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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Nixe beim Tanze

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Nixen in der Schwarza Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Vom alten Schlosse Schwarzburg
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[215]
350.
Nixe beim Tanze.

In alten Zeiten kam oft eine Nixe aus der Schwarza zum Tanze. Sie war wunderschön und schneeweiß gekleidet, nur war immer der Saum ihres Kleides naß. Auf dem Tanze hatte sich ein junger hübscher Bursche in sie verliebt, und dem zu Gefallen kam sie öfter als sonst. Gewöhnlich ging sie sehr bald vom Tanzplane weg, aber einmal gefiel es ihr zu wohl. Die Linde, unter der getanzt wurde, blühte gerade und duftete so herrlich, und in ihren Zweigen rauschte es von Nachtschmetterlingen und Käfern. Der Geliebte bat das Nixenmädchen inständig, nur noch den allerletzten Dreher mit ihm zu tanzen, daß sie [216] noch ein halbes Stündchen zugab. Als er sie nun nach dem Flusse begleitet hatte, nahm sie zärtlicheren Abschied als je zuvor, und sagte wehmüthig: Das halbe Stündchen über die Zeit werde ich schwer büßen müssen, und dich vielleicht nie wiedersehen. Wenn sich das Wasser über mir roth färbt, bin ich eine Leiche. Dann suche dir nur ein anderes Liebchen, denn ich mag nicht, daß du meinetwegen deine Jugend vertrauerst. Sie umarmte ihn zum letzten Male und tauchte in den Fluß. Augenblicklich färbten sich die klaren Wellen roth, wie Blut. Der Bursche hat aber keine wieder geliebt und hat sich aus Gram an derselben Stelle in den Fluß gestürzt, gleich jenem treuen Friedel in der Todtenlache bei Schleusingen (s. Sage 173.)