Zum Inhalt springen

Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Die lederne Brücke

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die schöne Nixe Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der tiefe Brunnen
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[73]
200.
Die lederne Brücke.

Vor Zeiten lag vor der Stadt Elsterberg, welche ihren Namen dem Flusse dankt, der an ihr vorüber fließt, am Fuße der sogenannten Weßnitz, auf einem steilen Hügel ein Schloß, genannt das alte Haus oder die Elsterburg, und dann wurde späterhin ein zweites Schloß, das jetzt noch vorhanden ist, erbaut. Beide Schlösser verband eine lederne Brücke, so geht in Elsterberg die allgemeine Sage, wie fabelhaft dieß klingen möge. Auch durch unterirdische Gänge standen beide Burgen in Verbindung [74] mit einander, davon lassen sich noch bis heute Spuren finden. Es war aber das alte Haus ein Doppelschloß, und dieß mag wohl Verbindung durch eine schwebende Luftbrücke gehabt haben. Man sagt, daß jenes alte Haus ein Raubnest gewesen sei. Im Jahre 1354 wurde es erstürmt und man fing 13 Räuber. Zwölf davon wurden auf dem obern Markte und zwar da wo jetzt der obere Röhrkasten steht, geköpft, der dreizehnte entsprang. Von der erwähnten Weßnitz, einem Walddistrikte, wird erzählt, daß durch sie hin, durch die Stadt und den Steinmühlengrund hinauf, vor alten Zeiten die Nürnberger Landstraße führte. Auch wird ferner erzählt, daß auf dem Schlosse ein großer Goldschatz, eine ganze Braupfanne voll, verborgen liege. Eine weiße Jungfrau bewacht ihn, die ist mit einem großen Schwert bewehrt. Schatzgräber, die nach dem Goldhort strebten, sind übel weggekommen.