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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Frau Perchthen-Bier

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Der gefährliche Werber Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Häckelweiber
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[179]
311.
Frau Perchthen-Bier.

Ohnweit Bodelwitz liegt Döbriz, in dessen Feldflur ein dreieckiger Acker befindlich ist; auf diesem pflegt zur Frühlingszeit Frau Perchtha zu pflügen. Einst sollte ein Mädchen aus Döbriz in Bodelwitz Bier holen, und that dieß auch, gleich jenen Knaben in Schwarza (s. S. 42, da stieß der Rückkehrenden Frau Perchtha auf, die auf ihrem Ackerpfluge saß, und alsbald zu dem Mädchen trat. Frau Perchtha mochte von ihrer Arbeit sehr durstig geworden sein, denn sie trank mit vielem Wohlbehagen das Bier aus der Gießkanne bis zum Grunde aus, und es schmeckte ihr. Als sie dieß gethan, that sie noch etwas – sie ließ ihr Wasser in den Gießer, gab diesen dann dem Mädchen zurück, und sagte: Komm fein bald wieder! – stopfte ihm auch noch einige Holzspähne in den Schuh, und als das Mädchen daheim die Schuhe auszog, fielen sechs Goldstücke heraus. Das arme Kind war so voll Schreck und Angst, daß es kein Wort sagte, und doch sah es mit Grauen, wie gut seine Leute sich das von ihm mitgebrachte Perchthen-Bier schmecken ließen, das noch dazu, gleich jenem Hollen-Bier zu Schwarza, kein Ende nahm, bis das Mädchen das Geheimniß offenbarte; da war es mit einemmal alle.