The Life and Works of Christopher Dock/5 Geistliches Magazien/II/No. 15
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Geistliches Magazien. Num. 15.
Zwey erbauliche Lieder, welche der Gottselige Christoph Dock, [Schulmeister an der Schipbach] seinen lieben Schülern, und allen andern die sie lesen, zur Betrachtung hinterlassen hat.
Mein Lebensfaden lauft zu Ende, |
Mein Pilgerfahrt ist bald gethan; |
Ach GOtt, mir ein Geleitsmann sende! |
Der mich erhält auf rechter Bahn, |
Der bey mir an dem Ruder steh |
Wann ich den letzten Sturm aussteh. |
2. |
Darmit mein Schifflein durch die Wellen |
Der Todes-angst gerad zu geh, |
Zum Vaterland und meine Seele, |
Allzeit auf ihren Leitsstern seh, |
Auf meinen Heyland JEsum Christ, |
Der auch im Tod mein Leben ist. |
3. |
Ach HErr mein GOtt! diß mein Begehren, |
Sieht nich auf mein Gerechtigkeit; |
Ich hoff du wirst es mir gewähren, |
Aus Gnade und Barmherzigkeit: |
Denn unser eigen Frömmigkeit, |
Ist vor dir ein beflecktes Kleid. |
4. |
Glaub, Lieb und Hoffnung zu vermehren, |
Kommt nicht aus eignen Kräften fort, |
Ich hoff auf Christum meinen HErren, |
Und auf sein unbetrüglich Wort, |
Daß ist in meiner letzten Reiß, |
Mein Lebens-trank und Seelen-speiß. |
5. |
Er ist das Lamm, das hier auf Erden, |
Die Sünd der Welt getragen hat, |
Wers herzlich glaubt, wird seelig werden, |
Und bey GOtt finden Fried u. Gnad: |
Drum laß ich meinen JEsum nicht, |
Wenn mir der Tod das Herze bricht. |
6. |
Nun will ich in der Liebe fassen, |
Brüder, Schwestern, mit Weib und Kind, |
All liebe Freund, auch die mich hassen, |
Und mir nicht wohl gewogen sind; |
Ich bitt euch alle um Gedult, |
Verzeihet mir, erlaßt die Schuld. |
7. |
Wo euch mein Wandel, Thun und Leben, |
In etwas je betrübet hat, |
Ich will euch allen gern vergeben, |
Und bitte GOtt daß er in Gnad |
Uns anseh und genädig sey, |
Uns allen unsre Süd verzeyh. |
8. |
Noch ein Ding kan ich nicht verheelen, |
Was mir noch an dein Herzen liegt, |
Es sind die zarten jungen Seelen, |
Der'r kan ich so vergessen nicht, |
Weil Satan ihn'n aus dieser Welt |
Viel Netz und Fallstrick hat gestellt. |
9. |
Um ihre Seelen zu bestricken, |
Und führen sie gebunden fort, |
Den breiten Weg, durch seine Tücke, |
Gerade nach der Höllen-pfort, |
Zu stürzen sie in Ewigkeit, |
In Jammer, Quaal und grosses Leid. |
10. |
Er stellt ihn'n vor die Lust der Augen, |
Er stellt ihn'n vor die Lieb der Welt, |
Die Fleisches-lust daraus zu saugen; |
Durch Ehre, Wollust Guth und Geld; |
Durch Hoffarth, Geitz, Betrügerey; |
Durch Falschheit, Lügen, Heucheley. |
11. |
Durch Fressen, Saufen, Tanzen, Springen, |
Fluchen und Schwören ohne Scheu, |
Leichtfertig Scherzred, Zotten singen, |
Zu Pflanzen fort die Hurerey; |
So kommt aus diesem dennoch fort, |
Haß, Neid und Feindschaft, Krieg und Mord. |
12. |
Ich bitte euch, ihr lieben Kinder, |
Ach ich ermahn und bitte euch, |
Folgt nicht dem Wege solcher Sünder, |
Er führt euch ab von GOttes Reich, |
Furcht GOtt, und bitt ihn früh und spath, |
Daß er euch führ den rechten Pfad. |
13. |
GOtt hat ja seinen Sohn gegeben, |
Der finstern Welt zu einem Licht, |
Zum Weg, zur Wahrheit und zum Leben, |
Wer ihm nachfolgt, der irret nicht; |
Er ist vom Vater ausgesandt, |
Zu führen uns ins Vaterland. |
14. |
GOtt hat nicht Lust an dem Verderben, |
Des Sünders Tod gefält ihm nicht, |
Er hat nicht Lust an unserm Sterben, |
Noch daß wir fallen ins Gericht, |
Nur Unglaub und des Fleisches Will, |
Die bringen uns zum bößen Ziel. |
15. |
Wie ich aus GOttes Wort vernommen, |
Und unser Heyland selber spricht, |
Daß das Licht in die Welt sey kommen, |
Und denen ist es zum Gericht |
