiser allhie / in S. Geörgen Kirchlein auff dem Schloß / zu seiner Mutter / Frauen Leonoren / zur Erden bestattet worden. Hergegen sagen andere / daß die gedachte Frau Eleonora, auß Königlichem Portugalischen Stammen / Käisers Friderici deß IV. Gemahlin / sampt ihrer Tochter Helena, und zween Söhnen / Christophoro, und Johanne, in dem Closter zur H. Dreyfaltigkeit allhie / liege. Die Jesuiter sollen neulich auch da auffgenommen worden seyn. Höchsternanter Käiser Friederich der IV. ist allhie von den Oesterreichern belagert worden / weil Er ihnen ihren jungen Erbherrn / Ladislaum Posthumum, nicht folgen lassen wolte. Sie kunten aber der Statt nichts angewinnen / wiewol sie in ihrem Treffen vor der Statt obsiegten. Weil aber der Käiser sich besorgte / Er wurde endlich / auß Mangel Proviants / die Statt auffgeben müssen / so hat Vormundschafft gelassen. Hernach hat Matthias Corvinus, König auß Ungarn / diese Statt 7. Monat lang / (wie Gerardus de Roo berichtet / wiewol andere / als Bonfinius, von 19. Monaten sagen) belagert / biß Er sie Anno 1485. durch Hunger / erobert hat / so / nach seinem Tode / Anno 1490. als die Burger sich selbsten von den Ungarn loß machten / wieder an Oesterreich kommen ist; wiewol sich die Ungarn im Schloß noch ein Zeitlang gehalten haben. Zu Anfang deß Octobris Anno 1625. ist ein grosse Feuersbrunst allhie entstanden / dardurch sehr viel Häuser abgebronnen / auch bey den Capucinern der Kirchenthurn / und in zweyen schönen Pfarrkirchen alles Holtzwerck; wie auch der Bischoffs-Hoff / sampt einer alten Kirchen / darauff gangen seyn. Es führet Neustatt zum Wappen ein weisse Mauer / mit einem neuen Thurn / rothem Feld. Besiehe Cuspinianum in Austria, M. Boregk in Böhmischen: H. Megiserum in der Kärndterischen Chronic / lib. 10. cap. 1. fol. 1105. und die Franckfurter Frühlings Relation de Anno 1626.