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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Holzweibel-Kuchen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die Nixen im Abgewehr Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Sägespäne
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229.
Holzweibel-Kuchen.

Vier Schnitterinnen aus dem Dorfe Loitsch waren in der Kornärnte beschäftigt, da vernahmen sie plötzlich die quäkende Stimme eines Holzweibels, das rief: Mädzerrän! d. h. Magd, breite die Kohlen im Backofen auseinander. Da schrie eine lustige Schnitterin: Backt uns auch einen Kuchen! – Und wie sie nun am Abende das Aerntefeld mit ihren Gefährtinnen verließ, lag auf einem grünen Rain ein guter Kuchen in einem weißen Schleiertuche, und war in vier Viertel geschnitten, ordentlich wie ein Kirmsen- oder Hochzeitkuchen. Keine der Schnitterinnen mochte den räthselhaften Kuchen anrühren, am wenigsten die, welche ihn bestellt hatte, die Andern aber sprachen: Hast Du eingebrockt, so iß auch aus, sonst möchte es uns allen übel bekommen. Da aß die Magd und der Kuchen schmeckte vortrefflich. Nun nahm jede ihr Viertel und trug es heim, das Tuch ließen sie liegen. Als sie sich darnach umsahen, war es verschwunden. – Dort herum lebten, wie Loitscher erzählen, die Holzweibel und Holzmännel, hauptsächlich im Häsigholz und in der Klinge, ein Gehölz, das unterhalb Loitsch liegt. Sie waren außerordentlich furchtsam, schlüpften wohl häufig Wanderern über den Weg, und schrieen mit feinen Stimmchen: hilf! hilf! Auch waren sie sehr klein von Gestalt und unschönen Ansehens. Die Weibel trugen sich oberländisch und hatten gelbbraune Schürzlein, wie die Bäuerinnen unterhalb Schleiz.