Erschienen, die im Finsternuß, |
Verbleiben ohne Glaub und Buß. |
16. |
Darum ist noch den Menschen-Kindern |
Daß Evangelium bereit, |
Wer nicht glabt, wird sich selbst verhindern, |
An seinem Heyl und Seeligkeit; |
Wer arges thut, der haßt das Licht, |
Und dadurch fallt er ins Gericht. |
17. |
Wer sich noch hier in Zeit der Gnaden, |
In seinem bösen Sünden-Stand, |
Durch GOttes Wort und Geist läßt rathen, |
Durch wahre Buß die Sünd erkant, |
Und glaubt an Christum unverrückt, |
Und folgt ihm nach, der wird erquickt. |
18. |
GOtt will ihm seine Sünd verzeihen |
Christus, durch sein Gerechtigkeit, |
Wird ihn durch seinen Geist erneuen |
und ziehen an das Hochzeit-kleid: |
Dann gehet an der Engel Freud, |
Wenn sich ein Seel zur Buß bereit. |
19. |
Bedenkt es wol ihr lieben Kinder |
und übt euch in Gottseligkeit; |
Laßt euch die Welt nicht seyn ein hinder |
An eurem Heyl und Seligkeit, |
So werd't ihr dort in Ewigkeit, |
Euch freuen ohne Quaal und Leid. |
20. |
Bedenkt es auch ihr Menschenkinder, |
Die ihr noch lebt in Eitelkeit, |
Bedenkt es wohl, ihr frechen Sünder, |
Und laßt euch rathen in der Zeit; |
Eh GOtt sein Antlitz von euch wendt, |
Und sein gerechter Zorn anbrennt. |
21. |
Nun gute Nacht du liebe Jugend, |
GOtt segne und behüte euch; |
Er ziere euch mit Zucht und Tugend, |
Und bringe euch zu seinem Reich. |
Gut Nacht euch allen insgemein, |
Jungen und Alten, Groß und Klein. |
22. |
Dis Liedlein schenk ich zum Abscheide |
Der lieben Jugend allzugleich; |
Und bitte euch wollt euch bereiten |
Zur ewigen Freud in GOttes Reich: |
Laßt Lamp und Gefäß nicht leer seyn, |
Fullt Glaubens-öl mit Tugend drein. |
2 Petri 1, 5 bis 16. |
Ein ander geistlich Lied von selbigem Author.
Mel. Ihr Sünder kommt gegangen.
Ach Kinder wollt ihr lieben, |
So liebt was Liebens werth, |
Wollt ihr ja Freude üben, |
So liebt was Freude werth; |
Liebt GOtt, das höchste Gut, |
Mit Geist, Herz, Seel und Muth, |
So wird euch solche Liebe |
Erquicken Herz und Muth. |
2. |
Liebt ihr die Eitelkeiten, |
Liebt ihr des Fleisches-lust, |
So saugt ihr kurze Freuden, |
Aus falscher Liebes Brust, |
Worauf in Ewigkeit, |
Folgt Jammer, Quaal und Leid, |
Wo nicht in Zeit der Gnaden, |
Die Seel durch Buß befreyt. |
3. |
Wir finden klar geschrieben |
Von einem reichen Mann, |
Der thät solch Liebe üben, |
Wie Lukas zeiget an, |
Lebt er die kurze Zeit, |
In Fleisches-lust und Freud, |
Und ließ sein Herze weyden |
In lauter Eitelkeit. |
4. |
Er hat in diesem Leben |
Mit Purpur sich gekleidt, |
Doch er muß Abschied geben, |
Sein Freud währt kurze Zeit. |
So bald nach seinem Todt, |
Befand er sich in Noth; |
Niemand wolt ihn erretten |
Aus solcher Pein und Leid. |
5. |
Drauf rief er um Erbarmen, |
Ach Vater Abraham! |
Komm doch und hilf mir Armen |
Aus dieser grossen Flamm; |
Ich bitte dich darum, |
Ach sende Lazarum, |
Mit einem Tröpflein Wasser |
Zu kühlen meine Zung. |
6. |
Kein Trost ward ihm gegeben, |
Als der: Gedenke Sohn! |
Daß du in deinem Leben, |
Dein Guts erwählt sum Lohn; |
Drum liebe Kinderlein, |
Laßts euch ein Warnung seyn, |
Verlaßt das eitle Leben, |
Daß ihr entgeht der Pein. |
7. |
Nun Kinder die Parabel |
Gibt Christus selbst zur Lehr, |
Drum haltets nicht vor Fabel, |
Noch vor ein neue Mähr; |
Es wird also ergeb'n, |
Wann das Gericht gescheh'n, |
Der eine wird sich freuen, |
Der andre traurig stehn. |
8. |
Die Pfort spricht Christus klärlich, |
Ist weit, der Weg ist breit, |
Worauf so viel gefährlich |
Wandeln in dieser Zeit, |
Nach der Vardammniß zu, |
In Quaal, Pein und Unruh, |
Worin sie sich selbst thörlich |
Stürzen durch Fleisches Freud. |
9. |
Man liesset mit Erstaunen |
