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Tizian. Vita brevis, ars longa

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Julius Hübner
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Titel: Tizian
Untertitel: Vita brevis, ars longa
aus: Bilder-Brevier der Dresdner Gallerie, 2. Folge, Seite 27
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze
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Erscheinungsort: Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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[Ξ]
[27]
Tizian
VITA BREVIS, ARS LONGA.


Schon neun und neunzig Mal sah er ihn wieder,
Den Frühling, über die Lagune schweben,
Ein rüst’ger Greis, noch voller Mark und Leben,
Da wirft der neun und neunzigste ihn nieder.

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Und wär’ es nicht die Pest, die gift’ge Hyder,

Die ganz Venedig füllt mit Angst und Beben,
Der Alte hätte sich noch nicht ergeben,
Noch nicht geschlossen seine Augenlider.

„Wie?“ zürnt er laut, „so mitten noch im Lernen

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Will man mich von der Schule schon entfernen?

Kaum kann ich allenfalls ein Auge malen,

Der Seele Bild in Iris feuchten Strahlen!
Wie manche Tafel musst’ ich mir verderben
Bis ich’s gefasst! Nun hab’ ich’s, – und muss sterben!“