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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Gevatterin Kröte

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die beleidigte Wassernixe Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Berndietrich
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[164]
298.
Gevatterin Kröte.

Am Teiche bei Schlettwein saß eine Kröte, die dicker als lang war. Ein Mädchen kam des Weges daher, schaute sie verwundert an, und sprach schnippisch zu ihr im Vorübergehen: „Bei dir möchte ich Gevatter werden. Einige Tage darauf erhält die Vorwitzige von der Kröte wirklich einen Gevatterbrief mit der Ladung, daß sie sich des morgenden Tages an der bewußten Stelle dort am Teiche einfinden solle. Da war nun guter Rath theuer. Erschrocken läuft sie zu ihrem Beichtvater, erzählt ihm, was vorgefallen sei und fragt, was sie zu thun habe? Der meint, was sie eingebrockt habe, müsse sie nun auch [165] ausessen, und segnet sie zu dem wunderlichen Werke ein. Das Mädchen kommt wohin es kommen sollte, der Teich thut sich vor ihm auf, es tritt in schöne Zimmer ein, und soll darin einen recht vergnügten Tag gefeiert haben.

Den Ortsnamen Schlettwein hat man mit dem des Pösneck ebenfalls nahe gelegenen Ortes Jüdewein in eine absonderliche Verbindung gebracht. Die schnellfertigen Erklärer beweisen, daß diese Namen von Schlechten Wein und Guten Wein herkommen, zumal auf alten Landkarten deutlich Gutewein zu lesen ist, und Jüdewein eine Traube im Siegel führt. Die alturkundliche Namenschreibung beider Orte läßt diese Deutung nicht zu, wenn man auch der Gegend früheren Weinbau deshalb nicht abzustreiten braucht, zumal derselbe immer noch einigermaßen im Flor ist.