An andern Orten mehr, |
Daß Christus mit Posaunen, |
Mit seinem Engels Heer, |
Wird kommen zum Gericht, |
Wie GOttes Wort ausspricht, |
Da alles wird vergehen |
Mit Krachen, was man sieht. |
10. |
Alsdann müssen erscheinen |
Vor seinem Angesicht, |
All Menschen groß und kleinen, |
Und kommen vor Gericht, |
Und hör'n die Rechnung an, |
Was jeder hat gethan |
In seinem ganzen Leben, |
Ach Kinder denkt daran! |
11. |
Die Bücher der Gewissen |
Werden dort aufgethan, |
Worauf man hier beflissen, |
Wird es dort zeigen an, |
Das Buch des Lebens dann, |
Wird auch da aufgethan, |
Wer darin wird gefunden, |
Der ist recht glücklich dran. |
12. |
Das Loos ist dem gefallen |
Zu Christi rechter Hand, |
Mit andern Frommen allen, |
Wird er als Schaaf erkannt; |
Bey ihm gebt an die Freud |
In aller Ewigkeit: |
Kein Zung kan da aussprechen, |
Die Freud und Herrlichkeit. |
13. |
Ach da wird lieblich klingen, |
Der Engel Music-Chor, |
Mit Jauchzen und mit Singen, |
Wird gehen durch die Thor, |
In Zions Stadt hinein, |
Was Christi Schäflein seyn, |
Wo ewig Freud und Wonne |
Auf ihrem Haupt wird seyn. |
14. |
HErr JEsu! treuer Hirte, |
Zähl uns zu deiner Herd, |
Ach sieh unsre Begierde |
Dir nach, von dieser Erd, |
Der Satan und die Welt, |
Haben ihr Netz gestellt, |
Uns von dir abzuführen, |
Durch Wollust, Ehr und Geld. |
15. |
So lang wir hier noch leben |
So sind wir in Gefahr, |
Ach HErr du wolst uns geben |
Zu Hülf der Engel Schaar. |
Ach send uns deinen Geist! |
Daß er uns Verstand leist, |
Damit wir dir recht folgen, |
Was uns dein Wort anweißt. |
16. |
Wann unser Herz will wanken |
Vom schmalen Lebens-pfad, |
So gib uns in Gedanken, |
Daß solche Missethat |
Uns in den Feuer-pfuhl, |
Vor demem Richter-stuhl, |
Vor ewig könte stürzen, |
Drum halt uns auf dem Pfad. |
17. |
Wann uns die Welt mit Prangen, |
Mit Hoffart, Fleisches-lust, |
In ihre Netz will fangen, |
So druck in unsre Brust, |
Was dort in Ewigkeit, |
Vor Jammer, Quaal und Leid, |
Auf solche kurze Freuden, |
Wird ewig seyn bereit. |
18. |
Pflanz du in unsre Herzen |
Die wahre Demuth ein, |
Zünd an die Glaubens Kerzen |
Daß aller falsche Schein |
Bey uns werde vermeid, |
Und der Welt Lust und Freud, |
Mit Demuth überwunden, |
Durch Glaubens Sieg im Streit. |
19. |
Gib daß uns deine Liebe |
O Seelen-Bräutigam! |
Ach Liebes Ursprung giebe, |
Daß deine Liebes Flamm |
Das Herz in uns entzünd, |
Wodurch wir alle Sünd, |
Ja alles möchten hassen, |
Was nicht mit dir verbind. |
20. |
Ach Vater all die Tugend! |
Die dir gefällig sind, |
Gib uns und auch der Jugend, |
Die noch unmündig sind, |
Damit allhie auf Erd |
Dein Reich stets werd vermehrt, |
Und daß nach deinem Willen |
Dein Nam geheiligt werd. |
21. |
Und weil auf dieser Erden |
Der schmale Himmels Weg |
Voll Trübsal und Beschwerden, |
Ein Creutz und Leidens Steg; |
So gib o HERR Gedult, |
Und schenk uns deine Huld, |
Erlöß uns von dem Bößen, |
Vergib uns unsre Schuld. |
22. |
Wo wir auf diesem Wege |
Auf Seit getreten seyn, |
Und durch des Fleisches Wege |
Gewilligt in die Sünd, |
Wie wir müssen gestehn, |
Daß es gar offt gescheh’n, |
Wodurch wir dich betrübet, |
Und deine Straf verdient. |
23. |
Ach GOtt und Vater schone! |
Vergib die Missethat, |
Durch Christum deinem Sohne, |
Und gib uns die Genad, |
Daß uns kein Creutz und Noth, |
Ja wär es auch der Tod, |
Von deiner Liebe scheide |
Auf diesem Leidens Pfad. |
24. |
Amen, Lob, Preis, dort oben, |
Sey GOTT im höchsten Thron, |
Den sollen wir all loben, |
Und Christo seinem Sohn, |
Sammt dem Heiligen Geist, |
Der unser Tröster heißt, |
Der bring uns all’ zusammen, |
Er sey allein gepreißt. |