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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Klosterschatz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die silberne Orgel Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Kornmutter
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[204]
336.
Der Klosterschatz.

Aus dem alten Kloster gehen, wie für glaubhaft berichtet wird, mancherlei unterirdische Gänge bis zu den Nachbarhäusern, ja einer soll bis in das Rathhaus, ein anderer bis unter die Sorbenburg führen. Zu einer Bewohnerin eines der dem Kloster nahestehenden Häuser kam vor Zeiten ein Klostergeistlicher, der sagte, er wisse für gewiß, und habe es aus alten Schriften, daß nach der Reformation, ehe die Mönche das Kloster verlassen, ein reicher Schatz an guten Kirchengemälden und vergoldeten Statuen in einen Gang geflüchtet und vermauert worden, der unter ihrem Hause sich befinde. Und wenn die Besitzerin Nachgrabung erlauben wolle, so solle sie die Hälfte des Fundes, außerdem keine Kosten haben. Darauf hin wurde die Erlaubniß gegeben, und nicht lange, so war ein breiter schön geplatteter Gang entdeckt, an dessen Ende eine eiserne Thüre sich fand, ja man hatte gewisse Anzeichen, daß nun der Schatz werde zu heben sein. Bevor aber noch der letzte Schritt gethan und die Thüre geöffnet wurde, senkte sich der Boden im Hofe nahe einer Fundamentmauer, verschüttete den Gang, bildete eine tiefe Grube, und bedrohte das ganze Haus mit Einsturz. Dadurch wurde die Dame so erschreckt, daß sie alles weitersuchen [205] einzustellen gebot, und so ist auch dieser Schatz ungehoben geblieben.